S-400 in den Händen der Türkei

Der Einkauf der russischen S-400 Luftverteidigungssysteme hat mindestens drei Implikationen, über die unterschiedlich häufig oder selten gesprochen wird.

  1. Der Einsatz von S-400 ist nicht kompatibel mit der Teilnahme am F-35 Projekt der Amis, weil dadurch den Russen ermöglicht würde, den Einsatz von S-400 am F-35 zu üben. Das ist auch der Grund, auf dem die USA offiziell und in den Verhandlungen am meisten pochen. Von allen Implikationen ist das die unbedeutendste.
  2. Mit dem Einkauf von S-400 wechselt die Türkei ihren geopolitischen Schutzherren. Straflose Vernichtung von Staaten wurde in den letzten Jahrzehnten nur über Luftbombardierung gegen nicht existierende Luftverteidigung erreicht. Die Türkei besorgt den Schutz gegen militärische Vernichtung bei Russland, was den strategischen Wechsel vom NATO-Block in den russischen Block bedeutet. Das ist die weitreichendste Implikation in vielerlei Hinsicht.
  3. Mit dem Einkauf von S-400 verliert die Türkei ihre Verwundbarkeit gegen Israel. In der Region des Nahen Ostens ist das eine sehr mächtige Implikation – und eine, über die zu Unrecht am wenigsten gesprochen wird. Erdogan wird in der West-Presse selten zitiert, und Kritik an Israel (oder auch nur ihre Wiedergabe) ist ohnehin Tabu, aber das ändert nichts daran, dass Erdogan sich regelmäßig scharf gegenüber Israel äußert. Türkei und Israel sind keine Freunde und die Druckmittel Israels im regionalen Machtspiel verpuffen gerade beträchtlich.
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