Zur Einstimmung:
Das Video ist von 1988, Trump äußert sich darin über seine mögliche Präsidentschaftskandidatur. Er ist sich treu geblieben und das Video daher so aktuell, als wäre es von gestern.
Zunächst mal ist Trumps Sieg nicht überraschend. Jedenfalls, wenn man der Propaganda-Glocke entschlüpft ist, ein breites Spektrum alternativer Meinungen gesehen hat und sich anschließend eine Reihe von alternativen Quellen ausgesucht hat, die sich über längere Zeit bewährt haben. Meine Hauptquellen haben Trump gute bis sehr gute Siegchancen eingeräumt (50% oder mehr). Ein wichtiger Marker war für mich, als Roldugin, ein russischer Dirigent und Freund von Putin (er ist uns hier schon mal begegnet), am 22. September am Rande einer Staatszeremonie die Presse ungefragt mit der Behauptung überraschte, dass er wisse, wer nächster US-Präsident sein wird und dass es Trump sein wird. Das war schon sehr merkwürdig. Roldugin ist Musiker, er wird nicht nach politischen Themen gefragt. Überhaupt bekommt er nur selten die ganz große Medienbühne zur Verfügung gestellt. Jemand hielt es aber für nötig, dass Roldugin zur rechten Zeit auf der großen Bühne anwesend war und Roldugin hielt es für nötig, auf dieser Bühne aus eigener Initiative den nächsten US-Präsidenten zu verkünden. Wenn viele komische Zufälle zusammenkommen, haben wir es nicht mit Zufällen zu tun.
Geheimdienste kommunizieren so miteinander. Sie senden einander Botschaften über öffentliche Kanäle. Manche Kanäle sind speziell abgesprochen, z.B. bestimmte Medien, Blogs oder Foren. Diese abgesprochenen Kanäle werden von Agenten der Gegenseite dauerüberwacht, weil sie wissen, dass da Botschaften übermittelt werden. Man kann aber auch nicht abgesprochene Kanäle nutzen. Damit die Botschaft ankommt, muss der Kommunikationskanal aber so laut sein, dass man ihn praktisch mit Garantie nicht überhören kann. Roldugin hat so einen Kanal benutzt. Als Freund Putins spricht er offensichtlich in Putins Namen, auch wenn er sein exklusives Wissen von einem weisen Mann aus dem fernen Osten haben will. Roldugin hat die Botschaft herausgeschrien und ihm wurde dafür ein möglichst großer Lautsprecher in die Hand gegeben. Wer in russischen Medien unterwegs ist, konnte praktisch unmöglich an dieser Botschaft vorbeikommen. Fragt sich nur, an wen die Botschaft gerichtet war. Wir kommen darauf noch zurück.
Putins Freund hat also Trump als zukünftigen US-Präsidenten versprochen. Hat also Russland die Clinton-Mails gehackt und so den Wahlkampf beeinflusst? Man kann das nicht ausschließen, aber vermutlich nicht. Russland hat auf andere Art und Weise den US-Wahlkampf beeinflusst. Keine drei Wochen nach Roldugins Botschaft und noch einen ganzen Monat vor der US-Wahl hat Putin den Hegemon USA entthront. Das war kein zufälliger Zeitpunkt, dieser rituelle Akt musste noch vor der US-Wahl stattfinden und hat die US-Wahl entscheidend beeinflusst. Warum?
Die Obama-Administration und die Elitengruppe, die nach außen durch Hillary Clinton vertreten wird, hatten einen gar nicht so schlechten (wenn auch schwer umsetzbaren) Plan zur Rettung der geopolitischen Konfiguration und der eigenen dominierenden Rolle in der Weltpolitik. Um den Plan zu realisieren, mussten die Prozesse der wirtschaftlichen Globalisierung bis zum äußersten ausgereizt werden, während gleichzeitig China und Russland von wirtschaftlichen Integrationsprozessen zu isolieren waren (genau in diesem Kontext hat Hillary Clinton so aktiv gegen die Eurasische Wirtschaftsunion und gegen das chinesische Projekt der “Neuen Seidenstraßen” gekämpft). Es blieb noch ein letzter Schritt zu tun, genauer gesagt, zwei Schritte: Einbindung der asiatischen Länder und der EU in die eigenen Integrationsprojekte, bei gleichzeitiger Beseitigung ihrer staatlichen Souveränität und der Möglichkeit, ihre Märkte gegen transnationale Konzerne zu schützen, die eng mit der Clinton-Gruppe arbeiteten und sie auf verschiedene Art und Weise unterstützten. Um dieses Schema zu realisieren, wurden TTIP und TPP ins Leben gerufen. Diese “Partnerschaften” sahen zum einen die Beseitigung aller Barrieren, die transnationale Konzerne den Zugang zu den nationalen Märkten erschweren (die Beseitigung dieser Barrieren würde zum Tod der regionalen Wirtschaft führen). Zum anderen war die Unterordnung der Gesetzgebung und der Gerichtsbarkeit der betroffenen Staaten unter den Mechanismus ISDS (Investor-state dispute settlement) vorgesehen, wobei die transnationalen Konzerne in privaten supranationalen Schiedsgerichten gegen die Staaten klagen könnten, falls die Staaten dem Gewinnstreben im Wege stünden. Der ISDS-Mechanismus bedeutete, wie aus seiner Beschreibung ersichtlich ist, faktisch den Verlust der staatlichen Souveränität für diejenigen Staaten, die TTIP und TPP unterschrieben.
Quelle, Übersetzung von mir.
Fokussieren wir kurz auf die transnationalen Konzerne, zu denen wir den Bankensektor mitzählen wollen. Transnationale Konzerne (TNK) sind nicht an ein bestimmtes Land gebunden, wie schon der Name sagt. Diese Großkonzerne operieren weltweit, bewegen sich dahin, wo sie aktuell die meisten Gewinne abschöpfen können. Mit ihrer schieren Geldmacht können sie kleine Konkurrenten erdrücken. Das ist das jedem Deutschen bekannte Prinzip, dass die Aldi-Kette mittel- und langfristig alle Tante-Emma-Läden in den Tod treibt. Alle Großkonzerne funktionieren nach diesem Prinzip, aber die TNK grasen nicht nur im eigenen Land die Märkte ab, sondern auch in anderen Ländern. Staaten neigen dazu, ihre Schlüsselindustrien zu schützen, indem irgendwelche regulatorischen Barrieren oder Zölle eingeführt werden, die es den TNK erschweren, Fuß zu fassen. Freihandelsabkommen, die diese Barrieren einreißen, sind den TNK daher willkommen. Zugang zum Markt beseitigt aber nicht alle Probleme der Gewinnmaximierung. Der Staat kann immer noch eingreifen, indem er Steuern, Gehälter, Sozialabgaben, Umweltstandards usw. anpasst. Das kann in Kosten ausarten, die die TNK gern vermeiden möchten. Die privaten Schiedsgerichte sind das Werkzeug zu dieser Vermeidung. TTIP und TPP machen den TNK den Weg frei, um ungehindert zu plündern. Wenn Sie jetzt entgegnen, dass die doch ohnehin schon ungehindert plündern, dann haben Sie auf der einen Seite Recht, auf der anderen aber auch nicht. Die TNK plündern schon jetzt sehr herzhaft, aber rechnen Sie sich erst einmal aus, wie sehr das mit TTIP und TPP noch steigerbar ist. Relativ zu dem, was uns bis vor kurzem noch drohte, sind die derzeitigen Plünderungen der TNK noch als gehindert einzustufen.
Wenn wir von den TNK und ihren Interessen sprechen, meinen wir deren Besitzer. Ein Großkonzern wie Aldi setzt sich personalmäßig zu großen Teilen aus Verkäuferinnen zusammen, aber sie profitieren nicht von der Größe und der Macht ihres Arbeitgebers, ganz im Gegenteil. Es profitieren die Besitzer, denn sie streichen sich das ein, was jedem Mitarbeiter zu wenig gezahlt wurde und was an den Umweltstandards gespart wurde usw. Die TNK handeln im Interesse ihrer reichen Besitzer, auf diese Gruppe kommt es also an. Putin hat diese Interessengruppe als “supranationale Oligarchie” bezeichnet.
Die TNK finanzieren massiv den US-Wahlkampf. Damit machen sie die Kandidaten von sich abhängig, bzw. verhelfen nur solchen Kandidaten zum Sieg, die den TNKs wohl gesonnen sind. Üblicherweise werden beide Seiten finanziert, so dass man eine win-win-Situation aus der Sicht der TNK hat. Die USA sind besonders wichtig, weil sie als Welthegemon die Interessen der TNK weltweit aggressiv vertreten. Es ist nicht das Wohl des US-Staates und der US-Bürger, das die supranationalen Oligarchen interessiert. Es sind die US-Armee und der Petrodollar und der politische Hegemonie-Wille, die interessieren. Die US-Bürger sind längst auf dem absteigenden Ast, was ihre Lebensbedingungen angeht. Die US-Bürger profitieren längst nicht mehr von der US-Hegemonie. Der Staat USA lässt sich von einer bestimmten Elitengruppe ausnutzen. Andere Elitengruppen und die US-Bürger profitieren nicht mehr mit. Das ist der Grund für die Spaltung der US-Gesellschaft. Sie alle wären gern weiter Weltpolizist, wenn sie weiter davon profitieren würden. Das tun sie aber nicht mehr.
Noch mal crimsonalter, Übersetzung von mir:
Das Prinzip der “Gruppe Clinton” (Soros, Kagan u. a.): “Was gut für General Motors ist, ist gut für die USA.”
Das Prinzip der “Gruppe Trump”: “Was gut für General Motors ist, ist gut für die USA nur dann, wenn General Motors in den USA produziert und in den USA die Steuern zahlt.”
TPP (genau wie TTIP) sind sehr gute Vereinbarungen für die transnationalen Konzerne, für die gilt (beispielhaft-anschaulich): Hauptquartier in den USA, Produktion in Taiwan, Steuern in den Offshores. Für die US-amerikanischen Unternehmen (nicht dem Hauptquartiersitz, sondern dem Wesen nach) und für die Steuerzahler ist das von Nachteil und nicht von Vorteil. Dabei ist der Nachteil so schwerwiegend, dass die Bereitschaft vorhanden ist, zwecks seiner Beseitigung auf die Ketten zu verzichten, mit denen die ehemaligen radikal-globalistischen US-Regierungen Asien und die EU umwickelten.
Auf den Punkt gebracht: Hier prallen die nationalen US-Interessen und die privaten Interessen des supranationalen Oligarchats aufeinander.
Welche Elitengruppen stehen hinter Trump?
Die Vorstellung von Trump als “Kandidat außerhalb des Systems” ist im Kern falsch. Er ist Teil des Systems, ist gut integriert in die US-Eliten, aber die Sache ist, dass die US-Eliten untereinander einen äußerst harten inneren Kampf zwischen zwei Lagern führen, deren Interessen, Zukunftsbilder und Ideologien nicht kompatibel sind. Das fundamentale Problem besteht darin, dass das Geld nicht für alle reicht, so dass es schwer ist, nach Kompromissen zu suchen.
Trump wird unterstützt von Developern (darunter die im Bereich Infrastruktur), Ölwirtschaft, Kohlewirtschaft, einem Teil der Pharmalobby und einem Teil der Agrarwirtschaft, dazu noch von den Industriellen, die ihre Produktion noch nicht nach China oder Mexiko verlagert haben. Der Kandidat der Republikaner verspricht etwa, den Militärs “Billionen” wegzunehmen, die Washington für internationale Interventionen ausgibt, und dieses Geld für Infrastrukturprojekte in den USA auszugeben. Das ruft Begeisterung bei den Developern und der Bauindustrie hervor, und wird gleichzeitig ein Hassgrund für einen Großteil des militärisch-industriellen Komplexes sein, der an den Militäraufträgen Geld verdient.
Von hier, Übersetzung von mir. Und noch ein Zitat von hier, weil die Aufzählungen nicht ganz deckungsgleich sind:
Trump wird die Interessen der USA verteidigen, und die Interessen konkreter Elitengruppen, (…): Ein Teil der Geheimdienste, Ölwirtschaft, Kohlewirtschaft, ein Teil der Pharmaindustrie, ein Teil des Agrarsektors und natürlich die Developer, denen man versprochen hat, das Geld zu geben, das man an der internationalen militärischen Präsenz einsparen kann.
Noch ein Zitat zur Verdeutlichung:
Trump ist nicht einverstanden mit dem Format der Globalisierung, bei dem das supranationale Oligarchat alle Boni einstreicht, und das US-Oligarchat (das von Trump vertreten wird) die Armee und die Geheimdienste bezahlt, die die Unterordnung der Vasallen sicherstellen und Konkurrenten vom Markt drängen. Dass das supranationale Oligarchat die Arbeitsplätze aus den USA verlagert und die Gewinne konsequent in den Offshores parkt, ist das Sahnehäubchen auf der Torte.
Wir beobachten einen Fall von vollständiger Interessenkongruenz der US-Wirtschaft und des US-Mittelstandes. Der Konflikt zwischen Trump (als Vertreter dieser Interessen) und den transnationalen Konzernen (zum Beispiel Apple) wird vermutlich das Hauptthema seiner Präsidentschaft.
Von hier, Übersetzung von mir.
Wir kauen das so langatmig durch, um die Bruchlinie in den USA zu verstehen. Sie verläuft nicht zwischen Hautfarben oder sexuellen Orientierungen, wie uns die Medien mitunter weissmachen wollen. Die Bruchlinie verläuft zwischen nationalen und supranationalen Interessen. Das supranationale Oligarchat hat sich wie ein Parasit auf die USA geheftet und saugt den US-Staat aus. Die USA als Nation profitieren nicht davon. Hier verläuft die Bruchlinie. Clinton wollte die Interessen des supranationalen Oligarchats weiter vertreten, Trump will die Interessen des US-Oligarchats und des US-Staates vertreten.
Trumps Wahlkampfstratege Steve Bannon bringt es so auf den Punkt:
I’m not a white nationalist, I’m a nationalist. I’m an economic nationalist
Hervorhebung von mir. Oder hier aus dem gleichen Artikel:
“The globalists gutted the American working class and created a middle class in Asia. The issue now is about Americans looking to not get f—ed over. (…) That’s what the Democrats missed. They were talking to these people with companies with a $9 billion market cap employing nine people. It’s not reality. They lost sight of what the world is about.”
Übersetzung:
Die Globalisten haben die amerikanische Arbeiterklasse ausgeweidet und eine Mittelschicht in Asien erschaffen. Jetzt geht es für die Amerikaner darum, dass sie nicht gefickt werden. Das ist das, was die Demokraten nicht erkennen. Sie sprachen zu diesen Menschen, deren Unternehmen 9 Milliarden Dollar Wert am Markt und nur 9 Mitarbeiter haben. Das ist nicht die Realität. Sie haben aus den Augen verloren, worum es in der Welt geht.
Und noch ein Zitat aus dem Artikel, ohne Übersetzung, einfach zum genießen:
While Clinton was largely absent from the campaign trail and concentrating on courting her donors, Trump — even after the leak of the grab-them-by-the-pussy audio — was speaking to ever-growing crowds of 35,000 or 40,000. “He gets it; he gets it intuitively,” says Bannon, perhaps still surprised he has found such an ideal vessel. “You have probably the greatest orator since William Jennings Bryan, coupled with an economic populist message and two political parties that are so owned by the donors that they don’t speak to their audience. But he speaks in a non-political vernacular, he communicates with these people in a very visceral way. Nobody in the Democratic party listened to his speeches, so they had no idea he was delivering such a compelling and powerful economic message. He shows up 3.5 hours late in Michigan at 1 in the morning and has 35,000 people waiting in the cold. When they got [Clinton] off the donor circuit she went to Temple University and they drew 300 or 400 kids.”
In Deutschland weiss man von all dem fast nichts, warum? Weil die großen Medien vollständig in der Hand des supranationalen Oligarchats sind. Trump steht ihnen in unverbrüderlicher Opposition gegenüber und erfuhr deshalb von den Medien eine Hetze, die nah an die Putin-Hetze der letzten Jahre reichte.
In einer Welt, in der die Interessen des supranationalen Oligarchats immer weniger mit den Interessen der einfachen Bürger kompatibel sind, wird eine Regel immer zuverlässiger: Wenn die Massenmedien des Oligarchats sagen, dass etwas oder jemand gut ist, dann ist der jemand oder das etwas schlecht. Wenn die Massenmedien jemanden verteufeln, dann ist es jemand, der die Interessen der einfachen Menschen vertritt. Je stärker die Hetze der Medien, desto besser ist in Wirklichkeit der Verteufelte für die einfachen Menschen. Mit dieser Regel im Kopf kann man aus unseren Massenmedien derzeit durchaus schlau werden – man muss nur alles ins Gegenteil verkehren, um der Realität nahe zu kommen. Aber kommen Sie bitte nicht auf die Idee, Ihr Leben lang von dieser Regel Gebrauch zu machen. Die Medien werden sich auch noch ändern und dann werden Sie mit dieser Regel nicht mehr weiterkommen. Aber im Moment gilt sie.
Bezüglich der Medien kann man weiterhin konstatieren, dass sie nicht die vierte Macht sind. Trump hat gewonnen, obwohl alle großen Medien gegen ihn waren, und zwar nicht nur tendentiell, sondern offen hetzerisch. Gleichzeitig haben die Medien eine Werbekampagne für Clinton gefahren. Es hat alles nichts genützt. Stärker hätten sich die Medien nicht auf eine Seite stellen können und es hat nichts genützt. Was sagt uns das über die Macht der Medien? Das sagt uns, dass die Macht nicht von den Medien ausgeht, sondern von den Eliten. Die Eliten hinter Trump hatten keine Medienmacht und haben auch ohne Medienmacht gewonnen.
Eine Besonderheit von Trumps Sieg ist, dass er kaum Großspender hatte. Er hat sich nur von wenigen abhängig gemacht, ist nur wenigen etwas schuldig. Das erlaubt ihm viel mehr Freiheiten, als ein US-Präsident typischerweise hat. Das Ausbleiben der Großspender wirft abermals die Frage auf, wie Trump gewinnen konnte. Kein Geld, die Medien voll gegen sich. Er ist durchs Land gereist und hat die Sorgen der einfachen Menschen angesprochen, hat ihnen Besserung versprochen. Kann das allein schon ausreichen?
jim_garrison, ein erfahrener Stratege, nimmt an, dass ein supranationaler Geheimdienstverbund seine Finger im Spiel hatte:
Über einige Aspekte des klan-elitären Hintergrunds von Trumps Kampagne, eine Hypothese.
In engen Kreisen ist die Geschichte des informellen Verbunds von Geheimdiensten, des s.g. Safari Club, bekannt. Man schreit nicht an jeder Ecke darüber, aber das ist auch keine Verschwörung, vieles ist längst beschrieben worden. Über die Bank BCCI wurde sogar ein Film gedreht, ein nutzloser übrigens. In den gleichen engen Kreisen existiert die beharrliche Meinung, dass der Safari Club entscheidend zum Sieg von Reagan beigetragen hat, indem die Verhandlungen zur Freilassung der US-Geiseln im Iran in die Länge gezogen wurden, damit Carters Position untergrabend. Mit dem unerwarteten Fall von Bush Senior im Jahr 1992 bekam der Club einen schweren Schlag. Formal hat der Safari Club seine Existenz mit dem Ende des Kalten Krieges beendet, aber die Menschen und die Kontakte sind natürlich geblieben. Jemand ist rausgegangen, jemand ist zum Feind geworden, aber die Beziehungen der Saudis und der CIA bezüglich Libyen und Syrien sind geblieben, um ein Beispiel zu nennen, und gemeinsame Operationen kann man durchaus erkennen.
Jetzt die eigentliche Hypothese.
Viele Ereignisse lassen sich erklären, wenn man annimmt, dass vor einiger Zeit ein Club entstand (oder sich abspaltete) und wirkt, d.h. ein informeller Verbund von Geheimdiensten, den wir vorläufig Safari-2 nennen können, ein Gegner/Konkurrent von Safari-1. Die Clubs sind nicht streng national, d.h. verschiedene amerikanische (genauso französche, israelische) Geheimdienste oder klan-elitäre Gruppen in Geheimdiensten sind Mitglieder in unterschiedlichen Clubs.
Also, Wikileaks, Snowden, IS, verschiedene islamistische/antiislamistische Aktionen der Strategie der Anspannung in den USA und in der EU, die Leaks von Hersh und vieles andere mehr geht auf das Konto von Safari-2. Da sind Amerikaner, Israelis, Engländer, Russen, Deutsche und noch einige andere. Es versteht sich von selbst, dass die Geheimdienste nicht von sich aus spielen, sondern auch andere Eliten vertreten. Dabei haben sie schwache Positionen in den weltweiten Massenmedien und der Weltfinanz, aber ernsthafte Positionen in vielen anderen Dingen.
Bezogen auf die Wahlen in den USA hat Safari-2 für Trump gespielt. Mittels des FBI, mittels mancher Islamisten und mittels Wikileaks. Neben vielem anderem haben sich Trumpisten in Hillarys Vorwahlen eingeschleust und haben vor den Wahlen entlarvendes Material über schmutzige Vorwahlkampfpraktiken in Hillarys Kampagne rausgelassen. Einschleusen ist der modus operandi von Geheimdiensten, nicht von üblichen Polittechnologen.
Nun zu dem, was alle interessiert. Putin ist auch in Safari-2 vertreten, aber er ist dort nicht der dominierende Spieler, und nicht mal besonders einflussreich. Aber die Dämonisierung Putins gibt ihm eine einzigartige Gelegenheit, erlaubt es ihm, wie man so schön sagt, “mit dem Gesicht zu handeln”, offen oder weniger offen die Verantwortung für fremde Aktionen auf sich zu nehmen – zu verlieren hat er dabei ohnehin nichts.
Das ist die Hypothese. Natürlich kann man sie nicht wissenschaftlich überprüfen, aber gewisse Dinge kann sie ganz gut erklären und vorhersagen. Die “Oktoberüberraschung” zum Beispiel hätte mit geheimdienstlicher Tätigkeit zusammenhängen müssen und so kam es dann auch.
P.S. Für die stürmisch-schnell-reagierenden. Jeder Prozess hat eine klan-elitäre Komponente. Das setzt nicht außer Kraft, dass jeder Prozess eine wirtschaftliche Komponente hat und alle anderen Komponenten. Lärmen in der Art von “ah, bei euch bestimmen Geheimdienste den Lauf der Welt, das ist ein Zeichen für verschwörungstheoretisches Denken” ist daher nicht nötig.
Übersetzung von mir.
Das ist in der Tat Stoff zum Nachdenken. Bei CNN ist beispielsweise dieser Tage ein Interview mit Kissinger erschienen, bei dem offenbart wird, dass Kissinger und Putin sich bereits 25 mal getroffen haben. Das heißt, die beiden treffen sich im Durchschnitt öfter als einmal im Jahr. Was haben sie sich wohl zu sagen? Kissinger ist die graue Eminenz der US-Außenpolitik, auf einer Stufe mit Brzezinski. Kissinger ist bis heute in den wichtigsten Zirkeln der Macht vertreten, so etwa bei den Bilderberg-Treffen. Kissinger hat schon zu Beginn der Ukraine-Krise offen gesagt, dass man Russland nicht in die Enge treiben dürfe, dass die USA eine diplomatische Lösung suchen müssen. Damit steht er in Opposition zur Russland-Politik der Obama-Administration und der “Clinton-Gruppe”. So wie Trump. Direkt nach der Wahl hat Kissinger in einem Interview gesagt, dass er Trump selbstverständlich gern sprechen würde, wenn er dazu eingeladen wird. Eine Woche später hat es ein Treffen der beiden gegeben. Wenn es einen Safari-2 Club gibt, könnte Kissinger gut und gerne Teil davon sein.
Wir erinnern uns außerdem, dass Leute aus Trumps Mannschaft in Moskau waren und Kontakte zum Kreml hatten. Aus Russland wurden solche Kontakte bestätigt. Noch eine Verbindung, wobei Russland betont hat, dass es zu beiden Lagern der US-Wahl Kontakte hatte.
Und wir kommen auf Roldugins Botschaft zurück, die ein bisschen unnatürlich über einen sehr lauten öffentlichen Kanal ausgestoßen wurde. Trump wird Präsident, das war die Botschaft. Am 22. September. Wir erinnern uns, dass das die Phase war, in der die diplomatische Lage rund um Syrien eskalierte. Die USA hatten kurz zuvor die syrische Armee angegriffen und damit den großen US-russischen Syrien-Deal vereitelt. Dann kam ein UN-Hilfskonvoi zu Schaden, die Presse hyperventilierte, die USA drohten offen, dass die syrischen Terroristen Russland ins Visier nehmen würden. Während die Lage also eskalierte, verkündete Roldugin seine Botschaft. Hat dieses Timing einen Sinn? Ja.
Die Botschaft kam, als die USA im Machtpoker eine Esklationsstufe hochkletterten. Was bedeutete das? Nun, wenn Russland nicht nachzog, hätte es bedeutet, dass der Hegemon sich durchgesetzt hat. Der Weg für Clinton wäre frei gewesen. Sie stand für die “weiter wie bisher”-Linie. Russlands Botschaft war das Signal an die Partner in den USA, dass die sich keine Sorge machen müssen, dass alles wie geplant umgesetzt wird. So ergibt das ungelenke, deplatzierte Interview mit Roldugin Sinn.
Wer sind Russlands Partner in den USA? Die USA sind Russlands Feind, das wird unter Trump nicht anders sein, darüber gibt es in Russland keine Illusionen. Russlands Partner in den USA sind dennoch die nationalen US-Eliten, die sich um die angehäuften internen US-Probleme kümmern wollen. Diese nationalen Eliten sind geradezu ein Geschenk im Vergleich zu den supranationalen Eliten, die die USA missbrauchen, um weltweit Kriege und Chaos zu verbreiten. US-Eliten, die das Geld nicht in Kriege, sondern in die US-Infrastruktur investieren, sind Russland als Partner willkommen. Trump vertritt diese Eliten. Es geht nicht um Trump persönlich. Es geht um die politische Ausrichtung der USA.
Insofern hat Russland tatsächlich geholfen, Trump an die Macht zu bringen. Aber nicht mit solchen Kleinigkeiten wie den Email-Hacks. Völlig unnötig, sowas in Russlands Hände zu legen, dafür gibt es mehr als genug Geheimdienste in den USA, die dazu in der Lage sind und auf Trumps Seite stehen. Russlands Anteil war die Entthronung des Hegemons. In einem öffentlichen Akt, der an den Zombies vorbeigegangen war, nicht aber an den Eliten, ist der Hegemon vor Russland eingeknickt. Damit war klar, dass die Obama-Clinton-Pläne zur Aufrechterhaltung der Hegemonie gescheitert sind. Clintons Linie war schon einen Monat vor der Wahl endgültig gescheitert. Ja, sie hätte es dennoch versucht, wenn sie gewählt worden wäre. Aber der Zug war abgefahren. Der Versuch, das Unmögliche möglich zu machen, hätte zwar weltweit für mehr Blutvergießen und vielleicht für die ein oder andere erfolgreiche farbige Revolution gesorgt, aber nicht für den Erhalt der Hegemonie, denn die war bereits verloren. Clinton hätte die USA nur noch tiefer in den Abgrund gestürzt, ohne Aussicht darauf, dass sich das bezahlt gemacht hätte.
Ein anderer von mir geschätzter Blogger, yurasumy, hat übrigens genau deshalb geschrieben, dass er lieber Clinton als Präsidentin gesehen hätte. Je tiefer die USA in den Abgrund gekommen wären, desto geringer wären die Chancen, dass sie einen erfolgreichen Versuch der erneuten Machtergreifung unternehmen können. Trump wird schon jetzt zu einer Beruhigung der Weltlage beitragen, aber wenn er sein Vorhaben zur inneren Stärkung der USA erfolgreich umsetzen kann, bestünden gute Chancen, dass die USA sich in absehbarer Zukunft revanchieren könnten.
Er hat Recht, das habe ich auch schon so geschrieben, aber ich stimme ihm nicht zu, dass Clinton deswegen besser wäre. Nein, sie würde keinen atomaren Krieg gegen Russland anzetteln. Aber sie könnte die ohnehin gebeutelten USA so sehr in den Abgrund treiben, dass unvorhersehbare und unaufhaltsame chaotische Prozesse einsetzen, wie etwa eine Spaltung des Landes. Das ist auch für Russland (und alle anderen Staaten dieser Welt) nicht gut, wenn der Feind, der mit einem riesigen Arsenal von strategischen Atomwaffen ausgestattet ist, in Chaos versinkt. Lieber ein stärkerer, aber berechenbarer Feind. Ich bin inzwischen der Meinung, dass die USA auch im Falle der erfolgreich umgesetzten Trump-Mission praktisch keine Chancen mehr haben werden, als Hegemon auf die Weltbühne zurück zu kehren.
Jedenfalls hat der Kreml entschieden, dass es besser ist, die supranationalen Eliten, die die USA befallen haben, lieber heute als morgen aus den Angeln zu heben. Deswegen wurde der Akt der Entthronung, der genauso auch irgendwann nach der US-Wahl hätte stattfinden können, schon vor der Wahl vollzogen. Und als es noch nicht danach aussah und die USA die nächste Eskalationsstufe erklommen, sandte der Kreml eine Botschaft an seine US-Verbündeten: “Keine Sorge, alles wird gut, wir werden unseren Teil beitragen, arbeitet ihr ruhig euren Teil weiter, Trump wird Präsident.”
Wir erinnern uns auch, wie Putin die USA am 24. Oktober als Bananenrepublik bezeichnete, übrigens klar mit Blick auf Hillarys Version der USA. Auch sonst tat Russland im letzten US-Wahlkampfmonat alles, um den verlorenen Hegemon-Status der USA kenntlich zu machen.
Die Entthronung hat das Scheitern von Hillarys Vorhaben offenbart. Für die unentschlossenen Elitengruppen in den USA, die sich noch nicht sicher waren, ob sie von Clintons oder von Trumps Politik mehr profitieren würden, war die Unsicherheit nunmehr beseitigt. Das ist Putins Beitrag zu Trumps Sieg. Das ist ein sauberer und mächtiger Zug auf dem geopolitischen Schachbrett. Im Vergleich dazu muten irgendwelche Hacks wie Kinderkram an (gemessen am Aufwand und Risiko der Operationen).
In der Tat, die Annahme eines supranationalen elitären Zusammenschlusses (Safari-2) als Gegengewicht zum supranationalen Oligarchat passt ins Bild. Viele ungewöhnliche Puzzlestücke lassen sich mit dieser Annahme sinnvoll einordnen. Und die Logik spricht auch dafür. Denn in jedem Fall ist klar erkennbar, dass in den USA nationale und transnationale Eliten aufeinander gestoßen sind. Es ist klar erkennbar, dass Russland die nationalen US-Eliten unterstützt hat. Wenn es aber diese Unterstützung, diese Kooperation gegeben hat, muss sie auch irgendwie vermittelt und koordiniert worden sein. Das ist einfach nur logisch. Klar, man kann argumentieren, dass das russische Lager stillschweigend und ohne Koordination dem US-Lager zugearbeitet hat. Aber das wäre unlogisch. Wenn es in der Politik etwas zu koordinieren gibt, dann tut man das. Wir haben auch direkte Belege dafür, etwa die bestätigten Treffen von Trumps Leuten mit dem Kreml.
Derweil zerbröselt die alte Welt vor unseren Augen. Australiens Handelsminister hat am 17. November angekündigt, dass es mit TPP bergab geht und dass Australien sich deshalb das Angebot einer Freihandelszone mit China ansehen werde. Tschüss USA, hallo China. Australien hat TPP bereits unterschrieben und Australien war bis jetzt ein treuer Vasall. Wenn schon solche Staaten abspringen, was ist dann von anderen zu erwarten? Der König ist weg, rette sich wer kann. Es passiert vor unseren Augen, die US-Vasallen suchen sich neue Herren. So etwas erlebt man nicht alle Tage. Verpassen Sie es nicht.
Wenige Tage nach Australiens Ankündigung hat Trump seine Agenda für die ersten 100 Tage seiner Präsidentschaft verkündet. TPP soll gleich am ersten Tag aufgekündigt werden. Tschüss, Vasallen. Auch sonst dreht sich alles in seiner Ansage um interne US-Angelegenheiten, um Jobs, um die US-Wirtschaft. Die Wahl ist vorbei, Trump muss nicht mehr um Stimmen buhlen, aber er hält an der Linie fest, die er im Wahlkampf versprochen hatte: Konzentration auf die USA selbst, Konzentration auf die Jobs, Konzentration auf die US-Wirtschaft.
Trump meint es ernst. Schauen Sie, im April hat er angekündigt, dass Apple und andere Konzerne in den USA produzieren werden, wenn er gewählt wird. Schon den Gedanken daran fand Apple so furchtbar, dass Apples Chef Tim Cook Geld für Clinton sammelte. Es war vergebens und noch vor der Wahl (!) unternahm Apple die ersten Schritte, um die Produktion seiner Smartphones in die USA zu verlagern:
“Apple asked both Foxconn and Pegatron, the two iPhone assemblers, in June to look into making iPhones in the U.S.,” a source told Nikkei. “Foxconn complied, while Pegatron declined to formulate such a plan due to cost concerns.”
But the change wouldn’t come cheaply, according to the report.
Apple hat im Juni beide Produzenten der iPhones, Foxconn (China) und Pegatron (Taiwan) nach einer Verlagerung der Produktion in die USA angefragt. Taiwan hat abgelehnt. China ist zur Verlagerung bereit, wird sich das aber königlich bezahlen lassen.
Wir sehen daran nicht nur den Ernst von Trumps Absichten, wir sehen auch die Verwundbarkeit der transnationalen Oligarchie. Die TNK sind gar nicht unbesiegbar. Putin hat sie in Russland gezähmt, Trump macht sich daran, sie in den USA zu zähmen. Die TNK sind nur mächtig, wenn sie die Staatsführung schmieren und die staatlichen Ressourcen (Armee, Geheimdienste, Politik) für sich arbeiten lassen. Wenn der Staat aber Ernst macht und sich gegen die TNK positioniert, haben sie aus eigener Kraft nicht viel anzubieten und werden auf das reduziert, was sie sein sollten: Wirtschaftsunternehmen.
Die Zeiten ändern sich. Zum Besseren.
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