Fehlerhaftes Axiom

Es folgt eine zusammenfassende Übersetzung des Beitrags “Fehlerhaftes Axiom“.

“Es gibt keinen Preis, den Russland nicht für die Ukraine bezahlen würde” – das ist das wichtigste Axiom, mit dessen Anwendung die westliche Koalition, gemeinsam mit Israel und einer Gruppe arabischer Staaten, einen Fehlstart in der Ukrainekrise hingelegt haben, mit dem eigentlichen Ziel, Russlands Einmischung in Syrien zu verhindern. Der Putsch in der Ukraine wurde seit langem vorbereitet, war aber zu den Neuwahlen [regulär Anfang 2015] geplant. Putin hat das so bestätigt, dass der Putsch zu den Neuwahlen geplant war, aber vorgezogen wurde. Der Grund für die Eile war die Angst, dass Russland es wagen könnte, sich im Nahen Osten einzumischen und dort das Fest des Westens stören könnte. Bei der Umverteilung im Hauptspiel wurde die Ukraine von Beginn an als Joker zurückgehalten, für den Fall, dass Putin sich in den geplanten Mega-Raub und die Neuziehung von Grenzen einmischen würde. Die Gewissheit über “es gibt keinen Preis…” gründete sich auf die Meinung zahlreicher Experten, Analysen, Berichte, sowie den zahlreichen Bestätigungen dieses Axioms durch russischsprachige Juden, die im Westen als Russlandexperten gelten. Das ist wirklich so, die stehen dort verschiedenen Instituten vor und sind Mitglieder in Think Tanks und machen ein gutes Geschäft, indem sie ihre kostbare Meinung verteilen, sowohl über Russland als auch über alle ehemaligen Territorien des Russischen Imperiums.

Das von ihnen hergeleitet Axiom “es gibt keinen Preis” war entscheidend für die Wahl der Ukraine als Joker in diesem Spiel und gab dem Westen das Gefühl der völligen Sicherheit, dass für den Fall des Falles eine todsichere Falle zur Verfügung steht, die, wenn sie zur richtigen Zeit gestellt wird, Russland von der Einmischung in das Hauptspiel abhält, so dass Russland still und schweigend, sich in das winzige Territorium des Donbass und Charkows verbeißend, zusehen wird, wie vor seinen Augen alle Zukunftsperspektiven untergehen und für Jahrzehnte eine unausweichlich abhängige Position übrig bleibt.

Da das Axiom “es gibt keinen Preis” tatsächlich ein Axiom war [als wahr vorausgesetzt, ohne Inbetrachtziehung der Möglichkeit, dass es falsch sein könnte], wurde auch sofort der höchste Preis verlangt – die Beerdigung Russlands als unabhängigen Staat. Sie waren sicher, dass Russland sich in ein Stück ukrainischer Steppe verbeißen wird und dem Westen den Rest der Welt überlässt, dass Russland sich von den Märkten abschneiden lässt und zur billigen Tankstelle Chinas wird.

Sie haben sich brutal verkalkuliert.

Die Auslandsaufklärung Russlands arbeitet sehr gut und Putin kannte diese Pläne schon vor langem. Ausgehend von den Plänen des Westens und ihrem Schizo-Axiom wurde der eigene Plan aufgestellt.

Der Gegner war so sehr von seinem Axiom überzeugt, dass sogar reale Schritte und Entscheidungen Putins seit dem Putsch als Bluff aufgefasst wurden. Obwohl unmittelbar Maßnahmen unternommen wurden – eine Neuordnung der russischen Industrie mit Berücksichtung des Ausschlusses russisch-ukrainischer Partnerschaften, der Bau neuer Straßen zur Umgehung der Ukraine, einschließlich des Baus der Kertsch-Brücke – waren die Experten sicher, dass Russland gezwungen sein wird, einen Landweg zur Krim zu erobern. Alternative Gastransit-Strecken nach Europa erschienen nicht bedrohlich, es reichte zu zeigen, dass die EU den Prozess mit Sonderregeln stoppen konnte. Aber Putin gab zu verstehen, dass er keine Eile hatte und dass es andere Alternativen gab. Der Westen mischte sich in die anderen Alternativen ein und für Monate wurde alles in Frage gestellt, aber Putin demonstrierte erneut Gelassenheit, wartete auf einer Position, ohne aufzuhören, auf anderen Positionen zu arbeiten – nur zu den ukrainischen Varianten wendete er sich nicht zu. Die West-Experten sind nicht von ihrem Axiom abgerückt und warteten, aber es gab nichts, worauf es sich zu warten lohnte. Sie konnten nicht verstehen, dass es kein Bluff war, dass Putin die Zeit anders misst, nicht so, wie sie es gewohnt waren.

Ein Beispiel für das Messen der Zeit… Als im Irak der Krieg, d.h. die Demokratisierung begann, stellten sich die Saudis, Kataris und andere Zwerge natürlich auf die Seite der USA und halfen, den Irak in Stücke zu reißen, und damals haben sie gewonnen, aber in der Zeit haben sie schon damals verloren, denn der Irak und das irakische Volk werden nicht vergehen und die Eroberer werden dort nicht für immer bleiben und sobald die Überlebenden sich berappelt haben, werden sie allen alles erinnern, mit allen Konsequenzen. Nun werden die Saudis im Irak auf Jahrzehnte verhasst sein, sie werden dort keine Geschäfte machen können, ihre Bürger werden sich nicht sicher im Irak bewegen können, werden dort ihre Firmen nicht aufmachen können usw. Amerika ist weit weg, aber die Saudis und die Iraker sich nah beieinander, deswegen müssen sie die Zeit anders messen, und nicht nur die Zeit. Denn der heutige Sieg bedeutet, dass du morgen und für Jahrzehnte verloren hast, genau am Tag des Sieges hast du bereits verloren.

Putin misst die Zeit anders, nicht so wie es westliche geopolitiche Experten gewohnt sind. Bei jedem Subjekt [selbtständger Staat] oder Objekt [abhängiger Staat] wird die Zeit anders gemessen und werden die Handlungen an die besondere Zeit angepasst, die in diesem oder jenem Ort gilt.

Die Zeit in der Ukraine wirkt so, dass, je länger die Tatenlosigkeit Russlands in dieser Richtung andauert, desto näher Russlands Sieg in der Ukraine, ohne etwas dafür zu tun. Für den Westen wirkt die Zeit in der Ukraine exakt umgekehrt – je länger der Westen dort wirkt, desto näher ist seine unausweichliche Niederlage gegen Russland auf dieser Front, selbst wenn Russland gar nicht zu diesem Krieg erscheint.

Die Zeit in Syrien musste man so lange hinziehen, bis der letzte Hirte kapiert hatte, dass der Westen und der IS eins sind. Der gesamte Nahe Osten musste die Folgen des westlichen Handelns sehen und verstehen, dass es für jeden das Ende bedeutet, ohne starke Hilfe von außen. Dann, als alle diesen Zustand erreicht haben, musste man reingehen und anschaulich gewinnen, damit seine Stärke zeigen, eine Alternative zum Tod zeigen, an die man glauben konnte. Und dann – in Sotschi sitzen und darauf warten, dass die Vasall-Bewerber um Audienz bitten. FERTIG.

Die Einsätze begannen zu sinken, der Preis der Ukraine fiel, aber Putin bezahle den kleineren Preis nicht und den noch kleineren auch nicht. Das Axiom erwies sich als fehlerhaft, genauso wie das von der Erdscheibe.

Das wirkliche Axiom geht so: Es gibt keinen Preis, den Russland bereit ist für die Ukraine zu zahlen, wenn Russlands zukünftige Interessen davon berührt sind. Wir werden gar nichts zahlen, denn die Zeit selbst und Tatenlosigkeit werden die Ukraine unausweichlich wie eine reife Frucht in unseren Korb fallen lassen.

Russlands außergewöhnlicher geopolitischer Sieg in einer strategisch wichtigen Weltregion wird weitreichende Konsequenzen für alle haben – für die Verlierer, die Gewinner und die Staaten des Nahen Ostens, ebenso für Afrika und, natürlich, für Europa und die USA.

Die Niederlage des Westens und seiner Koalition ist katastrophal für sie selbst und grundlegend für die zukünftige Machtverteilung. Dank Russlands Einmischung wurde das wichtigste Ziel nicht erreicht – die Aufteilung von sieben Staaten in neue Gebilde, mit anschließender Kontrolle der dortigen Territorien, Ressourcen und Politik für Jahrzehnte.

Öl, Gas, die Territorien und alles, was daraus folgt, werden der Westen und seine Verbündete nicht bekommen. Alle Völker des Nahen Ostens, Afrikas und Asiens haben anschaulich gesehen, dass die Pläne der mächtigen westlichen Koalition, einschließlich superreicher Nahost-Staaten, von Russland im Alleingang zerstört wurden. Das lässt Russlands Aktienwert um zehnfache Größenordnungen steigen und senkt im gleichen Ausmaß die Aktienwerte der Verlierer.

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Sudan will Russlands Vasall werden

Am 23. November war Sudans Präsident al-Baschir zu Besuch bei Putin und sagte dort unter anderem das:

Zunächst einmal möchte ich Ihnen für die Einladung nach Russland danken. Wir haben lange von dieser Visite geträumt.

(…) Wir sind Russland dankbar für die Position, die es auf internationalen Foren einnimmt. Uns ist die schützende Haltung wichtig, die Russland gegenüber dem Sudan einnimmt.

Unsere Positionen stimmen bei den meisten Fragen überein. Zuallererst sind wir gegen die US-Einmischung in die inneren Angelegenheiten arabischer Länder, und das betrifft unter anderem die Einmischung der USA im Irak.

Wir sind der Meinung, dass die Probleme in der Region durch die Einmischung der USA entstanden sind. Und wir sind der Meinung, dass die Situation in unserem Land (die Situation in Darfur, im Südsudan) die gleiche Ursache hat: die US-Politik. Als Ergebnis ist unser Land in zwei Teile zerfallen, was die Situation nur verschlimmert hat, und wir benötigen Schutz vor den aggressiven Handlungen der USA.

(….)

Uns besorgt auch die Situation im Roten Meer. Wir sind der Meinung, dass die Einmischung der USA in diese Fragen ebenfalls ein Problem darstellt. Und wir würden diese Frage gern hinsichtlich der Nutzung von Stützpunkten am Roten Meer diskutieren.

Was die Neuausstattung unserer Streitkräfte angeht, haben wir mit dem Verteidigungsminister [Schoigu] einen Expertenaustausch vereinbart.

Weiterhin möchten wir Fragen über die Arbeit russischer Unternehmen diskutieren, unter anderem im Bereich Geologie, Fragen bezüglich der zivilen Nutzung von Atomtechnologien und der Errichtung von Elektrizitätskraftwerken. Wir haben Möglichkeiten und Interesse, diesen Bereich zu entwickeln.

Was den Import von Getreide angeht, der schon erwähnt wurde – eine Million Tonnen – das sind für uns sehr erfreuliche Zahlen und wir sind Ihnen sehr dankbar. Wir sind sehr interessiert in stärkeren Beziehungen zu russischen Unternehmen aus dem Bereich der Ölförderung, der Landwirtschaft und dem Gebiet des Eisenbahnbaus.

Sudan hat große, weit verzweigte Beziehungen in Afrika und wir können, unter anderem, Russlands Beziehungen zu afrikanischen Ländern fördern. Man kann sagen, dass Sudan Russlands “Schlüssel” zu Afrika sein kann. Wir sind Mitglied der Afrikanischen Union, wir haben wunderbare Beziehungen zu allen afrikanischen Ländern, und wir sind bereit eine entsprechende Rolle zu spielen. Wir sind ebenso interessiert in der Entwicklung unserer Beziehungen zur BRICS.

Übersetzung von mir.

Al-Baschir bittet offen um Schutz vor den USA. Er bietet Russland eine Militärbasis am Roten Meer an. Als Gegenleitung für den Schutz bietet al-Baschir wirtschaftliche Zusammenarbeit sowie Vermittlungsdienste und damit Zugang zu afrikanischen Ressourcen und Märkten an.

Genau so wird es kommen. So ein Treffen der Präsidenten ist immer der letzte Schritt einer langen Vorarbeit, die irgendwo mit einer Idee beginnt, dann von Diplomaten sondiert wird, dann von den Außenministerien durchgekaut wird und dann von den Präsidenten besiegelt wird.

Bezüglich der Militärbasis gibt es hier interessante Überlegungen. Das Rote Meer und der Sueskanal stellen ein Nadelöhr der großen globalen Handelsströme dar. Wer dieses Nadelöhr kontrolliert, hat viel Einfluss auf den Handel. Israel hat einen Marinehafen am Roten Meer und kann damit das Meer kontrollieren. Die USA sind mit ihren Flotten dauerpräsent und üben damit ebenfalls Kontrolle aus. Selbst ein kleiner russischer Marinehafen, nicht viel mehr als ein Versorgungspunkt, wäre ausreichend, um das Kräfteverhältnis zu kippen.

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Deutschlands Führungsrolle in der EU schrumpft

In den Kommentaren ist der Hinweis schon ein oder zweimal gefallen – Deutschland wird die aktuelle totale Dominanz in der EU nicht durchhalten. Jemand hat beschlossen, für mehr Gleichgewicht zu sorgen und Frankreichs Rolle in der EU auf Deutschlands Kosten aufzuwerten.

Woran merken wir das? An allerlei Kleinigkeiten:

  • Die Wahlen in Deutschland schwächen Merkel und reduzieren insgesamt die Geschlossenheit der Regierung. Wenn die große Koalition weiterbesteht, ist sie kleiner geworden, wird instabiler. Jamaika wäre überhaupt eine verseuchte Regierungskoalition mit knapper Mehrheit und größtmöglicher Instabilität. In jedem Fall wird die neue Regierung im Inneren schwächer sein als die alte Regierung.
  • Merkel ist formell sowohl mit Putin als auch mit Trump zerstritten. Deutschland darf gegenüber den Großmächten die Miesepeter-Rolle spielen. Macron dagegen hat sich sowohl mit Putin als auch mit Trump gutgestellt und darf gegenüber den Großmächten den Kumpel auf gleicher Wellenlänge geben. Beachten Sie, dass Macron als politischer Nobody kurz nach Amtsantritt sowohl von Putin als auch von Trump schwergewichtig in Frankreich besucht wurde, wodurch ihm viel politisches Gewicht verliehen wurde.
  • Bei der Aufteilung des Brexit-Nachlasses werden Deutschland saftige Stücke vorenthalten. Zwei EU-Behörden wandern aus Großbritanien nach Frankreich und in die Niederlande ab. Ein weiteres Beispiel dafür, wie EU-Einfluss an Deutschland vorbei auf Frankreich (und zur Not jemand anderen, Hauptsache nicht Deutschland) verteilt wird.

Alles wirkt ganz natürlich, wie zufällig.

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Nachtrag, 2. Dezember 2017:

Noch ein Beispiel. Frankreich hat Ende September die Besetzung des EU-Militärausschusses mit einem deutschen General verhindert. Den Posten bekam schließlich ein Italiener. Der Ausschuss ist “für die Umsetzung der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik verantwortlich”. Die formale Führung der neuen EU-Armee bekam Deutschland damit aus der Hand gerissen.

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Die argentinische U-Boot-Posse

Da haben die Argentinier doch glatt ein U-Boot verloren. Hektische Suche seit einer Woche und die Medien suchen weltweit mit.

Der sprechende Kater hatte am 18. November eine höchst interessante Einschätzung parat: Gesucht wurde kein argentinisches U-Boot, sondern ein russisches. Das Mediengerummel sollte lediglich das Hinzuziehen von möglichst vielen Suchkräften aus aller Welt legitimieren.

Am 22. November wurde in einer sehr knappen Kreml-Meldung mitgeteilt, dass Putin mit dem argentinischen Präsidenten telefoniert hat und Hilfe bei der Suche und Rettung des verschwundenen argentinischen U-Bootes angeboten hat.

Und siehe da, nur einen Tag später, am 23. November, eine Woche nach dem Verschwinden, erinnert man sich plötzlich, dass bereits am Tag und Ort des Verschwindens ein Explosionsgeräusch registriert worden war.

Die Welt ist voller wundersamer Zufälle.

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USA bringen FIFA-Prozess ins Rollen

Die USA bringen einen saftigen FIFA-Prozess ins Rollen. Das Thema wird hier im Blog mitverfolgt, als konkretes Beispiel für hybride Kriegsführung. Der letzte Beitrag dazu im Blog ist schon etwas länger her und im Februar 2016 sahen die Ziele noch so aus:

Die USA wollen verhindern, dass die Fußball-WM 2018 in Russland stattfindet. Und wenn sie doch in Russland stattfindet, soll sie in möglichst schlechtem Licht erscheinen.

Dafür hat man auch die deutsche und die schweizer Staatsanwaltschaft schuften lassen.

Einige Monate später wurden die USA entthront und das Maximalziel der FIFA-Intrige rückte damit in kaum mehr relevante Wahrscheinlichkeitsbereiche. Aber miese Stimmung machen geht immer und so ist das Minimalziel weiterhin erreichbar. Wie wir sehen können, ist das Minimalziel auch nicht aus der To-Do-Liste der supranationalen Oligarchen gestrichen worden. Zum Ende des Jahres 2017 ist ein großer Prozess gegen die FIFA angestoßen worden. Das Timing ist perfekt und das Ziel bleibt die WM 2018. Gerichtsprozesse dieser Gewichtsklasse sind schwerfällig, bis zum Erreichen ihres Höhepunktes vergehen Monate. Wenn die Fußball-Scheiße im Sommer 2018 sprudelnd kochen soll, muss der juristische Herd schon jetzt eingeschaltet werden. Wir können uns auf ein weiteres politisiertes Sportgroßereignis freuen.

Eine spannende Frage ist, wie groß der langfristige Schaden für den europäischen Fußball sein wird. Die USA demontieren den Fußball aus politischen Gründen. Den USA geht Fußball aber auch am Allerwertesten vorbei, und selbst wenn er auf dem politischen Altar verreckt, ist es den USA herzlich egal. Den Europäern ist Fußball heilig. Dieser Sport durchdringt viele EU-Länder sehr tief und stellt ein echtes verbindendes Element nicht nur innerhalb, sondern auch zwischen den europäischen Völkern dar. Eine gelungene Fußball-Demontage ist für Europa keine Nebensächlichkeit, sondern ein echtes Problem. An sich müsste es Gegenwehr geben. Die Tatsache, dass Blatters Nachfolger sich nicht als Aufklärer im Sinne der US-Interessen entpuppt hat, kann gut und gerne Teil der Gegenwehr sein.

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Australiens Herrenwechsel

Vor einem Jahr, kurz nach Trumps Wahlerfolg und noch Monate vor seiner Vereidigung, hatte Australien bereits einen strategischen Schwenk verkündet:

Australiens Handelsminister hat am 17. November angekündigt, dass es mit TPP bergab geht und dass Australien sich deshalb das Angebot einer Freihandelszone mit China ansehen werde. Tschüss USA, hallo China. Australien hat TPP bereits unterschrieben und Australien war bis jetzt ein treuer Vasall. Wenn schon solche Staaten abspringen, was ist dann von anderen zu erwarten? Der König ist weg, rette sich wer kann. Es passiert vor unseren Augen, die US-Vasallen suchen sich neue Herren.

Hier ist ein Beispiel, wie sich so ein Herren-Wechsel im Alltag äußert:

Ein australischer Verlag liefert ein Buch über Einmischung chinesischer Stellen in Politik und Gesellschaft Australiens aus Furcht vor rechtlichen Schritten Pekings nicht aus.

Australien wurde einfach herübergereicht, wie ein Sklave. Man merkte das schon daran, dass es keinen Widerstand gab und dass die australische Ankündigung des Lagerwechsels schon lange vor Trumps Annulierung von TPP vollzogen wurde. Es gab keine australische Gegenwehr, weil die USA gar nicht versucht haben, Australien zu halten. Ein ganzer Kontinent wechselte den Besitzer. In solchen Zeiten leben wir gerade.

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Das wahre Gesicht der Grünen

Die Grünen haben einmal mehr ihre wahre Natur gezeigt. In den Sondierungsgesprächen haben sie zwei ihnen wichtige Themen erkennen lassen – die Abschaltung von Kohlekraftwerken und den Familiennachzug von Flüchtlingen. Man beachte die Reihenfolge. In der vorletzten Sondierungs-Woche haben sie die Kraftwerke-Karte auf den Tisch gelegt, sind umgekippt, wurden ausgelacht, bekamen ein Kompromissangebot und lehnten es ab. War wohl doch nicht so wichtig, das mit den Kraftwerken. In der letzten Sondierungs-Woche haben die Grünen dann groß die Familiennachzug-Karte ausgespielt. Das beste kommt zum Schluss. Und bei diesem Thema gehen die Grünen all-in, hier wollen sie ihren Willen durchsetzen, dafür opfern sie ihr anderes großes Thema.

Was den Grünen besonders am Herzen liegt, ist ausgerechnet das Thema mit dem derzeit größtmöglichen gesellschaftlichen Konfliktpotential.

An den Taten erkennt man sie.

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Nachtrag, 17.11.2017: Ein Leser hat auf eine weitere Tat der Grünen hingewiesen. Danke dafür.

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Polen bekommt den schwarzen Punkt

Polen zeigt der Welt, wie man die größtmögliche Dummheit begeht. Im blinden Vertrauen auf die Hilfe des bereits gestürzten Hegemons und gegen die Interessen des eigenen Staates und des eigenen Volkes keilt die polnische Regierung wild aus, sowohl gegen Deutschland als auch gegen Russland. Also gegen beide großen Nachbarn, die zugleich die Schlüsselspieler auf dem politischen Parkett Europas sind.

Stellen Sie sich vor, Sie sind ein ganz normaler kleiner Schulknilch und Sie sitzen gemütlich auf einer Bank und rechts und links von Ihnen sitzt jeweils ein großer, kräftiger Junge. Jeder dieser Jungs kann Ihnen die Fresse polieren, sie sind beide groß und stark. Auf dem anderen Ende des Schulhofs steht ein anderer großer Junge, der Sie dauernd auf dem Handy anruft und Ihnen sagt, dass die beiden Jungs neben Ihnen voll böse sind. Ob Sie wohl die Ehre hätten, sich zu verteidigen und den beiden großen Jungs in den Arsch zu treten? Der freundliche Junge vom anderen Ende des Schulhofs verspricht auch, Sie ganz dolle anzufeuern. Eine Gehirnwindung tief in Ihrem Unterbewussten flüstert Ihnen zu, dass Ihre beiden Nachbarn Sie gar nicht angreifen und der eine Ihnen sogar regelmäßig Geld zusteckt, einfach so. Die Gehirnwindung ist überdies der Meinung, dass eine proaktive Verteidigung, dann noch gleichzeitig gegen beide, unglücklich enden könnte. Und als drittes Argument steckt Ihnen die Gehirnwindung zu, dass alle Jungs auf dem Schulhof an ihre Plätze gekettet sind, so dass im Falle des Falles eine Flucht nicht möglich ist und Sie in jedem Fall zwischen den beiden Jungs sitzen bleiben werden.

Was tun Sie in dieser Situation? Wie jeder vernunftbegabte Mensch werfen Sie jeglichen Gedanken an freundschaftliche Beziehungen zu Ihren beiden Nachbarn konsequent beiseite, nicht wahr? Und Sie fangen an, abwechselnd den linken und den rechten Nachbarn zu beißen und zu treten. Die Jungs versuchen Sie zu ignorieren, denn sie haben besseres zu tun, sie machen Geschäfte miteinander und reichen sich Packete hin und her. Diese Ignoranz macht Sie noch zorniger und ihr Freund vom anderen Ende des Schulhofs, feuert Sie über den Teich hinweg an. Sie beißen stärker um sich und schlagen Ihren Nachbarn die Packete aus den Händen. Einer Ihrer Nachbarn schlägt Ihnen sanft auf den Hinterkopf. Sie verlangen dafür umgehend eine Entschädigung – vom anderen Nachbarn. Zugleich vergessen Sie nicht, weiter gegen beide zu treten.

Dies ist eine wahre Geschichte und sie kann nur ein Ende haben. Der Knilch zwischen den beiden großen Jungs wird auf die Fresse bekommen.

Die deutsche Verteidigungsministerin hat sich hervorgetan (dass es die Verteidigungsministerin war und nicht irgendein anderer Minister, ist von Bedeutung):

Von der Leyen hatte am Donnerstag bei „Maybrit Illner“ den „gesunden demokratischen Widerstand der jungen Generation in Polen“ gegen die Regierungspolitik gelobt und gefordert: „Die muss man unterstützen!“

Man könnte auch sagen, sie hat unverblümt eine farbige Revolution angedroht, vielleicht sogar versprochen.

Die polnische Regierung fand das gar nicht nett, hat den deutschen Militärattaché einbestellt und eine Entschuldigung verlangt.

Die Ministerin hat über ihren Sprecher ausrichten lassen:

„Meinen Äußerungen können Sie entnehmen, dass wir schon sehr erstaunt waren über die Aufregung, die in Polen entstanden ist.“

Entschuldigung verweigert.

Und auf einmal bemerkt die deutsche Presse polnische Nazi-Märsche in Warschau. Dabei hat die EU jahrzehntelang unter Beweis gestellt, dass sie sämtiche Nazi-Märsche und Faschisten-Verehrungen in ihren neuen Mitgliedsstaaten bravourös totschweigen kann. Jetzt heißt es:

Eigentlich sind es gewohnte Bilder: Schon seit Jahren marschieren Polens Rechte am 11. November, an dem der Wiedererlangung der Unabhängigkeit des polnischen Staates im Jahre 1918 gedacht wird, zu Zehntausenden im Land auf. Es sind jedes Mal martialische Aufzüge, häufig kommt es zu gewalttätigen Ausschreitungen. Die regierende Partei “Recht und Gerechtigkeit” (PiS) und ihr Chef Jaroslaw Kaczynski stehen dem rechtsradikalen Mummenschanz traditionell eher wohlwollend gegenüber. Doch diesmal erhielten die Teilnehmer des Marsches so viel Zuspruch aus den Reihen des Regierungslagers wie selten zuvor.

Wie Sie sehen, weiss die EU sehr wohl bescheid über die Nazi-Auswüchse und es wird nicht einmal verheimlicht. Wie Sie wissen, ist Flexibilität ein wichtiger Bestandteil der westlichen Werte – auch moralische Flexibilität. Wir fördern Nazis, Faschisten und Terroristen, wann immer es uns passt und wo immer es uns passt. Wir tun dabei so, als ob es sie nicht gäbe, oder als ob wir das ganz furchtbar finden würden oder als ob wir mit allen Mitteln dagegen kämpfen würden – ganz, wie es uns passt. Im Moment ist es eben passend, es zu bemerken. Und weil es gerade gegen Polen geht, ist es ausnahmsweise nicht Putin, der die Rechtsradikalen in der EU gezüchtet und ins Feld geschickt hat. Stattdessen wird im Artikel mehrfach auf das Wohlwollen der polnischen Regierung gegenüber den Nazis gepocht. Das ist nicht neu, aber jetzt ist der Zeitpunkt, wo Polen medial zum Bösewicht aufgebaut wird.

Die Zeit bricht an, in der Polen ernten wird, was es in den letzten Jahren gesäht hat. Die EU hat ein formal-juristisches Verfahren eingeleitet, an dessen Ende Polen die Stimme in der EU verlieren könnte. Die wirklichen Strafen werden aber weit darüber hinaus gehen.

Polen hat den schwarzen Punkt bekommen.

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Die zukünftige EU-Armee – fünfte Ergebnisse

Das geht doch wahrlich flott. Nur ein Jahr ist seit der strategischen Grundsatzankündigung vergangen und ein Zwischenschritt auf dem Weg zur EU-Armee wird bereits medial gefeiert. “Europa wird erwachsen”… es darf sich jeder fragen, welcher Reifestufe Europa bisher entsprochen haben muss.

Durchlesen kann jeder selbst, hier wieder nur ein paar wenige Anmerkungen. Sehr interessant ist das hier:

Verteidigungsministerin von der Leyen erinnert zudem oft an die Ebola-Krise 2014, um die Ohnmacht der EU zu beschreiben. Damals habe man schnell entschlossen, etwas zu machen, dann aber brach Chaos aus, weil alle allein agierten. Die Deutschen bauten einen Spezial-Jet, die Belgier hatten schon einen, keiner sprach sich ab. Das Chaos, so das Fazit deutscher Militärs, sei am Ende nicht entstanden, weil die EU-Länder nicht kooperieren wollten, sondern weil sie es nicht konnten.

Hoppla! Der Artikel handelt vom Militär, von der Leyen ist Verteidigungsministerin. Ebola ist doch eine zufällig in Afrika ausgebrochene Krankheit, oder? Oder?! Warum hat sich dann das Militär entschlossen, schnell etwas zu machen? Haha. Herrlich. Wenn man etwas gegen eine Seuche machen will, ruft man üblicherweise nach den Ärzten, oder? Es sei denn, die Seuche kommt aus den Militärlabors. Wen haben übrigens damals die USA als Ersthilfe nach Afrika geschickt? Sie ahnen es, keine Ärzte, dafür aber mehrere Tausend Soldaten.

Dann möchte ich etwas zitieren, was uns hier im Blog nicht überrascht:

An der nötigen Mehrheit für den Start der Pesco-Zusammenarbeit gibt es kaum einen Zweifel. In insgesamt sechs Workshops in Paris, Berlin und Brüssel haben Deutsche und Franzosen das Projekt in den vergangenen Monaten allen anderen EU-Mitgliedern vorgestellt, daher kann sich eigentlich niemand überrumpelt fühlen.

Deutsche und Franzosen prügeln also die neue EU-Armee durch (“Projekt allen anderen EU-Mitgliedern vorgestellt”). Und Widerstand ist zwecklos (“niemand kann sich überrumpelt fühlen”). In solchen Bemerkungen und Formulierungen erkennt man den roten Faden von Schlüsselprojekten. Wenn Sie den roten Faden einmal in der Hand halten, sehen Sie viel klarer. In der täglichen Datenmüll-Flut erkennen Sie die relevanten Informationen und können diese vom Vernebelungsdreck unterscheiden. Und Sie wissen, was als nächsten kommen wird, wenn Sie den roten Faden erkannt haben.

Hier ist noch ein Beispiel dazu:

Doch was heißt Pesco jetzt? Zunächst bezeichnet der Begriff ganz neutral eine in den Europäischen Verträgen vorgegebene Möglichkeit für eine kleinere Gruppe von EU-Mitgliedern, in einem bestimmten Politikfeld stärker zusammenzuarbeiten als der Rest. Das geschieht nun erstmals bei der Verteidigungspolitk. Für den Startschuss muss eine qualifizierte Mehrheit der 28 EU-Staaten mit dem Vorschlag einverstanden sein, danach können die Pesco-Mitglieder innerhalb ihrer Vorhaben ohne den Rest entscheiden. Wer später mitmachen will, ist eingeladen.

Exakt so wurde es von Deutschland und Frankreich vor einem Jahr angekündigt. Beide Länder preschen vor und bilden innerhalb der EU eine Koalition der Willigen unter deutsch-französischer Herrschaft. In Russland nennt man diese Entwicklung “EU der zwei Geschwindigkeiten”. Meine Hypothese ist und bleibt, dass am Ende dieses Prozesses (nach vielen Jahren) ein Teil der EU abgehackt wird – verständlicherweise der abgehängte Teil.

Betreffs der EU-Armee wird die Werbetrommel nun offen und unverhohlen gerührt: “Am Ende wird eine europäische Armee stehen”, heißt es vom Wehrbeauftragten des Bundestags.

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Tolkien als Spiegel der angelsächsischen Welt

Es folgt die Übersetzung dieses gleichnamigen Beitrags von madezhik.

Das Jahr 2017 ist angebrochen, bald steht die Vereidigung des neuen US-Präsidenten an, und viele rätseln im Kaffesatz, wie sich die Einstellung der angelsächsischen Spitzeneliten gegenüber Russland verändern wird. Viele erwarten eine Entspannung. Seid beruhigt: Die Einstellung wird sich nicht verändern. Diese Einstellung ist eingewoben in den kulturellen Kode der angelsächsischen Welt.

Um den Kode kennen zu lernen, muss man keine besonderen Bücher lesen und keine besonderen Filme schauen. Viele uns liebgewordene Bücher sind voll von Details, die wir nicht bemerken. Für wen halten die Angelsachsen sich selbst? Wie denken sie? Wie handeln sie? Was ist von ihnen zu erwarten? All das erkennt man in den Detektiven, Romanen, Filmen.

Nehmen wir als Beispiel die bekannte Triloge “Herr der Ringe” von John Ronald Reuel Tolkien. Wie soll man weitreichende Schlüsse aus Fantasy ziehen? Nun, uns interessiert nicht die Faktologie, sondern der nationale Charakter, der sich in den Details zeigt. Begeben wir uns auf die Jagd nach diesen Details.

Eine charakteristische Eigenheit der Mittelerde ist das “Blut”-Konzept. Es gibt gute Herkunft, die Nachfahren dieses Blutes sind ehrwürdig, klug, weise und herrschen zu Recht und mit Recht. Und es gibt schlechtes Blut, die Nachfahren dieser Zweige sind per Definition böse und man darf sie allein wegen ihrer Herkunft töten.

Was ist die Mittelerde? Das sind Ländereien, auf denen die “Freien Völker” leben. Die Völker gehen ab und zu ein Bündnis ein. Das heißt auch “Bündnis der freien Menschen”. Die Entscheidung dieses Bündnisses heißt “Wille der freien Menschen”. Die Handlungen dieses Bündnisses sind per Definition gönnerhaft, gut und richtig, und nur böse Wesen können sich diesen Handlungen widersetzen. In unserer Welt und zu unserer Zeit wird dieses Konzept “Weltgemeinschaft” genannt.

Was sind das für Völker? Gleicher unter den freien Völker sind natürlich die Elfen. Sie sind stark, geschickt, weise, schön, unsterblich. Sie schießen und schneiden alles, was sich bewegt. Sie mischen sich in alle Angelegenheiten ein. Weil sie es können. Weil sie es für richtig halten. Sie sind die Anführer der freien Völker. Wegen ihrer Herkunft. Wer daran zweifelt, ist ein Diener des Bösen und muss umgebracht werden. In unserer Welt sind die Elfen natürlich der angelsächsische Adel. Die Unsterblichkeit symbolisiert die Fortwährung der Adelsfamilien, auch wenn die Familienmitglieder sterblich sind.

Dann kommen die Zwerge. Sie sind weniger ehrwürdig, aber sie leben auch lange, haben ihren eigenen Adel (unzählige Zweige) und haben ein Monopol auf Förderung und Verkauf von Gold und Edelsteinen. Sie stehen in Konflikt mit allen, aber ihre Diense werden von allen Herrschern in Anspruch genommen. Sie leben abgeschottet und heimlich, was durch die Höhlen verdeutlicht wird. Sie akzeptieren den zweiten Platz hinter den Elfen, wenn auch ohne Enthusiasmus. Es ist wohl klar, wer das in unserer Welt ist.

Dann kommen die Menschen. In Tolkiens Welt sind Menschen recht sinnlose und nichtsnutzige Wesen ohne besondere Fähigkeiten, außer eines kleines Zweiges, der sich vor den Elfen verneigt. Dieser Zweig gilt als ehrbar, aber natürlich nur unter den Menschen. Elfen sind darüber amüsiert, die Zwerge ignorieren das einfach. Die Völker, die den Elfen dienen, übrigens unentgeltlich (eine charakteristische Eigenheit), sind die entwickelten Völker. Alle anderen verdienen keine Erwähnung.

Das sind die guten Völker? Und wer sind die Bösen? Das sind Goblins und Orks. Goblins wohnen in Höhlen und sind dem Grunde nach das Gleiche wie die Zwerge. Sie haben lediglich die falsche Herkunft. Deswegen ist ihr Leben furchtbar, ihre Gebräuche primitiv, und es ist gut, dass dieser Abschaum in Höhlen verborgen bleibt. Warum? Weil es Goblins sind. Die Orks können sowohl in den Bergen als auch in der Ebene leben. Orks sind falsche Elfen. Sie sind auch schrecklich, widerlich und böse per Definition. Goblins und Orks können getötet werden, ohne sich nach dem “Warum?” zu fragen. Sie sind einfach das Böse. In unserer Welt haben viele Völker diesen Platz gehabt, von den Chinesen, Indianern, bis zu den Russen. Sie sind per Definition böse und man darf sie aufgrund ihrer Herkunft vernichten.

Der größte Bösewicht ist Sauron. Wer ist er? Er ist ein Diener Melkors. Wer ist Melkor? In unserer Welt steht er einem Engel am nächsten. Was hat er sich zuschulden kommen lassen? Er wollte nicht im gemeinsamen Chor mitsingen, wollte kein willenloses Werkzeug des Erschaffers sein. Deswegen wurde er zum Bösen erklärt und die anderen sind mit Krieg auf ihn gegangen. Diesen Moment halte ich für sehr charakteristisch für die angelsächsische Weltsicht: Du bist nur deswegen schuldig, weil du nicht mit allen anderen das Lied singen willst, welches man dir vorgibt, deswegen bist du das Böse und man kann mit dir alles machen, was man will, ohne sich weitere Fragen zu stellen. Die Parallelen zu unserer Welt und unserer Zeit sind offensichtlich.

In einem kurzen Abriss kann man nicht die ganze Trilogie durchpflügen. Aber ich möchte auf die Magier aufmerksam machen. Das sind gewisse Greise, die die Mittelerde durchstreifen, die über Macht und Wissen verfügen und die sich überall einmischen. In unserer Welt und unserer Zeit sind die Parallelen mehr als offensichtlich.

Wie kämpfen denn die “Freien Völker” Mittelerdes? Erstens, sie töten die Orks überall, wo sie nur können, ohne dieses Verhalten zu reflektieren. Siehst du ein aisatisches Gesicht in ungewöhnlicher Kleidung, so sollst du es töten. Weil es so richtig ist. Zweitens, sie brechen zu den Grenzen Mordors auf, einem Land, das sie nicht kennen, ein Land, das von den falschen Völkern bevölkert ist, das von den falschen Herrschern regiert wird. Deswegen muss man sie alle töten und alles zerstören. Aber auch das Tötungsmittel selbst ist interessant! Während sie an der Grenze lärmen und die Aufmerksamkeit und Kräfte des dortigen Herrschers binden, schicken sie einen Trupp von Diversanten, der das Land von innen zerstören soll. Das fertige Szenario “farbiger Revolutionen”.

Wenn Sie ein angelsächsisches Buch lesen oder einen Film schauen, achten Sie mal auf solche Details. Es gibt sie in praktisch jedem Werk. Eine Zeitlang habe ich gedacht, dass es Propaganda ist, aber keine Propaganda dieser Welt kann alles kontrollieren. Diese Weltsicht ist in ihren kulturellen Code eingewoben: Das Wichtigste ist die Herkunft, dem Ehrbaren ist alles erlaubt, das Böse geht von niederer Herkunft aus und man kann es allein wegen seiner Herkunft vernichten. Und die Welt wird sauberer. Besonders gefährlich sind diejenigen, die sich weigern, im gemeinsamen Chor die verlangte Melodie einzustimmen. Oh ja.

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