Wie kommt man in einen vollen Fahrstuhl?

In Fachkreisen gibt es die Fahrstuhlmetapher, um das Verhalten von Eliten beim Auftauchen neuer Spieler zu verdeutlichen. Stellen Sie sich einen vollen Fahrstuhl vor. Der Fahrstuhl ist ein Sozium (Organisation, Staat, Welt, je nach Betrachtungsebene) und die Eliten haben diese Welt unter sich aufgeteilt, d. h. der Fahrstuhl ist voll. Für weitere Eliten ist kein Platz. Jetzt formiert sich aber doch eine neue Elite, die in den Fahrstuhl will.

jim_garrison schrieb kurz nach der Wahl Trumps:

Also, die Fahrstuhltür öffnet sich und der neue Spieler auf dem Flur, also Trump, sieht, dass im Fahrstuhl kein freier Platz ist. Der Fahrstuhl ist voll mit anderen Spielern, die schon lange hier sind, das sogenannte Establishment. Die Spieler, die Eliten (Elitengruppen) sind diejenigen, die über die Ressourcen des Landes verfügen (Finanzen, Bürokratie, Sicherheitsorgane, Medien usw.). Es gibt keine Ressourcen, die niemandem gehören.

Der neue Spieler kann in dieser Situation mehrere Strategien verfolgen.

Erstens kann man die Fahrtstuhl-Passagiere in Ruhe lassen und die Treppe nehmen. Das heißt, man bleibt Außenseiter und im Endeffekt ein Verlierer. Das würde bedeuten, dass Trump nur die eigenen präsidialen Vollmachten verwenden und damit seine Politik gestalten würde. Dann wird er nichts bewirken können und als einer der schwächsten US-Präsidenten der Geschichte in Erinnerung bleiben. Wer weiss, vielleicht ist Schüchternheit eine heimliche Eigenschaft von Trump…

Zweitens kann man versuchen, sich in den Fahrstuhl zu zwängen, ungeachtet der Tatsache, dass es für die anderen spürbar unkomfortabler wird und dass der Fahrstuhl wegen Überladung stecken bleiben könnte. Das ist der Weg des Durchsetzens seiner Absichten gegen das gesamte Establishment, wobei man fast allen Spielern irgendwelche Ressourcen wegnimmt. Man drückt seine Leute in die Sicherheitsorgane, in den Parteiapparat, in die Finanzkreise, schafft sich Stützen in den Medien usw. Natürlich trifft man dabei auf sehr viel Widerstand. Gegen den Neuling werden Bündnisse geschmiedet und der Ausgang ist völlig offen, vom Amtsenthebungsverfahren (…) bis zur physischen Beseitigung.

Der dritte Weg ist, jemanden aus dem Fahrstuhl zu werfen und sich mit den Verblieben gemütlich einzurichten. Zur Illustration dieser hypothetischen Möglichkeit schauen wir uns die saudischen Skandale der letzten Jahre an. Wenn es wirklich etwas gibt, das die Offiziellen Saudi Arabiens mit dem Terrorakt 9/11 verbindet, dann bedeutet es, dass die Administration von Bush Junior es gewusst und gedeckt hat, dass die Administration von Obama es ebenfalls gewusst und gedeckt hat, und zusätzlich noch die Entstehung des IS gedeckt hat. Die Explosion dieser “saudischen Neutronenbombe”** fegt Bushs, Clintons, einen wesentlichen Teil der CIA und andere von der Bildfläche. Den frei gewordenen Platz kann man mit den eigenen Leuten besetzen und sie in eine ernsthafte Macht verwandeln, mit deren Stütze man die eigenen Reformen durchbringen kann. Allerdings kann das als Nebeneffekt das Kräfteverhältnis im Nahen Osten radikal verändern.

Natürlich gibt es auch andere Strategien, aber das sind die wesentlichen.

** Noch mal, das ist eine Illustration. Die “Neutronenbombe” kann vieles sein. Zum Beispiel die Finanz- und Steuermachenschaften, Drogenhandel und anderes. Das Wichtigste ist, dass die Untersuchung, im Idealfall eine objektive, die anvisierte Elitengruppe mit öffentlicher Zustimmung zerstört.

Übersetzung von mir.

Schauen wir mal. InfoWars hält das Thema 9/11 am Kochen und rückt Trump als Aufklärer ins Rampenlicht. Zum Beispiel hier im Februar 2016. Trump selbst hat das Thema im Wahlkampf nicht aufgegriffen, aber wenn er darauf angesprochen wurde, hat er sich der offiziellen Verschwörungstheorie nicht angeschlossen.

Ende November hat InfoWars nachgelegt und ein Trump-Interview vom Tag des Terrorakts ausgegraben, in dem Trump sagt, dass das Gebäude unmöglich durch die Flugzeuge hätte einstürzen können, sondern dass es von innen gesprengt worden sein musste.

Ja ja ja, irgendwer hat alle Videoaufnahmen vom 11.09.01 und den Tagen danach säuberlich archiviert und beginnt jetzt damit, die passenden Stückchen aus dem Archiv zu holen. Natürlich dramaturgisch korrekt, mit idealem Spannungsbogen. InfoWars rollt den Roten Teppich zum dritten Weg aus und versucht Trump mit 9/11 eine bestimmte Bombe in die Hand zu legen.

Im Gegensatz zu jim_garrison halte ich die Sprengkraft der angeführten Beispiele nicht für vergleichbar. 9/11 hat erheblich größeres Explosionspotential im Vergleich zu den anderen genannten Themen. Und während jim_garrison gerade mal davon spricht, der US-Regierung eine Deckung der Terrorakte zuzuschreiben (also Duldung), drängt InfoWars mit dem Trump-Interview von 2001 darauf, die Organisation der Terrorakte durch die US-Regierung zum Thema zu machen. Das ist erheblich schwerwiegender als Duldung. Aber auf Organisation läuft es hinaus, wenn denn endlich eingestanden wird, dass die drei Gebäude gesprengt wurden. Dann würde Trump nicht nur den Fahrstuhl der US-Eliten säubern, sondern auch gleich den Fahrstuhl der Geopolitik. Der Moralapostel der Welt, der in Wirklichkeit den größten Terrorakt der Menschengeschichte gegen die eigene Bevölkerung organisiert hat, wäre im geopolitischen Fahrstuhl nicht mehr legitim. Es wäre der rituelle Tod des selbsterklärten “Exceptionalism”. Es wäre der endgültige, nun auch vor den Augen der Zombies vollzogene Sturz des Hegemons.

Warten wir ab, welchen Weg Trump nimmt und welche Bombe er wählt, wenn er den dritten Weg beschreitet.

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Nachtrag, 28.12.2016: Alex Jones, das Gesicht von InfoWars, hat Ende 2015 ein halbstündiges Interview mit Donald Trump geführt. Die persönliche Verbindung zwischen den beiden macht das oben Geschriebene noch relevanter. Und wenn man zusätzlich bedenkt, wie lange, wie tief, wie hartnäckig und wie erfolgreich Alex Jones bei bestimmten Elitenkreisen herumwühlt, winkt uns Safari 2 mit dem Zaunpfahl entgegen.

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Haus zum Rothen Schild

Herzlich willkommen zur Weihnachtsparty bei Analitik. Es wird besinnlicher Spekulatius aufgetischt.

Von der Familie Rothschild haben Sie bestimmt schon mal gehört. Eine äußerst einflussreiche Familie, so viel ist sicher.

Die Gründer der Rothschild-Dynastie lebten in Frankfurt im “Haus zum Rothen Schild”. Irgendwann wurde daraus der Familienname Rothschild. Rot ist die Hausfarbe der Rothschilds.

Die öffentliche Stimme des Hauses Rothschild ist die britische Zeitschrift “The Economist“. Das Logo der Zeitschrift ist passenderweise ein rotes Schild mit der Aufschrift “The Economist”. Die Titelbilder des Blattes sind ein Füllhorn von Symbolen. Ganze Heerscharen von Interpreten befassen sich mit der Enträtselung der Botschaften.

Ich schlage dieses Werbevideo vor:

Womit brüstet sich das Haus Rothschild?

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Kommentare sind freigeschaltet. Ich probiere folgende weihnachtliche Festregel aus: Ihr Kommentar wird gelöscht, es sei denn, er wird rein subjektiv für freischaltenswert erachtet. Bis zur Sichtung und Freischaltung kann mehr als ein Tag vergehen.

Nachtrag, 27.12.2016: Kommentare sind wieder deaktiviert.

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…und schon wieder ein toter Täter

Das Theaterstück für die Zombies geht weiter.

Der Täter wurde getötet. Seine Aussagen würden nur die offizielle Darstellung stören. Oh, er kann keine Aussagen mehr machen. Sehr schön.

Und die Spurensucher haben noch mal in den LKW reingeschaut und – siehe da! – liegt da doch noch ein Handy des Täters.

Wenn man denkt, dass etwas nicht mehr steigerbar ist, wird man immer wieder eines besseren belehrt… Ich muss jetzt irgendwie mit meiner Ratlosigkeit fertig werden. Ich kann einfach nicht glauben, dass dieser Haufen Scheiße so gefressen werden kann, wie er dargeboten wird. Das können nicht mal mehr die dümmsten Zombies hinnehmen. Das ist selbst für Zombies hochgradig beleidigend und entehrend. Wenn das hingenommen wird, dann können die morgen ankommen und vor Ihren Augen jemanden abknallen und sagen “Was? Wir? Nein, der ist gestolpert, das sehen Sie doch. Da haben wir auch einen Bordstein.” und Sie würden auf den von Schüssen durchlöcherten Toten schauen und sagen “Stimmt. Er ist eindeutig gestolpert.” Es ist völlig surreal, aber genau das passiert gerade. Wir als Bürger sollen jetzt sagen: “Stimmt. Er ist eindeutig gestolpert.”

Die Medienhäuser brennen nicht, auf den Straßen sind keine verrückt gewordenen Menschenmassen, also haben wir es gesagt. Schweigen ist Zustimmung. “Er ist gestolpert. Eindeutig.”

Wie kann man diesen Surrealismus erklären? Eine Erklärung ist, dass die geistige Degradation so weit fortgeschritten ist, dass wir sprichwörtlich dümmer sind als unsere Haustiere. Eine andere Erklärung ist, dass wir zwar erkennen, was für ein erbärmlich schlechtes Drehbuch uns aufgetischt wird, aber so tun als ob es vernünftig ist, weil wir intuitiv spüren oder sogar logisch erkennen, dass wir jetzt, in diesem Moment, dieses Drehbuch brauchen, weil es nützlich ist. Noch eine Erklärung ist, dass die Menschen Angst haben, der offiziellen Darstellung zu widersprechen. Oder die Menschen widersprechen, aber nur flüsternd in der eigenen Küche, nicht aber im öffentlichen Raum.

Ich hoffe, es ist nicht die erste Erklärung.

Wie im bereits verlinkten Artikel beschrieben worden ist, wird die EU einen einheitlichen EU-Flüchtlingspass einführen, was seit 2015 geplant ist. Dann sind alle Flüchtlinge EU-Flüchtlinge, egal wo sie sich aufhalten. Dann können die Flüchtlinge aus jedem EU-Land abgeschoben werden, egal wo sie eingereist sind und wo sie angemeldet sind.

Der grenzübergreifende Flüchtlingspass wird also kommen. Und – welch Zufall – der uns präsentierte Täter ist einer, der EU-Grenzen durchquert hat. Er hat dabei großen Schaden angerichtet. (Angeblich er.) Die betroffenen EU-Länder haben dabei nicht gut zusammengearbeitet. Und die Neu-EU hat die Regelung der Asylfragen ohnehin zentralisieren wollen, woran wir uns auch erinnern. Wir haben zufälligerweise genau den richtigen Täter, um die EU-Pläne öffentlich zu legitimieren. Diese nicht mehr neuen Pläne kann man jetzt geradezu als Rettung bewerben.

Es ist zum verzweifeln. Können wir unsere Probleme denn nicht normal lösen? Muss alles erst derart durch den Lügenfleischwolf gedreht werden, bis das Gehirn blutet?

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Schon wieder die Ausweispapiere…

SPON erklärt den Zombies mit hypnotisierender Stimme, warum der Terrorist seine Ausweispapiere im Tatfahrzeug hinterlassen hat. Wie viel muss eigentlich passieren, bis die Zombies aufwachen? Kann man den Menschen denn endlos ins Gehirn scheißen?

“Es gibt viele gute Gründe, warum die Terroristen immer wieder ihre Ausweise im Auto liegen lassen. Wir präsentieren die Top 5…”

Und selbst wenn die Terroristen, in einem Flugzeug sitzend, in ein Gebäude knallen, das Flugzeug abfackelt und das Gebäude bis auf die Grundfeste einstürzt und nichts als Staub hinterlässt – die Ausweise der Terroristen überstehen das alles unbeschadet. Die Zombies brauchen Ausweise, weil das sichere Beweise für die Täterschaft sind. Das sorgt für Klarheit in einem von Logik und Wahrheit befreiten Weltbild.

Wenn Killer ihre Ausweise am Tatort hinterlassen, dann ist nichts sicherer, als dass Geheimdienste ein Drehbuch für Zombies schreiben.

Freilich muss nicht der gleiche Geheimdienst den Terrorakt geplant und durchgeführt und auch die Ausweispapiere in den LKW gelegt haben. Der Terrorakt kann von feindlichen Geheimdiensten verübt worden sein. Die heimischen versuchen dann, das beste daraus zu machen. Wir erinnern uns, dass Merkel einen Anti-Flüchtlings-Wahlkampf fahren wird. Da kommt ein böser Flüchtling, der das heilige Weihnachtsfest mit Blut beschmiert, gerade recht. Wer kann jetzt noch etwas dagegen sagen, dass wir die bösen Flüchtlinge konsequent abschieben? Die grünen sondersexuellen Soros-Puppen werden es schwer haben.

Es gibt durchaus ein Interesse, so etwas aus Deutschland selbst und von deutschen Geheimdiensten zu organisieren. Aber es gibt Spieler, die ein nicht minder großes Interesse daran haben. Die USA haben solche Anschläge selbst angekündigt. Verschiedene Kräfte kommen als Organisatoren in Frage. Die für mich derzeit plausibelste Annahme ist, dass äußere Kräfte Deutschland destabilisieren wollen und Merkel sich eine Strategie zurechtgelegt hat, wie sie das auffangen und nutzbringend einsetzen kann.

Achten Sie auf Stimmungswandel bei den Märchenerzählern – Maischberger, Will, Plasberg usw. Die sollten mit der Zeit auf folgende Linie einschwenken: “Nicht alle Flüchtlinge sind böse, wir integrieren die Guten, aber wir schieben die Verdächtigen konsequent ab.” Das ist eine integrierende Position, die eine Spaltung der Gesellschaft zu vermeiden hilft und gleichzeitig die Hände freimacht, das Flüchtlingsproblem mit nahezu beliebigen Mitteln anzugehen, von süßem Zucker bis zur schmerzhaften Peitsche.

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USA in Syrien im Abseits

Kaum hat Russland 2015 seinen militärischen Einsatz in Syrien begonnen, begannen auch internationale Verhandlungen in Wien, im Oktober 2015.

Im Januar 2016 verlagerten sich die Verhandlungen nach Genf. 20 Nationen nahmen daran teil.

Während der letzten Phase der Befreiung von Aleppo haben sich Russland, Syrien, Iran und Türkei auf einen Deal geeinigt, wobei die Türkei als Schutzherr der “moderaten Rebellen” aufgetreten ist. Im Rahmen dieses Deals wurden die Rebellen von Aleppo nach Idlib überführt.

Die USA blieben außen vor. Sie wurden nicht gebraucht, um diese Lösung zu bewerkstelligen.

Es gibt offenbar eine Fortsetzung dieses Pilotprojekts. Auf der Seite des Präsidenten von Kasachstan heißt es:

Die Präsidenten Russlands und der Türkei haben die aktuellen Themen der regionalen und internationalen Politik mit dem Staatsoberhaupt [Kasachstans] besprochen. Putin und Erdogan bekundeten Interesse an der Durchführung von Friedensverhandlungen der syrischen Konfliktparteien in Astana. Nursultan Nasarbaew unterstützte diese Initiative und erklärte die Bereitschaft, eine Plattform für solche Gespräche in der kasachischen Hauptstadt zur Verfügung zu stellen.

Übersetzung von mir.

Wenn das umgesetzt wird, ist es das Ende des Genf-Formats. Die US-Koalition wird mit einem Schlag vom weiteren Verhandlungsprozess ausgeschlossen werden.

Als Schutzherren der moderaten terroristischen internationalen Opposition stehen dann Russland, Syrien, Iran und Türkei zur Verfügung. Also faktisch nur die Türkei. Die moderaten Terroristen, die sich jetzt nicht unter den Schirm der Türkei begeben, werden schutzlos dastehen. Die Kurden müssen sich auch für einen Schutzherren entscheiden.

So ist der Plan. Wenn er erfolgreich umgesetzt wird, stellt er die USA im Nahen Osten ernsthaft ins Abseits.

Basierend auf diesem Artikel. Dient auch als Nachtrag zu diesem Artikel.

Die Ermordung des russischen Botschafters Andrei Karlow in der Türkei ist im Kontext dieser Entwicklungen am besten zu verstehen. Er hat viel dazu beigetragen, die Weichen für die beschriebenen Kooperationsprozesse zu stellen. Die Krake windet sich im Todeskampf. Die Krake versucht die konstruktive Zusammenarbeit von Russland und Türkei zu verhindern. Der Mord geschah übrigens an einem großen russisch-orthodoxen Feiertag. Es ist nicht das erste mal, dass Anschläge gegen Russland oder russisches Personal an großen religiösen Feiertagen verübt werden. Das ist eine Besonderheit der westlichen Wertegemeinschaft. Sie vermag Krieg durch sadistischen Krieg zu steigern.

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Wie angekündigt

Ende November:

Für die Weihnachtszeit haben die USA eine Terrorwarnung für Europa ausgegeben.

Keinen Monat später ist es so weit. Ein LKW rast in Berlin in einen Weihnachtsmarkt, es gibt ersten Berichten zufolge neun Tote und viele Verletzte.

Fehlt nur noch, dass Gutjahr zufällig vor Ort war und alles gefilmt hat…

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Rumoren im Nahen Osten

Erdogan säubert die türkischen Reihen in der NATO. Während die NATO sich öffentlich darüber ausheult, explodieren Bomben in Istanbul. Zufall oder Rache? Die NATO beeilt sich jedenfalls, die Terrorakte zu verurteilen. Interessanter Eifer, aber wir wollen nicht voreilig sein mit Schlussfolgerungen.

Die Verantwortung für die Anschläge haben Kurden auf sich genommen. Das ist auch sehr interessant, denn es spielt Erdogan in die Karten. Es legitimiert ihn, hart gegen die Kurden vorzugehen.

Die Kurden sind derzeit das größte Problem im Nahen Osten. Das Problem ist, dass sie von USA und Israel genutzt werden, um die Region zu destabilisieren. Der angestrebte Kurdenstaat wird die gesamte Region mit hoher Wahrscheinlichkeit zur Explosion bringen, wenn er tatsächlich zustande kommt. Und eine Explosion des Nahen Ostens kann die Situation, die derzeit unter Kontrolle ist, außer Kontrolle geraten lassen und bis hin zum atomaren Weltkrieg führen. Dabei ist diese Gefahr derzeit weitgehend vom Tisch.

Das Problem mit den Kurden ist, dass USA und Israel es geschafft haben, die Kurden als das Gute schlechthin in den Köpfen der Menschen zu verankern. Kurdische Mädchen, die ganz allein den IS aufhalten, auf den Titelblättern unserer Zeitschriften, Sie erinnern sich gewiss. Solche Scherze halt.

Der IS wurde genauso klischeehaft als das Böse in den Köpfen verankert. Schwarze Flaggen, wie in Piratengeschichten, von Hollywood produzierte Hinrichtungsvideos, die stilistisch nicht von Hollywood-Horrorfilmen zu unterscheiden sind. Solche Scherze halt.

Am Ende haben die Menschen ein schönes schwarz-weiss-Bild vom Nahen Osten im Kopf. Die Rollen der Guten und der Bösen sind so klar verteilt worden, dass bei keinem Idioten Zweifel aufkommen konnten. Beachten Sie, beide Seiten wurden aus der gleichen Kasse bezahlt. Die USA und ihre Nahost-Verbündeten Israel, Saudi-Arabien, Katar und Türkei haben sowohl den IS als auch die Kurden mit Geld und Waffen vollgepumpt.

Sowohl IS als auch Kurden arbeiten fleißig daran, die Region zu destabilisieren, indem sie die Staatlichkeit zersetzen. Ihr versprochener Lohn dafür sollten eigene Staaten sein. Für beide übrigens, sowohl für Kurden als auch für den IS.

Für USA und Israel war es das perfekte Szenario. Böser IS und gute Kurden zerstören Seite an Seite die unliebsamen Staaten Syrien und Iran, und beschneiden die Türkei. Die eroberten Gebiete teilen sie sich untereinander auf und dann kann man sie wunderbar gegeneinander kämpfen lassen. Die Rollen passen, die Figuren hängen alle am Tropf der Puppenspieler und sowohl Kurden als auch IS sind geradezu verseucht von US- und israelischen Geheimdiensten. Volle Kontrolle ist garantiert. Ein hervorragender Plan. Moralisch aus der Hölle in unsere Welt gezogen, aber aus der Sicht der moralbefreiten Machtgier wirklich hervorragend.

Putin hat diese Pläne durchkreuzt. Wir wollen das nicht noch mal aufrollen, sondern nur die Kurdenfrage herausgreifen. Schauen Sie, die Beseitigung der IS-Puppen ist kein Problem. Der IS ist böse, von allen als Terrororganisation anerkannt. Man kann den IS einfach wegbomben, was man in Kürze auch tun wird, wie es mit den gemäßigten Terroristen getan worden ist. Die Kurden aber sind das Gute! Man kann sie nicht einfach wegbomben. Man kann doch keine Bomben auf die Guten werfen. Russland kann das nicht. Assad kann das auch nicht, denn die syrischen Kurden sind syrische Bürger. Es ist eine Sache, die terroristische Internationale im eigenen Land zu beseitigen und es ist eine andere Sache, die heimische Bevölkerung zu beseitigen. Letzteres geht nicht.

Während also das IS-Problem von Russland und Syrien lösbar ist, ist es das Kurdenproblem nicht. Aber die Kurden, denen der Heiligenschein angeheftet worden ist, arbeiten trotz ihrer Heiligkeit weiter daran, den Nahen Osten zu sprengen. Ihnen wurde ein eigener Staat dafür versprochen, die Kurden sind heiß. Wie wird man mit dem Kurdenproblem fertig?

Der einzige, der das Kurdenproblem angehen kann, ist Erdogan. Wohl nicht zuletzt deshalb hat Russland Erdogan während des Putsches gerettet. Erdogan wird gebraucht, um für Stabilität im Nahen Osten zu sorgen.

Im Licht dieser Interpretation versteht man auch, warum Erdogan das türkische Militär in den Norden Syriens hat einmarschieren lassen und sich weder Moskau noch Damaskus ernsthaft darüber beschwert haben. Erdogan ist dort, um seinen Teil zur Lösung des Kurdenproblems beizutragen. Es gibt einen Deal.

Die heiligen Kurden wird man natürlich nicht ausrotten. Die Russland-Koalition, in deren Lager die Türkei inzwischen gewechselt ist, wird dreierlei tun. Einerseits wird sie den Kurden ein wenig auf die Füße treten – dafür ist Erdogan verantwortlich. Zusätzlich werden die kurdischen Gönner in die Mangel genommen – dafür ist Russland verantwortlich. Sinkende Unterstützung, damit sinkende Hoffnungen auf den eigenen Staat, gepaart mit steigenden Kosten für den Versuch, einen eigenen Staat dennoch auszurufen, werden früher oder später das Kosten-Nutzen-Verhältnis für die Kurden ins Negative fallen lassen. Und als dritte Maßnahme wird man ihnen weitreichende Autonomierechte einräumen. Zuckerbrot, Peitsche und das Abwürgen der Gönner – das ist das Schicksal der Kurden. Darüber sollten die Kurden auch sehr froh sein, denn das wird ihnen ein friedliches Leben bescheren. Die Gönner des Kurdenstaates versprechen zwar den Kurdenstaat, was toll und verlockend klingt, aber das Geschenk ist vergiftet, denn es würde viel zusätzlichen Chaos und Krieg in den Nahen Osten bringen – auch für die Kurden. Seitens der Gönner ist das genauso geplant und gewollt. Nicht alle Pläne gelingen. Manchmal muss man dankbar dafür sein.

Aleppo ist von den Terroristen befreit worden. Die westliche Welt versinkt darüber in Trauerstimmung und Geheul. In den letzten Wochen ist die Nusra-Front in Aleppo rasant zusammengebrochen. Und siehe da, wo immer die Terroristen sich zurück zogen, strömten die Menschen aus den befreiten Vierteln in die von der russischen Armee vorbereiteten Hilfslager. Zu Zehntausenden! Sie haben viel zu erzählen und in den Hilfslagern steht russisches und syrisches Personal zur Stelle, um alles aufzuzeichnen.

Am 30. November hat das russische Verteidigungsministerium in einem Pressebriefing unter anderem mitgeteilt, dass die Castello-Straße komplett von den Rebellen befreit wurde. Dringend benötigte Hilfsgüter könnten ungehindert nach Aleppo gebracht werden, genau in die Gebiete, um die sich der Westen so gewaltige Sorgen machte. Aber weder die UN, noch irgendeine andere internationale Organisation hat Hilfe angeboten. Warum nicht, fragt das russische Verteidigungsministerium offen? Sind die Bürger Aleppos nicht mehr interessant, nachdem die Terroristen aus ihrer Mitte verschwunden sind? Ist die Castello-Straße, auf der der UN-Hilfskonvoi zu Schaden kam, nicht mehr als Lieferstraße interessant, nachdem sie gesichert ist? Am 30. November hat Russland die westliche Wertegemeinschaft auf ihre Werte und ihre Sorgen um die Bürger Aleppos hingewiesen.

Am 10. Dezember zeigt das russische Verteidigungsministerium Bilder von erneuten Menschenströmen, die sich aus weiteren befreiten Vierteln in die Hilfslager bewegen. Die Menschen gehen in das Gebiet, das von Assad kontrolliert wird. Ja, zu Assad laufen sie hin, um sich Hilfe zu holen, sobald sich die erste Gelegenheit dafür bietet. An die westlichen “Partner” hat Konoschenko am Ende eine klare Botschaft:

Wir wenden uns an alle, die im Verlauf der letzten Monate die Bereitschaft äußerten, humanitäre Hilfe nach Aleppo zu schicken. Vertreter der USA, Großbritaniens, Frankreichs, Kanadas, der EU und der internationalen Organisationen. In den letzten 48 Stunden hat das russische Zentrum etwa 50.000 Zivilisten aus Aleppo rausgeführt, die alle die von Ihnen versprochene humanitäre Hilfe benötigen. Die Zeit ist gekommen, den Wahrheitsgehalt eurer Absichten zu prüfen.

Übersetzung von mir.

Das ist das Schwert der Wahrheit in den Händen der russischen Armee. Damit wird das Matrix-Lügengebilde in Stücke gerissen werden. Die Angesprochenen werden sich wohl einfach ausschweigen. Eine gute Gelegenheit, ein paar Mails an unsere Volksvertreter zu schreiben.

Der Abzug der Zivilisten wurde übrigens von Lawrow initiiert, nachdem sich Lawrow und Kerry getroffen haben. Die syrische Armee hat die Kampfhandlungen für die Dauer des Zivilistenabzugs eingestellt. Es ist nicht schwer zu erkennen, dass Kerry und Lawrow einen Deal abgeschlossen haben und die US-Agenten (mit israelischen und europäischen Kollegen im Schlepptau) bei dieser Gelegenheit Aleppo verlassen haben. Drei Tage später war Aleppo vollständig befreit.

Assad bietet allen Rebellen, die ihre Waffen niederlegen, eine Amnestie an. Allen Rebellen, die die Waffen nicht niederlegen wollen, bietet Assad freies Geleit aus den eingeschlossenen Rebellengebieten an. Die Mitläufer aus den Reihen lokaler Bewohner legen die Waffen nieder. Für sie ist klar, dass die USA ihr Versprechen von Macht und Goldbergen für die Opposition nicht erfüllen können. Ihr Kampf ist zu Ende. Aber für die Söldner kommt das nicht in Frage. Die meisten Söldner sind gar keine Syrer, sie hatten kein vorheriges Leben in Syrien, zu dem sie zurückkehren könnten. Und sie werden nur bezahlt, wenn sie weiter kämpfen. Die Söldner unter den Bannern von Nusra und anderen Gruppierungen ziehen sich derzeit alle in die Provinz Idlib im Nordwesten Syriens zurück. Nicht nur aus Aleppo, sondern aus vielen Rebellenenklaven, die Assad in letzter Zeit besiegt hat. Idlib ist eine Nusra-Hochburg, in die jetzt die Söldner aus ganz Syrien zusammenströmen.

Warum macht Assad das? Er schont die syrische Armee. Wo immer die Rebellen in aussichtsloser Lage das Angebot annehmen, nach Idlib auszuwandern, schont die syrische Armee ihre Kräfte, müssen weniger syrische Soldaten sterben. Es müssen auch weniger Städte zerstört werden. Nach dem Abzug der Rebellen können die frei gewordenen Armeekräfte an andere Fronten verlegt werden. Für Assad ist es wichtig, die vielen kleinen Brandherde überall im Land auszulöschen. Alle Terroristen auf einem Fleck zu haben ist viel besser als sie überall im Land verteilt zu haben. Idlib ist außerdem in geographischer Hinsicht gut geeignet, um dort Angriffe mit Luftunterstützung zu führen. Das ist viel effizienter als etwa Häuserkampf in Aleppo. Die russische Luftwaffe hat seit Mitte Oktober keine Luftangriffe über Aleppo geflogen. In den zuletzt befreiten Stadtvierteln wäre das nicht hilfreich gewesen. In Idlib wird das anders sein. Deswegen ist es besser, wenn die Nusra-Front dort zum Endkampf gestellt wird.

Während die Befreiung von Aleppo überraschend schnell vorankam, wurde im Süden des Landes Palmyra vom IS angegriffen und offenbar zurück erobert. Der sprechende Kater meint, dass damit etwas faul ist und dass es vermutlich eine Falle ist. yurasumy sagt, dass es ein massiver Angriff von etwa 4000 IS-Kämpfern war. Sie hätten Palmyra von Osten her eingenommen und bewegen sich westwärts der Stadt, wo sie bei einem Flughafen der syrischen Armee auf Widerstand gestoßen sind. Yura meint, dass der Angriff auf Palmyra ein Ablenkungsmanöver war, um die Befreiung von Aleppo zu behindern. Der Plan sei es gewesen, kampffähige syrische Truppen zur Verstärkung von Palmyra von Aleppo wegzulocken. Und da ist ja noch die konzentrierte Nusra-Front in Idlib, die seit langer Zeit keine Kampfhandlungen unternimmt. In Idlib sind also ausgeruhte, neu formierte und stark verstärkte Nusra-Kräfte. Die haben wohl nur darauf gewartet, dass Assad kampffähige Truppen zur Verstärkung nach Palmyra schickt. Assad ist nicht in diese Falle gelaufen. Dafür tut es der IS um Palmyra vielleicht… Yura sagt:

Derweil ist es sehr wichtig, die IS-Gruppe, die sich von ihrer Basis entfernt hat, zu zerstören. Deshalb ist es nicht ausgeschlossen, dass die Schlacht um den Flughafen Tias (…) in einen Gegenangriff der syrischen Armee übergehen kann. Und hier ist es nicht so wichtig, diese oder jene Region zu besetzen, sondern dem Feind möglichst großen Schaden zuzufügen unter Ausnutzung der Tatsache, dass der Feind mit einer großen Gruppe in offenes Gelände vorgestoßen ist, und der Überlegenheit des schweren Geräts und der Luftunterstützung unter solchen Umständen.

Eine schnelle Rückeroberung Palmyras ist dabei nicht zu erwarten, aber wenn die IS-Angreifergruppe westlich der Stadt wenigstens 2000 ihrer besten Kämpfer verliert, wäre das eine gute Hilfe für die Zukunft.

Das riecht auch nach einer Falle. Warten wir es ab.

Die Türkei errichtet an der Grenze zu Idlib ein Flüchtlingslager für 80.000 Menschen. 60.000 der Plätze sind für die flüchtenden Rebellen aus Aleppo und ihren familiären Anhang vorgesehen. Die türkischen Marionetten ziehen Richtung Heimat. Das “Flüchtlingslager” wird ein Rebellenlager sein. Die moderaten Terroristen werden registriert, versorgt und mit neuen Aufgaben in die Welt geschickt. Einige werden vielleicht in den verdienten EU-Urlaub geschickt. Einige werden gegen Kurden und den IS positioniert. Die Türkei hat die Seiten gewechselt; die von ihr bezahlten Söldner werden auch die Seiten wechseln müssen. Schmutziges politisches Geschäft, nichts persönliches. Es wäre nicht die schlechteste Lösung, wenn man in Syrien Terroristen gegeneinander kämpfen lässt, damit sie sich gegenseitig zerstören.

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Nachtrag, 16.12.2016: Ein Leser hat mich auf einen Tippfehler aufmerksam gemacht. Im Text stand vorher, dass das zweite verlinkte Video des russischen Verteidigungsministeriums am 10. November veröffentlicht wurde. Gemeint ist natürlich der 10. Dezember. Der Fehler ist korrigiert.

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In der Kürze liegt die Würze (12) – Schaufel, schaufel…

Unsere Fake News Massenmedien verweilen gerade in Todesangst. Wie soll man sonst erklären, dass sie sich ihr eigenes Grab schaufeln und unter dem lauten Ruf “Fake News” haarklein erklären, wie SIE SELBST vorgehen? Sie zeigen dabei zwar mit dem Finger auf andere, aber irgendwann kommt auch der letzte Depp darauf, gedanklich “RT” durch “SPON” zu ersetzen und damit seine persönliche Erleuchtung zu bekommen. Die Analyse zu diesem Thema kann ich mir sparen, ersetzen Sie einfach gedanklich die in den Massenmedien beschuldigten Fake News Bösewichte durch die Namen der berichterstattenden Massenmedien und Sie erhalten massenhaft großartige Analysen.

Sehr schön, weiter so! Schön weiter schaufeln…

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Singen gegen die Teufel

Igor Rasterajew (offizielle Homepage) ist ein russischer Theaterschauspieler, der seit 2010 als Sänger und Musiker bekannt wurde. Als St. Petersburger Großstädter hat er seit der Kindheit die Ferien in einem kleinen Dorf im Südwesten Russlands verbracht. Im dortigen Freundeskreis hat er für musikalische Unterhaltung gesorgt. Er dichtete unter anderem eigene Lieder für seine Freunde. 2010 wurde ein solches Lied mit dem Smartphone aufgezeichnet und bei Youtube hochgeladen. So begann Rasterajews Karriere als Musiker. Er wurde über das Internet berühmt, inzwischen gibt er Konzerte.

Als Musiker und Sänger ist Rasterajew Autodidakt und das merkt man ihm an. Aber mit seinen Texten singt er der Russischen Welt aus der Seele. Darauf begründet sich seine Popularität. Seit dem Putsch und dem anschließenden Bürgerkrieg in der Ukraine haben viele auf ein musikalisches Statement von Rasterajew gewartet, da er bekannt dafür ist, die russische Seele schonungslos sprechen lassen zu können. Aber er schwieg zur Ukraine.

Bis zum 8. September 2016. Dann hat er seine Meinung kundgetan:

“Kampf” heißt das Lied. Den Hintergrund im Video bilden gelbe Felder und blauer Himmel – eine bewusste Anlehnung an die blau-gelbe ukrainische Nationalflagge. Der Liedtext ist hier auffindbar. Meine Übersetzung ist wie üblich möglichst sinn- und worttreu, ohne Rücksicht auf Klang, Reim und andere künstlerische Aspekte:

Die Sonne spaziert fröhlich
Über die Felder, im Weizenstaub.
Liebkost Gottes Vöglein,
Lässt sie über den Frieden singen.
Ich verstehe nicht, warum
Wir beide in aller Frühe
Dieses Feld beobachten
Durch die Gucklöcher unserer Panzer.

Die blaue Kuppel des Himmels
Ist über mir und über dir.
Irgendwo in der Ferne das Haus
Und die Verwandten in diesem Haus.
Die Ruhe gegen den Kampf eingetauscht,
Die Namen gegen Rufnamen,
Auf diesem Feld unter dem Berg
Werden wir beide uns gleich treffen.

Du fährst mich zunichtemachen,
Ich fahre dich niederzuwalzen.
Ausgetrocknet in grimmigem Groll
Sind unsere sehnigen Seelen.
Mit den Kettengliedern wühlen wir die Erde auf,
Die unteilbar schien,
Und wir töten einander,
Selbst wenn wir vorbeischießen.

Und die blaue Kuppel des Himmels
Schaut weiter auf uns beide herab.
Das Blut kocht immer bitterer auf
Für die verlorenen Freunde,
Der Brei ist restlos aufgegessen
Aus dem verbrannten Kessel,
Die Brücken sind längst eingerissen:
Es gibt nur mich und es gibt nur dich.

Jetzt zerreißen wir einander in Stücke,
Im Feuer – wie aus der Hölle.
Arme, Köpfe – ins Gras.
Na, wer braucht das alles?
Und dennoch, allen Teufeln zum Trotz,
Den hiesigen und denen aus Übersee,
Werden die Vögel über diesem Wald
Nur slawisch singen!

Was ist bemerkenswert daran? Das Lied beschreibt explizit die Hölle des Krieges, aber es enthält dabei keine Anschuldigung an den Feind auf dem Schlachtfeld. Beachten Sie, dieses Lied können Sie auf beiden Seiten der Donbass-Front singen. Das wird einem vielleicht nicht sofort bewusst, aber wenn man den Text noch mal liest und darauf achtet, merkt man es.

Dieses Lied beschreibt die Kluft, die in der Russischen Welt entstanden ist, dieses Lied deutet die Verantwortlichen an und dieses Lied äußert die Zuversicht, dass die Kluft geschlossen werden wird.

Versöhnung – das ist die russische Antwort auf den Versuch der Feinde, Hass zu sähen und die Russische Welt zu teilen.

Und jetzt singen sie, wie angekündigt. Slawisch. Auf beiden Seiten der Front.

So wie Rasterajew es vorgemacht hat, singen die Menschen das, was sie verbindet. Nachfolgend ein paar Videos. Als deutscher Leser können Sie versuchen zu erraten, in welchem Land der jeweilige Flashmob stattgefunden hat…

Sie singen. Sie singen und singen und singen! Verstehen Sie, welche Bedeutung das hat?

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Die Matrix

Wenn Sie den Film “Matrix” noch nicht gesehen haben, seien Sie gewarnt, hier wird gleich gespoilert.

“Matrix” wird aus irgendwelchen Gründen unter Science Fiction einsortiert. Bei Science Fiction geht es darum, ein Zukunftsbild zu malen, das sich auf wissenschaftliche Erkenntnis und Prognose gründet. Dabei darf phantasiert und geträumt werden. Aber das “Science” steht nicht umsonst im Namen des Genre – zumindest das Bemühen, die Zukunft wissenschaftlich erklärbar zu machen, sollte vorhanden sein.

Bei “Matrix” gibt es dieses Bemühen nicht mal im Ansatz. Nur weil die Handlung in der Zukunft spielt, ist das noch lange keine Science Fiction. “Matrix” ist eine lupenreine Legende und als Legende ist der Film interessant und aussagekräftig.

Legenden sind so toll, weil sie Gegebenheiten unserer realen Welt in Metaphern verpacken. Metaphern sollte man nicht wörtlich nehmen, denn Metaphern zeichnen sich gerade dadurch aus, dass sie im übertragenen Sinn zu verstehen sind. Das Wörtliche einer Metapher ist nur ein Bild für das, was eigentlich gemeint ist. Wenn jemandem das Herz gebrochen wird, ist das eine Metapher, die jedem einleuchtet, der den Ausdruck nicht wörtlich nimmt, sondern den übertragenen Sinn erkennt. Metaphern sind besonders geeignet, um etwas nicht nur abstrakt darzustellen, sondern es dem Gefühl und der Intuition zugänglich zu machen. Metaphern lassen uns die Dinge besser verstehen.

Und obwohl wir alle mit Metaphern vertraut sind, werden wir durch unsere abstrakt-logische Bildung und Erziehung derart verblödet und verblendet, dass wir es schaffen, Metaphern zu verkennen, sie wörtlich zu nehmen und uns immer wieder über die Blödheit von dieser und jener wörtlich genommener Metapher zu erheitern. Womit wir allenfalls die eigene Blödheit unter Beweis stellen. Prominentestes Beispiel ist die Bibel, die eine riesige Ansammlung von Metaphern darstellt. Wir sind meisterhaft darin, die Bibel-Metaphern wörtlich zu nehmen und uns damit der Weisheit zu verschließen, die in ihnen steckt.

“Matrix” ist eine Metapher für unsere Welt. Für die heutige Welt. Für uns im hier und jetzt. Die Matrix ist das westliche Weltbild.

– Die Matrix ist allgegenwärtig. Sie umgibt uns. Selbst hier ist sie, in diesem Zimmer. Du siehst sie, wenn du aus dem Fenster guckst oder den Fernseher anmachst. Du kannst sie spüren, wenn du zur Arbeit gehst. Oder in die Kirche. Und wenn du deine Steuern zahlst. Es ist eine Scheinwelt, die man dir vorgauckelt, um dich von der Wahrheit abzulenken.

– Welche Wahrheit?

– Dass du ein Sklave bist, Neo. Du wurdest wie alle in die Sklaverei geboren und lebst in einem Gefängnis, das du weder anfassen, noch riechen kannst. Ein Gefängnis für deinen Verstand.

Dialog von Morpheus und Neo. Neo ist der Auserwählte, Morpheus sein Entdecker und Förderer. Die Matrix als Weltbild. Das Weltbild ist überall, denn es ist in unseren Köpfen. Wo immer wir sind, das Weltbild begleitet uns. Wir sehen die Welt durch unser Weltbild. Unser Weltbild ist eine vorgegaukelte Illusion, um uns von der Wahrheit abzulenken. Und als Gegenmittel hat Morpheus nur eines im Angebot: Wahrheit.

Spüren Sie es? Der Film ist über uns. Über die Zombies in der Matrix.

Neo nimmt die Wahrheit. Er wird der Matrix entrissen, er blickt über die Grenzen seines illusorischen Weltbildes. Er sieht die Wahrheit und… das tut weh. Neo sieht Menschen, die keine Menschen sind, sondern nur Humanressourcen. Die Humanressourcen werden gemolken und ihre Vorstellung von ihrem tollen Leben ist… nur eine Illusion, die ihnen von ihren Beherrschern eingeimpft wird.

Nachdem Neo hinter die Kulissen geblickt hat, stößt ihn das System ab. Als Kenner der Wahrheit ist er nicht willkommen, er wird von den lebenserhaltenden Maßnahmen abgeklemmt und entsorgt. Neo erlebt seine Wiedergeburt auf dem Raumschiff. Sein entsorgter Körper wird dort aufgenommen und aufgepäppelt.

Tod und Wiedergeburt ist eine universelle Metapher, die weltweit in den verschiedensten Kulturen verbreitet war und ist, von den einfachsten Wildbeutergesellschaften bis zu unserer technisierten Zivilisation. In der christlichen Religion steht diese Metapher im Zentrum. Diese Metapher ist universell, weil sie für alle Menschen von größter Bedeutung ist, unabhängig von historischer Zeit und dem Ort. Das eigene Weltbild zu verlieren kommt gefühlt einem Tod gleich. Deswegen neigt der Mensch dazu, selbst das nutzloseste und schlimmstmögliche Weltbild in seinem Kopf zu verteidigen, so als ginge es wirklich um Leben und Tod. Darum geht es auch. Es geht um geistigen Tod. Und um die geistige Wiederauferstehung. Das ist die Lehrstunde, die uns Jesus Christus erteilt: Habe keine Angst zu sterben, die Wiedergeburt ist möglich. Nicht die körperliche, wir dürfen die Metapher nicht wörtlich nehmen. Die geistige Wiedergeburt ist möglich, das teilt uns die Metapher mit.

Neo erlebt den geistigen Tod und die geistige Wiederauferstehung. Körperlich ist er der gleiche, körperlich ist er nicht gestorben. Aber er ist gestorben. Sein Weltbild ist zerbrochen und das kommt dem geistigen Tod gleich. Das ist ein reinigender Prozess, aber damit man sich darauf einlässt, muss man die Hoffnung und die Gewissheit haben, dass der Tod nicht das Ende sein wird. Man muss glauben, dass es danach mit einem neuen Leben weitergeht.

Diese Hoffnung zu vermitteln ist übrigens eine der zentralen Aufgaben der Bibel und des Christentums. Die Metaphern stehen bereit, aber wer sie wörtlich nimmt, verbaut sich die Hoffnung und Zuversicht, die sie zu spenden vermögen.

Neos Wiedergeburt ist ein grausamer, schmerzhafter Prozess. Das alte Weltbild stirbt dabei. Das eigene Ich stirbt dabei. Neo wird als neuer Mensch jenseits der Matrix wiedergeboren. Er wird bei diesem Prozess begleitet, von der Entscheidung bis zur Vollendung. Auch das ist ein Spiegelbild der Wirklichkeit. Schon bei den “Wilden” wurde das Ritual der Wiedergeburt stets von der Gemeinde begleitet. Den (metaphorischen!) Sprung über den Abgrund traut man sich eher zu, wenn man vertraute Menschen um sich hat, die deutlich machen, dass sie einem dabei helfen werden, aus dem Abgrund zurück zu kehren.

– Warum tun meine Augen so weh?

– Weil du sie noch nie benutzt hast.

Athrophierte Muskeln, unbenutzte Augen – ein Zombie. Neo war ein Zombie und er muss erst lernen, seinen Körper und seine Sinne zu gebrauchen. Dann wird ihm erneut die Matrix gezeigt. Jetzt blickt er von außen auf sein ehemaliges Weltbild, jetzt kann er es reflektieren.

Das hier ist das Konstrukt. Unser Ladeprogramm.

Laderaum. Alles wird geladen. Ins Gehirn. Bildungssystem und Medien laden uns die Pogramme ins Gehirn.

Und die Gegenmaßnahme besteht auch darin, etwas ins Gehirn zu laden. Nämlich die Wahrheit. Morpheus zeigt Neo die Traumwelt und die reale Welt. Die Illusion einer moralisch überlegenen Demokratie im Kontrast zu völlig moralbefreiter Ausbeutung, Vernichtung und Tod. Im Film wird das klar kontrastiert. Eine blühende westliche Metropole und die dahinsiechenden Ruinen dieser Metropole.

Willkommen in der Wüste der Wirklichkeit.

Maschinen gegen Menschheit. Die Maschinen sind die Metapher für das supranationale Oligarchat. Oligarchat und einfache Bevölkerung kämpfen gegeneinander, das Oligarchat gewinnt, die Menschen werden zu Humanressourcen degradiert und gemolken. Die einfachen Menschen als Batterien.

Das erzählt der Film, man muss nur die Metaphern lesen.

Neo kann es nicht fassen, kann das denn sein? Das Weltbild zerbricht, Wahrheit tut weh. Tod und Wiedergeburt sind schmerzhaft.

Warum gibt es überhaupt den Widerstand, wenn doch die Menschen verloren haben gegen die Oligarchen? Weil es einer durchschaut hat und ein paar Menschen die Wahrheit erzählte. Diese paar Menschen hüten die Wahrheit und versuchen sie weiter zu verbreiten. Das System jagt solche Menschen erbarmungslos. Wer sein Haus auf Lügen gebaut hat, muss sich vor der Wahrheit fürchten, muss die Wahrheit bekämpfen.

Erkennen Sie die Parallelen? Der Film ist über unsere Welt. Unsere angeblich so tollen Demokratien übertreffen sich gerade darin, alle Meinungen zu unterdrücken, die dem propagierten Weltbild widersprechen. Das Lügengebilde fürchtet sich vor der Wahrheit.

Mach dich von allem frei, Neo. Angst, Zweifel, Misstrauen. Du musst deinen Geist befreien.

Die in der Matrix gefangenen Menschen sind so angepasst, dass sie das System und die Matrix verteidigen. Sie verteidigen ihr Weltbild, denn das Wechseln des Weltbildes kommt einem geistigen Tod gleich.

Wieso wollte ich Idiot nicht die blaue Kapsel?

Unwissenheit ist ein Segen.

Die Zombies haben es gemütlich in ihrer Scheinwelt. Süße Lüge statt schmerzhafter Wahrheit. Im Film gibt es eine Figur, die sich für die süße Lüge entscheidet. Bewusst und wissentlich. Weil die Lüge süß ist. Diese Figur ist eine Metapher für die Stimme in unserem Kopf, die uns dazu drängt, das Süße zu akzeptieren. Vorwände finden sich mehr als genug. Man hat keine Zeit, man ist unpolitisch, die Gegenseite lügt nicht weniger, eine Wahrheit gibt es doch sowieso nicht.

Haben Sie sie jemals genau betrachtet? Bestaunt, wie makellos und schön sie ist? Milliarden Menschen leben einfach vor sich hin… und haben keine Ahnung.

So beschreibt ein Agent der Matrix die Matrix.

Das System hält die Menschen für einen Virus. Die Maschinen sind die Heilung. Mittels seines Agenten sagt das System:

Ich hasse diesen Planeten.

Das ist Faschismus. Menschen werden zu Unmenschen degradiert, zu Viren. Hat die Entmenschlichung erst stattgefunden, ist jedes Mittel zur Bekämpfung der Unmenschen recht. Das passiert hier und heute, in unserer realen Welt. Das passiert, wenn das Weltbild auf Hass gebaut ist, statt auf Nächstenliebe. Hass führt nicht zu Erlösung, sondern zu Tod und Leid, immer weiter, bis man die ganze Menschheit versklavt. Selbst dann wird der Hass nicht vergehen, wird sich kein Glück einstellen. Das System hinter der Matrix hat die volle Kontrolle erlangt, aber der Hass ist geblieben, das Glück hat sich nicht eingestellt.

Jeder hat die Wahl. Blaue Pille oder rote Pille. Wer sich für die Wahrheit entscheidet, wird vom System bekämpft. Die Agenten des Systems sind übermächtig. Wer als einfacher Mensch der Matrix entkommt, kann das System doch nicht besiegen, sondern ist immer auf der Flucht vor dessen Agenten. Nur der Auserwählte hat die Kraft, dem System zu trotzen, aber er erkennt es nicht. Deshalb verliert er im Kampf gegen die Agenten. Neo stirbt.

Als das System zu gewinnen scheint, ist es die Liebe, die denjenigen, der nach Wahrheit sucht, am Leben hält. Die Liebe. Die Liebe.

Neo erlebt seine zweite Wiedergeburt. Der Zweifler stirbt, der Auserwählte ist geboren. Sein Weltbild hat sich erneut verändert. Sein Ich nimmt nach der Wiedergeburt eine neue Rolle ein. Die Welt wird aus einer feindlichen, nicht zu ändernden Realität zu einer formbaren Realität. Neo erkennt, dass er die Welt verändern kann. Entsprechende Zeichen wurden ihm mehrfach ausgesandt, aber er konnte sie nicht deuten, in seinem alten Weltbild war das nicht möglich. In seinem neuen Weltbild ist die Welt formbar, das eröffnet seinem Ich plötzlich ungeahnte Freiheiten und Möglichkeiten. Neo stürzt sich wieder in die Matrix, haut dort alles kurz und klein, kann die übermächtigen Agenten mit Leichtigkeit besiegen.

Das ist eine Metapher für jeden von uns. Wir können daraus lernen. Neo zeigt uns, dass man sich von den Zwängen im eigenen Kopf freimachen kann. Er zeigt uns, was dann alles möglich ist. Der Film zeigt uns, was dafür nötig ist: Das Schwert der Wahrheit und das lebensspendende Feuer der Liebe.

Was soll dieser Film? Steckt ein Agent der Wahrheit dahinter, der uns mit diesem Film helfen will, die Wahrheit zu erkennen? Der Film spiegelt unsere Welt mit ihren Lügengebilden sehr gut wieder. Der Film zeigt, wie man das ändert.

Oder stecken die Betreiber der Matrix selbst dahinter? Ist der Film ein besonderer sadistischer Genuss für die Eliten, die uns das Lügenweltbild einprogrammieren? Nach dem Motto: Wir zeigen den Zombies, wie sehr sie Zombies sind und sie erkennen es nicht, halten dieses Spiegelbild für Science Fiction, ergötzen sich an Spezialeffekten und Lederfetisch. Haha, was für ein Spaß!

Oder ist das unabhängige Kunst, die zufällig ins Schwarze getroffen hat?

Wie auch immer es geplant war. Die Wahrheit wird sich durchsetzen. Die Matrix wird zerstört werden. Und “Matrix” mit all seinen treffenden Metaphern wird neben anderen Werkzeugen benutzt werden, um die Menschen aufzuwecken. Es wird viele geistige Tode geben. Es wird viele Wiedergeburten geben. Liebe und Wahrheit werden es möglich machen.

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