Polen bekommt den schwarzen Punkt

Polen zeigt der Welt, wie man die größtmögliche Dummheit begeht. Im blinden Vertrauen auf die Hilfe des bereits gestürzten Hegemons und gegen die Interessen des eigenen Staates und des eigenen Volkes keilt die polnische Regierung wild aus, sowohl gegen Deutschland als auch gegen Russland. Also gegen beide großen Nachbarn, die zugleich die Schlüsselspieler auf dem politischen Parkett Europas sind.

Stellen Sie sich vor, Sie sind ein ganz normaler kleiner Schulknilch und Sie sitzen gemütlich auf einer Bank und rechts und links von Ihnen sitzt jeweils ein großer, kräftiger Junge. Jeder dieser Jungs kann Ihnen die Fresse polieren, sie sind beide groß und stark. Auf dem anderen Ende des Schulhofs steht ein anderer großer Junge, der Sie dauernd auf dem Handy anruft und Ihnen sagt, dass die beiden Jungs neben Ihnen voll böse sind. Ob Sie wohl die Ehre hätten, sich zu verteidigen und den beiden großen Jungs in den Arsch zu treten? Der freundliche Junge vom anderen Ende des Schulhofs verspricht auch, Sie ganz dolle anzufeuern. Eine Gehirnwindung tief in Ihrem Unterbewussten flüstert Ihnen zu, dass Ihre beiden Nachbarn Sie gar nicht angreifen und der eine Ihnen sogar regelmäßig Geld zusteckt, einfach so. Die Gehirnwindung ist überdies der Meinung, dass eine proaktive Verteidigung, dann noch gleichzeitig gegen beide, unglücklich enden könnte. Und als drittes Argument steckt Ihnen die Gehirnwindung zu, dass alle Jungs auf dem Schulhof an ihre Plätze gekettet sind, so dass im Falle des Falles eine Flucht nicht möglich ist und Sie in jedem Fall zwischen den beiden Jungs sitzen bleiben werden.

Was tun Sie in dieser Situation? Wie jeder vernunftbegabte Mensch werfen Sie jeglichen Gedanken an freundschaftliche Beziehungen zu Ihren beiden Nachbarn konsequent beiseite, nicht wahr? Und Sie fangen an, abwechselnd den linken und den rechten Nachbarn zu beißen und zu treten. Die Jungs versuchen Sie zu ignorieren, denn sie haben besseres zu tun, sie machen Geschäfte miteinander und reichen sich Packete hin und her. Diese Ignoranz macht Sie noch zorniger und ihr Freund vom anderen Ende des Schulhofs, feuert Sie über den Teich hinweg an. Sie beißen stärker um sich und schlagen Ihren Nachbarn die Packete aus den Händen. Einer Ihrer Nachbarn schlägt Ihnen sanft auf den Hinterkopf. Sie verlangen dafür umgehend eine Entschädigung – vom anderen Nachbarn. Zugleich vergessen Sie nicht, weiter gegen beide zu treten.

Dies ist eine wahre Geschichte und sie kann nur ein Ende haben. Der Knilch zwischen den beiden großen Jungs wird auf die Fresse bekommen.

Die deutsche Verteidigungsministerin hat sich hervorgetan (dass es die Verteidigungsministerin war und nicht irgendein anderer Minister, ist von Bedeutung):

Von der Leyen hatte am Donnerstag bei „Maybrit Illner“ den „gesunden demokratischen Widerstand der jungen Generation in Polen“ gegen die Regierungspolitik gelobt und gefordert: „Die muss man unterstützen!“

Man könnte auch sagen, sie hat unverblümt eine farbige Revolution angedroht, vielleicht sogar versprochen.

Die polnische Regierung fand das gar nicht nett, hat den deutschen Militärattaché einbestellt und eine Entschuldigung verlangt.

Die Ministerin hat über ihren Sprecher ausrichten lassen:

„Meinen Äußerungen können Sie entnehmen, dass wir schon sehr erstaunt waren über die Aufregung, die in Polen entstanden ist.“

Entschuldigung verweigert.

Und auf einmal bemerkt die deutsche Presse polnische Nazi-Märsche in Warschau. Dabei hat die EU jahrzehntelang unter Beweis gestellt, dass sie sämtiche Nazi-Märsche und Faschisten-Verehrungen in ihren neuen Mitgliedsstaaten bravourös totschweigen kann. Jetzt heißt es:

Eigentlich sind es gewohnte Bilder: Schon seit Jahren marschieren Polens Rechte am 11. November, an dem der Wiedererlangung der Unabhängigkeit des polnischen Staates im Jahre 1918 gedacht wird, zu Zehntausenden im Land auf. Es sind jedes Mal martialische Aufzüge, häufig kommt es zu gewalttätigen Ausschreitungen. Die regierende Partei “Recht und Gerechtigkeit” (PiS) und ihr Chef Jaroslaw Kaczynski stehen dem rechtsradikalen Mummenschanz traditionell eher wohlwollend gegenüber. Doch diesmal erhielten die Teilnehmer des Marsches so viel Zuspruch aus den Reihen des Regierungslagers wie selten zuvor.

Wie Sie sehen, weiss die EU sehr wohl bescheid über die Nazi-Auswüchse und es wird nicht einmal verheimlicht. Wie Sie wissen, ist Flexibilität ein wichtiger Bestandteil der westlichen Werte – auch moralische Flexibilität. Wir fördern Nazis, Faschisten und Terroristen, wann immer es uns passt und wo immer es uns passt. Wir tun dabei so, als ob es sie nicht gäbe, oder als ob wir das ganz furchtbar finden würden oder als ob wir mit allen Mitteln dagegen kämpfen würden – ganz, wie es uns passt. Im Moment ist es eben passend, es zu bemerken. Und weil es gerade gegen Polen geht, ist es ausnahmsweise nicht Putin, der die Rechtsradikalen in der EU gezüchtet und ins Feld geschickt hat. Stattdessen wird im Artikel mehrfach auf das Wohlwollen der polnischen Regierung gegenüber den Nazis gepocht. Das ist nicht neu, aber jetzt ist der Zeitpunkt, wo Polen medial zum Bösewicht aufgebaut wird.

Die Zeit bricht an, in der Polen ernten wird, was es in den letzten Jahren gesäht hat. Die EU hat ein formal-juristisches Verfahren eingeleitet, an dessen Ende Polen die Stimme in der EU verlieren könnte. Die wirklichen Strafen werden aber weit darüber hinaus gehen.

Polen hat den schwarzen Punkt bekommen.

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