Vorbereitungen zum Libyen-Gipfel in Berlin

In Fortsetzung unserer kleinen Libyen-Chronik, deren letzter Stand darin bestand, dass die EU jeglichen Einfluss in Libyen nur durch Putin bekommen kann.

Am 19. Januar wird in Berlin eine Libyen-Konferenz organisiert, auf der die EU ihren Weg nach Libyen finden will. Die UN soll einbezogen werden und alle Konfliktparteien. Großes Ding also.

Alle bereiten sich vor.

Die Türkei schickt zwei Wochen zuvor eigene Truppen nach Libyen, um die offizielle Regierung gegen General Haftar zu unterstützen.

Am 8. Januar trifft sich Putin mit Erdogan. In der gemeinsamen Erklärung geht es auch um Libyen. Man begrüße den “Berliner Prozess” und wolle dazu beitragen. Außerdem treten die beiden Präsidenten mit einer Initiative vor und rufen die libyschen Konfliktparteien zu einem Waffenstillstand ab dem 12. Januar auf.

Am 10. Januar hat Putin ein Telefongespräch mit Ägyptens Präsident Al-Sisi. Es geht um Libyen.

Am 11. Januar hat Putin ein Telefongespräch mit Mohamed bin Zayed bin Sultan Al-Nahyan, dem Kronprinzen und Oberbefehlshaber der Vereinigten Arabischen Emirate. Es geht um Libyen.

Am 11. Januar hat Putin ein Telefongespräch mit Tamim bin Hamad Al Thani, dem Scheich von Katar. Es geht um Libyen.

Am 11. Januar bekommt Putin Besuch von Kanzlerin Merkel. Es geht um Libyen. Merkel will sich Putins Unterstützung für die anstehende Konferenz sichern. Auf der Pressekonferenz nennt Putin Haftar nicht General, sondern “Marschall”. Natürlich begrüßt Putin die Konferenz in Berlin. Aber:

Damit die Berliner Konferenz gewichtige Resultate erzielen kann, ist es notwendig, die Teilnahme der wirklich an einer Hilfe zur libyschen Beilegung des Konflikts interessierter Staaten zu ermöglichen, und am wichtigsten – die Entscheidungen [der Konferenz] müssen vorab mit den libyschen Konfliktparteien abgestimmt werden.

Übersetzung von mir.

Putin hat erklärt, was Merkel zu tun hat, wenn die Konferenz irgendeinen Erfolg haben soll. Später in der Pressekonferenz sagt Putin, dass hinsichtlich der Vorbereitung der Berliner Konferenz noch einiges nachzuarbeiten ist.

Am 11. Januar hat Putin ein Telefongespräch mit Erdogan. Es geht um Libyen. Putin informiert Erdogan über die Ergebnisse des Treffens mit Merkel.

Am 12. Januar hat Putin ein Telefongespräch mit Macron. Es geht um Libyen.

Am 12. Januar hat Putin ein Telefongespräch mit Italien Premierminister Conte. Es geht um Libyen.

Am 13. Januar finden in Moskau Libyen-Verhandlungen mit Beteiligung der Türkei und der libyschen Konfliktparteien statt. Auch Haftar ist dort.

Am 13. Januar hat Putin ein Telefongespräch mit Indiens Preminister Modi. Es geht unter anderem um Libyen.

Am 13. Januar hat Putin ein Telefongespräch mit Merkel. Es geht um Libyen. Putin informiert Merkel über die Ergebnisse der Moskauer Libyen-Verhandlungen.

Am 16. Januar hat Putin ein Telefongespräch mit Charles Michel, dem Präsidenten des Europäischen Rates. Es geht um Libyen und die anstehende Berliner Konferenz.

Am 17. Januar wird bekanntgegeben, dass Putin an der Berliner Konferenz teilnehmen wird.

Am 17. Januar veröffentlicht Putin den vollen Textlaut eines Briefes, den er von Haftar bekommen hat (Haftar wird als Marschall der Libyschen Nationalen Armee genannt):

Sehr geehrter Herr Präsident der Russischen Föderation W. W. Putin, mein teurer Freund!

Nehmen Sie meine persönliche Dankbarkeit und Erkenntlichkeit entgegen, für die Bemühungen der Russischen Förderation zur Herstellung des Friedens und der Stabilität in Libyen.

Ich danke Ihnen und spreche meine volle Unterstützung für die russische Initiative zur Durchführung von Friedensverhandlungen in Moskau, die zu Frieden in Libyen führen sollen, zu. Ich bestätige, dass wir bereit sind, Ihre Einladung in die Russische Förderation zur Weiterführung des begonnenen Dialogs anzunehmen.

Nehmen Sie unsere tiefe Erkenntlichkeit und Wertschätzung entgegen.

Übersetzung von mir.

Solche Briefe werden normalerweise nie veröffentlicht. Was soll dieses Theater? Haftar erklärt darin, wen er als Schutzherren akzeptiert und unter wessen Schirmherrschaft er zu Verhandlungen bereit ist. Aus dem Brief geht auch hervor, dass neue Libyen-Gespräche in Moskau bereits angeraumt sind. Putin veröffentlicht diese Information ganz unschuldig zwei Tage vor der Ausrichtung der Berliner Konferenz…

Am 17. Januar hat Putin ein Telefongespräch mit Merkel. Es geht um “verschiedene Aspekte” der anstehenden Berliner Konferenz.

Natürlich hat auch die EU sich vorbereitet. Italiens Außenminister Di Maio gibt in einem Interview Einblicke. Aus Sicht von Di Maio sieht die Lage in Libyen so aus: Das Problem ist, dass ein Stellvertreterkrieg tobt. Die EU ist darin zu wenig involviert, weil sie sich geweigert hat, die involvierten Kräfte vor Ort mit Waffen zu versorgen. Die EU hat keine Kontrolle über Libyen. Was die EU jetzt will: Schluss mit Lieferungen von Waffen und Söldnern nach Libyen. Darauf sollen sich die Stellverterter-Mächte in Berlin einlassen. Die EU soll dann im Rahmen einer Friedensmission mit Truppen vor Ort die Einhaltung dieser Vereinbarung einhalten – durch Kontrolle von Häfen, Flughäfen, Grenzen usw.

Lesen Sie sich das Interview durch und vergleichen Sie das mit unserem Gedankenspiel aus dem Jahr 2016:

In Nordafrika ist Libyen der beste Kandidat. Libyen, das von der EU selbst zerstört wurde, ist ein herrliches Territorium, um die neue EU-Armee trainieren zu lassen. Da herrscht Chaos, dieses Chaos schadet der EU, in Libyen hat sich keine geopolitische Großmacht militärisch breit gemacht, Libyen ist nah dran an der EU. Wenn wir im Strategiestab der EU-Armee sind, sieht Libyen wie eine Schatzkiste für uns aus. Eine perfekte Spielwiese. Moralisch leicht zu legitimieren. Geeignet, um See-, Luft- und Bodenstreitkräfte im Verbund an einem ungefährlichen Feind üben zu lassen. Wir (die EU) werden wohl im Laufe des kommenden Jahrzehnts die Demokratie nach Libyen bringen müssen.

Exakt so will es die EU haben, wie uns Italiens Außenminister darlegt: “(…) europäische Blauhelme, die mit einer Mission zu Wasser, zu Lande und zu Luft (…)” Frieden nach Libyen bringen.

Es gibt einen winzig kleinen Hacken an der Sache. Im Planspiel der EU aus dem Jahr 2016 war keine geopolitische Großmacht vorgesehen, die sich in Libyen militärisch breitgemacht hat. Genau diese Bedingung ist nicht erfüllt. Russland, die größte geopolitische Großmacht des Jahres 2020 und der nahen Zukunft, hat sich mit Marschall Haftar in Libyen breitgemacht. Die EU kann natürlich gerne wollen, dass Putin Haftar rauszieht und die EU-Armee reinlässt. Nur… warum sollte Putin das wollen?

Was kann die EU Russland anbieten, damit Putin den Weg freimacht für das 2016 gezeichnete Szenario der libyschen Spielwiese für die frische EU-Armee? Eine eurasische Sicherheitsarchitektur, in der die EU unter den russischen strategischen Schutzschirm wechselt. Das wäre es wert. Für beide Seiten. Es läuft ohnehin darauf hinaus, aber man muss irgendwelche Anlässe und Ankerpunkte finden, um diese Entwicklung konkret voranzutreiben. Libyen und die dort geschaffene Situation eignet sich ganz hervorragend als Anlass. Das ist der tiefe strategische Kontext, der auf der Berliner Konferenz ausgelootet werden könnte.

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Mäuse verderben Elon Musk die Show… nicht

In der Kater-Community lacht man gerade über die Maus, die im offenen Weltraum auf dem Triebwerk von Musks Raumschiff hin und her spaziert.

Auf dem SpaceX-Kanal auf youtube ist das Video (jedenfalls noch) hier zu sehen. Ab Minute 20:00 im rechten Bild gibt es die Maus zu sehen. Im späteren Verlauf krabbelt die Maus noch mehrmals hin und her.

Das Witzige ist, dass in den Kommentaren unter dem Video auf die Maus hingewiesen wird. Und? Uhaha, gar nichts! Dann krabbelt da eben eine Maus über das Triebwerk im offenen Weltraum. Was soll schon falsch daran sein? Niemand stört sich daran. Physik-Unterricht ist längst durch Hollywood verdrängt worden. SpaceX muss diese Kommentare nicht mal zensieren und kann sie einfach stehen lassen, weil es keinen Unterschied macht.

Verstehen Sie, was Sie da sehen?

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Kernkompetenz im Informationszeitalter

Eine der wichtigsten Kompetenzen der heutigen Zeit besteht darin, die gigantische Informationsflut, der wir ausgesetzt sind, zu filtern. Das bedeutet, dass man Scheiße schnell erkennen (1. Teilkompetenz) und ignorieren können muss (2. Teilkompetenz, man braucht unbedingt beide), wenn man nicht sein restliches Leben in Scheiße baden will.

Mit Dank an die Leser, die das aus den Kommentaren ausgegraben haben.

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Zugang der EU zu Libyen nur über Putins Gnaden

Wir verfolgen weiter die Entwicklung der EU-Armee und der damit verbundenen Aspekte.

Es ging los im November 2016:

Wenn man sich die Weltkarte anschaut, stellt man fest, dass der einzige Ort, dem sich die EU militärisch widmen kann, der Norden Afrikas ist. Nordafrika ist erreichbar, machbar, relevant und von keinem Konkurrenten uneinnehmbar besetzt. Alle aufgezählten Voraussetzung sind notwendig. Alle anderen Regionen verletzten mindestens eine dieser notwendigen Voraussetzungen und kommen daher als Abenteuerspielplätze nicht in Frage.


In Nordafrika ist Libyen der beste Kandidat. Libyen, das von der EU selbst zerstört wurde, ist ein herrliches Territorium, um die neue EU-Armee trainieren zu lassen. Da herrscht Chaos, dieses Chaos schadet der EU, in Libyen hat sich keine geopolitische Großmacht militärisch breit gemacht, Libyen ist nah dran an der EU. Wenn wir im Strategiestab der EU-Armee sind, sieht Libyen wie eine Schatzkiste für uns aus. Eine perfekte Spielwiese. Moralisch leicht zu legitimieren. Geeignet, um See-, Luft- und Bodenstreitkräfte im Verbund an einem ungefährlichen Feind üben zu lassen. Wir (die EU) werden wohl im Laufe des kommenden Jahrzehnts die Demokratie nach Libyen bringen müssen.

Nur zwei Monate später zeichnete sich ein unangenehmer Stolperstein für die EU ab:

Inzwischen hat es Hinweise gegeben, dass Putin seine Hand nach Libyen ausstreckt. Wenn sich das bestätigt, wird die EU allenfalls von Putins Gnaden in Libyen tätig werden. Das bedeutet, dass die Libyen-Prognose sogar kippen könnte – wenn die EU besonders unartig ist. Halte ich für unwahrscheinlich, dass es so weit kommt, aber wir behalten diesen doch möglichen Entwicklungsstrang (Russland blockiert der EU den Zugang zu Libyen) im Hinterkopf.

Am 16. Dezember 2019 hat Merkel Putin angerufen. Hauptgesprächsthema war die “libysche Krise”.

Am 17. Dezember 2019 haben Erdogan und Macron Putin angerufen (eins, zwei). Eines der Gesprächsthemen bei beiden: die libysche Krise.

Die von der NATO nach Libyen gebrachte Demokratie scheint auch nach vielen Jahren noch nicht ganz reif und stabil zu sein. Genauer gesagt bekämpfen sich dort zahlreiche demokratische Banden mit den Truppen von General Haftar. Haftar wurde vor einigen Jahren von der CIA in Deckung genommen und gilt daher vielen als CIA-Agent. Haftar pflegt aber auch gute Kontakte nach Moskau, inklusive persönlicher Visiten in die russische Hauptstadt, und gilt deshalb vielen als Putin-Agent. Jedenfalls macht er die demokratischen libyschen Banden ziemlich platt, was die Weltpresse offensichtlich sehr nervös macht.

Die Tatsache, dass sich drei Staatsführer fast zeitgleich bei Putin melden und über Libyen reden wollen, lässt uns erahnen, dass Haftar wohl eher ein Putin- als ein CIA-Agent ist. (Kenner wissen längst, dass es ein und dasselbe ist…)

Es scheint, dass General Haftar am Wochenende mindestens drei demokratischen Banden das Leben deutlich erschwert hat.

Die Anhäufung der Telefonate lässt keinen Zweifel daran, wer in Libyen das Zepter in der Hand hat. Was sich vor drei Jahren angedeutet hat, ist heute Realität geworden: Putin hat sich Libyen genommen. Der Weg der EU nach Libyen führt jetzt über Moskau.

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Nachbetrachtungen zum Normandie-Treffen

Die Staatsführer von Russland, Frankreich, Deutschland und der Ukraine haben sich in Frankreich im Normandie-Format getroffen. Nach einer dreijährigen Pause. Ziel war es, die Beilegung der Ukraine-Krise voranzutreiben.

Nun ist die Ukraine-Krise nicht entfacht worden, um beigelegt zu werden. Sie soll Eurasien spalten und eine eurasische Integration verhindern. Im Vorfeld des Treffens wurde daher vieles versucht, um die Stimmung zu vergiften. In Deutschland hat man des ermordeten Top-Terroristen gedacht, dessen Auslieferung an Russland Deutschland konsequent verweigerte. Daraus hat man einen diplomatischen Skandal zu stricken versucht: Weil die deutschen Ermittlungsbehörden keinen Beweis für die Verstrickung Russlands in den Mord haben und Russland sich weigert, diese Beweise selbst zu erfinden, wurden zwei russische Diplomaten des Landes verwiesen.

Noch lustiger war die Störoperation in Frankreich. Die Zeitung “Le Monde”, die sich in Teilbesitz von Macrons altem Erzfeind befindet, hat einen vielzitierten Bericht rausgehauen, der mit Verweis auf anonyme Quellen behauptet, dass der böse russische Geheimdienst eine Basis in den französischen Alpen betrieben hatte. Die Anonymen konnten weder auf gefundene Waffen verweisen, noch auf konkrete Operationen der bösen Russen. Aber sie hatten ein gutes Dutzend russischer Namen parat und versicherten glaubhaft, dass es allesamt GRU-Agenten seien. (Ein russischer Name muss heutzutage als Beweis für die GRU-Agententätigkeit reichen. Denken Sie besser nicht daran, welche Kontrolle über die Welt die GRU erlangt, wenn sie erst auf die Idee kommt, ihre Agenten unter verdeckten – ausländischen! – Namen agieren zu lassen…)

Das sind ganz wunderbare Zufälle, dass diese Entlarvungen und Skandale sich just in Deutschland und Frankreich ereigneten und ihre Höhepunkte pünktlich zum Normandie-Treffen erreichten. Umso spannender war die Frage, wie sehr sich die Europäer davon leiten ließen.

Einen unterschriebenen Vertrag für ein Eurasien von Lissabon bis Wladiwostok hat wohl niemand erwartet. Eine öffentliche Bekundung der geheim gehaltenen Absprachen wohl auch nicht. Die realistischen Erwartungen an die offiziellen Ergebnisse des Treffens konnten nicht zu groß sein.

Die vier Verhandlungsparteien haben sich zu einer gemeinsamen schriftlichen Stellungnahme mit Absichtserklärungen durchgerungen. Haken wir es als bedeutungslos ab.

Macron feiert sich und die EU mehrmals dafür, das allererste persönliche Treffen zwischen Putin und Selensky organisiert zu haben. Auch das könnte man als völlig bedeutungslos abhaken, wenn es nicht so gut das Anspruchsniveau der EU-Diplomatie verdeutlichen würde.

Auf der Pressekonferenz hat niemand von einem Krieg zwischen Russland und der Ukraine gesprochen. Die Rede war von einer klaffenden Wunde auf dem europäischen Kontinent, die geheilt werden müsse. Mit Ausnahme von Selensky hat niemand die Krim erwähnt. Die offizielle europäische Lesart der Krise verändert sich dramatisch.

Macron hat nur wenige Fragen auf der Pressekonferenz zugelassen. Die so schön vorbereitete Frage über die bösen russischen Agenten in den französischen Alpen schaffte es – welch Zufall – nicht durch die Zensur. Daraus können wir ableiten, dass diese Störaktion gewiss nicht von Macron mitgetragen worden war und nicht dazu diente, Putin im Vorfeld unter Druck zu setzen. Zu einem ähnlichen Schluss können wir bezüglich der deutschen Störaktion kommen. Diese wurde zwar angesprochen, aber Merkel ging nicht darauf ein und Putin redete das gekonnt klein. Auch hier sehen wir, dass niemand der Beteiligten versucht hat, daraus Kapital zu schlagen. Macron und Merkel waren insgesamt sehr vorsichtig und deeskalierend in der Wortwahl.

Als weiteren interessanten Aspekt können wir verbuchen, dass Russlands Außenminister Lawrow wenige Tage nach dem Normandie-Treffen in die USA gedüst ist, um Trump etwas persönlich in die Hand drücken zu können. Was genau? Einen Vorschlag. Die USA kontrollieren in der Ukraine viel mehr als Deutschland und Frankreich zusammen. Die USA entscheiden in weiten Teilen, wie schnell oder langsam sich die Ukraine-Krise lösen kann. Russland, Deutschland und Frankreich haben sich offenbar darauf geeinigt, was sie Trump für eine beschleunigte Abwicklung der Ukraine anbieten können.

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S-400 in den Händen der Türkei

Der Einkauf der russischen S-400 Luftverteidigungssysteme hat mindestens drei Implikationen, über die unterschiedlich häufig oder selten gesprochen wird.

  1. Der Einsatz von S-400 ist nicht kompatibel mit der Teilnahme am F-35 Projekt der Amis, weil dadurch den Russen ermöglicht würde, den Einsatz von S-400 am F-35 zu üben. Das ist auch der Grund, auf dem die USA offiziell und in den Verhandlungen am meisten pochen. Von allen Implikationen ist das die unbedeutendste.
  2. Mit dem Einkauf von S-400 wechselt die Türkei ihren geopolitischen Schutzherren. Straflose Vernichtung von Staaten wurde in den letzten Jahrzehnten nur über Luftbombardierung gegen nicht existierende Luftverteidigung erreicht. Die Türkei besorgt den Schutz gegen militärische Vernichtung bei Russland, was den strategischen Wechsel vom NATO-Block in den russischen Block bedeutet. Das ist die weitreichendste Implikation in vielerlei Hinsicht.
  3. Mit dem Einkauf von S-400 verliert die Türkei ihre Verwundbarkeit gegen Israel. In der Region des Nahen Ostens ist das eine sehr mächtige Implikation – und eine, über die zu Unrecht am wenigsten gesprochen wird. Erdogan wird in der West-Presse selten zitiert, und Kritik an Israel (oder auch nur ihre Wiedergabe) ist ohnehin Tabu, aber das ändert nichts daran, dass Erdogan sich regelmäßig scharf gegenüber Israel äußert. Türkei und Israel sind keine Freunde und die Druckmittel Israels im regionalen Machtspiel verpuffen gerade beträchtlich.
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GroKo kämpft für Nord Stream 2, Grüne schäumen

Die deutsche Politik (namentlich CDU, CSU, SPD und FDP) sucht nach Schlupflöchern gegen den brüsseler Beschluss, der Nord Stream 2 lähmen soll. Ein solches Schlupfloch wurde am Mittwoch im Bundestag beschlossen.

Parteiübergreifender Konsens. Nur die Grünen sind höchst erbost, wie man den beiden Artikeln entnehmen kann. Falls jemand noch nicht mitbekommen hatte, für wen die Grünen arbeiten, ist jetzt erneut eine fette Gelegenheit, es mitzukriegen.

Das Schönste ist, dass die Grünen in Deutschland immer stärker werden. Vorwärts Deutschland, grün werden durch Deindustrialisierung!

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Weltmeister in 3D-Simulationen

Uhh, was für eine köstliche Meldung über eine geheime unsichtbare Drohne, die nun der Presse vorgeführt wird.

Airbus-Ingenieure haben eine 12×12 m große Drohne entwickelt, die unsichtbar für Radare ist.

Also, genaugenommen, haben die Ingenieure nur ein Modell der Drohne gebastelt. Denn die Drohne ist noch nie geflogen. Und wird wohl nie fliegen.

Warum ist die Drohne nicht geflogen? Können Sie sich ein Entwickler-Team vorstellen, das jahrelang an einem Fluggerät arbeitet und es nicht ein einziges mal in Testbetrieb nimmt? So etwas gibt es nicht. Wenn sie es nicht getestet haben, bedeutet es, dass sie dazu physisch nicht in der Lage waren. Und das bedeutet, die Drohne hat keinen funktionsfähigen Antrieb. Oder keine funktionisfähige Steuerung. Oder keinen funktionsfähigen Rumpf. Ein Prototyp, der nicht einmal zum Einsatz gekommen ist, bedeutet totales Versagen.

Das hindert das Entwicklerteam und die Presse nicht daran, vollmundig von Unsichtbarkeit für Radare zu schwadronieren. Und von extrem leisem Gleiten durch die Luft. Woher wollen die das wissen, wenn das Ding nie in der Luft war? Na, aus 3D-Simulationen! Haha. Das “Fluggerät eignet sich perfekt für geheime Missionen”. Würde und Scham waren nicht zugegen, als die Meldung fabriziert wurde.

Angelehnt ist die Drohne übrigens an die unsichtbaren Bomber der USA, die so unsichtbar waren, dass sie bei Testeinsätzen im Jugoslawien-Krieg von uralten sowjetischen Luftverteidigungssystemen erwischt wurden und danach zügig aus der Produktion genommen wurden, was die USA dazu zwingt, immer noch Bomber aus den 1960-ern zu verwenden.

Weil die 3D-Erkenntnisse aus dem 2014 fertiggestellten und seitdem nie geflogenen Modell so dramatisch geil sind, sollen sie in die Entwicklung des neuen deutsch-französischen Kampffliegers einfließen. Herzlichen Glückwunsch EU. Mit solchen Experten brauchst du keine Feinde und zerlegst dich aus eigener Kraft.

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Macron in Fahrt

Zunächst sei kurz an Macrons Meilenstein-Rede vom 27. August erinnert:

Ausgiebige Zitate aus Macrons Rede vom 27. August gibt es hier (hier das Gleiche im PDF-Format). Besten dank an die Leser für die Links! Eine Übersetzung der Rede ins russische gibt es hier: 1, 2, 3, 4.

In einem großen Interview für den Economist legt Macron mächtig nach! Eine Übersetzung ins russische gibt es hier. Überaus lohnende Lektüre.

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Kein Lithium für Deutschland

Bolivien hat Anfang November ein Vorhaben abgesagt, bei dem Deutschland Zugang zu großen Lithium-Vorkommen in Bolivien bekommen hätte. Das Projekt wurde seinerzeit auf Regierungsebene besiegelt und ist für Deutschland der Grundstein für hauseigene Autobatterien-Produktion.

So etwas kündigt man nicht aus einer Laune heraus auf. Was ist passiert?

Boliviens Präsident Morales, der sich als enger Verbündeter Putins herausgestellt hat, ist Ende Oktober die Wiederwahl gelungen. Die Globalisten sind darüber nicht erfreut und wollen Morales stürzen. Dafür organisieren Sie einen Maidan in Bolivien.

Die Tatsache, dass ein für Deutschland so wichtiges gemeinsames Projekt mitten während des bolivischen Maidans ohne Erklärung aufgekündigt wird, legt den Verdacht nahe, dass Deutschland im bolivischen Maidan eine aktive Rolle hat. In diesem Themenkomplex könnten sich “nachvollziehbare Gründe” finden.

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Nachtrag, 23.11.2019: Leser bemängeln den geäußerten Verdacht und bringen ins Spiel, dass Morales das Projekt auf Druck der Protestler beendet hat, was dann wenig für eine aktive Rolle Deutschlands beim bolivischen Maidan spricht. Das würde vielmehr der Konkurrenz nutzen und für deren aktive Rolle sprechen.

Das ist ein guter Einwand.

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