Trump baut an Eurasien von Lissabon bis Wladiwostok

Ende Januar 2017 schlug die New York Times Alarm: Trump treibe US-Partner in die Arme von China. Jeroen Dijsselbloem, Vorsitzender der Euro-Gruppe, sagte der Zeitung in einem Interview:

“We’ve always said that America is our best friend,” Jeroen Dijsselbloem, president of the Eurogroup — comprising finance ministers from countries sharing the euro currency — said in an interview with The New York Times on the sidelines of the World Economic Forum in Davos, Switzerland, this month. “If that’s no longer the case, if that’s what we need to understand from Donald Trump, then of course Europe will look for new friends.”

“China is a very strong candidate for that,” he added. “The Chinese involvement in Europe in terms of investment is already very high and expanding. If you push away your friends, you mustn’t be surprised if the friends start looking for new friends.”

Übersetzung von Dijsselbloems Aussage:

Wir haben immer gesagt, dass Amerika unser bester Freund ist. Wenn das nicht mehr der Fall ist, wenn es das ist, was uns Donald Trump zu verstehen geben will, dann wird Europa natürlich nach neuen Freunden suchen. China ist ein sehr starker Kandidat dafür. China investiert bereits sehr viel in Europa, mit steigender Tendenz. Wenn man seine Freunde wegschubst, muss man nicht überrascht sein, wenn die Freunde nach neuen Freunden suchen.

Rührend, das Gerede von Freunden auf Kindergartenniveau. Wenn du nicht mehr mein Freund sein willst, suche ich mir neue Freunde! Davon abgesehen ist die Botschaft natürlich klar. Das war noch lange vor Merkels Reise in die USA und die EU hat schon maximal offen mit einem transatlantischen Bruch gedroht, wenn Trump sich nicht fügt.

Wie fügsam Trump ist, konnte inzwischen jeder sehen, der fähig ist, Taten zu sehen. Er hat die EU so sehr es nur ging vor den Kopf gestoßen. Immer wieder. Immer wieder. Bis die letzten Zweifel ausgeräumt waren und Merkel die Scheidung der EU von den USA eingereicht hat. Gabriel sprang der Kanzlerin sofort bei.

Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt, ist nach offizieller Lesart das Pariser Klimaschutzabkommen. Trump hat angekündigt, es aufzukündigen. Oh, oh! Das x-te Abkommen in der Reihe von niemals ernst genommenen und umgesetzten Abkommen ist plötzlich das wichtigste auf der Welt. Als Zombie würde ich mich beschweren für dieses schlechte Theater. Aber gut, wir haben, was wir uns verdient haben und damit müssen wir arbeiten.

China jedenfalls findet das Klima-Abkommen auch gaaanz wichtig. Welch passende Einigkeit mit der EU. China und EU sind wie gemacht füreinander. Schaut, wie sehr wir gemeinsam für Klimaschutz heucheln kämpfen! Ja, wir sind füreinander gemacht. Die ARD treibt das Schauspiel für die Dümmsten auf die Spitze, mit der Schlagzeile “Pläne von EU und China. Klima-Allianz gegen Trump?” Und welch Zufall, Chinas Premier Li Keqiang ist sogleich in Brüssel zu Besuch, um die verlorenen Schäfchen einzusammeln. Chinas Prsident Xi hat sich nicht persönlich blicken lassen. Wozu auch? Die Übergabe der Schafe hat er in Florida mit Trump persönlich abgeklärt, den Rest erledigt sein Mitarbeiterstab.

Der Klima-Anlass ist peinlich, aber der Wirkung tut das keinen Abbruch. EU und China teilen gemeinsame Werte, die USA stehen alleine da. Sehen Sie, mit derart billigem Theater werden geopolitische Umwälzungen den Zombiemassen nahegebracht. Emotional (das Klima!), leicht verständlich (böser Trump, gute Chinesen).

Indem Trump die EU abstößt, zwingt er sie in die eurasischen Integrationsprojekte. Selbst wenn die EU voller Clintonisten ist, kann sie gar nicht anders, als sich nach Osten zu orientieren. Dabei war die Trennung von Westeuropa und Asien die große Strategie der USA seit dem Zweiten Weltkrieg. Trump bricht damit. Mit Absicht. Er weiss genau, was er tut und er tut es bewusst. Es wird die neue multipolare Weltordnung etabliert. Vor unseren Augen!

Im Klima-Theater geht übrigens unter, dass die EU geopolitisch wild herumgeschubst wird. Plötzlich herrenlos, ohne Militär, mit einem Weltbild von gestern, das ist die heutige EU. Aber wir wollen nicht alles schlechtreden. Die EU verfügt immer noch über eine hoch entwickelte Industrie und eine grenzenlose Überheblichkeit. Unser Startpaket für den Neuanfang.

Nachtrag, 02.06.2017:

Gemeinsame Klimaerklärung von China und EU ist vorerst gescheitert. Schuld daran ist die Weigerung der EU, China als Marktwirtschaft anzuerkennen. Sie verstehen schon, das ist absolut zentral für den Klimaschutz… als Zombie würde ich mich wirklich beschweren.

Der Hintergrund des Scheiterns basiert auf der Kombination der oben erwähnten “Xi lässt die von Trump überlassenen EU-Schafe einsammeln” und “grenzenlose Überheblichkeit der EU”.

Die EU verweigert China die Anerkennung als Marktwirtschaft, um den EU-Markt gegenüber China zu verschließen. Das dürft ihr bei uns nicht verkaufen, weil wir das selbst produzieren und loswerden wollen ihr keine Marktwirtschaft seid. In diesen Konzern dürft ihr nicht investieren, weil die CIA das verboten hat ihr keine Marktwirtschaft seid. So ist der freie Markt, die westliche Wertegemeinschaft ist frei zu entscheiden, wer was wohin verkaufen darf und wer nicht. Keqiang war gekommen, um das zu ändern. Weil Trump die EU an China weitergereicht hat. Aber die Überheblichkeit der EU lässt sie nicht verstehen, was vor sich geht. Das ist schlecht für uns, weil die EU dafür bestraft werden wird und am Ende doch an China weitergereicht wird, nur vorher geprügelt und mit schlechteren Verträgen als zusätzliche Bestrafung. Die EU ist ein Objekt der Geopolitik, bauscht sich aber wie ein Subjekt auf. Die EU glaubt, dass China an EU andockt und die EU eine Führungsrolle in Eurasien einnehmen wird. Überheblichkeit geht einher mit Blindheit, Dummheit, der Unfähigkeit zur strategischen Voraussicht und der resultierenden Notwendigkeit, aus Bestrafung zu lernen statt aus klugen Gedanken.

Juchei! Wir sind die größten! Deppen.

Veröffentlicht in Analysen Getagged mit: , , , ,

Trumps große Auslandsreise – was ist aufgefallen?

Trump hat eine große Auslandsreise absolviert. Saudi-Arabien, Israel, Brüssel. Was haben wir daraus gelernt? Welche Schlüsselbotschaften hat es gegeben? Welche Weichen wurden für die Zukunft gestellt?

Bitte keine unkomentierten Links einstellen, sondern die Kernaussage zitieren oder formulieren.

Veröffentlicht in Analysen Getagged mit: ,

In der Kürze liegt die Würze (14) – Das Herz der Finsternis

Washington ist das “Herz der Finsternis”.

SPON ist nicht allein mit solcher Verblödung. Diese Linie reicht in Deutschland bis zu lokalen Jugend-Radiosendern, ist repräsentativ im Mainstream. Das ist systematische Verblödung. Die mediale Auseinandersetzung mit den USA wird völlig von Sachlichkeit befreit. Die Methode ist natürlich nicht neu. Gegenüber Russland, China und vielen anderen ist dieses Vorgehen längst Standard. Aber jetzt richtet es sich gegen den eigenen Herren. So kann man die Leute auch zum totalen Kollaps des Weltbildes treiben. Um ihnen dann genauso unsachlich und mit Floskeln aus Fantasy-Romanen ein neues Weltbild einzuprogrammieren.

Veröffentlicht in Analysen Getagged mit: ,

Es gibt keine von Geheimdiensten unabhängigen Terrorakte

Aus aktuellem Anlass. Alle Terroristen und alle Terrorakte gehen auf das Konto von Geheimdiensten. Es gibt praktisch keine “freien”, “unabhängigen” Terroristen, die eigeninitiativ und von den Geheimdiensten unbemerkt handeln. Sie sind alle geheimdienstlich gesteuert.

Um zu erkennen, wer hinter einem Terrorakt steht, muss man schauen, wer davon profitiert und wer davon zu profitieren versucht.

Der jüngste Terrorakt in Manchester fand zwei Wochen vor einer Parlamentswahl statt. Jemand versucht die Stimmung in eine bestimmte Richtung zu lenken.

Der Attentäter war den Behörden seit Jahren bekannt. Glaubensbrüder und Verwandte haben die Behörden auf seine extremistischen Einstellungen, seine Radikalisierung und seine Bewunderung für den IS mehrfach hingewiesen. Seit 2001 führt der Westen offiziell einen Krieg gegen Terror. Unzählige Bürgerüberwachungsmaßnahmen wurden und werden damit legitimiert, dass man eben solche Täter entdeckt und unschädlich macht. Nach über 15 Jahren “Kampf gegen den Terror” muss man eine gewisse Routine und Professionalität annehmen. Dass die Behörden einen Extremisten trotz mehrfacher unzweideutiger Warnungen zufällig ignorieren, sollte inzwischen auch den gutgläubigsten Menschen verdächtig erscheinen.

Der Täter war bekannt, aber man hat ihn gewähren lassen. Man hat ihn mindestens gewähren lassen. Die Täter gewähren zu lassen ist die “sanfteste” Kontrollmaßnahme der Geheimdienste. Sie besteht im Nichteinschreiten. Im Fall von Manchester ist es mal wieder (nicht zum ersten mal) so offensichtlich, dass es sich nicht verheimlichen lässt.

Die tatsächliche Kontrolle reicht aber viel tiefer. Selbstmordattentäter können gekauft werden, indem man ihnen anbietet, ihre Familien in der Heimat fürstlich zu versorgen. Und manche “Selbstmordattentäter” sind gar keine. Man nehme einen jungen Mann, den man regelmäßig mit Botengängen beauftrage. Bring diese Tasche dahin. Hol ein Packet von dort ab. Der junge Mann kann jeden Dollar gebrauchen und es ist ein einfacher Job. Irgendwann explodiert die Tasche des Boten und schon hat die Welt einen “Selbstmordattentäter”, der selbst genauso Opfer des geheimdienstlichen Anschlags geworden ist wie alle anderen. So einfach kann das gehen, so verdammt einfach. Und nach oben sind den Kontrollmaßnahmen keine Grenzen gesetzt.

Nachtrag, 28. Mai 2017:

Der 22-jährige Täter hat am 22. May ein Geschenk für Theresa May gemacht, indem er bei einem Anschlag 22 Menschen in den Tod riss. Die Uhrzeit 22:22 Uhr hat er nicht ganz einhalten können, aber er war nah dran.

Sicherheit und Terrorabwehr wurden umgehend zum Wahlkampfthema. Und siehe da:

Die Labour-Partei hat laut einer aktuellen Umfrage deutlich aufgeholt. Von 24 Prozentpunkten im April schrumpfte der Abstand zwischen Mays Konservativen und Corbyns Labour-Partei laut einer YouGov-Befragung auf nur noch fünf Prozentpunkte (43:38).

Veröffentlicht in Analysen Getagged mit: , ,

Nordkorea: Trumps Bluff

Eine Woche lang sah es so aus, als ob Trump einen Militäreinsatz gegen Nordkorea ernsthaft in Erwägung zog. Es gab verschiedene Szenarien, in denen das Sinn machen konnte und es gab Marker jenseits der Medienhysterie, etwa den Abzug von Diplomaten und deren Angehörigen aus Nordkorea.

Jede Kleinigkeit schien das Fass zum Überlaufen bringen zu können. Zum Beispiel ein angekündigter Raketentest Nordkoreas. Der Raketentest wurde dann doch abgehalten und schlug offiziellen Angaben zufolge fehl, was allen Seiten die Gesichtswahrung erlaubte. Das Weiße Haus ruderte schon vor dem Raketentest verbal zurück und nahm die Verpflichtung zu einer Reaktion von sich. Dann zeigte sich, dass die US-Flotte gar nicht wie angekündigt auf dem Weg nach Nordkorea war, sondern irgendwo bei Australien herumschiffte. Spätestens an diesem Punkt war klar, dass es mit ernsthaften Kriegsvorbereitungen nicht so weit her war. Trump hat Theater veranstaltet.

In den Kommentaren zu diesem Artikel wurden weiter unten (in verschiedenen Kommentaren) die möglichen Szenarien zu Nordkorea aufgerollt:

1. Norkoreanisches Atomwaffenprogramm zerstören. Hier gilt: Je präziser und saberer, desto besser. Das Regime ist völlig egal. Schaden von Nordkoreas Antwort ist zu minimieren. Am Ende können sich alle feiern. USA haben ihr Ziel erreicht; Nordkorea hat den Eindringling heldenhaft in die Flucht geschlagen; Russland und China haben als Vermittler ihren Status als geopolitische Mächte, die Schlimmeres verhindert haben, belegt. Die letzten Raketenstarts der USA wären in diesem Szenario als Tests vor dem Ernstfall einzuordnen.

2. Nordkorea zu einem (Atom-)Raketenschlag gegen Südkorea/Japan/USA provozieren, um anschließend US-Schulden abzuschreiben. Hier gilt: Es braucht Opfer und größte Dramatik. 911 in XXL. (Zur Not könnten die USA übrigens selbst eine Rakete auf eines der Zielgebiete abschießen und behaupten, Kim wäre es gewesen.) Wenn die USA getroffen werden, schreiben sie ihre Schulden ab – man kann vom Opfer einer solchen Tragödie doch keine Schulden einfordern, wie sähe das aus… Wenn Südkorea/Japan getroffen werden, eilt USA zur Hilfe und schreibt dann die Schulden gegenüber diesen ab – für die Rettung vor dem bösen Kim in allerhöchster Not ist das nur angemessen, nicht wahr? China hilft auch fleißig mit, USA und China verbrüdern sich dabei fast, China bekommt die Aufsicht über die Konfliktzone, die US-Schulden bei China werden im Gegenzug abgeschrieben. In diesem Szenario sind die letzten Muskelspiele der USA als Bluff einzuordnen, um Kim vom Ernst der Absichten zu überzeugen und ihn zum Erstschlag zu provozieren. Die Rache der USA wird darin bestehen, ihre Waffenlager auf Nordkorea zu entleeren. Weil darauf aber keine Besatzung folgt, können in geopolitischer Hinsicht alle gut damit leben. Der Abstieg des Hegemons lässt sich anschließend sehr gut verkaufen.

(….)

[Einen großen Krieg] sehe ich nicht kommen, in keinem der mir sinnvoll erscheinenden Szenarien. (….) Sie alle sind im Bilde, alles ist abgesprochen mit den USA. Wenn China und Russland einverstanden sind, können Sie schon selbst erahnen, um welchen Maßstab von Krieg es sich handeln kann. (…) Es kann allenfalls ‚ein wenig Kriegs-Theater‘ geben – was völlig zynisch klingt angesichts der Toten und der Zerstörung, die es mit sich ziehen würde, aber den Unterschied zu den Weltkriegen und deren Maßstab verdeutlicht. Gegen einen echten großen Krieg in Fernost würden sich China und Russland ganz anders positionieren, als sie es in der gegenwärtigen Situation tun. Folglich sehen sie keinen großen Krieg kommen, folglich ist alles abgesprochen.

(…) Das Szenario ganz ohne Krieg darf man nicht vergessen; in diesem Szenario ist die kürzlich erfolgte Eskalation pures Zombie-Theater. Das Ziel hierbei: Jeder geopolitische Rückzug der USA wird zu Tarnzwecken durch maximal machohaftes Hegemon-Verhalten eingeleitet. Die letzten Kapriolen der USA in Syrien, Afghanistan und gegenüber Nordkorea fügen sich bisher sehr gut in dieses Muster ein. Wir brauchen noch ein wenig Beobachtungszeit, um es zu verifizieren. Von den drei Szenarien, die ich hier in den Kommentaren inzwischen dargelegt habe, ist dieses letzte das friedlichste und für mich im Moment auch das wahrscheinlichste, weil es die wenigsten Widersprüche im beobachteten Verhalten aller Beteiligten generiert.

“Ein wenig Beobachtungszeit” ist jetzt um.

Nordkorea hat am 13. Mai einen weiteren Raketentest durchgeführt. Diesmal haben sie erfolgreich eine mobile interkontinentale Rakete getestet. Das ist eine Rakete, die die US-Westküste erreichen kann. Das ist viel dramatischer für die USA als der vorherige Raketentest. Und? Nichts. Das Weiße Haus kommentierte das so:

With the missile impacting so close to Russian soil – in fact, closer to Russia than to Japan – the President cannot imagine that Russia is pleased.

(…)  Let this latest provocation serve as a call for all nations to implement far stronger sanctions against North Korea.

Das Weiße Haus bangt plötzlich um Russlands Sicherheit. Nordkoreas Raketen werden zu Russlands Problem erklärt. Kein US-Problem. Soll Russland sich doch drum kümmern, ist doch Russlands Bedrohung. Dazu noch ein kleiner Aufruf zu mehr Sanktionen gegen Nordkorea und das war es. Das Weiße Haus hat den Raketentest damit marginalisiert. Wenn überhaupt, müssten sich die Russen darum sorgen, nicht die USA.

Russland hat lapidar abgewinkt, unter anderem in Person von Putin, der auf Anfrage von Journalisten erklärt hat, dass dieser Test keine Bedrohung für Russland dargestellt hat.

Auf der großen Bühne ist das Thema damit gegessen. Trumps Nordkorea-Theater war also ein einmaliger reiner Bluff. Pures Theater.

Das Ziel hierbei: Jeder geopolitische Rückzug der USA wird zu Tarnzwecken durch maximal machohaftes Hegemon-Verhalten eingeleitet.

Das können wir uns inzwischen einrahmen. Und hier noch mal nachlesen, immer wieder. Und als Referenz darauf feststellen, dass wir nicht nur wissen, dass Theater veranstaltet wird, sondern inzwischen auch gut erkennen können, welches Stück genau aufgeführt wird.

Und zum Abschluss noch ein Kurzkommentar von jim_garrison, der die innenpolitische Dimension des außenpolitischen Theaters einfängt:

Die US-Politik ist echt amüsant.

Um seine Politik machen zu können, muss der Präsident jemanden bomben und am Rande eines nuklearen Krieges balancieren. Dann gehen seine Gesetzesvorhaben durch, und ein störender Behördenchef kann des Amtes enthoben werden.

Veröffentlicht in Analysen Getagged mit: , , , , ,

In der Kürze liegt die Würze (13) – Farbige Revolutionen

Dick Cheney, damaliger Vize-Präsident der USA, in seiner Rede auf einer Konferenz in Vilnius im Jahr 2006:

This conference has drawn together men and women from diverse nations and cultures, and from many different callings here today. We have elected and appointed officials, community activists, entrepreneurs, students, brave leaders of color revolutions.

Soll ohne weiteren Kommentar hier verweilen, für den Fall, dass jemand irgendwann noch den Mut aufbringt zu behaupten, dass “Farbige Revolutionen” ein von russischer Propaganda ausgedachter Kampfbegriff ist.

Veröffentlicht in Analysen Getagged mit: , ,

Großvater Agwan

Igor Rasterajew, den wir hier schon kennengelernt haben, mit seinem Gedicht “Großvater Agwan” (“Дед Агван”):

Den russischen Text gibt es hier auf der Seite des Autors.

Meine Übersetzung ist wie immer möglichst wortgetreu:

Großvater Agwan

Ich habe meine eigenen Großväter nicht gesehen,
Das konnte ich auch gar nicht:
Noch vor meiner Geburt
Sind sie alle verstorben.

Aber ich bin nicht vom Schicksal benachteiligt,
Ich bin trotzdem glücklich.
Ein Großvater war in der Nähe, wenn auch kein leiblicher,
So doch ein heiß geliebter.

Er war kein Russe – sondern Armenier,
Aus einem Dorf, aus dem Volk –
Agwan Tigranytsch Grigorjan,
Jahrgang 26.

Er war ein Held und Veteran –
Wie aus dem Bilderbuch –
Für alle. Aber ich habe ihm
Eiswürfel hinter den Kragen geworfen.

Von Kindheit an wusste ich alles über den Krieg –
Denn der Großvater hat ungeschönt
Mich täglich unterrichtet
Bei einem Teller Grießbrei.

Es war so: er hat in Frieden
Schafe am Ararat gehütet.
Doch plötzlich ging
Die deutsche Armada auf uns los,

Damit weder Russen, noch Armenier
Hier weiter leben konnten,
Aber dann kam Großvater Agwan angefahren,
Und er war schwer dagegen.

Er kam angefahren, natürlich nicht allein…
Wie Flüsse flossen dorthin zusammen
Tausende Georgier,
Kasachen und Usbeken…

Als vielsprachiger Haufen
Besetzten sie die Schützengräben.
Und in jenen Schützengräben
Sind sie schlagartig russisch geworden.

Statt der Schaafe waren dieses mal
Andere die Tiere.
Und der Großvater hütete “Tiger”
Durch das Zielvisier, heizte den “Pantern” ein…

Auf russisch konnte er sich zunächst
Nicht sonderlich verständigen,
Aber den Ausdruck “durchgeknallt”
Verstand er durchaus – wörtlich.

Ich konnte mit dem Großvater
Gut drei Teller von dem Brei essen,
Lauschend, wie sie zu Fuß
Nach Westen aufgebrochen waren.

Und so wie immer, abermals
Haben sie ordentlich eingeschenkt…
Und dann ging die Geschichte so,
Wie in einer Seifenoper:

“Berlin, April. Die Erde bebt.
Geschosse, Kugeln – wie Hagel…”
Und Großvater läuft über die Straße
Mit einem erbeuteten Gewehr.

Um ihn herum – zerstörte Häuser,
Dem kaukasischen Bergkamm gleich.
Großvater hat fünf Granaten bei sich,
Dann sieht er, auf einem Trümmerhaufen

Liegt und stöhnt ob seiner schweren Wunden,
Allein wie ein Blatt im Sturm,
Genau so wie er selbst, ein Junge,
Nur in der deutschen Uniform.

Und er zeigt Großvater auf ein Fenster,
Erklärt ihm mit den Händen,
Dass er neben seinem eigenen Haus
Daniederliegt im Sterben.

Dass seine Eltern dort drin sind,
Dass er von hier ist, ein Berliner,
Der Krieg hat ihn
Bis vor das eigene Haus gespült.

Zusätzlich zu seinem eigenen Gepäck,
Und obwohl er nicht der stärkste war,
Lud Großvater ihn auf und trug ihn herauf –
Ins Stockwerk, wo Papa und Mama waren,

Wo eine Explosion den Balken verzog,
Wo eine Öllampe Wärme spendet:
“Empfangt, ‘Frau’,
Euren deutschen Soldaten”…

Wenn Großvater von diesem Augenblick sprach,
Veränderte er sich plötzlich:
Wie schrecklich der Schrei der Mutter war,
Wie er dort geblieben ist.

Wie in der Küche, in der ein Kerzenständer leuchtete,
Ihm Wasser erwärmt wurde,
Wie er mit dem Schmutz den Hass abwusch,
Der sich in Jahren und Wochen angesammelt,

Wie er auf weißen Laken schlief
Inmitten von Krieg und Hölle
Und wie er träumte von friedlichen Tagen
Im Ararat-Tal.

Wie er am Morgen wieder aufgebrochen war
Zum nahen Tag des Sieges,
Er hörte hinter sich “Danke schön”,
Und antwortete “Прощайте”… [“Lebt wohl”]

Hier unterbrach ich immer ihn,
Kaum je zu Ende lauschend:
“Opa, was ist das für ein Quatsch?
Erzähl über das Schießen!

Erzähl, wie du im Feuer branntest,
Wie du fast auf der Mine gestorben wärst…”
Ich habe mich nicht interessiert
Für Laken in Berlin.

Aber Großvater wurde still,
Holte einen Nachschlag Brei
Und stopfte mir den Brei in den Mund,
Damit ich schneller wachse…

Er ist schon weg, und ich bin groß.
Und plötzlich habe ich verstanden:
An jenem Tag fand der wichtigste Kampf statt –
Um Menschlichkeit.

Veröffentlicht in Analysen Getagged mit: ,

Heckler & Koch haben verstanden

Das deutsche Unternehmen Heckler & Koch, das im letzten Jahr fast 40% seines Umsatzes auf dem zivilen Waffenmarkt der USA erwirtschaftet hat, verlegt die Produktion der entsprechenden Güter in die USA. Der Chef des Unternehmens gesteht ganz offen ein, dass Trumps Politik der Grund ist.

Ergänzung zu diesem, diesem und diesem Beitrag.

Veröffentlicht in Analysen Getagged mit: , , ,

Gedanken über die zukünftige EU-Armee – dritte Ergebnisse

Erste Stellungnahme bezüglich EU-Armee und Libyen:

In Nordafrika ist Libyen der beste Kandidat. Libyen, das von der EU selbst zerstört wurde, ist ein herrliches Territorium, um die neue EU-Armee trainieren zu lassen.

Aktualisierung zu Libyen:

Libyen ist noch zu heiß für die EU. Nicht umsonst habe ich der EU ein ganzes Jahrzehnt Zeit eingeräumt, um die militärische Nase in Libyen reinzustecken. Inzwischen hat es Hinweise gegeben, dass Putin seine Hand nach Libyen ausstreckt. Wenn sich das bestätigt, wird die EU allenfalls von Putins Gnaden in Libyen tätig werden.

Hervorhebung von mir.

Bei Merkels Visite in Sotschi gab es eine Fortsetzung. Putin bei der Begrüßung von Merkel:

(…) Und natürlich werden wir dieses Treffen nutzen, um über die bilateralen Beziehungen zu reden, über die problematischsten Punkte, ich meine die Ukraine, Syrien, vielleicht irgendwelche andere Regionen.

Merkel bei der Begrüßung:

Natürlich werden wir auch internationale Angelegenheiten besprechen: Die Situationen in der Ukraine, Syrien, Libyen.

Hervorhebung von mir. Übersetzungen von mir.

Merkel will um Putins Gnade bitten. Herrlich übrigens, wie Putin den Pass gespielt und Merkel annimmt.

Aber… nach dem Treffen auf der Pressekonferenz war noch kein Doppelpass gespielt worden. Putin sprach vom Austausch über Syrien und Ukraine, erwähnte Libyen aber mit keinem Wort. Dafür Merkel:

Ich hoffe, wir werden dann auch noch die Gelegenheit haben, über Libyen zu sprechen, weil auch dies eine große Herausforderung ist.

Einig sind wir uns im Kampf gegen den internationalen Terrorismus. Hierbei können Deutschland und Russland noch enger zusammenarbeiten. Aber wir als Deutschland leisten in der Anti-IS-Koalition auch unseren Beitrag, um den islamistischen Terrorismus zu bekämpfen. Hierbei sind wir auch mit Russland einer Meinung.

Putin hat sie also in der ersten Gesprächsrunde abblitzen lassen, was Verhandlungen über Libyen angeht. Merkel musste ihr öffentliches Bittgesuch wiederholen und Werbung für das Thema machen. Am Anfang der Pressekonferenz wurde angekündigt, dass die Gespräche anschließend weiter gehen würden.

Ob Merkel doch noch über Libyen sprechen konnte? Vielleicht, aber ihre Verhandlungsposition war stark geschwächt wegen der Tatsache, dass sie zwei mal um das Thema buhlen musste und Putin kein Interesse dafür zeigte.

Veröffentlicht in Analysen Getagged mit: , ,

Das Kurdenproblem

Aus den Kommentaren zur Frage des Kurdenproblems und der “bösen” Kurden:

Sie sind nicht besser oder schlechter als andere. Sie sind ein größeres Problem, weil unsere westlichen Medien ihnen einen Heiligenschein über die Köpfe gemalt haben (was keine objektive Begründung hat, sondern ausschließlich geopolitischen Zielen geschuldet ist) und die Kurden damit gegen jede Kritik und gegen jedes Eingreifen beschützen. Die Kurden wissen das natürlich und das Wissen darum, dass sie zu Unantastbaren und zu dem Guten schlechthin erklärt wurden und erklärt werden, und dass alle, die auch nur ein Wort gegen die Kurden sagen, zum Bösen schlechthin erklärt werden und bekämpft werden, das Wissen darum verleitet die Kurden dazu, schlechter zu sein, als sie eigentlich sind. Es ist so, als wenn Sie einem Menschen sagen, dass er quasi heilig ist und ein Recht auf Grundbesitz in Deutschland hat und diesem Menschen auch noch Waffen geben und ihm dabei helfen, durch Deutschland zu streifen und Boden als seinen eigenen zu beanspruchen. Normale Menschen werden dadurch zu Kriminalität verleitet und Menschen mit krimineller Ader werden völlig maßlos in ihren Verbrechen, weil sie offiziell ja das Gute sind, das nicht bekämpft werden kann, und weil ihnen das nicht nur zugesichert wird, sondern weil sie dabei auch mit Taten von äußerst mächtigen Staaten unterstützt werden.

Die Kurden sind nicht böse, sie sind einfach ein Problem, weil gewisse Kreise sie ganz bewusst zu einem Problem gemacht haben. Und da die Kurden mit Waffen versorgt wurden und militärisch ausgebildet worden sind und laufende militärische und geheimdienstliche Unterstützung erhalten, sind sie ein Problem, das nicht mit rein politischen Mitteln neutralisiert werden kann. Die militärische Macht, die (ob eingesetzt oder nur angedroht) zur Lösung des Kurdenproblems notwendig ist, kann derzeit nur Erdogan offen gebrauchen, weil er die Kurden nie auch nur ansatzweise als das Gute akzeptiert hat und daher niemandem moralisch verpflichtet ist, die Kurden mit Samthandschuhen anzufassen.

Und wenn wir vom Kurdenproblem reden, dann reden wir nicht von den einfachen Kurden, die täglich ihrem Broterwerb nachgehen, sondern wir reden von den Kurden, die auf den Gehaltslisten der westlichen Staaten und Geheimdienste stehen, von diesen für den Kampf ausgebildet worden sind und von diesen für den Kampf ausgerüstet werden. Der Westen benutzt die Kurden, um den Nahen Osten zu sprengen. Das ist ein Problem und diejenigen Kurden, die sich dafür einspannen lassen, sind ein Problem.

Die Kurden stellen das gleiche Problem wie der IS dar – eine Gruppierung entlang ethnischer oder religiöser Merkmale (Standardvorgehen immer und überall…), die zur Sprengung des Nahen Ostens eingesetzt wird. Aber während der IS medial als das Böse stilisiert wurde, sind die Kurden als das Gute stilisiert worden. Am Boden sind das genau die gleichen Söldner. Der Unterschied ist, dass niemand etwas schlechtes sagen kann, wenn Russland mit seiner Koalition den IS militärisch zerstört, während das mit den Kurden ganz anders aussieht. Das macht die Kurden zu einem viel größeren Problem als den IS. Das Drehbuch der Matrix sieht nicht vor, dass man das Kurdenproblem einfach so lösen kann.

Veröffentlicht in Analysen Getagged mit: ,