In der Ukraine wird ein radikaler politischer Richtungswechsel vorbereitet. Hier die Marker:
Ein US-Propagandablatt in der Ukraine berichtet über illegale Häftlinge des ukrainischen Geheimdienstes SBU, über Folter und Misshandlungen. “Kreml-Propaganda” in einer US-geführten, patriotischer ukrainischer Zeitung? Das heißt, dass die USA einen Deal mit Moskau haben.
Ein anderes ukrainisches Medium berichtet über den Beschuss von Zivilisten in Gorlowka durch die ukrainische Armee im Jahr 2014. Wieder “Kreml-Propaganda” der übelsten Art. Ein sehr emotionaler Artikel, in dem unter anderem bildlich der Tod einer jungen Frau und ihrer kleinen Tochter beschrieben wird.
Wir sehen mächtige Dolchstöße in die totale ukrainische Propagandaglocke. Von innen heraus, aus der Ukraine selbst. Auch von US-geführten Medien. Noch sind es nur Internet-Artikel, die keine Mehrheit erreichen. Ein langsamer Anfang. Das Ziel ist klar. Das Weltbild, das in den letzten zwei Jahren unter der ukrainischen Propagandaglocke etabliert wurde (“wir sind Europäer; die EU kann es kaum abwarten, uns aufzunehmen; Russland will unsere freie Wahl verhindern und überzieht uns mit Krieg; alles, was über unsere Verbrechen berichtet wird, ist Kreml-Propaganda” usw.), hat sich ausgelebt. Dieses Weltbild wird zerstört und dann durch ein anderes ersetzt werden. Durch was für eins?
Ein ukrainischer Politologe, der Poroschenkos Lager nahe steht, kündigt die Richtung an:
Der Westen hat seinen Höhepunkt überschritten. Es gibt ihn nicht mehr. Sie sind auf dem absteigenden Ast. Der Westen ist noch stark genug, deshalb ist es wichtig, dass die Politik des Westens, und vielleicht auch die Politik des Osten… Also, wir brauchen eine neue Politik des Ostens.
Ist es nicht so? Erdogan hat aus irgendwelchen Gründen einen Brief [an Putin] geschrieben. Weil er verstand, dass sein Sturz vorbereitet wurde. Und er bereitete sich darauf vor, schützte seine Rückseite. (…) Er ist diesen Weg gegangen und schauen Sie, ist ihm die Krone vom Kopf gefallen? Nein, ist sie nicht.
Das bedeutet, auch wir werden es so machen müssen. Oder es werden andere Leute an unserer Stelle machen. Das muss man verstehen. Die Welt verändert sich sehr schnell. Es ist wie bei einem Kaleidoskop, zack und ein anderes Bild ist da. Und dann werden die neuen Leute gezwungen sein, neue Außenpolitik zu betreiben. Sowohl westliche als auch östliche. (…)
Der Brexit und das Referendum in der Niederlande sind sehr wichtig, denn als wir uns den Westen als Stützsäule genommen haben… für das heutige Regime ist der Westen die Stützsäule, aber wenn der Westen lasch wird und auseinanderfällt und diffus wird, dann ist klar, dass die Stützsäule zu einem Sumpf wird.
Und eine andere Stützsäule haben wir nicht. Weder eine innere… Zu Russland? Übrigens, sie werden keine Zweivektorpolitik mehr annehmen, nur damit Sie es wissen. Vergessen Sie darüber. Entweder seid ihr UNSERE oder ihr steht abseits. So stellt man da jetzt die Frage und das ist eine sehr ernste Herausforderung.
Und diese Stützsäule, sie fehlt innen wie außen, verstehen Sie? Wo wollen Sie im Inneren eine Stützsäue finden? In der Wirtschaft, die fällt? In diesem Chaos? In der kognitiven Anarchie, die in der Gesellschaft vorherrscht? In diesem innerparlamentarischem Chaos? Wo finden Sie sie?
Hui. Noch ein Dolchstoß. Mitten ins falsche ukrainische Herz, das die Freunde aus dem Westen der Ukraine implantiert haben.
Was die Zweivektorpolitik bzw. ihre Unmöglichkeit angeht. Ich kann den Link nicht mehr finden, aber im Jahr 2014, als die Krise auf dem Höhepunkt war und die westliche russophobe Propaganda den Verstand auch bei Deutschen vollkommen vernebelte, brachten strategische Analysten, ich glaube aus den USA, einen sehr interessanten Artikel. Dort analysierten sie die Lage der Ukraine und die möglichen Entwicklungen. Sie kamen zu dem Schluss, dass die Ukraine unmöglich rein westlich werden konnte, wie es der Maidan und unsere Verblödungspresse propagierten. Als realitische Möglichkeiten wurden angegeben, dass die Ukraine entweder ein neutraler Staat wie Finnland wird oder ein Stat unter alleiniger Einflusssphäre Russlands. Das hinge vom Verhalten des Westens ab, schrieben die Analysten. Wenn der Westen Putins Angebot von 2014 zur Errichtung einer neutralen Ukraine annimmt, wird die Ukraine neutral. Wenn der Westen weiter versucht, die Ukraine russophob und rein westlich zu machen, wird die Ukraine komplett russisch. Die Autoren plädierten dafür, Putins Angebot anzunehmen, weil es langfristig besser für den Westen wäre. Tja. Die Politik hatte andere Berater. Und die dramatische Wende, die jetzt in der Ukraine eingeleitet wird, kommt nicht überraschend.
Michael Surabow, der russische Botschafter in Kiew seit 2010, wird ausgetauscht. Surabow war ein persönlicher Freund von Poroschenko und hat in der Ukraine alle russischen Interessen verkackt, als die USA den Putsch und die anschließende Züchtung von Nazis und Faschisten organisierten und die ukrainischen Beziehungen zu Russland auf allen Ebenen abbrachen oder feindlich gestalteten. An Surabows Stelle kommt Michael Babitsch, ein KGB/FSB-Geheimdienstler. Die Zeit des passiven Wartens ist vorbei, die Zeit für Veränderungen ist gekommen. Veränderungen, die schon sehr bald beginnen werden und die unter der Kontrolle von verlässlichen Leuten stattfinden sollen. Veränderungen, die in Deutschland auf wenig Interesse stoßen werden, weil sie nicht zu Russlands Schaden sein werden und weil der Krieg sich von der Ukraine und dem Nahen Osten und dem Norden Afrikas bis zu uns vorgearbeitet hat und wir jetzt genug mit uns selbst zu tun haben. Wen interessiert hier noch die Ukraine, wenn sie nicht als Rammbock gegen Russland missbraucht werden kann?
PS: Wie schlecht es um die ukrainische Zentralmacht bestellt ist, zeigt dieser Marker. Eine russische Telefonstreich-Sendung, die bei Politikern und Funktionären aus aller Welt anruft, sich unter falschem Namen (ebenfalls bedeutender Politiker und Funktionäre) vorstellt und den Gesprächspartnern Dinge entlockt, die nur in privaten Gesprächen geäußert werden. In der verlinkten Sendung waren es unter anderem der WADA-Chef, dem angeblich der ukrainische Sportminister einen Anruf abstattete, und der ukrainische Sportminister, den angeblich der WADA-Chef anrief. Als der angebliche WADA-Chef den echten ukrainischen Sportminister fragte, ob man bei der (angeblich) anstehenden Reise in die Ukraine ein paar Labore besuchen könne, antwortete der Sportminister, dass das geht. In Kiew. In Kiew könne man für die Sicherheit der ausländischen Delegation garantieren und da könnten entsprechend beliebige Laborbesuche eingeplant werden. Das heißt, jenseits der Hauptstadt hat Kiew nicht mehr genug Kontrolle, um ausländischen Gästen eine sichere Reise zu ermöglichen. Das ist Dezentralisierung auf ukrainisch.
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