Novaya Gazeta von Niederlanden finanziert

Ein Bericht der Zeitung Isvestia enthüllt, dass die russische Oppositionszeitung Novaya Gazeta von den Niederlanden finanziert wird. Novaya Gazeta bestätigt das, denn… die Info ist öffentlich zugänglich. Wenn Sie rein gucken, achten Sie darauf, wen die Niederlande sonst noch fianziell unterstützt in Russland.

Die größten Teilhaber von Novaya Gazeta waren bis 2014 in niederländischen Offshores registriert. 2014 wurde die Auktionärstruktur der Zeitung massiv geändert als Reaktion auf ein russisches Gesetzesprojekt, das einen allzu hohen Anteil ausländischer Auktionäre an russischen Medien verbietet.

Wenn Sie nach Novaya Gazeta googeln, stellen Sie fest, dass es ein viel zitiertes Medium in westlichen Medien ist. Mancherorts wird die Zeitung als “letzte russische Oppositionszeitung” bezeichnet. So viel Ehre.

Novaya Gazeta berichtet selbstredend genauso russlandfeindlich über Russland, wie es die westlichen Qualitätsmedien tun. Sie hat beispielsweise innerhalb eines Jahres über 100 Artikel zu MH17 gebracht, in denen überwiegend Russland für den Abschuss verantwortlich gemacht wurde. Unter anderem brachte Sie auf Seite eins eine Entschuldigung auf holländisch (“Vergeef ons, Nederland“), was von der größten niederländischen Zeitschrift, De Telegraaf, zitiert wurde. So verdient man sich sein Geld.

Man darf natürlich nicht annehmen, dass die Niederlande die Pflege der fünften Kolonne in Russland selbst initiieren und koordinieren. Das übernehmen die großen Jungs. Die Niederlande ist ein kleines Rädchen im Getriebe, das dazu dient, die Last auf die Schultern aller Teilnehmer der “internationalen Gemeinschaft” zu verteilen und die Propagandaträger zu diversifizieren. Die russischen Behörden sollen es nicht allzu leicht haben mit der Bekämpfung der Demokratie.

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In 141 Wahlkreisen mehr registrierte Wähler als Einwohner

Die “Public Interest Legal Foundation” hat dieser Tage bekannt gemacht, dass in den USA 141 Wahlkreise mehr registrierte Wähler als Einwohner haben (Liste der Kreise).

Spitzenreiter ist das Franklin County in Illinois, wo die Anzahl der Wähler 190% der Einwohner ausmacht. Einfach sagenhaft.

Nicht aufgeführt wurden all die Kreise, wo die Anzahl der Wähler eigentlich nicht zur Wahl zugelassen sind (unter anderem die sehr große Gruppe der Minderjährigen). Aber im Land der unbegrenzten Möglichkeiten sind die Möglichkeiten unbegrenzt.

Die USA lassen übrigens keine unabhängigen Wahlbeobachter in ihrem Land zu.

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Von der Korruption in der Ukraine

Sie erinnern sich noch an die Milliardenhilfen, die der IWF der Ukraine bereits 2014 überwiesen hat. Ein Teil der Gelder wurde dafür verwendet, die ukrainischen privaten Banken zu stützen. Seit November 2014 ermittelt das ukrainische Innenministerium gegen Kolomojskis Privatbank, die größte Bank der Ukraine. Die Privatbank ist “systemrelevant” und damit “too big to fail”. Sie hat von den IWF-Krediten 20 Milliarden Hrywnja erhalten (beim damaligen Kurs ca. 1,5 Milliarden Dollar). Das Geld ist weg.

Wie macht man sowas?

  1. Sie erhalten umgerechnet 1,5 Milliarden Dollar von der Nationalbank, damit ihre Bank weiterhin ihren Verpflichtungen nachgehen kann.
  2. Das Geld vergeben Sie an 40 ukrainische und 50 ausländische Firmen, von denen Sie vorher nie etwas gehört haben.
  3. Diese 90 Firmen kaufen Waren bei sechs anderen, in Steueroasen registrierten Unternehmen ein (Teamtrend limited, Trade point agro limited, Collyer limited, Rossyan investing corp, Zao ukrtransitservice ltd, Milbert ventures inc.). Alle Verträge sehen eine absolut unübliche 100%-Vorauszahlung des Kaufpreises vor, die vertragsgemäß geleistet wird.
  4. Die sechs dubiosen Unternehmen erweisen sich – welch Überraschung – als unzuverlässige Handelspartner und liefern überhaupt nichts aus.
  5. Die 90 Unternehmen, die um 1,5 Milliarden Dollar betrogen wurden, ziehen alle in der Ukraine vor Gericht. Das Gericht stellt fest: Tjo, was habt ihr auch so dämliche Verträge gestaltet, jetzt könnt ihr euch nicht beschweren. Fall geschlossen. Das dient als Absicherung. Sollte plötzlich jemand nach dem Verbleib des Geldes fragen, verweisen Sie auf ihre unglücklich verlaufenen Handelsgeschäfte und auch darauf, dass Sie sogar schon gerichtlich versucht haben, gegen die Verluste anzukämpfen.

Fertig! Sie haben 1,5 Milliarden Dollar reingewaschen und in Offshore-Banken verschoben. Davon bekommen alle reichlich ab. Die Zentralbankangestellten, die das Geld an die Privatbank weitergeleitet haben, die nach der Aufnahme der Ermittlungen kein weiteres Geld an die Privatbank hätten überweisen dürfen, es aber dennoch taten. Das Innenministerium, das zwar Ermittlungen führt, aber nach eigener Auskunft gegen niemanden eine Anklage erhebt. Die Inhaber der dubiosen Briefkastenfirmen, die am Schauspiel beteiligt waren. Kolomojski und seine Leute in der Privatbank, die das Zauberstück organisiert haben. Regierung, Justiz, Oligarchen und die kleinen Fische in ihrem Fahrwasser haben alle gemeinsam hübschen Gewinn gemacht.

Der Westen investiert hohe Millionenbeträge in den ukrainischen Anti-Korruptionskampf. In der Ukraine selbst ist Korruption ein permanentes Top-Thema und ein Totschlagargument in jeder Diskussion. Jeder brüstet sich damit, mit vollem Einsatz gegen Korruption zu kämpfen.

Mit welchem Erfolg? Die Chefin des Zentrums gegen Korruption (“Центр Протидії Корупції”) hat berichtet, dass im ersten Halbjahr 2015 von den beschlagnahmten Korruptionsgeldern knapp 8000 Hrywnja (etwa 350 Dollar) in das Budget der Ukraine überführt wurden. Erwartet wurden 1,5 Milliarden Hrywnja.

Dabei wurde Ende Mai vermeldet, dass Janukowitschs Vermögen im Inland vollständig beschlagnahmt wurde (1,5 Milliarden Hrywnja, was zufällig den erwarteten Einnahmen aus dem Antikorruptionskampf entspricht). Außerdem hat die Ukraine den Großteil des ausländischen Vermögens von Janukowitsch und seiner Familie beschlagnahmen können. Der Generalstaatsanwalt hat die Summe nicht nennen wollen, sagte aber, sie sei beträchtlich. Was im Klartext bedeutet, dass die 1,5 Milliarden Hrywnja Inlandsvermögen dagegen nur Peanuts sind. In der gleichen Vermeldung teilte der Generalstaatsanwalt auch mit, dass man zusätzlich die Gelder anderer früherer Regierungsvertreter beschlagnahmt hat.

Das Geld ist auch weg. Wer hat es schon oder wird es noch bekommen? Alle, die fähig sind, den Diebstahl dieser beschlagnahmten Gelder breit in die Öffentlichkeit zu tragen oder Ermittlungen gegen die Veruntreuung durchzuführen oder derartige Ermittlungen zu initiieren. Also Justiz, Regierung, Oligarchen und die kleinen Fische in ihrem Fahrwasser, die an der Abwicklung des Geschäftes beteiligt sind.

Wohin Sie auch schauen in der Ukraine, überall finden Sie dieses Bild, angepasst an die jeweilige Situation. Die hier dargestellten Beispiele sind nur die Spitze von der Spitze des Eisbergs. Korruption durchdringt in der Ukraine alle Gesellschaftsschichten, von der obersten bis zur untersten. Das Jammern darüber ist großer Volkssport, aber gleichzeitig profitieren wirklich alle davon, auch die einfachen Leute. Es ist einfach eine eigene Art und Weise, die Geld- und Leistungsflüsse in der Gesellschaft zu organisieren. Mehr noch, unter bestimmten Bedingungen scheint das schlichtweg die bessere Art der Organisation zu sein, sonst würde sie sich nicht durchsetzen. Welche Bedingungen sind das? Das ist eine gute Frage.

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Ukrainischer Minister für Wirtschaftsentwicklung redet Klartext in seiner Heimat

In der Ukraine sind zahlreiche Ministerposten und noch viel mehr Stellvertreterposten und andere nicht so auffällige Positionen mit Ausländern besetzt. Einer von ihnen ist Aivaras Abromavicius, ein litauischer Finanzmanager, in der Ukraine derzeit Minister für wirtschaftliche Entwicklung.

Die Ukraine ist nicht etwa so rückständig, dass es ihr an professionellen Kadern fehlt. Es fehlt ihr aber an Kadern, die mit maximaler Dreistheit das Land ruinieren und es ans Ausland verkaufen. 

In seiner Heimat hat Abromavicius in einem Fernseh-Interview offen Stellung zu seiner “Mission” bezogen. Um die Ukraine zu entwickeln, drängt er darauf, die Liste der knapp 1500 strategisch wichtigen und daher nicht zur Privatisierung zugelassener ukrainischer Staatsunternehmen um fast zwei Drittel zu kürzen und 927 der Unternehmen an US-Investmentfonds zu verkaufen. Rumänien dient als Beispiel.

Der Prozess läuft. Wie der Minister nun mitgeteilt hat, ist es sehr wichtig, dass die Unternehmen nicht an Ukrainer verkauft werden, sondern an “strategische ausländische Investoren”. Beispielsweise soll “Zentrenergo” (“Центрэнерго”), einer der führenden Stromerzeuger in der Ukraine, an Interessenten aus den USA und Frankreich verkauft werden.

So sieht moderner Kolonialismus aus. Die Regierung der Kolonie wird mit ausländischen Agenten vollgespickt, die darüber entscheiden, welche Leckerbissen der Kolonie an welche Vertreter der Kolonialherren verscherbelt werden. Das ist der Preis für IWF-Milliarden und die totale Rückendeckung des Westens für alle denkbaren Gräueltaten, die Kiew derzeit (mit)organisiert.

Zum ersten mal in der jungen Geschichte der Ukraine sind ihre Oligarchen außen vor, wenn Staatsbesitz veräußert wird. Der ungestümste von Ihnen, Igor Kolomojski, hat Abromavicius einen “inkompetenten Affen” geschimpft. Hinter dem Affen steht aber die geballte Macht der USA und deswegen muss er nicht befürchten, mit zwei Kopfschüssen Selbstmord zu begehen, wie es jedem Ukrainer ergangen wäre, der sich den Oligarchen derart quer gestellt hätte.

Das einzige, was den Ausverkauf noch stört, sind die demokratischen Formalien, an deren Implementierung in der Ukraine der Westen so hart gearbeitet hat. Im Interview beschwert sich Abromavicius, dass die Hälfte der Abgeordneten aufgrund ihrer Unerfahrenheit (sie sind zum ersten mal dabei) nicht bereit sind, allen Gesetzesvorlagen einfach zuzustimmen. Sie wollen die Gesetze erst lesen, darüber diskutieren usw.

Der Minister spricht offen aus, dass er in der Ukraine nur einen zeitlich stark begrenzten Auftrag hat: “Unsere Mission ist recht kurzfristig, ich denke, sie dauert ein Jahr; wenn wir Glück haben und etwas Gutes schaffen, sind wir vielleicht noch zwei Jahre auf unseren Positionen, dann können wir sicherlich viel machen. Danach können wir ruhigen Gewissens und mit guter Reputation zurück in die Wirtschaft”.

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Entwicklung der Weltbevölkerung und Folgen für gesellschaftliche Organisation

Schauen wir uns die zahlenmäßige Entwicklung der Weltbevölkerung an:

Quelle

Wir sehen oben im Bild eine Kurve, die anderthalb Jahrtausend lang nur geringen Zuwachs verzeichnet und ab etwa 1650 geradewegs explodiert. Die zweite Grafik verrät uns, dass die Geschwindigkeit des Wachstums ihren Höhepunkt bereits überschritten hat und rapide sinkt. Wir vermehren uns als Menschheit noch, aber die Zuwächse werden schon kleiner.

Wie wird es weitergehen? Es gibt verschiedenste Szenarien:

Quelle

Welches Szenario wird eintreffen? Horden von hochdotierten Statistikern beschäftigen sich mit dieser Frage. Dabei reicht Biologie-Wissen aus der Schule völlig aus. Der Bequemlichkeit halber verwende ich Wikipedia:

Die Entwicklung einer Population wird in Phasen eingeteilt. Eine typische Population durchläuft eine Phase der Stagnation, wo sich eine gewisse Zeit lang fast nichts tut. Dann gibt es einen explosiven Anstieg der Population, der ebenso abrupt abbremst, sobald die Kapazitätsgrenze näher kommt. Die Population stabilisiert sich anschließend auf dem hohen Niveau, kann aber auch wieder bis auf null runtergehen, wenn sich die Kapazitätsgrenze nach unten verschiebt.

Wir haben es mit einem biologischen Prinzip zu tun, dessen Gültigkeit von Mikroorganismen bis zu den höchstentwickelten Lebewesen reicht.

Die allerkleinsten entwickeln sich nach diesem Schema…


Die mittelgroßen auch…

Und wir, die selbsternannte Krone der Schöpfung, sind auch keine Ausnahme. Unsere bisherige Bevölkerungsentwicklung ist bis jetzt absolut lehrbuchmäßig und alles spricht für einen lehrbuchmäßigen weiteren Verlauf. Den Wendepunkt haben wir bereits hinter uns. Mit dem Wissen aus Sekundarstufe 1 können Sie leicht selbst beurteilen, welche der drei von der UN vorgeschlagenen Szenarien Sinn machen. Sie können auch die apokalyptischen Vorhersagen verschiedenster Experten, die uns wahlweise erzählen, wie wir uns derzeit ausrotten oder aber uns vermehren, bis die Erdkruste unter uns einbricht, in neuem Licht betrachten.

Die Phase unseres exponentiellen Wachstums begann mit leichten Anlaufschwierigkeiten in der Neuzeit. Interessant, dass gerade da auch der Kapitalismus seine Geburtsstunde hatte. Eine zufällige Parallele? Oder steckt ein System dahinter, dass wir als Menschheit unsere Wirtschaft nach dem Prinzip der Maximierung gestaltet haben, gerade zu der Zeit, da wir dabei waren, unsere Bevölkerungszahl zu maximieren? Ist es Zufall, dass die Blütezeit des Kapitalismus im 19. und 20. Jahrhundert zeitlich exakt übereinstimmt mit den größten Zuwachsraten der Weltbevölkerung? Und ist es Zufall, dass der Kapitalismus genau dann in seine Krise abzugleiten begann, als der Höhepunkt der Zuwachsraten überschritten war? Die Krise, inzwischen als “Systemkrise” erkannt, wird zunehmend schlimmer, während gleichzeitig die Zuwachsraten der Weltbevölkerung weiter fallen.

Der Kapitalismus hat der Menschheit seinen Dienst erwiesen. Einen Dienst, der mit sehr viel Leid verbunden war. Einen Dienst, in dessen Ära die Zahl der Menschen förmlich explodiert ist.

Das Prinzip der Maximierung hat jedoch ausgedient. Die Nutzung der Ressourcen konnten wir maximieren, während wir noch wenige waren. Jetzt müssen wir unsere Art und Weise des Wirtschaftens umorganisieren nach dem Prinzip der Optimierung. Wir haben die Fähigkeit, die Ressourcen der Welt in voller Höhe auszuschöpfen. Wir müssen jetzt lernen, das so effizient wie möglich zu tun. Wir müssen lernen, mit so viel Vorlieb zu nehmen, wie man zum Leben braucht. Neun oder zehn Milliarden Menschen können nebeneinander auf der Erde leben, aber wir werden unsere verschwenderische Lebensweise dafür aufgeben müssen.

Wir sind dabei, es zu lernen. Es wird noch viele weitere Jahrzehnte dauern und noch viel weiteres Leid kosten. Aber wir werden es schaffen.

Systeme haben die Eigenschaft, sich selbst zu erhalten. Und wenn ein System bedroht wird, befolgt es seine Regeln umso härter, denn etwas anderes kennt es nicht. Unser kapitalistisches Wirtschaftssystem ist keine Ausnahme. Es wehrt sich und es wird sich noch härter wehren. Bis zum Kollaps. Dann werden wir ein neues Wirtschaftssystem erfinden. Dieser Übergang wird so schmerzhaft sein wie jeder andere. Für uns Individuen. Aus der Vogelperspektive wird man aber weiterhin eine leichte Zunahme der Weltbevölkerung bis hin zu ihrer Stabilisierung sehen.

Die Zeit der Ideen ist gekommen. Die meisten Ideen werden sich nicht als die richtige Lösung erweisen. Aber von den Tausend Ideen, die die Menschheit produzieren wird, werden auch ein oder zwei passende dabei sein. Je schneller und je mehr Ideen wir generieren und erproben, desto leichter wird die Umstellung nach dem Kollaps des jetzigen Systems. Je länger und verkrampfter wir am jetzigen System festhalten, desto härter wird der Übergang. Gelingen wird er aber in jedem Fall.

Wenn Sie Ideen haben, tragen Sie sie in die Welt hinaus. Die Zeit ist reif. Mit etwas Glück gehen Sie sogar in die Geschichtsbücher ein.

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Teile und Herrsche

Im Juni 2006 veröffentlicht Ralph Peters den Artikel “Blood borders” im Armed Forces Journal. Er schlägt vor, die Grenzen im Nahen Osten völlig neu zu gestalten.

As for those who refuse to “think the unthinkable,” declaring that boundaries must not change and that’s that, it pays to remember that boundaries have never stopped changing through the centuries. Borders have never been static, and many frontiers, from Congo through Kosovo to the Caucasus, are changing even now (…).

Neue Grenzen seien ganz normal. Man soll sich nicht gegen diesen Gedanken wehren.

But given time — and the inevitable attendant bloodshed — new and natural borders will emerge.

Um neue Grenzen zu etablieren, braucht man Zeit und… Blutvergießen.

Meanwhile, our men and women in uniform will continue to fight for security from terrorism, for the prospect of democracy and for access to oil supplies in a region that is destined to fight itself.

“Währenddessen werden unsere Männer und Frauen in Uniform weiter gegen Terrorismus, für Demokratie und für den Zugang zu Öl kämpfen, in einer Region, die dazu bestimmt ist, gegen sich selbst zu kämpfen.”

Die Region, von der die Rede ist, ist der Nahe Osten. Peters verkündet die Bestimmung dieser Region: interne Kriege.

Der Autos skizziert neue Grenzen in einem Gebiet von Syrien bis Pakistan. Unter anderem soll der Irak in drei Teile aufgespalten werden: einen Sunniten-Staat im Westen, einen Schiiten-Staat im Süden und Kurdistan im Norden. Peters’ konkreter Vorher-Nachher-Vergleich:


Vorher.


Nachher.

Peters’ Nahost-Karte wird in US- und NATO-Militärschulen verwendet. Die Kadetten sollen im Rahmen von Hausaufgaben Wege finden, wie man die neuen Grenzen am besten implementieren kann. Die Karte wurde sogar in einer NATO-Akademie in Rom ausgehängt, wo sich die türkischen Offiziere (die Türkei ist NATO-Mitglied) sehr daran störten.

Ralph Peters ist ehemaliger Militärgeheimdienstler, Militäranalytiker und Schriftsteller. Und was er von sich gegeben hat, war nicht die Fantasie eines Eigenbrötlers, sondern spiegelte exakt die offizielle US-Politik wieder.

Zeitgleich zu Peters’ Veröffentlichung verkündete Condoleezza Rice das Projekt “New Middle East”, dessen “Geburtswehen” sie damals schon ausmachte. Es wurde ein “konstruktives Chaos” angekündigt, das die Voraussetzungen für die Neugestaltung der gesamten Region schaffen würde. Was man darunter zu verstehen hat, können Sie live miterleben.

2013, als die Lage in Syrien besonders schlecht war, hoben die USA ihre Pläne von der Neuteilung des Nahen Ostens wieder ans Licht der Öffentlichkeit. Kein geringeres Medium als die New York Times wurde dafür eingespannt. Vergleichen Sie diese Karte in der NYT mit der von 2006. Peters’ Karte ist eine erste Vision, die NYT-Karte stellt einen konkreten Umsetzungsplan dar, der den tatsächlichen Verhältnissen angepasst ist. Erstens bleiben die Türkei und der Iran unangetastet. Zweitens verschwindet Syrien als eigenständiger Staat komplett von der Karte, wovon die irakischen Sunniten profitieren sollen. Drittens gesteht man den Kurden sehr viel weniger Raum zu. An der Aufspaltung Saudi-Arabiens wird festgehalten, sie soll den aktuellen Plänen zufolge sogar noch stärker ausfallen als von Peters vorgeschlagen. Anderthalb Jahre nach der Veröffentlichung dieser Karte bekam Saudi-Arabien übrigens seinen Krieg, der gerade andauert und die territoriale Integrität Saudi-Arabiens tatsächlich stark gefährdet. Auch das können Sie live erleben.

Nun geht es weiter. US-General Raymond Odierno bringt die Idee von der Teilung Iraks in die breite Öffentlichkeit. Odierno war übrigens Berater von Rice in militärischen Angelegenheiten, als die “Geburtswehen” des “Neuen Nahen Ostens” einsetzten. Jetzt geht es darum, die Öffentlichkeit für die nächsten Schritte vorzubereiten. Irak ist der Ausgangspunkt der neuen Grenzziehung. Das Chaos hier ist offenbar groß genug, um den Skalpell endlich anzusetzen. Auffallend ist, dass die Kurden nicht mehr erwähnt werden. Sie zeigen sich nicht gefügig genug und kooperieren im Kampf gegen den IS mit Syrien.

Stratfor schlägt zeitgleich vor, den Irak endlich aufzuteilen. Achten Sie auf die zeitliche Synchronität verschiedener wichtiger Regierungssprachrohre. Nichts ist dem Zufall überlassen.

Der “Neue Nahe Osten” wird übrigens viel größer verstanden als es im letzten Jahrhundert noch üblich war. Ganz Nordafrika, Afghanistan und Pakistan sind nach dem neuen Verständnis mit dabei. In der EU spüren wir schon die Auswirkungen. Nachdem wir gemeinsam mit unseren Herren und Partnern Nordafrika destabilisiert haben, sind die Flüchtlingsströme so groß geworden, dass sie nun auch Zentral- und Nordeuropa erreichen. Es gibt Bemühungen, die südlichen Sowjetstaaten in diesen Verbund einer Chaos-Zone reinzuziehen (siehe z.B. hier, hier).

Teile und Herrsche. Die Grenzen ziehen die USA nicht von ungefähr entlang von religiösen und ethnischen Gruppen. Es hat die USA viel Aufwand gekostet, die verschiedenen, friedlich nebeneinander lebenden muslimischen Glaubensrichtungen und Ethnien gegeneinander zu hetzen. Dieser Zustand soll mit Grenzen zementiert werden, damit fortan neue Konflikte entlang dieser Grenzen besonders leicht anzufachen sind. Man spalte das Einflussgebiet in kleine Stücke und unterstütze wechselweise oder auch gleichzeitig die Kleingruppen, damit sie sich gegenseitig bekriegen und niemand so stark wird, dass er einen klaren Sieg davonträgt. So bleibt das gesamte Gebiet schwach und man kann es in aller Ruhe aussaugen.

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Von Bienen, Wespen und anderen Insekten

Beim Spaziergang auf der Wiese hat mich in diesem Jahr eine Unruhe erfasst, deren Ursache ich schnell ergründen konnte: es waren nahezu keine Bienen da. Es war warm, es schien die Sonne, die Wiese war voller Blumen. Aber keine Bienen, die den Nektar sammelten. Letztes Jahr noch war die gleiche Wiese voll von Bienen. Das Bienensterben ist seit ein paar Jahren Thema in den Medien. Jetzt ist es so weit, dass es nicht nur Wissenschaftlern und Imkern auffällt, sondern dass man auch als Stadtmensch mit seltener Naturerfahrung sehr leicht wahrnimmt, wie weit das Problem fortgeschritten ist.

Aber das Sterben beschränkt sich nicht auf die Bienen. Ein anderes mal hat mich eine Unruhe erfasst, deren Ursache auch schnell gefunden war: bei Autobahnfahrten an sonnigen Tagen schlagen einem kaum noch Insekten gegen die Fensterscheibe. Auch das habe ich noch ganz anders in Erinnerung. Noch bis vor ein paar Jahren sammelte man im Sommer so viele Insekten ein, dass man mit dem Schrubben der Frontscheibe kaum hinterher kam. In diesem Jahr kann man hunderte Kilometer fahren und bemerkt die Insekten erst durch ihr Fehlen.

Und das ist viel alarmierender als das Bienensterben. Der Großteil des Bienenbestandes sind inzwischen Zuchtbienen. Sie sind ihrer genetischen Vielfalt beraubt und dadurch für Krankheiten, Schädlinge und Gifte besonders anfällig. Man beraubt sie außerdem ihres Honigs, der zahlreiche sekundäre Pflanzenstoffe enthält, die für das Immunsystem wichtig sind, und gibt den Bienen als Ersatz einfache Zuckerlösung. Die enthält zwar ausreichend Energie, aber all das, was der Nektar zusätzlich zur Energie den Bienen liefert, geht ihnen ersatzlos verloren. Ein weiterer Grund, dass die Tierchen anfällig sind. Unter diesen Umständen ist das Bienensterben ein hausgemachtes Problem, das hausgemacht wieder lösbar wäre. Es gibt Wildbienenarten, die vom Sterben nicht betroffen sind.

Bei den übrigen Insekten, die einem gegen die Fensterscheibe klatschen, spielen beide Gründe aber keine Rolle. Warum verschwinden sie ebenfalls? Das ist ein sehr schlechtes Zeichen, eines, das echte Besorgnis verdient. Wir Menschen lassen uns von Emotionen leiten und denken beim Tierschutz an Kreaturen wie Tiger, Pandabären und Wale. Insekten dagegen finden wir lästig bis angsteinflößend und sicherlich wünschen sich viele von uns, dass die Plagegeister weniger werden und manche von ihnen am liebsten ganz aussterben. Für das Gleichgewicht der Ökosysteme sind Insekten indes viel wichtiger als die eleganten, putzigen, schönen oder beeindruckenden Arten, denen wir den Großteil der positiven Aufmerksamkeit widmen. Wenn die Insekten massenhaft verrecken, dann passiert etwas sehr hässliches mit unserer Umwelt. Etwas, das rational betrachtet viel hässlicher ist, als das Abschlachten von Elefanten, auch wenn unsere emotional gelenkten Gehirne uns das Gegenteil vorgaukeln.

Am Wochenende habe ich von Hobbygärtnern gehört, dass man die Tomatenpflanzen im Garten unter einem Dach halten muss, weil sie sonst den Regen nicht überstehen. Ein Hinweis auf Chemie. Unsere Industrie produziert zehntausende verschiedene Chemikalien und von den meisten weiss man absolut nichts über ihre Auswirkungen auf die Umwelt.

Und da das heutige Thema Natur ist, berichte ich noch ein beeindruckende Erlebnis von diesem Wochenende. Eine Wespe hat eine fast gleich große Fliege gefangen und beide umklammerten sich im Kampf und rollten sich über den Boden wie Ringkämpfer. Die Fliege schaltete ihren Turbo ein und versuchte zu entkommen, die Wespe klammerte sich an den Bauch der Beute und versuchte immer wieder mit dem Unterleib reinzustechen. Am Ende gewann die Wespe. Im letzten Akt des Kampfes schnitt sie am Hals der Fliege herum. Dann machte sie sich daran, die Fliege zu zerteilen. Ich zählte mindestens sechs Stück am Boden. Als vom Leib des Opfers ein Stück übrig war, das leicht genug zum transportieren war, flog die Wespe damit davon.

Einen ähnlichen verbissenen Ringkampf habe ich neulich erst zwischen zwei Wespen beobachtet, die sich um ein Stück Wassermelone stritten. Es endete ohne Todesopfer und war dennoch sehenswert. Dabei war die Ressource, um die es ging, groß genug für ein ganzes Wespennest. Vielleicht sind unsere Wespen vorbildlich von der Ideologie des Kapitalismus durchtränkt. Vielleicht ist das ihr ganz normales Verhalten. Meine neuerlichen Wespenbeobachtungen lassen mich misstrauisch zurück, mit dem dumpfen Gefühl, als ob etwas nicht stimmt.

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Noch mehr BBG-Leckerlis

Vor wenigen Tagen habe ich über das Broadcasting Board of Governors, eine US-Propagandabehörde, berichtet. Am Beispiel des vielgeprisenenen Doschd wurde sichtbar, dass das BBG nicht nur offen, sondern auch verdeckt Propagandakanäle im Ausland finanziert. Zu den selbstgesteckten Zielen der Behörde gehört eine “beispiellose Koordination der Nachrichten” sowie eine straffe Kontrolle der Inhalte.

Schauen wir uns ein Beispiel der BBG-Kontrolle an. In Russland hat der US-freundliche Sender RBK (Russischer Business Kanal) eine neue Talkshow eingeführt. In der ersten Sendung traten Gäste von Voice of America (russlandfeindlich) gegen andere, russlandfreundliche Gäste an. Im verlinkten Artikel findet ein beispielloser Verriss der US-Leistung statt. Die BBG-Autoren schäumen vor Wut, weil die US-Leute die Debatte verloren haben.

Kritisiert wurde unter anderem:

When one VOA participant tried to offer some evidence of Russia’s military intervention in Ukraine, he was ineffective and appeared to be protesting too much. The Voice of America side also avoided any mention of President Putin, any historical comparisons between Putin and Stalin’s dealings with Hitler, or the negative perceptions in the U.S. of Putin’s aggressive moves against Ukraine, other neighboring countries and domestic opposition and independent media.

Mensch, diese Trottel haben vergessen, Putin mit Stalin und Hitler in Bezug zu setzen.

Für die Zukunft wird angemahnt, wie man es richtig macht, falls es die Dummköpfe noch nicht verstanden haben:

They should have somehow mentioned that although Putin has a very high approval rating in Russia, the rest of the world thinks he is a thug. They should have said that Hitler’s rating was also very high when he started to invade neighboring countries.

So streut man Putin-Hitler-Vergleiche professionell ein. Wer das noch nicht kann, hat es zu lernen.

Beachten Sie, wie viele Experten die Talkshow analysiert haben, die in Russland auf einem recht unbedeutendem Randsender gelaufen ist. Aktuelle und ehemalige Mitarbeiter von Voice of America, Informationsstrategen, ehmalige Diplomaten, Medien-Experten, ehemalige Kabinettsmitglieder von NATO-Staaten.

Wer im Ausland US-Gelder zur Unterstützung der “freien Presse” bekommt, muss sich die Gaben hart erarbeiten. Die Überwachung ist massiv und bei Bedarf wird man öffentlich an den Pranger gestellt.

Das frische Talkshow-Format von RBK wurde übrigens wieder eingestampft. Der Herr gibt, der Herr nimmt.

Ein anderes Beispiel. Im Jahresbericht des BBG 1999-2000 wird der Journalist Andrei Babitsky noch persönlich hervorgehoben:

Andrei Babitsky, a veteran RFE/RL correspondent, was detained by Russian forces while reporting on the war in Chechnya in mid-January 2000. Accused by Russian authorities of participating in “an illegal armed formation.” Kremlin officials claimed on February 3 that he had been handed over to Chechen rebels in exchange for three Russian soldiers.

Babitsky muss so frei in seiner Berichterstattung sein, dass die tschetschenischen Rebellen bereit waren, drei gefangene russische Soldaten gegen ihn einzutauschen. Babitsky wurde vom BBG für seine Arbeit sogar prämiert.

2014 ist Babitsky vom Pfad der Tugend abgewichen und äußerte im US-Propaganda-Sender “Radio Swoboda” seine Unterstützung für Putins Entscheidung, die Krim-Bevölkerung zu schützen. Die ukrainische Swoboda-Niederlassung machte einen Skandal daraus. Es endete mit Babitskys Entlassung. Auch die größte Freiheit hat ihre Grenzen in der Welt von doppelten Standards.

Dieser Artikel diente mir als Anregung.

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US-Auslandspropaganda – von den USA selbst berichtet

Alle verwendeten Quellen sind offizielle Quellen von US-Behörden.

Die USA haben eine Behörde für Auslandspropaganda, den Broadcasting Board of Governors (BBG). Schauen wir rein in ein Dokument dieser Behörde, die Budgetanfrage an den Kongress für das Jahr 2014.

Propaganda darf auch hier nicht fehlen:

By exemplifying free media (and expression) the BBG helps foster and sustain free, democratic societies.

Das Begriffspaar “freedom” und “democracy” zieht sich wie ein roter Faden durch das Dokument. Klingt toll, genau das richtige Zombiefutter. Die Benutzung dieses Begriffspaars ist derart Routine geworden, dass es selbst in staubtrockenen bürokratischen Dokumenten mantramäßig wiederholt wird. Das ist auch nötig, um sich selbst zu vergewissern, dass man auf der Seite der Guten ist. Denn angesichts der übrigen Aussagen könnte man leicht in eine Sinneskriese verfallen.

The  Broadcasting  Board  of  Governors  (BBG)  requests  FY  2014  funding  of  $731.08  million  to support  United  States  national  interests  through  its  mission  to  inform,  engage,  and  connect people  around  the  world in  support  of  freedom  and  democracy.  In  accordance  with  the International  Broadcasting  Act  of  1994  (as  amended),  the  BBG  manages  and  oversees  all  U.S. civilian  international  broadcasting,  including  the  Voice  of  America  (VOA), the Office  of  Cuba Broadcasting   (OCB),   and   grantee   organizations   Radio   Free   Europe/Radio   Liberty,   Inc. (RFE/RL), Radio Free Asia (RFA), and the Middle East Broadcasting Networks, Inc. (MBN). It also oversees the International Broadcasting Bureau (IBB).

Hervorhebungen von mir.

Schauen Sie, die Förderung von “freedom and democracy” ist identisch mit der Förderung der “United States national interests”.

Und das BBG gibt Ihnen auch Auskunft darüber, dass es alle zivilen (also alle außer den militärischen) US-Auslandsmedien kontrolliert.

Die Schreiber des Berichts haben sich nicht verschrieben, sie zitieren auch Präsident Obama:

Democracy does not merely represent our better angels, it stands in opposition to aggression and injustice, and our support for universal rights is both fundamental to American leadership and a source of our strength in the world.

Hervorhebungen von mir.

Falls Sie es beim ersten mal nicht glauben wollten, hier noch einmal aus dem Munde des US-Präsidenten: Die “universellen Rechte” (freedom and democracy) sind das Fundament der US-Herrschaft und die Quelle der US-Weltmacht.

“Freedom and democracy” ist der geilste PR-Coup aller Zeiten. Sie werden beherrscht und glauben dabei, dass Ihnen das größtmögliche Geschenk überreicht worden ist.

Nach den allgemeinen einleitenden Worten wird man konkreter in Bezug auf die eigene Arbeit:

As  Agency  strategy  lays  down, to  be  competitive  in  today,  the  BBG must innovate as never before.  To have the resources and management structures to enable such innovation, the Agency must integrate its operations.  The BBG has embarked on a program of internal reform, both to improve management effectiveness and to save resources.

Während die Zombies rund um die Welt glauben, von einer Vielzahl unabhängiger Medien informiert zu werden, verkünden die Drahtzieher unverhohlen, dass sie die Propaganda durch noch mehr “Integration” effektivieren wollen. Sie geben uns ein Beispiel:

Examples   of   reform   include   the   integration   of   senior management of the International Broadcasting  Bureau  and  the BBG into  one  team  to  achieve clearer  chains  of  command  and coordination;  a  common  content  management  system,  developed within  RFE/RL,  to  facilitate sharing  of  text,  audio,  and  video  across  the  BBG  broadcasters;  and  unprecedented  news coordination and sharing to ensure that unique BBG-produced  content is made available across the Agency  on  a  daily  basis  from the world’s hotspots and for  special  events  such  as  the  2012 Democratic and Republican National Conventions.

Hervorhebungen von mir.

“Integration” meint also ganz konkret, dass die Befehls- und Koordinationskette effektiver wird. Die Befehlskette geht von der US-Behörde zu den US-Auslandsmedien, die oftmals als nationale Medien des jeweiligen Standortes präsentiert werden. Von oben wird vorgegeben, welche Inhalte durch die Presse zu jagen sind. Die Technik ist so einzurichten, dass die einzelnen “unabhängigen Medien” problemlos diese gleichen Inhalte auf ihren Plattformen präsentieren können. Es geht um eine “beispiellose” Koordination der Nachrichten, um einheitlichen Inhalt zu den brisanten Themen zu verbreiten. Bezüglich der Bedeutung von einheitlichem Inhalt schauen Sie gerne hier rein.

Im weiteren wird das Dokument immer bürokratischer. Auf über hundert Seiten wird beschrieben, welcher Kanal wie viele Millionen erhält, wo und warum Mittel gekürzt werden und wo und warum zusätzliche Mittel bereitgestellt werden.

Ich wende mich derweil einer anderen Quelle zu, einem Untersuchungsbericht zur Arbeit des BBG in Russland. Die Einstufung des Berichts ist “sensitive but unclassified”. In der Tat. Sensibel, aber nicht wirklich ein Geheimnis. Trotzdem ist es hilfreich, Dinge die kein Geheimnis sind, mit offiziellen Quellen zu belegen. Sie glauben nicht, wie sehr die Zombies Zombies bleiben wollen. Es bewahrt vor der Sinneskrise.

Zurück zum Untersuchungsbericht. Dort treffen wir sogleich auf die bereits bekannte Schizophrenie:

Radio Free Europe/Radio Liberty (RFE/RL), a private, nonprofit grantee corporation, which has been broadcasting in Russia since 1953, receives Federal funding from the Broadcasting Board of Governors (BBG).

Radio Free Europe ist ein privates nonprofit Unternehmen… das Staatsmittel von einer US-Propagandabehörde bezieht. Wenn man die Staatspropaganda als “privat” und “nonprofit” deklariert, schmeckt sie Ihnen gleich viel besser.

Und noch eine witzige Sache am Rande:

BBG’s 5-year strategic plan

Einfach köstlich!

Zurück zum Ernst des Lebens und einem konkreten Beispiel. In westlichen Medien wird der russische Sender Doschd als eines der wenigen verbliebenen unabhängigen und regierungskritischen Nachrichtenmedien in Russland dargestellt. Für dreiste Lügen sind westliche Medien immer gut, die Leser- und Zuhörerschaft kann das mangels Sprachkenntnissen und Interesse ohnehin nicht überprüfen. Und wenn viele große Medien das einmal behauptet haben, wird wohl was dran sein, nicht wahr? Die menschliche Psyche ist wahnsinnig leicht zu überlisten. Aus dem Untersuchungsbericht über Doschd:

OSD has another affiliate-type relationship with Dozhd, a liberal news and arts channel available on cable and satellite. There is no formal agreement between the two, stemming from Dozhd’s reluctance to sign any documents with a foreign entity while the current political climate prevails. IBB considered the risks of operating without any signed agreement but concluded that benefits of television and Internet placement in Russia outweighed them.

Hervorhebungen von mir.

Der “unabhängige” Sender Doschd bekommt US-Mittel verdeckt, weil es seinen Anschein der Unabhängigkeit wahren will. Die Amis sind sich der Risiken einer solche vertragslosen Förderung bewusst, schätzen die Vorteile einer Platzierung ihrer Inhalte in einem “unabhängigen” russischen Medium aber höher ein.

Wie geht ein Inspektor eines demokratischen Landes mit solchen dreckigen Deals um?

Recommendation 4: The International Broadcasting Bureau, Office of Strategy and Development, in coordination with the Voice of America should implement an official policy detailing an internal mechanism for affiliate partnerships without a contract.

Genau so, wie Sie es vermutet haben. Er empfiehlt, einen internen Kontrollmechanismus für verdeckte Propagandaagenten (“partnerships”) zu implementieren. Damit die Behörde die Agenten effektiver verwalten kann. Sie, Bürger, sollen aber auch weiterhin nicht mibekommen, wie Ihnen das Gehirn gewaschen wird. Wenn Ihnen demnächst jemand erzählt, dass Doschd aus US-Agenten besteht, sollen Sie den jemand fleißig als Verschwörungstheoretiker denunzieren, wie man es Ihnen beigebracht hat. Denn jeder vernünftige Mensch weiss, dass Demokratiefeinde und Putinagenten der CIA zu Unrecht allerlei Bosheiten und rein zufällige Ereignisse zuschreiben.

Man darf sich in einem demokratischen Land auf seine Bürger verlassen. So sehr, dass man sich selbst höchst öffentlich und offiziell entlarven kann, ohne dass groß jemand darauf aufmerksam wird. Schauen Sie:

On June 1, 1949, a group of prominent American businessmen, lawyers, and philanthropists – including Allen Dulles, who would become Director of Central Intelligence in 1953 – launched the National Committee for Free Europe (NCFE) at a press release in New York. Only a handful of people knew that NCFE was actually the public face of an innovative “psychological warfare” project undertaken by the Central Intelligence Agency (CIA). That operation – which soon gave rise to Radio Free Europe – would become one of the longest running and successful covert action campaigns ever mounted by the United States.

Die CIA berichtet es nicht ohne Stolz.

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Russland 2015

Über Russland wird hierzulande praktisch nur Müll berichtet. Leute aus dem Westen, die Russland von innen heraus kennen, vermitteln regelmäßig ein Bild von Russland, das nichts mit dem gemein hat, was Ihnen in den Massenmedien vorgelogen wird.

Auf einen solchen Beitrag möchte ich heute verweisen. Sharon Tennison bereist Russland seit über 30 Jahren und arbeitet dort an verschiedenen Projekten. In einer solchen Funktion hatte sie sogar mal mit Wladimir Putin persönlich zu tun, als er noch Vize-Bürgermeister von Sankt Petersburg war.

Falls Sie wissen wollen, wie es Russland derzeit geht und was die Russen wollen, dann gönnen Sie sich den verlinkten Beitrag. Und wenn Sie die Möglichkeit haben, fahren Sie mal unbedingt persönlich nach Russland. Sie werden es nicht bereuen.

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