Arbeitet, Brüder

Kaukasische Rebellen haben im Juli eine Gruppe Camper überfallen und zwei Menschen getötet. Einer der getöteten war Magomed Nurbagandow, er ist im Video zu sehen. Er wurde getötet, weil er ein Polizist ist. Die Rebellen stellten ihn auf die Knie und forderten ihn unter vorgehaltener Waffe auf, dass er seine Brüder und Freunde bei der Polizei auffordert, nicht weiter dort zu arbeiten. Nurbagandow antwortete sofort und ohne zu zögern: “Arbeitet, Brüder”.

Das Video wurde auf dem Smartphone eines liquidierten Rebellen gefunden. Nurbagandow bekam posthum den Heldentitel verliehen.

Russland ehrt mutige Männer. Männer wie Nurbagandow. Er wusste, dass ihn der Tod erwartet, aber selbst in Erwartung des Todes flehte er nicht um Gnade und gab nicht nach, sondern erfüllte seine Pflicht. Er tat es nicht für Ruhm, denn er konnte nicht wissen, dass das Video publik wird. Er stand für eine Sache, bis zum Tod. In den sozialen Netzwerken in Russland verneigen sich die Menschen vor ihm und sprechen seinen Eltern Lob aus, weil sie einen solchen Menschen erzogen haben.

Russland hat eine sehr starke Kultur der Heldenverehrung. Russland hat sehr viele Menschen, die bereit sind, sich selbst für eine höhere Sache aufzuopfern. Auch wenn sie wissen, dass ihnen kein Dank dafür zuteil wird, weil niemand davon erfahren wird.

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In der Kürze liegt die Würze (9) – Auf die Liebe kommt es an

Man muss seinen Nächsten lieben. Das ist das Wichtigste und es gibt nichts wichtigeres als das.

Quelle. Übersetzung von mir.
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Neue Runde des Machtkampfes in Syrien ist eröffnet

Wie beschrieben, haben die USA den großen Syrien-Deal demonstrativ und sprichwörtlich zerbombt. Das hat natürlich ein Nachspiel. Oder besser gesagt: Das Spiel geht weiter.

Der Deal sollte auf Drängen Russlands mit einer UN-Resolution bekräftigt werden. Doch das war nicht möglich, obwohl alle ganz begeistert vom Deal waren. Weil die USA sich geweigert haben, den geheimen Vertrag dem UN-Sicherheitsrat vorzulegen. Sie wollten nicht mal im Groben sagen, worum es darin geht. Und der Sicherheitsrat kann natürlich nicht über einen Vertrag abstimmen, den es nicht gelesen hat und über dessen Inhalt es nicht mal eine grobe Auskunft hat. Klingt wie Kindergarten? So ist es manchmal in der Diplomatie. Insbesondere wenn jemand in die Ecke gedrängt ist, ist jedes Mittel recht.

Russland hat übrigens die USA offiziell dazu aufgerufen, die Vereinbarungen zu Syrien öffentlich zu machen. Die entsprechende Aufforderung von Lawrow an Kerry wurde publik gemacht.

Das war noch vor dem Angriff der USA, bei dem über 60 syrische Soldaten gestorben sind und über 100 verletzt wurden.

Die Vereinbarungen sind für die USA nicht nur wegen der Gefährdung des IS und anderer Terroristen von Nachteil. Der IS ist bereits abgeschrieben, sein Ableben nur eine Frage der Zeit. Das große strategische Problem für die USA ist, dass sie die Initiative verlieren, wenn der Deal wie vereinbart umgesetzt wird. Stellen Sie sich vor, UN-Hilfskonvois rollen unter dem Schutz der russischen und syrischen Armee in Aleppo ein und helfen den Zivilisten. Ein Fiasko! Dann sieht alle Welt, dass die Verteufelten in Wirklichkeit keine Teufel sind. Solche Bilder darf man nicht entstehen lassen. Viel besser ist das Bild von einem belagerten und beschossenen Aleppo, wofür man alle Schuld Russland und Assad gibt. Das ist das Bild, das wir in den Köpfen haben sollen. Vom Propaganda-Aspekt abgesehen darf man keine Dynamik des Friedens zulassen. Es ist einfach, einen laufenden Krieg zu befeuern. Man muss nur für Nachschub von Munition und Personal sorgen. Die von Hass, Wut und Rachegefühlen geprägte Kriegsstimmung erhält sich dabei von selbst. Aber wenn die kriegsmüde Bevölkerung erst Frieden geschnuppert hat, will sie mehr. Dann reicht es nicht mehr, ihr einfach neue Lastwagen mit Munition vorzufahren. Der Krieg muss dann neu entfacht werden. In einem zerstörten, kriegsmüden Land ist das keine banale Aufgabe.

Syrien ist für die USA nur als Kriegsschauplatz von Interesse. Im Chaos des Krieges können sie ihre Methoden einsetzen. Deswegen muss – aus Sicht der USA mit ihren geopolitischen Zielen und Methoden – Frieden in Syrien verhindert werden. Das ist der tiefere, entscheidende Grund für den Bruch der Vereinbarungen. Auf irgendwelche Rebellen kommt es nicht an. Die wertvollen unter ihnen werden so oder so rechtzeitig aus Syrien ausgeflogen und mit neuen Aufgaben ausgestattet.

Diese strategische Sachlage lässt nicht auf ein schnelles Ende des Syrien-Krieges hoffen. Solange die USA nicht kollabieren, werden sie für Krieg in Syrien kämpfen. Mit ihrer Ideologie und ihren Zielen können sie nicht anders. Wenn sie anders versuchen, kollabieren sie. Ein Teufelskreis, aus dem es kein einfaches Entrinnen gibt. Ein System, das läuft, hält sich selbst am Laufen, selbst gegen äußere und innere Widerstände.

Widerstand gegen die USA wird es geben. Er wird weiter anwachsen. Als Reaktion auf den Bruch der Vereinbarung droht Russland nun, die Vereinbarungen zu veröffentlichen. Der russische UN-Gesandte Tschurkin hat ein paar Sätze aus den Verträgen zitiert. Inhaltlich war nichts Neues darunter. Es kommt hier auf das Signal an: Wir könnten weit mehr daraus zitieren.

Was sollte so furchterregend daran sein, die Details des Deals offen zu legen? Russland plädierte ohnehin von Anfang an dafür, also kann da nichts Besonderes enthalten sein. Nun, nichts besondere für Russland, weil Russland mit offenen Karten spielt. Es unterstützt diejenigen, die es zu unterstützen vorgibt und es bekämpft diejenigen, die es zu bekämpfen vorgibt. Im Falle der USA ist das ein wenig anders. Wenn etwa bestimmte, von den USA gefütterten “Moderaten” in Syrien erfahren, dass sie von den USA auf die Todesliste gesetzt wurden, ist das nicht gut für die weitere Zusammenarbeit. Oder wenn die Kurden erfahren, welche Rolle ihnen laut Verträgen zukommt, könnte sich herausstellen, dass es nicht ganz dem entspricht, was ihnen ihre US-Herren versprochen haben. Oder stellen Sie sich vor, dass alle Staaten des Nahen Osten erfahren, zu welch tiefer Zusammenarbeit mit Russland sich die USA verpflichtet haben. Viele dieser Staaten werden von den USA gedrängt, keine Zusammenarbeit mit Russland einzugehen. Und ganz allgemein: Wenn alle sehen, wozu sich die USA gegenüber Russland im Detail verpflichtet haben, sehen alle, wie weit die USA bereits vom Olymp herabgekullert sind. Die USA haben von Russland das Bild des Teufels gezeichnet, dessen Wirtschaft in Fetzen gerissen ist. Wenn die USA sich nun verpflichtet haben, ihre geheimdienstlichen Quellen für Russland sprechen zu lassen, ihre Flüge an Russland zu melden und sich für dies und jenes erst eine Zustimmung von Russland einholen zu lassen… von Russland, dem schwächlichen Teufel… Nun, das alles wird nicht gerade als Zeichen von Stärke gedeutet werden. Und das in einer Zeit, wo ohnehin alle Staatschefs des Nahen Ostens bei Putin Schlange stehen und um Audienzen bitten. Die Angst der USA vor einer Veröffentlichung der Details ist berechtigt.

Die Waffenruhe wurde offiziell für beendet erklärt. Die USA haben sich geweigert, in ihrem Einflussgebiet die “moderate” Opposition von den Terroristen zu trennen. Vielleicht ist jetzt die Zeit gekommen, dass Russland sein Einflussgebiet erweitert und seine eigene, bewährte Methode zur Trennung der Guten von den Bösen anwendet. Der Vertragsbruch der USA liefert den notwendigen Anlass für so einen Schritt. Aber nicht den Grund. Ob die Zeit für so einen Schritt reif ist, hängt nicht vom Anlass ab, sondern von vielen diplomatischen, wirtschaftlichen und militärischen Faktoren auf verschiedensten Ebenen ab.

Der diplomatische Krieg geht jedenfalls schon heute in seine nächste große Runde. Heute beginnt die Generalversammlung der UN in New York. Sie wird sechs Tage dauern. Kerry und Lawrow werden sich mehrmals treffen, das ist bereits angekündigt worden. Sie werden sich was zu sagen haben. So wie immer.

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Neue Weltordnung: Große Deals und erbitterte Machtkämpfe

Nach einem 14-stündigen Verhandlungsmarathon haben Lawrow und Kerry, die beiden Außenminister von Russland und USA, am 9. September fünf geheime Verträge unterzeichnet. In diesen geht es unter anderem um eine Waffenruhe in Syrien. Sollte die Waffenruhe eine Woche anhalten, sollen laut Vertrag Russland und USA zu einer militärischen Kooperation im Kampf gegen IS und Al Nusra übergehen.

Das Pentagon in Vertretung des US-Verteidigungsministers Carter versuchte den Deal zu vereiteln und protestierte heftig. Obama stimmte aber zu. Carter und Obama vertreten jeweils die radikalen und die moderaten US-Eliten. Sie stoßen im Weißen Haus nicht zum ersten mal aneinander. Das moderate Lager erkennt den sinkenden Stern der USA und ist zu Kompromissen bereit, um den USA in der neuen Weltordnung einen guten Platz zu sichern. Das radikale Lager ist zu keinen Zugeständnissen bereit und besteht auf den Erhalt der totalen US-Hegemonie, auch um den Preis eines dritten Weltkrieges. Das ist der Streitpunkt, an dem die US-Eliten auseinander und aneinander geraten sind. Der interne Machtkampf wird längst öffentlich geführt. Der mit Moskau ausgehandelte Deal hat die Kluft zwischen den beiden Lagern vergrößert, wie die New York Times berichtet. Der Verteidigungsminister und seine Generäle verweigern dem Präsidenten offen die Gefolgschaft:

On Tuesday at the Pentagon, officials would not even agree that if a cessation of violence in Syria held for seven days — the initial part of the deal — the Defense Department would put in place its part of the agreement on the eighth day: an extraordinary collaboration between the United States and Russia that calls for the American military to share information with Moscow on Islamic State targets in Syria.

Am zweiten Tag der Waffenruhe verkündete das Pentagon, dass es nicht unbedingt bereit ist, am achten Tag, wie vereinbart, zur Kooperation überzugehen, selbst wenn die Waffenruhe eine Woche hält. So sieht eine Meuterei aus.

Kerry und Obama kämpfen weniger gegen Russland, sie kämpfen mehr gegen die eigenen Kollegen. Seit Beginn des russischen Militäreinsatzes in Syrien bemühen sich Kerry und Obama um einen Kompromiss und genauso lange fällt ihnen das Pentagon in den Rücken, sobald ein Kompromiss näher kommt. Das konnte dieses mal auch nicht anders sein. Der verbalen Absage hat das Pentagon Taten folgen lassen. Am sechsten Tag der Waffenruhe bombardierte das US-Militär Stellungen der Syrischen Armee bei Deir ez-Zor. Über 60 Tote und über 100 verletzte Soldaten waren die Folge. Russland berief eine Sondersitzung im UN-Sicherheitsrat ein, bei der sich die Vertreter von Russland und USA scharfe Wortgefechte lieferten.

Das pikante an dem Bombardement war, dass der IS dabei in eine Großoffensive gegen die bombardierten Stellungen gegangen ist. Es gibt keine spontanen Großoffensiven, die man startet, wenn man in der Nähe der eigenen Stellungen viele Bomben fallen hört. Die Angriffe der USA und des IS gegen die Syrische Armee waren koordiniert.

Das Ziel dieser Operation war der Bruch der Waffenruhe und die Vereitelung der Umsetzung der Verträge, die Kerry und Lawrow ausgehandelt haben. Im obigen Zitat ist klar ausgesprochen, dass das Pentagon eine Zusammenarbeit mit Russland zur Bekämpfung des Terrorismus in Syrien verhindern will. Die unverhohlene und provokative Zusammenarbeit mit dem IS sollte Streit zwischen Russland und USA sähen, um die geplante Zusammenarbeit zu vereiteln. Das Pentagon hat es nicht darauf ankommen lassen, die Waffenruhe eine Woche lang anhalten zu lassen. Sicher ist sicher.

Das ist schlecht für die USA. Der Krieg in ihren eigenen Reihen wird stärker und offener. Das gibt Moskau zunehmend bessere Möglichkeiten, die beiden Kriegsparteien in den USA gegeneinander auszuspielen. Kerry und Obama werden sich wie unartige Schulbuben vor Lawrow und Putin verantworten müssen. Kerry wird in den kommenden Verhandlungen weitere Zugeständnisse machen müssen, weil es die US-Seite ist, die ihren Teil der Deals nicht einhalten kann. Im Weißen Haus werden die Fetzen fliegen und die US-Eliten werden sich noch stärker ineinander verbeißen. Die Mühlen der russischen Diplomatie mahlen langsam, aber sie zwingen die USA immer stärker in die Ecke. Jeder neue Vertrag geht ein Stück weiter als der Vorhergehende. Mit jedem neuen Vertrag wird die Kluft zwischen den US-Eliten ein Stückchen größer.

Nebenbei bemerkt spielt der Vorfall Trump in die Hände. Clinton ist die Nachfolgerin von Obama und Obamas Team unterstützt den IS. Darauf kann Trump herumreiten, falls es ihm an schmutziger Demokraten-Wäsche mangeln sollte.

Aber das alles ist nur die Spitze des Eisberges. Lawrow und Kerry unterzeichneten fünf geheime Verträge. Einer für die Waffenruhe und die anschließende Zusammenarbeit. Und die anderen vier? Oder haben sie für jede Facette der Waffenruhe einen eigenen Vertrag ausgehandelt? Klingt unnötig. Aber beschränken wir uns auf das Sichtbare. Die Verhandlungen fielen zeitlich zusammen mit dem G20-Summit in China. Die Staatschefs vereinbarten die grobe Richtung und die Außenminister setzten sich anschließend an die Feinarbeit. Auffallend, dass die geheimen Verträge von EU, Deutschland, Frankreich und GB voll unterstützt wurden. Das bedeutet, dass der Inhalt der Verträge zumindest mit Europa abgesprochen ist. Die türkische Regierung wurde über die Verträge informiert und hat sie anschließend begrüßt. Die einzigen Unglücklichen waren die “oppositionellen” Kampftruppen in Syrien. Sie sahen keine Chance, dass die Waffenruhe halten könnte. So sieht ein großer Deal aus. Alle großen Fische grunzen zufrieden und die kleinen Fische, deren Todesurteil unterschrieben wurde, kläffen unzufrieden.

Noch ein wichtiges Detail ist, dass zur Verkündigung der Verhandlungsergebnisse UN-Sondergesandter für Syrien Staffan de Mistura zu Kerry und Lawrow auf die Bühne gezerrt wurde und seinen Senf beisteuern konnte. Die US-Medien haben diesen Moment weitgehend ausgeblendet, während die russischen Medien es deutlich stärker in den Fokus gerückt haben. Das ist kein Zufall. De Mistura hat natürlich nichts zu sagen bei der Klärung der Syrien-Frage. Seine Rolle beschränkt sich darauf, Presse und die verschiedenen Verhandlungsgruppen bei Laune zu halten, während die großen Jungs die Entscheidungen fällen. Russland zerrt ihn aber auf die Bühne, um die Bedeutung der UN zumindest symbolisch zu untermauern. Sie erinnern sich, Moskaus diplomatische Mühlen mahlen langsam. Eine symbolische Geste hier, ein UN-Sicherheitsrat-Beschluss dort. Moskau will die UN wieder auf die Beine stellen.

Die UN ist im Kern ein Bündnis der Sieger des Zweiten Weltkrieges. Und die Kernfunktion der UN ist es, die offen verfeindeten Sieger des Zweiten Weltkrieges vom dritten Weltkrieg abzuhalten. Manche meinen, dass die UN ineffizient ist, weil sich die Siegermächte mit dem Vetorecht dauernd gegenseitig blockieren. Aber gerade dieses gegenseitige Blockieren bewahrte für Jahrzehnte sehr effizient das Kräftegleichgewicht und verhinderte eine große Eskalation. Es wurden immer irgendwo Kriege geführt, aber sie eskalierten nie zu einem Weltkrieg, obwohl die Interessen der großen Mächte immer unmittelbar betroffen waren. Die UN zwang die Siegermächte immer an den Verhandlungstisch und das Vetorecht zwang zu Kompromissen. Nach dem Zerfall der Sowjetunion wollten sich die USA von den UN-Fesseln freimachen. Jugoslawien wurde völkerrechtswidrig ohne UN-Mandat angegriffen und zerbombt. Das von der UN bewachte Völkerrecht wurde schleichend ersetzt durch “Verbreitung von Demokratie” und “Kampf gegen den Terrorismus”. Die Schirmherrschaft ging an die US-kontrollierte NATO über. Damit entzogen sich die USA der UN-Kontrolle und begannen in aller Welt zu wildern.

Russland ist gerade dabei, diesen Prozess umzukehren und der UN ihre wichtige Bedeutung zurück zu geben. Nicht zufällig versucht Russland jede Streitfrage mit einer UN-Resolution anzugehen. Die Minsker Abkommen zur Lösung der Ukraine-Kriese wurden mit einer UN-Resolution untermauert. Zu Syrien gibt es drei Resolutionen. Für diesen Wunsch muss Russland bezahlen. Für diesen Wunsch fordern die USA Zugeständnisse ein. Die Konflikte lösen sich nicht so schnell wie sie es sollten. Aber die Stärkung der UN bringt uns zurück auf den Weg, auf dem sich die großen Mächte mittels der UN gegenseitig kontrollieren.

Die Tatsache, dass im Einvernehmen aller großen Spieler geheime Verträge unterzeichnet wurden, ist ein gutes Signal. Ein großer Teil der weltweiten Eliten ist sich einig. Die Radikalen geraten zunehmend ins Abseits. Und mit Aktionen wie der offenen Unterstützung des IS bringen sie sich nur weiter ins Abseits.

Die Verträge werden übrigens nicht nur vor uns Sterblichen geheim gehalten. Sondern auch vor denjenigen Eliten, die ein Interesse an der Vereitelung der Verträge haben.

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In der Kürze liegt die Würze (8) – Populismus

Als “Populismus” stempeln die politischen Eliten diejenige Politik ab, die von einfachen Bürgern unterstützt wird, aber den Eliten missfällt.

Von Francis Fukuyama. Übersetzung von mir. Original: ““Populism” is the label that political elites attach to policies supported by ordinary citizens that they don’t like.

 

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Abwesenheitsnotiz und Lesestoff

Analitik macht Urlaub. Vom Internet. Ab morgen. Für drei Wochen. Ab Mitte September geht der Blog wieder auf Sendung.

Bis dahin empfehle ich die nachfolgend verlinkte Untersuchung einer erfahrenen Staatsanwältin zu MH 17. Genießen Sie, wie Propaganda professionell auseinander genommen wird. Erfahren Sie, wie kleine Netzwerke von Agenten eine Informationsagenda erzeugen, die dann von den westlichen Massenmedien in die Welt getragen wird.

Ukraine: Informationskrieg um MH 17 (1)

Ukraine: Informationskrieg um MH 17 (2)

Ukraine: Informationskrieg um MH 17 (3)

Ukraine-Intermezzo: wie Bellingcat arbeitet

Ukraine-Intermezzo: wie Bellingcat arbeitet (2)

Ukraine: Informationskrieg um MH 17 (4)

Ukraine: Informationskrieg um MH 17 (5)

Ukraine: Informationskrieg um MH 17 (6)

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Gekauftes Glück

Hillary Clintons Wahlkampf-Glück: Skandale ohne Wirkung“.

Schlagzeile von SPON.

Die weltweite “Qualitätspresse” betreibt seit einem Jahr eine unverhohlene Werbekampagne für Clinton und eine genauso unverhohlene Hetzkampagne gegen Trump. Und behauptet hier, dass Clinton “Glück” hat, dass die Skandale keine Wirkung entfalten. Das ist kein Glück. Das ist das Ergebnis deiner Prostitution, “Qualitätspresse”. Möge dir Gerechtigkeit widerfahren.

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USA reagieren auf strategischen Richtungswechsel der Türkei

Die Analyse der politischen Lage der Türkei führt zum Schluss, dass die Türkei nicht anders kann, als sich dem Islam und Asien zuzuwenden und sich von Europa und den USA abzuwenden.

Jetzt kommt ein bedeutender Marker hinzu, der belegt, dass die türkische Wende im Eiltempo vollzogen wird. Die USA verlegen ihre Atomwaffen von der Türkei nach Rumänien.

Atomwaffen sind etwas heiliges. Bei ihnen hört der Spass auf und beginnt der ganz große Ernst. Atomwaffen sind keine Spielwiese für Taktiker, sie sind ein strategisches Mittel und den Strategen vorbehalten. In strategischer Hinsicht ist die Türkei kein zuverlässiger Partner mehr für die USA. Nichts könnte das so gut verdeutlichen, wie der hastige Abzug der US-Atomwaffen.

Verlagert werden die Atomwaffen nach Deveselu in Rumänien. In Deveselu ist seit Mai die neue US-Raketenabwehr in Betrieb. Genau die Raketenabwehr, die gegen Russland gerichtet ist und deren Abwehrraketen ohne weiteres in Angriffsraketen umgewandelt werden können, wie Putin kritisierte. Sehr schön, dass da jetzt Atomsprengköpfe angeliefert werden. Herzlichen Glückwunsch, EU, zu einem weiteren Osterei. Ihren Rückzug aus der Türkei versüssen sich die USA mit einer weiteren Eskalation der Lage in der EU.

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Nachrichtendienste vs. offene Quellen

Jurij Drosdow sagt in einem Interview:

Wenn es um das Verständnis einer ganzen Reihe von Feinheiten in den Verwirrungen der Weltpolitik geht, war ich früher, auch wenn es überraschend klingt, ärmer als heute, weil ich früher nur in eng begrenzten Aufgabengebieten, die mich in meiner leitenden Funktion direkt betrafen, analytisch tätig war. Im Jahr 1991, direkt nach meinem Rücktritt, habe ich ein analytisches Zentrum gegründet, mit dem Gedanken an das 16. Kapitel der US-Dienstanweisung für Kundschafter: “Nutzung offener Informationsquellen”. Ich wage zu behaupten, dass die Arbeit in diesem Zentrum mir beim Verständnis des Weltgeschehens nicht weniger geholfen hat als die Leitung der illegalen sowjetischen Aufklärung.

Jurij Drosdow, geboren 1925, war 1945 beim Sturm von Berlin dabei. Anschließend hat er sein Leben lang beim KGB gearbeitet und war als “illegaler” Kundschafter überall in der Welt im Einsatz. Später hat er über ein Jahrzehnt die entsprechende Abteilung geleitet. Er hat eine Reihe von Auszeichnungen erhalten, darunter die höchste Auszeichnung der russischen Staatssicherheitsdienste. Drosdow ist im Rang eines Generals aus dem Dienst ausgetreten. Im Kreis der Sicherheitsdienste ist er eine lebende Legende.

Üblicherweise arbeiten Spione unter dem Deckmantel von Botschaften, Handelsvertretungen, Konsulaten, internationalen Organisationen, Hilfsorganisationen usw. Das sind die “Legalen”. Die “Illegalen” dagegen arbeiten völlig ohne die Deckung, die Unterstützung und die Hilfe solcher Organisationen. Wenn ein Illegaler gefasst wird, kann er auch nicht auf Hilfe zählen, zum Beispiel in Form eines Agentenaustausches.

Wegen der fehlenden Verbindungen zum Mutterland sind die Illegalen am schwersten aufzuspüren. Sie müssen die heikelsten Missionen übernehmen, sie dringen am tiefsten in feindliche Strukturen ein. Drosdow hat das nicht nur selbst aktiv in aller Welt gemacht, bei ihm liefen alle Operationen der Illegalen zusammen. Was muss er an exklusivem Wissen gesehen haben in seinem ereignisreichen Leben! Viel mehr Geheimwissen geht nicht.

Und dieser Drosdow, der nach dem Ende seiner Karriere dazu überging, offene Quellen zu studieren, sagt, dass ihm das nicht weniger zum Verständnis der Welt geholfen hat als all seine berufliche Aufklärungsarbeit.

Was lernen wir daraus? Wir sehen zwei Wege, um die Weltpolitik zu verstehen. Der erste Weg ist, an sehr schwer erreichbare Exklusivinformationen zu gelangen. Der zweite Weg ist, offen zugängliche Information zu verwenden und darin die entscheidenden Zusammenhänge zu finden. Zwei ganz utnerschiedliche, aber offenbar gleichwertige Ansätze (was nicht bedeutet, dass der eine Ansatz den anderen ersetzen kann). Im Kern geht es bei beiden Ansätzen darum, sich bis zur entscheidenden Information durchzukämpfen. Im Spionageansatz kämpft man gegen Barrieren der Geheimhaltung. Man weiss, wo die Information ist, aber nicht, wie man an sie herankommt. Im Analyseansatz kämpft man gegen die schiere Informationsflut und den Informationsmüll. Information ist überall, aber man weiss nicht, wo diejenige ist, die man braucht. Beide Wege führen zum Erfolg, wenn man sie beharrlich beschreitet. Der Weg der Spionage bietet nur einer kleinen Gruppe von Auserwählten Zugang zum Weltverständnis. Der Weg der Analyse steht jedem offen.

Das zweiteilige Interview von Drosdow empfehle ich zur Lektüre, wenn Sie des russischen mächtig sind (Teil 1, Teil 2).

Für ein kolossales Beispiel von Geheimdienst vs. Analyse offener Quellen wird dieses Werk empfohlen. Der Superagent “Max”, auf dessen Informationen sich die Deutschen im Zweiten Weltkrieg stark verließen, hatte gar kein Agenten-Netzwerk. Er analysierte offene Quellen und war damit erfolgreicher als viele echte Spione.

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US-Stolpersteine für Nord Stream 2

Die Österreicher beklagen sich. Lukrative Deals mit Gasprom scheitern am Druck der USA. Norwegen stellt sich nach US-Interventionen dem österreichischen Energiekonzern OMV in die Quere. Außerdem hat die polnische Kartellbehörde das Joint Venture der fünf EU-Energiekonzerne mit Gazprom zum Bau von Nord Stream 2 gekippt. Jetzt werden neue Lösungen gesucht.

So viel zu Polens angeblich nicht vorhandenen Möglichkeiten, an der Erweiterung von Nord Stream etwas auszurichten.

Eine gewonnene Schlacht für die USA. Der Krieg geht weiter. “Ja, mein Herr, dieser Tritt in die Eier war mir ein Vergnügen, mein Herr.” Aber bei Geld hört die Freundschaft auf und die USA sind offen dabei, die Geldgeschäfte der EU zu vermiesen.

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