Die russische Seele


ЛЮБЭ “За тебя, Родина-мать” (Ljube “Für dich, Mutter-Heimat”)

Dieses Album hat die russische Seele eingefangen. Mit all ihrer Tiefe, Liebe, Melancholie, Einfachheit, Unergründlichkeit, Stärke und Härte.

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Über verschiedene Arten des Wirtschaftens

Es war einmal, da sind die Menschen als Wildbeuter (Jäger und Sammler) durch die Lande gezogen. Und dann, so erzählen es uns die Soziologen, haben die Menschen die Landwirtschaft entdeckt und sie sich sofort angeeignet, weil das Leben mit Landwirtschaft viel leichter und sicherer wurde als der knallharte Überlebenskampf der Wildbeuter.

Das ist nachweislich falsch. Die Nachweise gibt es aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen. Medizinische Knochenanalysen jahrtausendealter Knochen zeigen etwa, dass Wildbeuter einen mindestens gleichwertigen Gesundheitszustand hatten im Vergleich zu Bauernkulturen, tendentiell sogar einen besseren.

Besonders spannend: Mitte letzten Jahrhunderts sind Völker- und Menschenkundler sprichwörtlich mit der Stoppuhr zu den letzten Wildbeutern hingegangen und haben gemessen, wie lang die Wildbeuter “um ihr Überleben kämpfen” mussten. Das Ergebnis: 4 bis 8 Stunden Arbeit am Tag, Haushaltskram (Kochen, Putzen usw.) eingeschlossen. Vergleichen Sie das mit Ihrem Leben: 8 Stunden Arbeit plus Fahrtzeit, dazu noch Haushalt. Man muss bedenken, dass die untersuchten Wildbeuter im letzten Jahrhundert bereits Restpopulationen waren, von uns Zivilisierten verdrängt in die unwirtlichsten Regionen. 4 bis 8 Stunden Arbeit täglich sind damit der worst case bei Wildbeutern (die 8 Stunden waren bei einer in der Wüste lebenden Kultur gemessen worden). Als die Wildbeuter noch die guten Jagd- und Sammelreviere bewohnen durften, war die Arbeitszeit entsprechend noch kürzer.

Das hört sich nicht nach Überlebenskampf an. War es auch nicht. Der Mythos vom Überlebenskampf der Wilden ist Quatsch, der von Leuten ausgedacht wurde, die nie selbst mit Wildbeutern in Kontakt kamen und auch kein Interesse an Wildbeutern hatten, und die Wildbeuter mehr der Vollständigkeit halber in ihre Theorien einbezogen, um keinen weißen Fleck auf der Zeitleiste zu hinterlassen. Das Leben der Wildbeuter war in Wirklichkeit sehr chillig. Den Großteil der Zeit verbrachten sie mit Muße, Tänzen, Gesängen, Ritualen. Mit Kultur also.

Wenn das Leben als Wildbeuter so gemütlich war, warum hat man es nicht dabei belassen? War das Bauernleben etwa noch gemütlicher? Keinesfalls. Das Bauernleben war härter und entbehrungsreicher. In einer Bauernkultur musste man mehr arbeiten. Gleichzeitig mussten frühe Bauern häufiger und schlimmer hungern als Wildbeuter. Das ist nicht so paradox wie es klingt. Wildbeuter beuten im Laufe des Jahres unterschiedlichste Nahrungsquellen aus. Ihre Nahrungsquellen waren diversifiziert, wie man heute im Wirtschaftssprech sagt. Wenn eine Quelle ein schlechtes Jahr erwischt hat und wenig Ertrag lieferte, hatte man noch die vielen anderen. Im Gegensatz dazu waren die Bauernkulturen auf wenige oder sogar nur eine Hauptnahrungsquelle angewiesen. Eine schlechte Ernte mündete zwangsläufig in einer ernsten Hungersnot. Und schlechte Ernten gab es häufig. Häufig sogar über mehrere Jahre hintereinander. Die Geschichtsbücher sind voll davon.

Warum also der Wechsel vom Wildbeutertum zur Landwirtschaft? Weil Wildbeutertum nur eine sehr beschränkte Bevölkerungsdichte erlaubt. Pro Quadratkilometer maximal 1 Person. In der Regel deutlich weniger. Deutschland hat eine Fläche von knapp 360 Tausend Quadratkilometer. Mit wildbeuterischer Lebensweise könnten in Deutschland also höchstens 360 Tausend Menschen leben. Mehr ist einfach nicht drin, wenn man den Lebensraum nicht bewirtschaftet, sondern sich einfach nimmt, was die Natur von sich aus zu bieten hat.

Frühe Bauernkulturen haben bereits eine Bevölkerungsdichte von 10 Personen pro Quadratkilometer. Eine aktive Bewirtschaftung des Lebensraumes ermöglicht es also, schon auf einer sehr primitiven Stufe, die Bevölkerungskapazität mehr als zu verzehnfachen.

Vielleicht ist es ein Zufall, vermutlich aber eher nicht, dass die Landwirtschaft unabhängig voneinander und zeitlich sehr nah beeinander auf verschiedenen Kontinenten erfunden wurde, gerade als die Welt komplett von Menschen bevölkert war und die Wildbeuter nirgendwo mehr hingehen konnten, um neue Lebensräume zu erschließen. Auf jeden Fall ist damit etwas entscheidendes passiert. Der Mensch hat alle verfügbaren Lebensräume erschlossen und ging dazu über, die Kapazität seiner Lebensräume durch Bewirtschaftung aktiv zu erweitern. Bevölkerungswachstum wurde erkauft durch harte Arbeit und regelmäßige Hungerkrisen.

Ein großer Zweck des Wirtschaftens, der uns nicht bewusst werden muss, liegt darin, die Bevölkerungskapazität des Lebensraumes zu erweitern, indem der Lebensraum aktiv und unter Einsatz von Energie und Arbeitskraft gestaltet wird. Wir reden uns gern ein, dass es um Wohlstand geht. Und wir reden uns ein, dass Wohlstand zu Glück führt. Es ist durchaus funktional, dass wir uns das einreden, denn wir müssen weitermachen. Wenn wir aufhören mit harter Arbeit, wenn wir aufhören mit der intensiven Bewirtschaftung unseres Planeten, müssen die meisten von uns sterben. Weder gibt es so viele Freiwillige, noch kann man so etwas mit Gewalt durchsetzen, also müssen wir weitermachen. Die harte Arbeit wird erträglicher, wenn wir uns einreden, dass es uns glücklicher macht und dass es die “Wilden” früher viel schlimmer hatten als wir heute. Deswegen gedeihen falsche Theorien über die Entwicklung des Menschen so prächtig. Sie sind funktional in ihrer Falschheit.

Vor etwa 10000 Jahren begannen die ersten Menschen mit Landwirtschaft. Erst vor wenigen hundert Jahren setzte die industrielle Landwirtschaft ein, so dass wir auf etwa zehn Jahrtausende “traditionelle” Landwirtschaft zurückblicken können. Was passierte da? Da passierte ein zyklisches auf und ab in verschiedensten Regionen der Erde. Die einfachste Landwirtschaft wurde durch Bewässerung verbessert, was die Bevölkerungskapazität des Lebensraumes verdoppelte. Es folge weitere Effizienzsteigerung, die auch damit verbunden war, dass der Anteil der Arbeitskraft, der in die Landwirtschaft investiert werden musste, von 95% auf bis zu 70% fiel. Das heißt bis zu einem Drittel der arbeitenden Bevölkerung konnte für andere Tätigkeiten als die Nahrungsversorgung freigestellt werden. Es entwickelten sich Hochkulturen. Jede Hochkultur basierte darauf, dass sie die Landwirtschaft intensivierte, die Ernteerträge immer weiter steigerte und gleichzeitig immer weniger Arbeitskräfte für die Landwirtschaft benötigte. Die freigewordene Arbeitskraft wurde reingesteckt in den Bau von Tempeln, Städten, in spezialisiertes Handwerk.

Intensive Bewirtschaftung des Bodens hat ein Problem. Sie laugt die Böden aus und irgendwann bricht die Ernte weg. Dieses Problem wird in einer Hochkultur dadurch verschärft, dass durch die Entstehung der Städte der natürliche Stoffkreislauf – Düngen durch Scheißen auf das Feld – ausgehebelt wird. Geschissen wird woanders, als der Dünger gebraucht wird. Das Problem ist übrigens nach wie vor aktuell, wir haben es bis heute nicht gelöst. Wir kompensieren es dadurch, dass wir Dünger industriell herstellen.

Zurück zu den Hochkulturen. Sie stiegen auf, erreichten einen Höhepunkt und verschwanden wieder von der Bildfläche, als sie die Kapazität des Lebensraumes überreizten. Überall auf dem Globus das gleiche Bild. Hochkulturen entstanden und kollabierten. An anderer Stelle (aus naheliegenden Gründen oft nicht weit entfernt) konnte eine neue Hochkultur entstehen, die zu gegebener Zeit auch kollabireren musste. Regional schwankte die Bevölkerungszahl dadurch beträchtlich, global stieg sie langsam an und näherte sich dem Maximum, der durch traditionelle Landwirtschaft gegeben war.

Dann geschah der entscheidende Sprung. Die Menschen verbanden Industrie und Landwirtschaft. Mit Hilfe der Industrie pumpte man bis dahin unvorstellbar große Mengen Energie in die Landwirtschaft und konnte damit die Erträge erneut erhöhen – und vor allem dauerhaft hoch halten.

Die gigantischen Energiemengen stammten aus fossilen Brennstoffen. Kohle war natürlich schon vorher bekannt, aber vor ein paar Jahrhunderten kam man auf die Idee, damit die Landwirtschaft zu befeuern. Seitdem gilt: Wir verbrauchen beim Landwirtschaften viel mehr Energie, als wir an Ernteerträgen wieder herausholen. Das ist nur dank Nutzung fossiler Energiequellen möglich geworden. Früher mussten die Felder mit menschlicher oder tierischer Muskelkraft bestellt werden. Diese eingesetzte Muskelkraft hat einen Teil der Ernteerträge wieder verbraucht. Selbstredend musste der Kaloriengehalt des Ertrages höher sein als die investierten Kalorien der Feldarbeit, sonst wären unsere Vorfahren verhundert. Der Intensität der Bewirtschaftung waren damit Grenzen gesetzt. Dank fossiler Energien, zu Beginn der Entwicklung war es Kohle, konnte man viel mehr Kalorien (die in Kohle gespeicherte Energie kann man auch in Kalorien messen) in die Landwirtschaft investieren, als es je möglich war. Viel mehr auch, als man an Ernte-Kalorien wieder zurückbekam. Dieser kuriose Umstand erlaubte es, mehr und intensiver zu landwirtschaften, bei gleichzeitig zurückgehender investierter Arbeitskraft. Konnten Hochkulturen früher bis zu 30% der Arbeitsbevölkerung von der Landwirtschaft freistellen, stieg dieser Anteil seit der Industrialisierung an. Wo früher fünf Bauern mit Pferden pflügen mussten, reichte nunmehr ein Bauer mit dampfkraftbetriebenem Traktor aus. Heutige Industriegesellschaften beschäftigen weniger als 5% der Arbeitskraft in der Landwirtschaft.

Mit der industriellen Landwirtschaft setzte eine Dynamik ein, die uns in wenigen Jahrhunderten in die heutige Welt katapultiert hat. Die industrielle Nutzung von Kohle löste Energieprobleme und setzte Arbeitskräfte frei. Auch für die Wissenschaft, die parallel mit der Industrie ihren steilen Anstieg nahm, der bis heute andauert. Mit Hilfe der Wissenschaft und der grenzenlos vorhandenen Energie wurde das Problem der Bödenerschöpfung durch Kunstdüngung gelöst. Mittels Industrie und industrieller Landwirtschaft hat es die Menschheit geschafft, die Kapazität des Lebensraumes Erde noch mal auszuweiten. Damit begann die Bevölkerungsexplosion, die bis heute andauert.

Der Schlüssel dafür ist in mehrerer Hinsicht die Nutzung fossiler Energien. Wir verbrennen viel mehr Kalorien beim Landwirtschaften, als wir an Ernte-Kalorien wieder einfahren. Die Steigerung der Ernteeffizienz steht in keinem guten Verhältnis zur Steigerung des Energieverbrauchs, aber das ist uns egal, weil Energie im Überfluss vorhanden ist. Weiterhin erlaubt es der Energieüberfluss, Maschinen einzusetzen, so dass Arbeitskraft in einem bis dahin undenkbaren Ausmaß für andere Tätigkeiten frei wird. Unter anderem in die Entwicklung der modernen Medizin, welche die Kindersterblichkeit dramatisch reduzierte und damit ebenfalls entscheidend zur Bevölkerungsexplosion beigetragen hat.

Mit dem rasanten Bevölkerungswachstum und der Industrialisierung etablierte sich ein neues Wirtschaftssystem: Kapitalismus. Er war schon vorher bekannt, entstand zumindest in Ansätzen schon in allen vorhergehenden Hochkulturen jeweils im letzten Abschnitt des Höhenfluges. Ausgeklügelte Finanzsysteme, Bank- und Kreditwesen, herrschende Geldeliten – das alles haben wir nicht erst im Zuge der Industrialisierung erfunden, das alles gab es schon zig mal vorher in der Menschheitsgeschichte. Es ist jedes mal untergegangen mit dem Untergang der Hochkulturen. Auf darunterliegenden Organisationsebenen macht Kapitalismus als Wirtschaftsform einfach keinen Sinn.

Wann macht Kapitalismus denn Sinn? Kapitalismus ist eine Wirtschaftsform, die schnelles Wachstum fördert und schnelles Wachstum benötigt. Zusätzlich benötigt Kapitalismus ein hohes Level an Arbeitsteilung, viel freie Arbeitskraft und damit einhergehend eine Größe von realisierten Projekten, die nicht wie früher von Familienbetrieben umgesetzt werden können. Das größte, was man in Gesellschaften unterhalb von Hochkulturen baut, ist ein Haus, eine Werkstatt, eine Mühle, ein Tempel. Dafür trommelt man Familie und eventuell die Dorfbewohner zusammen (quasi erweiterte Familie) und macht es. Familie und Gemeinde helfen bei sowas mit, weil sie umgekehrt die gleiche Hilfe erhalten und sich darauf auch verlassen können. Den Bau von gigantischen Tempelanlagen, Burgen, Fabriken und anderen Großprojekten, die in einer Hochkultur notwendig werden, kann man als Dorfgemeinde nicht mehr stemmen. Es wird so viel Arbeitskraft benötigt, dass man unbekannte Leute hinzuziehen muss. Haben Sie schon mal Freunden beim Umzug geholfen? Und haben Sie schon mal Fremden beim Umzug geholfen? In den meisten Fällen werden Ihre Antworten “ja” und “nein” sein und Sie können selbst erspüren, warum Zusammenarbeit unter anonymen Bedingungen etwas ganz anderes ist als Zusammenarbeit im Kreis von Freunden und Verwandten. Warum sollten die Bewohner eines entfernten Dorfes zu uns vorbei kommen, um bei uns eine riesige Kirche mit zu bauen? Wer garantiert ihnen denn, dass wir ihnen im Gegenzug auch helfen, eine riesige Kirche zu bauen? Die auf persönlichen Beziehungen basierenden Gegenseitigkeiten und Kontrollsysteme, die in Familien und Dorfgemeinden greifen, haben in großem Maßstab keine Wirkung, weil sie sich zu leicht unbestraft aushebeln lassen. Die Anonymität der Großstadt gebiert neue Probleme und verlangt nach Lösungen. Aus diesem Grund entstand parallel zu vielen anderen neuen gesellschaftlichen Systemen auch ein Rechtssystem und in der Folge auch ein Staatssystem. Veränderungen an einer Stelle haben Veränderungen an anderen Stellen des gesellschaftlichen Lebens notwendig gemacht – so entstand eine Dynamik, die eine Kaskade von neuen Institutionen und Organisationsformen mit sich brachte. Diese Entwicklung ist noch immer nicht abgeschlossen.

Kapitalismus ist ein sich selbst organisierendes System, bei dem die Produktionsmittel mehrheitlich in privater Hand sind und die Besitzer der Produktionsmittel Reichtum und Macht mehren können – und das vor allem auch wollen, weil der gemehrte Reichtum ihnen persönlich zufällt. Der Kapitalismus stützt sich hierbei auf das tiefe Bedürfnis des Menschen, in der gesellschaftlichen Hierarchie nach oben zu streben. Diesem Streben gibt der Kapitalismus freie Hand. Der sich selbst organisierenden kapitalistischen Wirtschaft steht ein von oben organisierender Staat gegenüber. Der Staat sorgt für Ordnung (und nicht zuletzt für den Schutz des privaten Reichtums) und greift zusätzlich regulierend in die Wirtschaft ein. Aber nur ein bisschen. Die kapitalistische Wirtschaft reguliert ihr Wachstum selbst, korrigiert und optimiert eigenständig – natürlich immer auf Wachstum bedacht. Der Staat setzt diesem Prozess ein paar Regeln und Schranken, kümmert sich um die notwendige Infrastruktur und einige andere Projekte von primärer Bedeutung und hält sich sonst zurück.

Übrigens ist das Leben im Industriezeitalter nicht einfacher geworden als es vorher war. Gerade zu Beginn der Industrialisierung wurden die Menschen gnadenlos ausgebeutet, mussten nicht weniger arbeiten als ihre frühen Bauernkollegen und hatten zusätzlich noch die viel schlimmeren Arbeitsbedingungen – extreme Hitze, geschlossene Räume, wenig Sonnenlicht, mit Giftstoffen verseuchte Luft, Schichtarbeit usw. Je weiter sich der Mensch entwickelt, desto härter wird das Leben. Auch das ist nicht so paradox wie es klingt. Je mehr Individuen einer Art sie in einen abgegrenzten Lebensraum reinstecken, desto härter wird es für alle, weil pro Nase immer weniger Platz und Rohstoffe zur Verfügung stehen. Ob es mehr Bakterien in einer Petri-Schale sind, mehr Schafe in einem Gatter oder mehr Menschen auf dem Planeten – das Prinzip ist überall gleich.

Während der Kapitalismus blühte, tauchte die Idee einer anderen wirtschaftlichen Organisationsform auf – Kommunismus. Werfen wir die künstlich aufgebauschten ideologischen Unterschiede beiseite und arbeiten uns gleich zum entscheidenden Unterschied von Kapitalismus und Kommunismus durch. Im Kapitalismus sind die Produktionsmittel in Privatbesitz, im Kommunismus sind die Produktionsmittel in Gemeinbesitz. Sind mehr als 50% der Produktionsmittel in Privatbesitz, haben wir es mit Kapitalismus zu tun, sonst ist es Kommunismus. Das ist die Definition für den Rest des Artikels.

Wichtig: Es geht nur um Produktionsmittel. Um Fabriken also. Die Produkte, die die Fabriken herstellen (Kleidung, Möbel, Autos, …) sind irrelevant für die Unterscheidung. Hinsichtlich der Produkte unterscheiden sich die beiden Systeme nicht: wer sie gekauft hat, besitzt sie.

Die Vertreter des Kommunismus haben argumentiert, dass der Kapitalismus sich bald selbst zerstören wird und der Kommunismus die natürliche nächste Wirtschaftsordnung ist. Sie haben sich, was die baldige Selbstzerstörung des Kapitalismus angeht, auf eine Prognose von Marx gestützt, der jedoch einen Fehler in der Berechnung hatte und das Entwicklungspotential des Kapitalismus falsch einschätzte. Das baldige Ende des Kapitalismus schon vor Augen, haben die Verfechter des Kommunismus eine sich bietende Gelegenheit beim Schopf ergriffen und auf dem Gebiet des krisengeschüttelten Russischen Reiches den Kommunismus eingeführt. Russland war als Standort nur zweite Wahl, weil noch nicht genug industrialisiert und laut Theorie gar nicht bereit für Kommunismus. Die Kommunisten dachten sich: besser in Russland als gar nicht, und die fehlende Industrialisierung müssen wir eben als Zwischenschritt von oben verordnen und organisieren.

So passierte etwas wirklich paradoxes. Der Kommunismus in der Sowjetunion hat über Jahrzehnte hinweg für wirtschaftliches Wachstum sorgen müssen (der Kapitalismus im Rest der Welt wollte einfach nicht kollabieren und die Sowjetunion musste viel länger in Konkurrenz durchhalten, als anfang gedacht), was überhaupt nicht der Neigung des kommunistischen Wirtschaftssystems entspricht. Im Kommunismus fehlen nämlich die “natürlichen” Anreize für Wachstum. Die Produktionsmittel sind in Gemeinbesitz, so dass sich niemand persönlich daran bereichern kann. Und wenn sich ein Mensch nicht persönlich bereichern kann, fehlt ihm die Motivation, sich immer neue Produkte auszudenken, neue Märkte aufzubauen, die Produktion immer weiter zu steigern usw. Die Produktionsmenge wird im Kommunismus jenseits des eigentlichen Unternehmens bestimmt, man hat lediglich einen Auftrag abzuarbeiten. Alle sowjetischen Unternemen können Sie sich vorstellen als Unterabteilungen und Tochterunternehmen eines einzigen gigantischen (Staats-)Konzerns. Keine Anreize für explosives Wachstum. Kommunismus ist eine Wirtschaftsform, die gut geeignet ist, einen Zustand zu konservieren. Eine Wirtschaftsform, die gut geeignet ist, um das erreichte Niveau zu stabilisieren. Während der gesamten Bestehensphase in der Sowjetunion musste der Kommunismus aber so organisiert werden, dass er Wachstum generierte. Der Kommunismus wurde zur falschen Zeit eingeführt.

Weder Kapitalismus noch Kommunismus hat es bisher in Reinform gegeben. Das heißt, dass keine Industriegesellschaft 100% der Produktionsmittel entweder in privatem oder in öffentlichem Besitz konzentriert hatte. Wir hatten und haben es immer mit einer Mischung von beidem zu tun, auch in der Sowjetunion, auch in den USA. Die Goldene Mitte ist aber ein instabiler Zustand. Stellen Sie sich einen Hügel vor und eine Kugel auf der Hügelspitze. Die Kugel will irgendwo herunterkullern. Oben ist ihr Zustand instabil. In der Talsenke am Rand ist der stabile Zustand. Man kann die Kugel auf der Hügelspitze halten, aber dann muss man sie ständig von verschiedenen Richtungen hochschieben, sobald sie sich zu einer Seite neigt. Eine Unachtsamkeit und der stabile Zustand ist verloren, die Kugel rollt ins Tal in Richtung eines Extremums. Jede Industriegesellschaft tendiert dazu, die Produktionsmittel mehrheitlich in privaten Besitz oder umgekehrt, mehrheitlich in öffentlichen Besitz zu nehmen – je nachdem, wessen Vertreter an der Macht sind.

Das heutige Russland ist ein Beispiel dafür, wie man die goldene Mitte zwischen Kapitalismus und Kommunismus sucht. Infrastruktur und Schlüsselindustrien wurden unter Putin wieder unter Staatskontrolle genommen. Gleichzeitig ist der Rest, vor allem der ganze unkritische Verbrauchsgütermarkt (Möbel, Kleidung, Vergnügen, …) dereguliert, also der “unsichtbaren Hand” des freien Marktes überlassen. Die russische Regierung wird von den Neoliberalen beschimpft, weil sie Schlüsselindustrien nicht privatisieren lässt. Die russische Regierung wird von den “Patrioten” beschimpft, weil sie so viele wichtig erscheinende Industrien, Unternehmen und Banken frei gewähren lässt und sogar Staatsunternehmen privatisiert. Das heutige Russland ist ein gutes Beispiel dafür, wie man mit großer Anstrengung die richtige Balance zwischen privatem und öffentlichem Besitz an Produktionsmitteln sucht.

Wir im Westen sind ein gutes Beispiel dafür, wie man die Balance verloren hat und in Richtung eines Extremes abdriftet. Inzwischen sind wir so weit abgedriftet, dass die Schmerzgrenze teilweise überschritten wurde. Privatisierte Energie- und Wasserversorgungssysteme werden wieder in öffentliche Hand überführt, nachdem die Menschen den Segen der Infrastruktur-Privatisierung am eigenen Leib erfahren haben.

Grundsätzlich ist es gut, wenn Infrastruktur, Bildung, Medizin, Wissenschaft und Sicherheitssysteme (Armee, Polizei) in öffentlichem Besitz sind, während sonstige Produkte und Dienstleistungen mehrheitlich der Selbstregulation des freien Marktes überlassen werden. Grundsätzlich.

Bei genaueren Hinsehen sieht es aber so aus, dass wir diese Aufteilung nicht werden aufrecht erhalten können. Wir werden uns mehr in Richtung Kommunismus bewegen müssen. Noch mal zur Erinnerung: Kommunismus definiere ich in diesem Beitrag einzig und allein über den Anteil der Produktionsmittel in öffentlichem Besitz. Diesen Anteil werden wir steigern müssen. Und das Beispiel des heutigen Russlands wird dabei nur ein Zwischenschritt sein.

Wir können nicht mehr weiter wachsen. Ein bisschen Wachstum geht noch, aber das Ende ist schon absehbar. Die aktuelle weltweite Wirtschaftsflaute ist weder zufällig noch vorübergehend. Wenn wir nicht mehr wachsen können, macht eine kapitalistische Wirtschaftsweise keinen Sinn mehr. Sie ist nur für Wachstum gut. Für den Erhalt des Erreichten ist die kommunistische Wirtschaftsweise die geeignete. Man wird sie uns unter einer anderen, emotional unbelasteten Bezeichnung kredenzen (wie wäre es mit “Nachhaltige Marktwirtschaft”?), aber sie wird kommen. Sie werden sie daran erkennen, dass der Anteil der Produktionsmittel in öffentlicher Hand zunehmen wird.

Dass wir im Moment noch in die entgegengesetzte Richtung streben, wird uns den unausweichlichen Übergang umso schwerer machen, je weiter wir noch in neoliberaler Richtung vorstoßen. In dieser Hinsicht sind Russland und China sehr viel besser für die Zukunft vorbereitet als der Westen.

Neulich hörte ich einen jungen Mann sagen, dass die Geschichte ja gezeigt habe, dass der Kommunismus eine tolle, aber nicht umsetzbare Idee ist. Der junge Mann, dessen Meinung eine weit verbreitete ist, wird noch zu Lebzeiten vom Gegenteil überzeugt werden. Seine heutige Überzeugung basiert darauf, dass er den Kontext ausblendet. Er übersieht, dass der Kommunismus im ersten Anlauf gescheitert ist, weil er nicht zur rechten Zeit eingeführt wurde. Der junge Mann kommt nicht auf die Idee, dass ein Experiment unter veränderten Bedingungen zu einem ganz anderen Ergebnis führen kann. Bitten Sie einen 5-jährigen Jungen, eine 50-kg-Hantel anzuheben. Bitten Sie den gleichen Jungen im Alter von 15 Jahren erneut, eine 50-kg-Hantel anzuheben. Der Kommunismus wurde in der Sowjetunion eingeführt, als die Bevölkerungsexplosion gerade in den Steilanstieg ging. Genau der falsche Zeitpunkt. Unter diesen Umständen ist es erstaunlich, wie lange die Sowjetunion mit kommunistischer Wirtschaftsweise durchgehalten hat. Erst jetzt, ein Jahrhundert später, ist der richtige Zeitpunkt für den Kommunismus gekommen. Die Menschheit hat ihr Wachstumspotential bald ausgereizt. Der nur für Wachstum geeignete Kapitalismus durchlebt folgerichtig eine existentielle Krise (und nicht eine Blütezeit, wie vor einem Jahrhundert).

Alles zu seiner Zeit. In Zeiten zunehmender Ressourcenausschöpfung kann die Menschheit die rücksichtslose Wirtschaftsweise des Kapitalismus nicht mehr lange aufrechterhalten und wird notgedrungen dazu übergehen, die Verwaltung der Ressourcen und damit auch zunehmend der Produktion immer mehr in öffentliche Hand zu nehmen, um einen schonenden und nachhaltigen Umgang sicher zu stellen.

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Der Krieg im Nahen Osten beginnt erst

Heute stelle ich eine Übersetzung von yurasumy rein. Damit man versteht, worauf er sich bezieht, ein paar klärende Worte vorweg. In Syrien wurde nun schon mehrfach folgendes Szenario praktiziert: Die von der syrischen Armee angegriffenen Rebellen merken, dass sie Großstadt x und damit verbunden eine ganze Region nicht halten können. Statt nun den blutigen Kampf verlustreich (für beide Seiten) zum vorgezeichneten Ende zu führen, “ergeben” sich die Rebellen. Ergeben bedeutet, dass man ihnen einen Korridor eröffnet und sie unbehelligt mit Mann und Technik abziehen lässt. Diejenigen, die bleiben wollen, schwören den Treueeid auf die syrische Regierung und bekommen Amnestie. Solche Kämpfer gibt es tatsächlich sehr viele, es handelt sich überwiegend um regional verankerte Leute, die sich opportunistisch wie Fähnchen im Wind drehen und sich der stärksten Partei vor Ort unterwerfen, um selbst möglichst schadfrei davon zu kommen.

Das andere bedeutende Ereignis, auf das Bezug genommen wird, ist die Bildung einer Allianz zwischen Türkei und Saudi-Arabien. Drei Tage vor den Hinrichtungen in Saudi-Arabien, die der Auftakt zur neuen Eskalationsspirale im Nahen Osten waren, besuchte Erdogan die saudische Führung in Riad. Beide Staaten zeichnen sich als Verlierer im laufenden Nahost-Konflikt ab und haben daher plötzlich gemeinsame Interessen, obwohl ihr Verhältnis bis vor kurzem kein gutes war. Dass Saudi-Arabien kurz nach Erdogans Besuch die Lage eskalierte, ist ein Zeichen dafür, dass eine Einigung zwischen beiden erzielt und ein Fahrplan vereinbart wurde.

Nun hat yurasumy das Wort:

Während der letzten Woche in Syrien passierten einige wichtige Ereignisse.
Am wichtigsten ist vielleicht die Evakuierung der “Al-Nusra”-Kämpfer aus den südöstlichen Vororten von Damaskus. Die Armee hat einige Wochen lang  Angriffsoperationen durchgeführt und die “Opposition” zur Kapitulation gezwungen.

Das vorher schon gezeigte Beispielmuster funktioniert auch hier. Dank ihm sind bereits viel mehr Menschen von der Macht der Rebellen befreit, als durch Waffengewalt, beginnend seit Oktober 2015 (unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die Rebellen in dicht besiedelten Regionen “kapitulieren”).

Den Schreiberlingen in Moskaus Vororten tut es weh, über das Thema zu schreiben: “Die Rebellen darf man nicht ziehen lassen. Das ist kein Sieg, sondern eher eine Niederlage” usw. Aber vor Ort, wo der Bürgerkrieg stattfindet, sieht man es mit anderen Augen. Mehr noch. Die Tatsache, dass in allen drei Beispielen, wo solche Übereinkünfte erzielt wurden, mit den Rebellenkämpfern auch deren Familien gen IS-Gebiete wegziehen, zeigt uns, dass es eine neue Strategie zur Aufteilung der syrischen Bevölkerung mittels Umsiedlungen gibt. Für Assad ist es gut. Und vermutlich ist es eine sehr weise Entscheidung, diese Menschen ein für alle mal aus den halbzerstörten und zerstörten Städten rauszubringen, damit die Regierungsarmee nie mehr von Aufständen im Hinterland bedroht wird.

Auf diese Weise wird die Bevölkerung Syriens aufgeteilt in regierungsloyale und nicht loyale. Diejenigen, die nicht unter Assad leben wollen, werden rausgedrückt in die Wüste und weiter gen Osten oder in die Emigration. Dadurch wird eine Situation wie in 2012-2014 unwahrscheinlicher gemacht, als die Armee ständig mit einem Schlag in den Rücken rechnen musste.

Ich habe fast keine Zweifel, dass die meisten Rebellenfamilien früher oder später in Europa landen werden und damit gleich zwei US-Probleme lösen werden: Die Rettung ihrer Söldner und das Aufschaukeln der Situation in Europa.

Insgesamt hat sich eine riesige Gruppe von über 5 Tausend Leuten “ergeben”. Etwa 1300 der ehemaligen “Oppositions”-Kämpfer äußerten den Wunsch zu bleiben und ihnen wurde Amnestie gewährt. Das sind vermutlich die örtlichen “Selbstverteidigungskräfte”, die mal für Assad waren, dann gegen den Assad, als der IS vorgerückt war. Solche gibt es überall viele, das ist der Sumpf. Wenn man aus ihrer Mitte die “Aktivisten” entfernt, wird dieser Sumpf ungefährlich.

Wir können Syrien also zu einem weiteren großen, vor allem zu einem unblutigen Sieg gratulieren, der dank der neuen Taktik zur Befriedung des Landes möglich wurde.

Derweil wird im Syrien-Konflikt die Kurdenfrage zunehmend zum wichtigen und vor allem zum konfliktreichsten Gegenstand. Letzte Woche hat sich die Situation im türkischen Kurdistan schlagartig verschärft. Die türkische Regierung war gezwungen, dort neue Armeekontingente mit Panzern und Panzerfahrzeugen einzusetzen. Die Türkei erklärt offen, dass sie bei den Verhandlungen am 25. Januar keine kurdische Delegation dulden wird und dass sie über die Lösung der syrischen Frage nur verhandeln wird, wenn die Frage des Kurdistan von der Tagesordnung gestrichen wird.

Insgesamt zeigt das erwartungsgemäß, dass die Türkei zu einem Rückzug in Syrien bereit ist, ihre vitalen Interessen aber nicht aufgeben will. Für die Türkei ist jeder von ihnen selbst nicht kontrollierte Kurdistan nicht hinnehmbar. Offenbar setzen die USA genau darauf, wenn sie demonstrativ den syrischen Kurden bei der Erweiterung derer Gebiete helfen und einen Luftstützpunkt auf syrischem Gebiet für die Versorgung dieser kurdischen Enklave errichten.

Schon jetzt ist klar, dass dieses Territorium, wenn es erhalten bleibt, ein Knochen im Hals jeder türkischen Regierung und Rückzugsgebiet für die kurdischen Partisanen in der Türkei sein wird. Mit der Schaffung eines syrischen Kurdistans legen die USA eine Bombe in die Region, die zu einer Explosion auf Jahrzehnte führen wird. In der aktuellen Situation des offenen Konfliktes mit der Türkei kann weder Russland noch Syrien einen Deal mit der Türkei aushandeln (die Lage ist professionell verheddert). Das heißt die Frage des syrischen Kurdistans kann nicht ohne US-Beteiligung gelöst werden. Die Hysterie der türkischen Regierung beraubt sowohl die russische als auch die syrische Regierung jeder Möglichkeit, Ankara eine helfende Hand auszustrecken, und die kürzlich geschlossene Allianz zwischen Ankara und Riad schließt einen solchen Zug endgültig aus.

Ich denke, die Provokation mit der russischen SU-24 wurde organisiert, damit es zu genau so einer Situation kommt. Der Rest ergibt sich automatisch.

Man muss anerkennen, dass die US-Diplomatie einen hervorragenden Job gemacht hat. Der nächste für sie sehr wichtige Schritt ist die Schaffung eines permanenten Krieges in der Region, in den möglichst viele Staaten reingezogen werden müssen. An die Stelle des nunmehr “verbrauchten” Materials IS, dessen Zerstörung man nun zulassen kann, wird ein Kurdistan unter dem Patronat Waschingtons treten.

Hilfe für die Kurden sollen auf der jetzigen Etappe bis zu 500 Soldaten der US Special Forces leisten, die angeblich nach Syrien und Irak geschickt werden, in Wirklichkeit aber nach Kurdistan. Ihre Aufgabe ist offenbar die Sicherstellung der Versorgung und die Ausbildung der Armee des “demokratischen” Kurdistans. Für die Türkei ist diese Situation tödlich und ich kann ihre Position gut nachvollziehen.

Erdogan, was hast du gedacht, als du den Befehl zum Abschuss des russischen Flugzeugs gabst? Genau das hat die Türkei in die jetzige Sackgasse geführt.

Vielleicht sind genau deswegen “zufällig” zwei US-Hubschauber im türkisch-syrischen Grenzgebiet vom Himmel gefallen (wie manche US-Quellen berichten). Ich denke, das werden nicht die letzten sein. Auch wenn es für die Türkei keine Probleme löst.

Insgesamt gefällt mir die Situation in Syrien immer weniger. Augenscheinlich ist, dass dem IS das Ende bereitet wird, aber genauso augenscheinlich ist, dass es nicht zu Frieden im Nahen Osten führen wird. Ich will die dumme Phrase nicht wiederholen, aber sie ist derzeit sehr angemessen: “Der Krieg im Nahen Osten beginnt erst”.

PS: Im Endeffekt ist es zu früh zu sagen, wer die Partie im Nahen Osten gewinnt. Auf der einen Seite zerstört eine große Explosion in dieser Region ein für alle mal alle Öl- und Gas-Transitleitungen, die heute noch der russischen Öl- und Gasdominanz in Europa im Weg stehen. Auf der anderen Seite ist die Südgrenze Russlands gefährdet. Eindeutig werden Türkei und Europa verlieren. Nach der Entstehung des neuen Kurdistans wird Europa keine Kapazitäten mehr für die Ukraine und den Russlandkonflikt haben. Die Lage ist sehr verheddert.

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Wen verkaufen unsere Medien für blöd – Sie oder den FSB?

Die Briten haben in einer Untersuchung festgestellt, dass der russische Agent Litwinenko 2006 vom FSB mit Billigung Putins umgebracht wurde. “Wahrscheinlich”. Es ist ganz wichtig, dass Putin höchstpersönlich reingezogen wird. Mehr als eine (“wahrscheinliche”) Billigung konnte die Untersuchung auch nach neun Jahren nicht finden. Ziemlich billig, aber egal. Ein Vorwurf ist ein Vorwurf und mehr braucht es nicht in einer Demokratie, wenn es gegen jemanden geht, der seine Interessen nicht freiwillig aufgibt.

Ein geiles Thema, an dem man sich in vielen Artikeln russophob abarbeiten kann. SPON liefert zur Meldung gleich eine Erklärung, wie heimtükisch die Tatwaffe Polonium-210 ist. Danke dafür. Mehr braucht es nämlich nicht, um die brennende Frage zu stellen: Wen verkaufen unsere Medien für blöd – den russischen Geheimdienst FSB oder Sie, den Leser?

Einer der beiden MUSS blöd sein. Sie werden gleich merken, warum.

Polonium-210, so lehrt es uns SPON, sei nur gefährlich, wenn es in den Körper gelangt. Dort schädigt es mit seiner Strahlung die DNA und es kommt innerhalb von ein paar Tagen oder ein paar Wochen zum Tod – in Abhängigkeit von der verabreichten Dosis.

Spielen wir das Spiel der Fünfjährigen. Mit etwa fünf Jahren lernen Kinder, sich in andere hinein zu versetzen. Versetzen wir uns also hinein in die FSB-Leute, die beschlossen haben, den Überläufer Litwinenko zu beseitigen. Dazu gibt es guten Grund. Litwinenko ist nach Großbritanien geflüchtet und schwärzt von dort in der großen Öffentlichkeit die russische Regierung, den FSB und Präsident Putin an. Töten wir ihn. Wie? Vielleicht indem wir ihm eine Kugel verpassen? Ne, zu einfach. Dann ist er sofort tot und sagt nichts mehr. Vergiften wir ihn lieber. Aber nicht mit einem der hundert schnell tötenden Gifte, die da drüben in unserem Schrank liegen (wir sind bei einem der furchbarsten Geheimdienste dieser Welt, wir haben solche Schränke). Dann ist er auch sofort tot und sagt nichts mehr.

Nein, nehmen wir etwas exotisches. Etwas strahlendes! Etwas mit Atomen ist immer gut, das löst gleich Panik aus, wenn nur einmal darüber berichtet wird. Und genau das wollen wir schließlich, wenn wir still und heimlich eine Person beseitigen wollen, nicht wahr? Gut. Und jetzt wählen wir die Dosis so, dass Litwinenko nicht sofort und nicht nach drei Tagen stirbt. Das wäre ja langweilig. Wir wählen eine niedrige Dosis, damit er sich wochenlang quält. Damit er wochenlang von britischen TV-Kameras belagert wird und noch höchstpersönlich uns beschuldigt, ihn vergiftet zu haben. Das ist ein guter Plan.

Haben Sie ehrlich mitgespielt und sich ehrlich in den FSB hineinversetzt? Wie hat es sich angefühlt?

Unsere Medien wollen uns gerade glauben lassen, dass der FSB, tatsächlich einer der besseren Geheimdienste dieser Welt, sich für Polonium-210 in einer niedrigen Dosis entschieden hat, um einen medial präsenten Überläufer in Großbritanien zu beseitigen. Selbstverständlich wohlwissend, dass Polonium-210 selbst in hohen Dosen nicht sofort tötet. Und in einer Lage, wo der Überläufer ohnehin schon von den britischen Medien hofiert wird. Unsere Medien wollen Sie glauben lassen, dass der FSB in so einer Situation zu einem exotischen, langsam tötenden Gift greift. Unsere Medien wollen Sie glauben lassen, dass der FSB total blöd ist.

Oder glauben unsere Medien, dass Sie als Leser total blöd sind? Glauben die Medien, dass die Zombifizierung so weit fortgeschritten ist, dass die Menschen nicht einmal mehr die mentale Leistung eines fünfjährigen Kindes vollbringen?

Spielen wir unser Spiel weiter. Versetzen wir uns jetzt in den britischen Geheimdienst. Wir sollen für schlechte Publicity von Putin sorgen. Gut, das ist ein Dauerauftrag, aber jetzt soll ein kleines Feuerwerk her, das herausragt aus dem täglichen Einerlei der russlandfeindlichen Berichterstattung. Hängen wir Putin einen Mord an. Wir haben viele Agenten, die sich öffentlich an Putin abarbeiten. Töten wir einen von ihnen und behaupten, dass Putin es war. Und bauen daraus eine mediale Anti-Putin-Kampagne. Da, der Litwinenko ist gut. Er ist als Agent schon verbrannt. Alles, was er zu erzählen hatte, hat er uns schon erzählt. Nach Russland kann er nicht mehr zurück, um neue Informationen zu beschaffen. Sein Buch mit Anschuldigungen hat er schon geschrieben (und wir werden bei unserer Kampagne groß Werbung dafür machen). Er wird uns einen letzten Dienst erweisen. Er ist voll unter unserer Kontrolle, mitten in London. Töten wir ihn. Wie? Vielleicht indem wir ihm eine Kugel verpassen? Ne, zu einfach. Dann ist er sofort tot und sagt nichts mehr. Vergiften wir ihn lieber. Aber nicht mit einem der hundert schnell tötenden Gifte, die da drüben in unserem Schrank liegen (wir sind bei einem der furchbarsten Geheimdienste dieser Welt, wir haben solche Schränke). Dann ist er auch sofort tot und sagt nichts mehr.

Nein, nehmen wir etwas exotisches. Etwas strahlendes! Etwas mit Atomen ist immer gut, das löst gleich Panik aus, wenn nur einmal darüber berichtet wird. Und genau das wollen wir schließlich, wenn wir still und heimlich medienwirksam eine Person beseitigen wollen, nicht wahr? Gut. Und jetzt wählen wir die Dosis so, dass Litwinenko nicht sofort und nicht nach drei Tagen stirbt. Das wäre ja langweilig. Wir wählen eine niedrige Dosis, damit er sich wochenlang quält. Damit er wochenlang von unseren TV-Kameras belagert wird und noch höchstpersönlich Putin beschuldigt, ihn vergiftet zu haben. Das ist ein guter Plan.

Manchmal braucht es nicht mehr als die Kompetenz eines Fünfjährigen, um Blödsinn als Blödsinn zu entlarven.

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Die Reaktion auf den Unmut des Volkes

Die Silvester-Ereignisse in Köln waren wie eine Nadel, die einen aufgeblasenen Wutballon zum Platzen gebracht hat. All die Sorgen, Ängste, schlechten Erfahrungen der letzten Monate, die man mit medial verordneter politischer Korrektheit zurückhielt, brachen sich nun Bahn. Der Damm der politischen Korrektheit war gebrochen, daran konnten jetzt auch die geschlossenen Kommentarspalten in den großen Medien nichts mehr ändern.

Und jetzt? In den Foren rufen die Menschen zur Bildung von Bürgerwehren auf. Wenn die Polizei uns nicht schützt, schützen wir uns eben selbst – so ist vielerorts die Stimmung. Das ist ein kritischer Moment für den Staat. Selbstverständlich bleibt dies dem Staat nicht verborgen.

Der Staat reagiert. Gleich mehrere große Blätter bringen politisch unkorrekte Bebilderungen. (Ja, formal sind das natürlich keine Staatsmedien. Die Berichterstattung ist aber abgestimmt.) Es gibt eine Polizei-Razzia, bei der mehrere Dutzend Flüchtlinge festgenommen werden. Es wird öffentlich gegen die Türkei ausgeteilt – plötzlich weiss man, dass die Türkei mit den Schmugglern zusammenarbeitet. Nur drei Beispiele, die vor einem Monat noch nicht da wären, jetzt aber haufenweise auftreten.

Was ist das in der Summe? Der Staat sorgt dafür, dass öffentlich Dampf abgelassen werden kann. Nicht mehr und nicht weniger. Die Bürger sollen das Gefühl bekmomen, dass sie nicht vollends von der Führung des Landes abgekoppelt sind. Die Bürger sollen das Gefühl bekommen, dass sie gehört und verstanden werden. Dass die Polizei noch da ist und auch handlungsfähig ist.

Es wird funktionieren. Es wird auch deswegen funktionieren, weil die Führung tatsächlich nicht vollends von den Bürgern abgekoppelt ist. Sie mutet den Bürgern viel zu, aber es ist ein kontrollierter Prozess. Der Staat erkennt sehr wohl, wo die Schmerzgrenze erreicht ist und steuert dann dagegen. Der deutsche Staat hat auch noch alle Mittel dazu. Die Polizei ist keineswegs machtlos gegenüber den Flüchtlingen. Sie hat einfach die Anweisung, nichts zu tun. Es braucht nur eine anderslautende Anweisung, damit die Polizei hart durchgreift. Für die Medien gilt das Gleiche.

Den meisten Deutschen ist nicht bewusst, dass sie dabei sind, die EU vor dem Zerfall zu retten. Das meint Merkel mit “Wir schaffen das.” Es würde für alle erträglicher werden, wenn man wüsste, warum und wofür es so schwer ist. Vielleicht wird der Staat entsprechende Aufklärung betreiben. Andeutungsweise geschieht das bereits.

Noch hat der deutsche Staat die Situation unter Kontrolle. Man sieht es daran, wie er die Situation steuert. Die Bürger bekommen das nicht mit, aber das ist auch nicht ihre Aufgabe.

Ich sehe noch keine kritische Grenze erreicht. Der Staat hat noch viel Spielraum.

Aber angenehm ist es nicht. Herzlich willkommen im hybriden Krieg.

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Die Wirkung der Sanktionen gegen Russland

Manche Menschen argumentieren, dass Merkel anti-russisch handelt, da sie an den Sanktionen festhält.

Aus Russland hört man aus Fachkreisen folgendes: “Wenn es die Sanktionen nicht gegeben hätte, man hätte sie erfinden müssen”.  Und: “Wir brauchen noch 3-5 Jahre lang Sanktionen, dann sind wir in allen kritischen Bereichen autonom.”

Alle kritische Bereiche, das heißt Lebensmittelindustrie, Pharmaindustrie, Militärindustrie, Finanz- und Kreditwesen, Hardware- und Software und noch manches mehr. Alles, was zur Aufrechterhaltung des gesellschaftlichen Lebens notwendig ist.

Bereits 2014, als die Sanktionen im Gespräch waren, habe ich geschrieben (an anderer Stelle, das Blog gab es damals noch nicht), dass es für die EU eine strategisch dumme entscheidung ist. Sanktionen würden Russland kurzfristig weh tun und mittel- und langfristig die russische Wirtschaft stärken, gleichzeitig die Abhängigkeit vom Westen reduzieren und damit die Unabhängigkeit erhöhen.

Meiner Meinung nach ist Russland bereits über den Berg, was die kurzfristige schädliche Wirkung der Sanktionen angeht. Jedes zusätzliche Quartal, das die Sanktionen verlängert werden, ist gut für Russland, weil es ein guter, unkritischer Anreiz ist, um intensiv weiter an der eigenen wirtschaftlichen Autonomie zu arbeiten. Das ist wie ein Traningsreiz im sportlichen Training: man belastet sich ein wenig, um dadurch stärker zu werden.

Es ist gut denkbar, dass es einen Deal gibt zwischen Moskau und Berlin, um ein seichtes Sanktions-Niveau aufrecht zu erhalten. Merkel tut so, als ob sie sich widerwillig den USA beugt, was sehr wichtig für die US-deutschen Beziehungen ist. Russland tut so, als ob es unzufrieden ist mit den Sanktionen. Die USA tun so, als ob sie zufrieden sind mit dem Aufrechterhalt der Sanktionen. Aber natürlich lässt sich niemand vom echten Potential der anti-russischen Sanktionen täuschen. Nicht auf der hohen Ebene.

Lassen auch Sie sich nicht täuschen. Die Sanktionen gegen Russland sind einfach nichts im Vergleich dazu, dass Deutschland die Unterzeichnung von TTIP bis jetzt verweigert hat, NordStream 2 eintütet, die Beziehungen zu Russland trotz Ukraine-Krieg wieder ausbaut und sich mit dem Beitritt zur chinesischen AIIB in das große eurasische Projekt einreiht. Dagegen sind die Sanktionen gar nichts.

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Das Flüchtlings-Rätsel

Letztes Jahr, gegen Sommerende, erfasste uns die Flüchtlings-Krise. Oder sagen wir besser, die Medien haben in ihrer gewohnten Art die Flüchtlinge als Sau entdeckt, die man durchs Dorf treiben kann.

Versuchen wir zu ordnen, was sichtbar ist, und arbeiten uns zum großen Rätsel durch.

Sichtbar ist, dass ein Flüchtlingsstrom unkontrolliert über Europa eingebrochen ist. Über Türkei und Griechenland, durch die Balkanstaaten mit dem großen Ziel Mitteleuropa. Deutschland war besonders begehrt. Unkontrolliert bedeutet, dass die Menschen ohne Grenzkontrollen die gesamte Route passierten. Niemand prüfte ernsthaft ihre Identität, niemand kümmerte sich darum, dass festgehalten wurde, wer wann wohin eingereist war und wie seine Reise weiterging.

Warum ist das relevant? Machen wir etwas, was Kinder im Alter von vier bis fünf Jahren lernen: sich in andere hineinversetzen. Versetzen wir uns in die Geheimdienste dieser Welt (und wenn Sie wollen auch in den IS) hinein. Eine der Aufgaben besteht darin, ihre Agenten (im Falle des IS Schläfer) in die Welt auszusenden. Nun ist es nicht so leicht, Agenten in fremde Länder einzuschleusen, weil jedes Land sich davor schützt. Alle Einreisenden werden gründlich geprüft und alle, die Verdacht erregen, werden überwacht. Ein altbekanntes Spiel. Und plötzlich sehen Sie – und Sie wurden wahrscheinlich vorher sogar informiert, dass es so kommen wird – dass die EU ihre Schutzmaßnahmen in die Kloschüssel runtergespült hat und Hunderttausende Menschen ohne Kontrolle einreisen lässt. Was tun Sie als ranghoher Geheimdienstler bzw. als IS-Stratege? Sie ergreifen die Gelegenheit beim Schopf und schleusen Ihre Leute in die EU ein. Was denken Sie über jemanden, der behauptet, Sie würden eine solche Gelegenheit nicht nutzen?

Unsere Medien haben tatsächlich systematisch und ausdauernd behauptet, dass eine solche Gefahr nicht bestehe. Das bedeutet, dass unsere Medien entweder völlig verblödet sind oder dass sie Teil eines sehr schmutzigen Spiels sind.

Wer ist noch Teil des Spiels? Die Türkei ist ein Hauptakteur. In der Türkei und an ihren Grenzen haben sich in den letzten Jahren viele Flüchtlingslager gebildet. Deren Tore wurden aufgemacht und ein Teil der Flüchtlinge gen EU entlassen. Mitten in der EU sitzt der andere große Akteur: Merkel. Sie ruft den Flüchtlingen “Herzlich willkommen!” entgegen. Erdogan und Merkel sind die beiden großen Stützpfeiler der Flüchtlingskrise. Der eine öffnet das Transittor in der Türkei, die andere öffnet die Endstation in Deutschland.

Dazwischen und drumherum gibt es viele andere große und kleine Akteure. Zum Beispiel die Schleuser. Und die Geheimdienste, die die Schleuser kontrollieren. Und die Geheimdienste und die Polizei, die die Schleuser gewähren lassen. Haben Sie über wenigstens eine Festnahme eines Schleusers gelesen? Man gibt ihnen freie Hand. Man behindert auch die ganz normale Arbeit der Grenzpolizei. Die Medien berichten nicht darüber, aber die Menschen tauschen ihre Erlebnisse im Internet aus. Ein russlanddeutscher Zugkontrolleur in Bayern erzählt, wie die Kontrolle der Passagiere 2015 immer lascher wurde. Passkontrollen wurden gänzlich abgeschafft und einfach jeder reingelassen, der ein Zugticket hatte. Mitarbeiter, die zu den Chefs gegangen sind, um aufzuzeigen, dass 80% der Tickets gefälscht sind, wurden angeschnauzt, dass sie sich nicht einmischen sollten.

Der Flüchtlingsstrom war weder spontan noch unkontrollierbar. Er war gewollt von den wichtigen Akteuren. Nicht gewollt war er von vielen Akteuren, die aus geografischen Gründen hineingezogen wurden. Ungarn hat für viele Schlagzeilen gesorgt, weil es sich abgeschottet hat. Griechenland und andere Balkanstaaten haben sich nur deshalb nicht abgeschottet, weil ihnen mehr oder weniger die Transitrolle garantiert wurde – sie lassen die Flüchtlinge durch ihr Land und werden nicht dafür verantwortlich, große Flüchtlingszahlen bei sich aufzunehmen.

Mir hat ein Beispiel besonders gefallen. Eine französische Diplomatin in der Türkei hat höchstpersönlich ein Geschäft betrieben, in dem sie Flüchtlingen Boote und Rettungswesten verkauft hat.

Ein besonders wichtiger Akteur sind natürlich die Medien. Sie haben die Flüchtlinge unter den Schutzschirm der politischen Korrektheit gestellt und damit sämtliche Diskussionen in der großen Öffentlichkeit unterbunden. Die sozialen Medien, Blogs und Foren, wo kritisch über die Flüchtlingskrise diskutiert wurde, wurden von den großen Medien diffamiert. Ausländerfeindlich, rückständig, Dumpfbacken. Eine Diskussion mit den Bürgern war und ist unerwünscht. Der Riss zwischen Massenmedien und einfachem Volk wird größer.

Kommen wir zurück zu Merkel. Merkel zeichnet sich dadurch aus, dass sie zu keinem Thema Stellung bezieht. Das ist ihre Stärke, das brachte ihr den Spitznamen Teflon-Merkel ein. Wenn man sich nicht festlegt mit seiner Meinung, ist man nicht angreifbar. Das ist Merkels Markenzeichen und ihre große Stärke. Und wenn sie sich doch einmal festgelegt hat, wie etwa bei der Atomkraft, dann hat Merkel kein Problem damit, ihre Meinung um 180 Grad zu wenden, wenn sich der Wind gedreht hat. In der Flüchtlingskrise beobachten wir Sonderbares. Erstens: Merkel hat sich festgelegt. Eindeutig. Sie hat die Willkommenskultur persönlich verkündet. “Wir schaffen das.” Merkel hat eine klare Position eingenommen. Das ist verdächtig, das ist untypisch für Merkel. Zweitens: Merkel hält an ihrer Meinung fest. Widerstand bläst ihr aus allen Richtungen entgegen, auch aus den eigenen Reihen. Aber sie hält geradezu demonstrativ an ihrer Position fest. Das ist schon doppelt und dreifach verdächtig. Das ist nicht die Angela Merkel, wie wir sie kennen. Was treibt sie in dieser Frage an?

Politik ist interessengesteuert. Wenn wir verstehen wollen, warum Politiker etwas machen, müssen wir nach Interessen suchen. Die Interessen Erdogans sind klar. Er kommt seiner Vision vom neuen Osmanischen Reich näher, indem er Europa mit Arabern überflutet. Auf taktischer Ebene, also kurzfristig, bekommt Erdogan einen Hebel, mit dem er auf die EU einwirken kann. Das ist sogar schon umgesetzt. Für das Versprechen, den Flüchtlingsstrom einzudämmen, bekam die Türkei drei Milliarden Euro von der EU. Als weitere Bedingung wurden die Gespräche zur Aufnahme der Türkei in die EU wieder aufgenommen. Nicht zuletzt hat Ankara die Möglichkeit bekommen, die EU mit eigenen Geheimdienst-Agenten zu überfluten. Warum sollten wir annehmen, dass die Türkei diese Möglichkeit nicht genutzt hat? Natürlich wurde diese Möglichkeit genutzt. Den Flüchtlingsstrom hat die Türkei aber nicht eingedämmt. Hochrangige EU-Offizielle beschweren sich offen. Der türkische Premierminister hat erwidert, dass die Türkei im Abkommen keine Garantien gegeben habe. Es hänge von der Lage in Syrien ab. Außerdem seien die drei Milliarden zur Unterstützung der Flüchtlinge innerhalb der Türkei bestimmt und nicht zur Begrenzung der Flüchtlingskontingente. Cool.

Interessen haben auch die USA. Auch sie haben natürlich haufenweise Agenten in die EU verschoben. Die Flüchtlinge in ihrer Gesamtheit, sowohl die Agenten als auch die Nicht-Agenten unter ihnen, sind ein Pulverfass, welches ins Herz der EU abgelegt wurde. Warum brauchen die USA ein Pulverfass in der EU? Weil die EU ihrem Herren nicht die erwartete Treue erweist. Ein Herr braucht keinen Vasall, der die Treue verweigert. Einen solchen Vasall muss man auf Linie bringen oder zerstören. Die Flüchtlingskrise kann beide Zwecke erfüllen. Sie kann und wird genutzt werden, um Spannungen aufzubauen und auf diese Weise die EU unter Druck zu setzen und gefügiger zu machen. Wenn die EU dennoch nicht gefügig wird, kann man an der Eskalationsschraube weiter drehen und auf einen Zerfall der EU hinarbeiten.

Ein Zerfall der EU ist kein Horrorszenario eines Verschwörungstheoretikers. Dass die Flüchtlingskrise die EU bis zum Zerfall spalten kann, tröten bereits unsere Massenmedien. Die gleichen, die uns seit Monaten penetrant einzureden versuchen, dass alles super-duper ist mit den Flüchtlingen. Und in den USA widmen die Medien viel Interesse den Kölner Silvester-Vorfällen und sehen sogar schon Merkels Ende gekommen.

Übrigens wurde die Berichterstattung zu Köln auch aus den USA angeheizt. Die New York Times berichtete bereits am 4. Januar groß darüber, die großen deutschen Medien stiegen einen Tag später ein.

Was in Köln passiert ist, ist nur ein kleiner Vorgeschmack, ein kleiner Testfall. “Straftaten in einer völlig neuen Dimension“, “Ein solches Phänomen beobachte man zum ersten Mal”. Die Täter sind in Gruppen vorgegangen. Und es lässt sich nicht verschleiern, dass es die willkommenen Flüchtlinge waren, auch wenn die politische Korrektheit verlangt, dass in fast jedem Artikel vor einem Generalverdacht gewarnt wird. Aber die gestohlenen Smartphones werden in Flüchtlingsheimen geortet. Und von 19 Verdächtigen, allesamt Ausländer, haben 10 den Status von Asylbewerbern und sind die übrigen 9 illegal in Deutschland. Sie stammen aus Marokko und Algerien und keiner hatte seinen Wohnort in Köln. Also alle zugereist zu den Unruhen. Justizminister Maas redet nicht von ungefähr davon, dass die Übergriffe in Köln eine geplante Aktion waren. Von wem wurde es geplant?

Jetzt stürzen sich alle auf die Polizei, weil sie so inkompetent agiert hatte. Ja, hat sie, aber der Vorwurf geht an uns alle, an die gesamte Gesellschaft. Die Polizei hat sich so verhalten, wie man es von ihr erwartet und verlangt hat.

Zusammenfassend: Es lassen sich drei große Spieler in der Flüchtlingskrise ausmachen. Türkei, Deutschland, USA. Deutschland hat die exponierte Rolle, Türkei und USA tun so, als ob sie unbeteiligt wären und die Flüchtlinge von sich aus den Weg nach Deutschland fänden. Die Interessen von Türkei und USA sind offensichtlich und harmonieren prima miteinander. Aber Deutschland?

Deutschland ist Merkel. Kommen wir zu ihren Interessen. In erster Linie ist das natürlich Machterhalt. Problem: Merkels Macht in Deutschland stand nicht in Frage. Keine Konkurrenten weit und breit. Eine internationale Großaktion, bei der man sich Millionen Araber unkontrolliert ins Land schaufelt, war in Merkels Lage absolut nicht nötig. Nein, dafür hat sie nicht ihre politischen Prinzipien über Bord geworfen.

Deutschland kann billige Arbeitskräfte gut gebrauchen. Und da wir gerade einen Mindestlohn eingeführt haben, der sich noch nicht überall unterwandern lässt, sind Flüchtlinge, die von der Mindestlohnregelung leicht ausgeschlossen werden können, gerade recht. An diesem Argument ist etwas dran. Aber die Umsetzung der Flüchtlingskrise spricht klar dagegen. Versetzen Sie sich in die Lage des Politikers (wir spielen wieder das Spiel der Fünfjährigen), der aus Flüchtlingen einen Zustrom aus billigen Arbeitskräften organisieren soll. Gibt es irgend einen Grund, dafür Millionen Menschen ohne Grenzkontrollen einwandern zu lassen? Menschen, die nicht mal einen Pass dabei haben, geschweige denn irgendwelche Nachweise über ihre berufliche Qualifikation? Menschen, die von Ihnen überhaupt nicht, nach keinem einzigen Kriterium ausgewählt wurden? Und selbst wenn Sie als Politiker sich für diesen dümmstmöglichen Weg entscheiden, wie überzeugen Sie den Polizeiapparat und die Geheimdienste davon, ihre Arbeit ruhen zu lassen? Nein, billige Arbeitskräfte waren nicht das Ziel. Man wird die Flüchtlinge selbstverständlich als solche nutzen, aber nicht deswegen wurde die Flüchtlingskrise von Merkel organisiert.

Übrigens habe ich Informationen aus verschiedenen persönlichen Quellen, die alle das gleiche Bild über die Flüchtlinge zeichnen: sie erwarten und fordern hier in Deutschland ein gutes Leben. (Siehe auch “Frau Merkel, wir verlangen eine Antwort“.) Mit den Geschichten eines Hausmeisters, der für die Unterbringung von Flüchtlingen verantwortlich ist, könnte ich eine Serie von Artikeln füllen. Irgendwer hat diesen Menschen eingetrichtert, dass sie hier Rechte haben. Irgendwer hat sie gründlich darüber informiert, welche Rechte genau sie haben. Wenn eine fünfköpfige Familie in eine Dreizimmerwohnung einquartiert wird, fuchtelt der Familienoberhaupt erbost mit den Armen. Ihnen steht eine Vierzimmerwohnung zu. In den Medien liest man die tollsten Geschichten von talentierten, einsatzbereiten, fleißigen, gemeinschaftsdienlichen Flüchtlingen, die sich ruck-zuck eingliedern und nützlich machen. In bald einem halben Jahr habe ich nicht eine einzige solche Geschichte aus dem Bekannten- und Familienkreis gehört. Es wird solche Geschichten geben, aber ihr Anteil ist ein anderer, als es uns die Medien suggerieren. Ein ganz anderer.

Ein weiteres Interesse ist die Außendarstellung Deutschlands. Deutschlands Ansehen hat in den letzten Jahren stark gelitten. Vergleiche mit Nazi-Deutschland sind im Ausland allgegenwärtig. Im EU-Ausland. Das ist nicht förderlich für Deutschlands Anspruch auf die totale Führungsrolle. Und hier kommt die Flüchtlingskrise tatsächlich recht. Die deutschen Medien schreien in alle Welt hinaus, wie sehr wir die Flüchtlinge willkommen heißen. Es wirkt. Im Ausland kauft man Deutschland die Willkommenskultur ab. Deutschland, das sich rührend und großherzig um die gebeutelten Menschen aus dem Nahen Osten kümmert. Kann dieses Deutschland denn ein neues Hitler-gleiches Regime sein? Wohl kaum. Problem auch bei diesem Interesse: War es nötig, bei so einem Spiel Agenten aus aller Welt unkontrolliert nach Deutschland einströmen zu lassen? Warum hat man sich nicht darum gekümmert, mehr Frauen und Kinder unter die Flüchtlinge zu mischen? Es wäre logisch, die Hilfe den Schwächsten und Bedürftigsten zuteil kommen zu lassen. Stattdessen sind um die 80% der Flüchtlinge junge Männer.

Wie kann es sein, dass aus einem Kriegsgebiet die jungen Männer fliehen, während die Frauen, Kinder und Alten im Krieg bleiben? Die Frage ist so naheligend und wird von niemandem gestellt. Das ist die Wirkung der politischen Korrektheit. Die Antwort wäre nicht politisch korrekt. Die Flüchtlinge, die nach Deutschland gekommen sind, sind in großen Teilen keine Kriegsflüchtlinge. Wer sind sie dann? Sie sind Menschen aus solchen Regionen, die vom Westen in die Steinzeit zurückversetzt werden. Sie sind Menschen, die uns völlig zurecht die Schuld an ihren zerstörten Leben, ihren toten Verwandten und Freunden geben. Sie sind Menschen, die zusätzlich systematisch psychologisch bearbeitet und nach Deutschland verfrachtet wurden. Sie verlangen eine Gegenleistung für all das, was wir ihnen angetan haben. Und im übrigen sind sie junge Männer in einer unbekannten und fremden Welt, losgelöst von ihren Familien. Wenn ich nach Menschen suchen müsste, die leicht steuerbar sind und auch leicht zu aggressivem Handeln bewegt werden können, würde ich mir genau solche Menschen aussuchen in genau so einer Konstellation suchen. Nichts ist zufällig an der Flüchtlingskrise.

Vielleicht wollte Merkel die anti-deutsche Stimmung in der EU kontern. Als primäres Ziel der Flüchtlingskrise aus Merkels Sicht erscheint mir das dennoch zu hoch gegriffen. Zu hoch ist der Preis. Zu groß die Risiken. Oder waren die Risiken der anti-deutschen Stimmung noch größer?

Die EU hat ein demographisches Problem. Die Geburtenrate ist nicht hoch genug, um aus eigenen Kräften die Bevölkerungszahlen konstant zu halten. Einwanderung ist daher unerlässlich. Das ist ein gutes Argument, aber die Flüchtlingskrise als Lösung ist nicht vorstellbar. Deutschland betreibt seit dem Zweiten Weltkrieg kontrolliert Einwanderung. Deutschland hat viel Erfahrung damit. Viele getestete Mechanismen, viel kompetentes Personal. Kann jemand glaubhaft erklären, warum Deutschland in der Einwanderungspolitik plötzlich zu einer Harakiri-Aktion greifen sollte?

Als die Flüchtlingskrise im Spätsommer medial aufgerollt wurde, hat sich der Westen gerade darauf verständigt, eine Flugverbotszone in Syrien einzurichten. Das heißt, der Westen hat sich darauf verständigt, das Libyen-Szenario für Syrien zu wiederholen (ausführliche Erläuterung hier). Ein Flüchtlingsstrom, vermeintlich aus Syrien, in der EU maximal medial penetriert, wäre genau das richtige, um die Öffentlichkeit auf den notwendigen Kriegseinsatz gegen Syrien einzustimmen. Russland hat diesen Plänen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber der Vorsatz wäre eine gute Erklärung für die Flüchtlingskrise. Alles passte perfekt und im September glaubte ich noch den Schlüssel zum Verständnis in der Hand zu halten. Problem: Die Karten wurden neu gemischt, aber die Flüchtlingskrise wie gehabt weiter geführt, obwohl der vermutete Zweck längst entfallen war. So musste ich schweren Herzens auch diese Erklärung verwerfen.

Die Annahme, dass die “syrische” Flüchtlingswelle dazu genutzt werden sollte, Russlands Militäreinsatz in Syrien zu diffamieren, bestätigte sich auch nicht. Es gab vereinzelte Stimmen, dass es Russlands Schuld sei, dass plötzlich so viele Menschen aus Syrien flohen, aber eine Medienkampagne gab es nicht. Überraschend übrigens. Daran merken Sie, wie vergleichsweise groß die Einigkeit zwischen Russland und USA bezüglich des russischen Einsatzes in Syrien war.

Eine weitere mögliche Antwort auf die Interessen-Frage ist simpel: Merkel wurde aus Übersee gezwungen. Dafür braucht man nicht viel mehr als eine CIA-Akte, die mit heißem komprommitierenden Material gefüllt ist. Eine solche CIA-Akte (und nicht nur bei der CIA) existiert für jeden auch nur einigermaßen bedeutenden Politiker. Das ist der Job der Geheimdienste. Die Akten unterscheiden sich nur dadurch, wie heiß das Material ist, das sie enthalten. Als Politikerin ist Merkel ein bösartiger Machtmensch. Es ist gut möglich, dass sie Leichen im Keller hat.

Aber auch diese Erklärung hat große Schwächen. Wenn Mekel zu so einer wilden Aktion gezwungen werden kann, warum zwingt man sie nicht gleich dazu, TTIP zu unterschreiben und NordStream 2 zu sabotieren? Nein, simple Erpressung klingt auch nicht einleuchtend.

Auch das Argument, dass Merkel schlichtweg eine US-Marionette ist, funktioniert aus den gleichen Gründen nicht. Wäre sie eine US-Marionette, hätte sie die Beziehungen zu Russland längst gekappt. Sie macht es aber nicht, obwohl die USA sie dazu zu zwingen versuchen und dafür sogar die Ukraine in den Abgrund gestoßen haben. Nein, Merkel ist keine Marionette. Jedenfalls keine US-Marionette. Lassen Sie sich von der Rhetorik nicht täuschen. An den Taten soll man die Menschen erkennen. Die USA lassen sich auch nicht täuschen. Deswegen wird die EU zerstört. yurasumy hat genau das im Frühling 2015 prognostiziert.

Merkel will eine einige EU unter deutschem Banner. Aber auch diesem Zweck ist die Flüchtlingskrise nicht dienlich. Wie hätte sie es auch sein können? Oder… vorsicht, jetzt präsentiere ich Ihnen eine Verschwörungstheorie. Die Interessen von Türkei und USA sind unabhängig von Deutschland. Die Türkei ist sogar mehr an einem Flüchtlingsstrom in den Balkan interessiert. Wenn Deutschland nicht über eine Million Flüchtlinge in sich aufgesogen hätte, wären sie jetzt alle auf dem Balkan. Die kleinen Balkanstaaten wären zum jetzigen Zeitpunkt schon daran zerbrochen – von dort kamen so schon genug Stimmen, dass die Flüchtlingskrise die EU direkt bedroht. Wir hätten also Chaos auf dem Balkan schon jetzt. Und über eine Million Flüchtlinge in diesem Chaos. Der Balkan wäre aus der EU raus, weil die EU keine Hilfe wäre, wenn sie die Flüchtlinge nicht aus dem Balkan aufsaugen würde. Und damit wäre auf dem Balkan ein politisches Vakuum entstanden. Ein Vakuum, das mit türkischen Agenten gefüllt ist. Was für ein Traum! Für die Türkei. Abgefahren. Diese Theorie ist mir beim Korrekturlesen gekommen und sie gefällt mir. Sie schließt die große offene Frage. Im Rahmen dieser Theorie handelt Merkel nicht, um etwas zu erreichen, sondern um etwas zu verhindern. Tatsächlich verhindert sie den Zerfall der EU. Der Angriff der Türkei (Öffnung der Flüchtlingslager gen Balkan) musste zuerst dadurch abgewehrt werden, dass Deutschland die für den Balkan bestimmten Flüchtlinge zu sich weitergeleitet hat. Dann kamen die Versuche, die Türkei zur Schließung der Lager zu veranlassen. Deswegen so ein miserabler Deal für die EU, der keine Garantien enthält. Deswegen die Weigerung der Türkei, den Deal einzuhalten. Deswegen die pampige Antwort auf die Beschwerden. Merkel reagiert eilig und daher mit Schwächen. “Wir schaffen das” bekommt plötzlich einen Sinn. Zu schaffen ist nicht weniger als die Rettung der EU.

Seit August 2015 suche ich nach Gründen, warum Merkel Deutschland für den Flüchtlingsstrom geöffnet hat. Ich suche und suche, aber nichts die vor 10 Minuten aufgestellte Verschwörungstheorie hält einer Kosten-Nutzen-Rechnung stand. Und für derartig große Operationen werden immer Kosten-Nutzen-Rechnungen, Risikoanalysen und dergleichen mehr gemacht. Das Risiko ist bewusst eingegangen worden. Aber wofür nur? Es ist mir ein Rätsel.

Helfen Sie mir. Welches schwergewichtige Interesse verfolgt Merkel mit der Flüchtlingskrise? Welches Interesse? Was habe ich noch übersehen?

Da ich politisch unkorrekt war in diesem Beitrag, bestehen zwei Gefahren. Erstens können politisch Korrekte auftauchen, die mich einen Nazi schimpfen, weil ich die Flüchtlinge in keinem guten Licht dargestellt habe. Zweitens können Nazis auftauchen, die meine Analyse für ihre Propaganda verwenden. Also muss ich abschließend ein paar Worte verlieren.

Unter den Flüchtlingen sind viele Geheimdienstagenten, Terroristen, Kriminelle und andere unangenehme Gestalten. Die Logik lässt keinen anderen Rückschluss zu. Man muss sich blöd stellen, um das Offensichtliche abzustreiten. Wenn die EU ihre Tore sperrangelweit öffnet und monatelang Kontrollen aussetzt, dann werden Geheimdienstagenten, Terroristen und Kriminelle aller Art diese Gelegenheit nutzen. Diese Gelegenheit ist bereits genutzt worden. Nicht nur Deutschland, auch viele andere EU-Staaten haben jetzt ein neues Sicherheitsproblem bzw. ein altes Problem in neuem Maßstab.

Unter den Flüchtlingen sind auch normale Menschen. Unter den Flüchtlingen sind auch viele normale Menschen, deren Gehirne aber so gewaschen wurden, dass sie denken, Deutschland sei ihnen und in Zukunft auch ihren Familien ein Leben in Wohlstand schuldig. Viele Flüchtlinge sind Propaganda-Opfer. Vermutlich die meisten. Die wenigsten sind Kriegsopfer (sie haben immerhin pro Person mehrere Tausend Euro für die Schlepper auftreiben können und konnten Frauen und Kinder daheim lassen), aber die meisten sind Propaganda-Opfer. Behalten Sie das im Hinterkopf. Die Flüchtlinge werden als Bauernfiguren auf dem Schachbrett eingesetzt. Sie sollen den sozialen Frieden in der EU zerstören. Beachten Sie den Unterschied: nicht die Flüchtlinge wollen den sozialen Frieden der EU zerstören, sondern die Leute, die die Flüchtlinge als Werkzeug einsetzen. Ein herrliches Beispiel für die Anwendung der Chaos-Strategie. Die Kenntnis des Systems erlaubt es, mit kleinen Eingriffen eine große Wirkung zu erzielen.

Wenn Sie als besorgter Bürger auf den Gedanken kommen, gegen die Flüchtlinge (präventiv) vorzugehen, weil sie eine reale Gefahr darstellen, dann sind Sie ebenfalls ein Propaganda-Opfer. Dann sind Sie Opfer der Teile-und-Herrsche-Strategie geworden. Dann sind Sie eine brave Marionette an den Fäden der Puppenspieler. Wenn Flüchtlinge bereits kriminell aufgefallen sind, muss gegen sie selbstverständlich vorgegangen werden. Aber nicht vorher.

Und wenn Sie ein besorgter Bürger, aber kein Propaganda-Opfer sind? Dann erkennen Sie, dass es Spieler im Hintergrund gibt, die Sie als Bauern auf dem Schachfeld bewegen wollen. Spieler, die Ihre Sorgen und Ängste geschickt nutzen. Spieler, die Sie als Propaganda-Opfer gegen andere Propaganda-Opfer hetzen und einen Nutzen daraus ziehen, wenn sprichwörtlich Blut fließt. Wenn Sie also kein Propaganda-Opfer sind, dann lassen Sie sich nicht an unsichtbaren Fäden dirigieren. Was heißt das konkret?

Die Flüchtlinge sind Realität. Wir müssen sie integrieren. Die Flüchtlinge sind Menschen und als solche müssen wir sie behandeln. Mit den Kriminellen unter ihnen müssen wir so umgehen wie mit allen anderen Kriminellen, die es auch ohne Flüchtlinge reichlich gibt. Wenn Sie Zorn statt Menschlichkeit gegen die Flüchtlinge richten, sind Sie Propaganda-Opfer geworden. Menschlichkeit bedeutet nicht politisch korrektes Gutmenschentum. Menschlichkeit bedeutet Respekt.

Wohin aber mit dem Zorn und der Angst? Wenn Sie kein Propaganda-Opfer sind, richten Sie den Zorn gegen die Richtigen. Die Richtigen sind die Organisatoren. Die Politiker. Die Geheimdienste. Wenn Sie Politiker, Geheimdienste, Polizei und andere verantwortliche Personen und Organisationen zur Rede stellen, sind Sie kein Opfer. Das ist viel schwieriger als “Flüchtlinge raus!” auf ein Demoplakat zu schreiben, aber daran unterscheidet sich, ob Sie ein Propaganda-Opfer oder ein aufgeklärter Bürger sind.

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Prognosen für 2016

Die Prognoseversuche des letzten Jahres waren ein spannendes Spiel. Die jetzigen Prognoseversuche sind im Vergleich dazu pures Kasino. Versuchen wir trotzdem unser Bestes.

Problem: Die Welt ordnet sich gerade neu. In solchen Phasen geschehen unvorhersehbare Dinge viel häufiger als sonst. In vielerlei Hinsicht stehen Gesellschaften am Scheideweg und es ist überhaupt nicht klar, für welchen Weg sie sich entscheiden werden. Kleine Änderungen können große Wirkungen haben. Die berüchtigte Chaos-Theorie. Die denkbar schlechteste Zeit für Prognosen.

Lichtblick: Die langfristige Prognose als Stütze. Also los:

  • In Syrien wird man 2016 einen nationalen Konsens erreichen oder jedenfalls kurz davor stehen. Das heißt die syrische Opposition wird bekehrt und Teil des politischen Systems werden.
  • Die Spannungen in der EU werden weiter wachsen. Es wird recht dramatisch werden. Unzufrieden sind sehr viele (wie schon seit Jahren), aber die Anheizer, die die Spaltung der EU kontrolliert vorantreiben, sind Polen und Großbritanien. Im Gegensatz zu allen anderen lassen sich diese beiden nicht von Deutschland kontrollieren.
  • Die Spannungen zwischen den Ländern werden selbstverständlich begleitet von Spannungen innerhalb der Länder. Auch in Deutschland. Der Ton wird schärfer.
  • Die EU wird zerrissen zwischen den Transatlantikern (“wir legen uns unter USA, auch wenn es unseren Tod bedeutet!”) und ihren Konkurrenten (“wir wollen nicht sterben, integrieren wir uns lieber in die neue Weltordnung!”). Eines der großen Seile, an denen sie in entgegengesetzte Richtungen ziehen, ist TTIP. Womöglich wird TTIP unterschrieben, aber in diesem Fall wird es noch große Probleme bei der Ratifizierung geben.
  • Es wird eine neue Weltfinanzkrise ausbrechen. Sie wird schlimmer als die 2008-Krise sein. Ausbruchsort vermutlich USA. Aber egal wo sie ausbricht, erfassen wird sie alle.
  • In USA/Mexiko wird es ein schlimmes Erdbeben geben, mit sehr schlimmen Folgen.
  • Russland und China arbeiten weiter fleißig an der Dedollarisierung und errichten im Eiltempo alternative Weltfinanzstrukturen.
  • Russland und China arbeiten parallel daran, mehr Kontrolle über die westlichen Weltfinanzstrukturen zu gewinnen.
  • Russland und China versuchen alles in ihrer Macht stehende, um die USA zu stützen, damit letztere möglichst sanft in der Krise landet.
  • Die Ukraine betreibt vorschriftsmäßig ihre Deindustrialisierung voran.
  • Westliche Kredite (trotz eingetretenem Staatsbankrott) halten das ukrainische Nazi-Oligarchen-Regime am Leben.
  • Jazenjuk wird als Sündenbock geopfert und geht in den verdienten Ruhestand in USA oder EU. Seinen Posten übernimmt die derzeitige Finanzministerin Jaresko oder Saakaschwili.
  • Vorgezogene Neuwahlen in der Ukraine.
  • Russland wartet bezüglich der Ukraine, bis die Frucht reif wird. Bis also die ukrainische Bevölkerung so wütend auf ihre Regierung und die marodierenden Nazi-Banden wird, dass sie (die Bevölkerung) selbst tätig wird und nicht wie bisher passiv abzuwarten versucht.
  • In den USA wird der Notstand ausgerufen. Polizei, Militär und Nationalgarde übernehmen die Steuerung des Landes praktisch in Militärverwaltung.
  • Der Nahe Osten steht kurz vor einer Großexplosion. Iran versucht den Weg Russland zu gehen und sich nicht zu einem Krieg provozieren zu lassen. Provokationen wird es aber reichlich geben. Die Staaten, die gerade Einfluss verlieren (Saudi-Arabien, Türkei, Israel) erhöhen die Einsätze. Vielleicht explodiert es auch.
  • In Zentralasien ist gerade noch rechtzeitig die Ernüchterung eingekehrt. Die US-Versuche, dort alles anzuzünden, stoßen auf beträchtlichen Widerstand. Die Geheimdienste haben aus den zuletzt am Fließband produzierten farbigen Revolutionen gelernt. Die Regierungen in Zentralasien haben mehr als genügend Beispiele gesehen, wohin die westliche Demokratisierung führt. Die USA reagieren wütend, verhängen vermutlich Sanktionen.
  • Aus den USA kommen wie bisher und in zunehmend größerem Ausmaß gegensätzliche Signale und Handlungen. Die Eliten dort sind tief gespalten und tragen ihren Krieg zunehmend öffentlich aus.

Ein unerfreulicher Ausblick. Hoffentlich irre ich mich in sehr vielen Punkten.

Wer beim Spiel mitmachen will, ist herzlich eingeladen, eigene Prognosen in den Kommentaren zu hinterlassen. Wenn wir 2016 überleben, haben wir am Ende des Jahres das Vergnügen, Prophezeihungen mit Realität zu vergleichen.

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Besonderer Gruß an…

Ich begrüße ganz besonders die ukrainischen Hacker, die seit geraumer Zeit zunehmendes Interesse für mein Blog entwickeln. Kontaktiert mich direkt, vielleicht kann ich euch behilflich sein. Als Ehrengäste dürft ihr euch ein Thema wünschen, zu dem ich dann etwas schreiben werde.

Im Sinne der Analyse ist folgendes interessant: Völlig unbedeutende (an der Reichweite gemessene) Blogs kommen sofort auf die Beobachtungsliste der Geheimdienste. Aber versuchen Sie mal den durchschnittlichen Zombie davon zu überzeugen, dass die Geheimdienste überall ihre Finger im Spiel haben. Der Zombie kann seit zwei Jahren schockierende Snowden-Enthüllungen konsumieren, mit der Nase in die Berichte von US-Geheimdienstlern gestoßen werden und wird trotzdem standhaft behaupten, dass so etwas wie der Putsch in der Ukraine eine spontane Bewegung aus der Bevölkerung heraus gewesen ist.

Aber warum, warum macht der Zombie das bloß? Dummheit ist als Argument schnell parat und es ist etwas dran, aber Dummheit greift zu kurz. Denn der Zombie ist prinzipiell lernfähig, was er in anderen Bereichen des Lebens täglich unter Beweis stellt. Theoretisch also müsste er seine Sichtweise ändern können, wenn man gute Argumente ins Feld führt. Warum ist diser Effekt in der Praxis viel kleiner als die theoretische Erwartung?

Zum einen hat der lernfähige Zombie gelernt, wie er sein Weltbild verteidigt. Zum Beispiel mit dem Verschwörungstheorie-Vorwurf.

Zum anderen ist die menschliche Psyche so gebaut, dass man das Weltbild braucht. Das eigene Weltbild einzureißen, um ein neues an seiner Stelle aufzubauen, ist zum einen sehr mühsam und zum anderen sehr schmerzhaft. Jeder weiss, wie schwer es sein kann, Fehler zuzugeben. Fehler im Weltbild zugeben ist schwer³. Damit beschert man sich gut und gerne eine Sinnkrise. Aus psychischer Sicht ist es einfacher, sein Weltbild zu verteidigen. Und Argumente, die dagegen sprechen… gefährliche Putin-Propaganda.

Verzeihung, ich bin abgeschweift.

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Prognosenrückschau 2015

Anfang 2015 habe ich einige Prognosen für das Jahr 2015 gewagt. Jede Prognose muss daran gemessen werden, ob sie sich bewahrheitet. Heute bin ich Richter über meine eigenen Prognosen:

Russland wird keinen Krieg gegen die Ukraine beginnen.

Treffer.

Die ukrainische Armee verliert gegen die Armee von LDVR (Lugansker und Donezker Volksrepubliken), aber letztere gehen vorerst nicht über die Grenzen der Lugansker und Donezker Regionen hinaus.

Treffer.

In der Ukraine kommt es zur weiteren Spaltung des Landes, das Land geht bankrott und LDNR werden im ganzen Chaos das stabilste Element darstellen.

Teilweise getroffen.

  • Weitere offizielle Abspaltungen hat es nicht gegeben. Zahlreiche Regionen haben jedoch Autonomieansprüche offen ausgesprochen.
  • Die Ukraine ist bankrott gegangen.
  • LDVR (Lugansker und Donezker Volksrepubliken) sind stabil geworden, aber nicht zum stabilsten Element. Das liegt daran, dass LDVR sich schlechter als erwartet entwickelt haben wegen innerer Spannungen und auch daran, dass der Rest der Ukraine nicht so weit wie befürchtet auseinander gebrochen ist.

Galizien geht an Polen, entweder direkt, oder über einen kurzen Umweg der Unabhängigkeit als eigenes Staatsgebiet.

Daneben. Polen arbeitet am besagten Ziel, aber die Ereignisse in der Ukraine entwickeln sich insgesamt viel langsamer, als ich gedacht habe. Dafür ist der IWF verantwortlich, der die Agonie des Fail State Ukraine mit Milliardenkrediten verlängert. Damit der IWF das weiter tun kann, hat er sogar seine eigenen Regeln geändert und darf jetzt bankrotten Staaten Kredite geben.

Der Südosten der Ukraine versammelt sich zu Neurussland.

Voll daneben.

Das Zentrum der Ukraine zerfällt in mehrere Oligarchate. Eins davon ist Kolomojskis Oligarchat, natürlich mit einer schöneren Bezeichnung.

Nur teilweise getroffen. Kolomojski hat sein Oligarchat, inklusive eigener sehr beachtlicher Armee. Alle “patriotischen” Kräfte, also alle militanten Nazis, stehen unter Kolomojskis Dach. Und hinter Kolomojski steht der radikale Flügel der USA. In Dnepropetrowsk hatte (und hat!) er sein Oligarchat, aber er hat es nicht formell zu irgendeiner Autonomie gebracht. Nach seinem Abgang hat er eine eigene Partei gegründet, die sich aus dem Nichts in die politische Landschaft der Ukraine eingefügt hat. Zum Ende des Jahres ist Achmetow aus der Versenkung zurückgekehrt, um mit Billigung des Westens und Russlands den Donbass zu übernehmen. Selbstverständlich auch nur informell. Meine erste Fehleinschätzung war, dass diese Prozesse irgendwie öffentlich-rechtlich untermauert würden. Meine zweite Fehleinschätzung war, dass es das Zentrum der Ukraine betreffen würde. Der Nordwesten und der Südosten der Ukraine haben es beide nicht geschafft, den Fängen der Oligarchen zu entkommen.

Russland wird die sich abspaltenden Teilgebiete der ehemaligen Ukraine höflich unter den Schirm einer einheitlichen Ukraine zusammentreiben und den totalen Zerfall der Ukraine verhindern. Selbstverständlich wird das kein zentralistischer Staat mit einem allmächtigen Kiew sein, sondern eine stark föderalisierte Ukraine mit einem schwachen Kiew und sehr starken Regionen.

Treffer im ersten Teil. Eine Abspaltung des Donbass haben sogar schon Kiews Offizielle gefordert! Der Donbass hat die Abspaltung sogar formalisiert. Russland hat dem eine Absage erteilt und zwingt LDVR dazu, Teil der Ukraine zu bleiben. Beim zweiten Teil lag ich daneben. Ich bin weiterhin überzeugt, dass es darauf hinausläuft, aber die zeitliche Einschätzung war grob falsch. Kiew betreibt eine Dezentralisierung, aber das ist der Versuch der USA, die russische Forderung mit eigenen Inhalten zu füllen. Was Kiew derzeit vorantreibt, ist die Übergabe mancher staatlicher Bürokratie an die Regionen, wobei die Regeln dieser Bürokratie weiter zentral aufgestellt werden. Außerdem werden die Geldflüsse zwischen Staat und Regionen so umgestaltet, dass die Regionen weniger feste Summen bekommen, dafür aber mehr Boni. Das führt dazu, dass die Regionen finanziell stärker von Kiew abhängig sein werden als vorher, da die Boni flexibel zugeteilt oder auch entzogen werden können. Wer nicht artig ist… Im Moment wird unter dem Deckmantel der Dezentralisierung eine Stärkung der Zentralgewalt vorangetrieben. Die USA und Kiew machen das geschickt und haben den zweiten Teil meiner Prognose zerstört.

Möglicherweise bekommen Rumänien und wer sonst noch im Westen angrenzt, kleine ethnische Landstücke von der Ukraine ab. Nach entsprechenden Referenden. Russland wird diesen Prozess der Abspaltung kleiner ethnischer Randgebiete nicht behindern.

Daneben.

Russland und China treiben den Prozess der Dedollarisierung voran. Das ist der Schlüssel für ALLES Weltbedeutende, was in den letzten Jahren geschah und in den kommenden Jahren geschehen wird.

Treffer. Russland und China haben viele wichtige Schritte zur Dedollarisierung unternommen.

Die USA werden weiterhin überall auf der Welt die Situation zuspitzen. Viele neue Charlies. Die Krisenherde dieser Welt werden noch heißer. Die USA werden mit dieser Strategie keinen systemischen Erfolg haben, d.h. weder wird die Wirtschaft davon in Schwung kommen noch wird man Russland in die Knie zwingen können. Aber die Zuspitzung wird gut genug sein, um die EU im Jahr 2015 weiterhin in die bück-dich-Stellung zu bringen. Die EU kann vor ihren Bürgern aber nicht mehr verbergen, dass das kein Sex mehr ist, sondern Vergewaltigung. Damit verbunden geht die Radikalisierung auf Europas politischer Landkarte weiter. Die extremen Rechten und Linken und verschiedene Pegidas nehmen an Fahrt auf.

Insgesamt Treffer. Die EU wurde stärker angegriffen, als ich erwartet habe, was daran lag, dass die EU sich stärker gegen die USA gewehrt hat, als ich erwartet habe.

Wer von den kleinen Spielern dieser Welt nicht bereits eng an die USA gebunden ist (also nicht über massive Erdölreserven verfügt…), fängt das auch nicht mehr an. Die peripheren Staaten orientieren sich an BRICS aus.

Daneben. Die USA haben TTP bis zur Unterzeichnung durchgeprügelt. Ein großer Erfolg für Obama.

Zusammenfassend: Was die Ukraine angeht, habe ich die Geschwindigkeit des Staatszerfalls stark überschätzt und deswegen viele falsche Ereignisse prognostiziert. Es gab aber auch viele Treffer. Was die Welt insgesamt angeht, waren die Prognosen besser. Insgesamt bin ich zufrieden. Falls ich so etwas noch mal mache, muss ich darauf achten, nicht mehrere Prognosen zu einem Punkt zusammen zu fassen.

Eine Sache ist noch stark aufgefallen: Beim Versuch zu prognostizieren projizierte ich aktuelle Entwicklungen in die Zukunft. Das war mal richtig, mal falsch. Was mir dabei völlig durch die Lappen gegangen ist, sind Ereignisse und Entwicklungen, die nach den Prognosen neu begonnen wurden. Russlands Militäreinsatz in Syrien ist das riesengroße Beispiel. 2015 war es wichtiger als vieles von dem, worauf ich mein Augenmerk richtete. So ist das mit Prognosen. Man darf sich nicht viel darauf einbilden, bevor man es nicht schafft, jährlich mehrheitlich zutreffende Prognosen abzuliefern.

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