Sprachliche Mittel

Über Aussagen der gewählten Volksvertreter Griechenlands wird mittlerweile beinahe ausschließlich unter Verwendung von Verben berichtet, die vor noch nicht allzu langer Zeit Kennzeichen der gelben Krawallpresse waren. Griechische Politiker erklären nicht  etwa ihren Standpunkt geschweige denn argumentieren. Noch nicht einmal behaupten sie etwas. Nein: sie drohen, giften, provozieren, machen Anwürfe und Verbalangriffe, stänkern, wettern und machen wüste Rundumschläge.  Drunter tun es Spiegel, FAZ, Zeit und Süddeutsche inzwischen nicht mehr.

Quelle.

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Untergang eines Imperiums – live!

Sind Sie sich bewusst, welches Schauspiel sich direkt vor Ihren Augen abspielt? Es zerfällt gerade ein Imperium. Wenn Sie schon immer wissen wollten, wie das damals mit dem antiken Rom war, schauen Sie einfach hin, was heute passiert.

Im alten Rom geschah freilich alles etwas langsamer als heute. Verglichen mit damals erleben wir einen Untergang im Zeitraffer. Und dennoch ist es ein jahrzehntelanger Prozess. Der sichtbare Beginn war das Jahr 2001. Ein schwerer Knackpunkt war 2014. Die Zeit dazwischen war auch nicht ereignisarm. Und die Show wird noch Jahre weiter gehen.

Wenn Imperien untergehen, pflegen sie sich mit Gewalt dagegen zu wehren. Mit anderen Worten mit Krieg. Das ist auch dieses mal nicht anders. Wie weit werden diese Kriege noch um sich greifen? Werden sie auch uns unmittelbar erreichen? Der Informationskrieg ist bereits mit voller Wucht über uns eingebrochen. Wird er in einen militärischen Krieg münden? Wie sich die Dinge weiter entwickeln werden, hängt auch von uns allen ab. Von mir. Von Ihnen.

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Der neue IWF-Kredit für die Ukraine

Der IWF hat der Ukraine einen Kredit in Höhe von 17,5 Milliarden Dollar gebilligt. Für die nächsten vier Jahre.

Durch die Presse geistern weiterhin Zahlen von 40 Milliarden. Die sollen dadurch zustande kommen, dass weitere Kreditgeber dem Beispiel des IWF folgen. Wie solche vollmundigen Versprechungen in der nahen Vergangenheit umgesetzt wurden, können Sie hier nachlesen.

Wir müssen nicht erst ein Jahr warten, um den Wert der heutigen Versprechen zu beurteilen. Vieles ist jetzt schon klar.

Die erste Kreditrate beträgt 5 Milliarden Dollar. Die Auszahlung hat bereits begonnen. Von diesen 5 Milliarden gehen 2,7 an das ukrainische Ministerkabinett. Die anderen 2,3 Milliarden wandern an die ukrainische Zentralbank und füllen dort die Währungsreserven auf, die inzwischen auf unter 6 Milliarden Dollar gesunken waren (wofür die gut sind, können Sie hier nachlesen).

Die 2,7 Milliarden des Ministerkabinetts gehen in den Staatshaushalt. Unter anderem auch zur Schuldentilgung. Allein im April müssen 1,5 Milliarden zurückgezahlt werden, wie ein Sprecher des Finanzministeriums konkretisiert. In den anderen Monaten bis Juni sind es nur jeweils 200-300 Millionen. Also etwa 750 Millionen für März, Mai und Juni. Macht zusammen etwa 2,3 Milliarden Schuldentilgung bis Juni.

Die Regierung will denn auch nur etwa 700 Millionen in Hryvnja konvertieren, um Löcher im Haushalt zu stopfen. 2 von den 2,7 Milliarden sind für Schuldentilgung eingeplant.

Von den 2,3 Milliarden der Nationalbank sind 1,6 Milliarden für Gaskauf vorgesehen. Ansonsten werden die ukrainischen Währungsreserven zur Schuldentilgung verwendet.

So viel zur ersten Kreditrate. Zusammenfassend: Das Geld geht für Schulden und Gas drauf.

Schauen wir uns nun den Kontext an.

Die Ukraine muss 2015 insgesamt 11 Milliarden Dollar Schulden zurückzahlen. 1,5 sind schon bezahlt, verbleiben für den Rest des Jahres noch 9,5 Milliarden.

Die Ukrainer selbst machen keinen Hehl daraus, dass der Staatsbankrott ohne die jetzt gebilligten Milliarden zum Ende März unvermeidbar gewesen wäre. Sie machen auch keinen Hehl daraus, dass der Staatsbankrott mit den 5 bewilligten Milliarden maximal bis zum Herbst aufgeschoben ist und spätestens dann neue Kredite nötig sind, um den Bankrott erneut abzuwenden.

Es gibt übrigens ein Geheimprotokoll zum IWF-Kredit, etwa 140 Seiten stark und prall gefüllt mit konkreten IWF-Forderungen.

Die Auszahlung der nächsten Rate hängt davon ab, wie brav die Ukraine die Auflagen des IWF umsetzt. Die Daumenschrauben sind angelegt.

Basteln wir uns ein Gesamtbild. Die Ukraine bekommt gerade genug Geld, um den Staatsbankrott hinauszuzögern. Wie lange wird der Bankrott hinausgezögert? So lange, wie es braucht, um die ukrainische Wirtschaft an ausländische Investoren zu verscherbeln. Die Deindustriallisierung muss sichergestellt werden. Investoren erreichen das dadurch, dass sie aufgekauften Großunternehmen zerschlagen, sich die Rosinen herauspicken und den Rest vernichten. Die vollends ruinierte Ukraine überlässt man dann Russland. Alles, was dann noch von Wert sein wird in der neuen Ukraine, wird in privater Hand westlicher Investoren sein.

Der Prozess hat bereits begonnen. Bei Odessa wurde ein strategisch wichtiger Hafen an ausländische Investoren verkauft. “Siguler Guff & Company” aus den USA halten jetzt 50% der Anteile am Hafen, die “SRR Deutschland” 25%.

So wird das weitergehen. Sobald die Beute eingesammelt ist, werden die IWF-Kredite versiegen und die Ukraine wird das tun, was sie im nationalen Interesse schon längst hätte tun sollen: den Staatsbankrott erklären.

Ukrainische Quellen zum neuen IWF-Kredit und seiner Verteilung (mit Informationen des Finanzministeriums der Ukraine und von Personen, die an Verhandlungen mit dem IWF beteiligt waren): eins, zwei.

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USA schreiben NATO-Mitgliedschaft der Ukraine ab

Die USA setzen den kontrollierten Rückzug im Ukraine-Konflikt fort. NATO-Generalsekretär Stoltenberg hat verkündet, dass die NATO nicht zuständig für den Ukraine-Konflikt ist. Die Botschaft an Kiew im Klartext: Wenn euch was passiert, seid ihr auf euch gestellt. Das sagt die gleiche NATO, die noch 2014 in Gestalt von Rasmussen den Konflikt angeheizt hat und so getan hat, als stehe sie Kiew bedingungslos zur Seite. So sieht es aus, wenn man im Stich gelassen wird.

Zur gleichen Zeit meint Brzezinski, die graue Eminenz der US-Geopolitik, dass ein NATO-Beitritt der Ukraine nicht in Frage kommt. Man müsse Russland klar machen, dass der EU-Beitritt der Ukraine keine NATO-Mitgliedschaft nach sich ziehen wird. Brzezinski stellte aber auch klar, dass die USA die Ukraine bewaffnen müssen. Das ist die Strategie der verbrannten Erde. Wenn wir schon den Rückzug antreten müssen, zerstören wir dabei so viel wie möglich.

Man muss wissen, dass ein Rückzug nicht per se schlecht ist. Neben dem chaotischen Rückzug gibt es den strategischen. Letzterer ist ein Mittel wie jedes andere in einem lang andauernden Konflikt. Russland hat mit strategischem Rückzug schon große Kriege gewonnen. Napoleon wurde widerstandslos bis nach Moskau vorgelassen. Dann setzte die russische Kälte ein, die Franzosen wollten heim und wurden auf dem Rückweg von Kälte und der russischen Armee pulverisiert.

Wir haben es also keineswegs mit einer Niederlage der USA zu tun. Beachten Sie auch Bzezinskis Finte, die Ukraine als zukünftiges EU-Mitglied darzustellen. Nichts ist ferner als das, die EU hat das schon mehrfach und unmissverständlich klargestellt.

Ist vielleicht auch die Absage der NATO-Mitgliedschaft nur eine Finte? Möglich ist das. Die Täuschung des Feindes ist ein elementares Mittel im Krieg.

Es gibt da aber eine Kleinigkeit. Kennen Sie Stratfor? Ein privater US-Geheimdienst, gern als „Schatten-CIA“ bezeichnet. Angeführt vom gut vernetzten George Friedman.

Friedman hat bereits im März 2014 die „American Strategy After Ukraine“ beschrieben. Ein Gürtel von US-Vasallen soll eng an Russland angelegt werden. Interessanterweise hat er die Ukraine nicht dazugenommen, wie sie auf diesem Bild sehen können. Welche Informationen hatte er? War bereits im März 2014 absehbar, dass die Ukraine nicht von den USA erobert werden kann?

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Hat die Ukraine ein Nazi-Problem?

Sind Nazi-Vergleiche angemessen?

Ich selbst verweise in meinen Beiträgen häufig auf “Nazi-Bataillone” in der Ukraine. Laut den deutschen Medien gibt es kein Nazi-Problem in der Ukraine. Laut russischen Medien ist die Ukaine derzeit faschistisch. Wie steht es um die Nazis in der Ukraine wirklich?

Punkt 1: Gibt es überhaupt Nazis in der Ukraine in erwähnenswerter Zahl und Stärke?

Ja, gibt es. Ihr Prozentsatz in der Bevölkerung ist gering, aber selbst in Nazi-Deutschland war der Prozentsatz überzeugter Nazis nicht sonderlich hoch. 5-10% sind ausreichend, um die ganze Nation zu führen, der Rest sind Mitläufer, die sich führen lassen, fleißig die Hand zum Hitlergruß hochheben und nach dem verlorenen Krieg ehrlich überzeugt sind, nie dazugehört zu haben und im Herzen Widerständler gewesen zu sein. Die meisten Menschen sind unpolitisch und wollen einfach nur ihr Leben in Ruhe leben. Solange sie das dürfen, finden sie sich mit jedem Herrscher ab.

Die Nazis in der Ukraine sind prozentmäßig nur eine kleine Gruppe, aber sie sind

  • energisch
  • inzwischen massiv bewaffnet
  • mitten in der ukrainischen Politik.

Unmittelbar nach dem Putsch im Februar letzten Jahres kamen Nazis an Schlüsselpositionen der Übergangsregierung. Ausgerechnet der Sicherheitsrat, der Militär und Polizei verwaltet und koordiniert, wurde der Leitung von Parubiy und Jarosch anvertraut, beide Nazis des extrem rechten Spektrums und beide zur Zeit ihrer Einberufung in den Sicherheitsrat Anführer paramilitärischer Strukturen.

Für die Wahlen im Oktober 2014 hat Jazenjuk neue Gesetze durchgedrückt, die es erlaubten, Feldkommandeure zur Abgeordneten-Wahlen zuzulassen. Zu dieser Zeit war der Bürgerkrieg schon längst mit voller Stärke entbrannt und die Nazis hatten längst Dutzende von Freiwilligen-Bataillone gegründet. Nicht alle Freiwillige dieser Bataillone sind Nazis. Der Großteil glaubte echt (und ein großer Teil glaubt immer noch), gegen die russische Armee ins Feld gezogen zu sein. Warum sie das glaubten, lässt sich leicht verstehen, wenn man die ukrainischen Massenmedien im Jahr 2014 mitverfolgt hat. Ideologisch und militärisch werden diese Bataillone von Nazis angetrieben. Auch hier gilt also, dass nicht jeder ein Nazi ist, aber Nazis die Richtung vorgeben, in die der Rest mitläuft. Und diese Nazis bevölkern seit Oktober 2014 in hoher Zahl auch die Rada.

In Deutschland verweisen linientreue Medien darauf, dass die Nazi-Partei Swoboda, die eine Schlüsselrolle am Putsch gehabt hat, ja gar nicht in die Rada gewählt worden ist, folglich also kein Nazi-Problem in der Ukraine existiert. Man erwähnt nicht, dass die Nazis in der Rada dadurch nicht weniger geworden sind, sondern viel mehr. Die Kundschaft von Swoboda wurde von anderen Parteien abgegriffen, die teilweise noch viel radikaler sind. Ljaschko etwa hat auf Anhieb knapp 8% der Stimmen geholt. Wenn Sie sich fragen, wohin Swobodas Stimmen gegangen sind, wissen Sie es jetzt. Tjanigbok, Sowobodas Ober-Nazi, ist noch ein Kind der Zeit vor dem Putsch, als man sich nicht offen als Nazi zeigen durfte. Sein diplomatischer Auftritt war nach dem Putsch nicht mehr aktuell, nicht mehr passend zur viel radikaleren Stimmung im Land. Ljaschko hat sich nicht mit diplomatischen Masken aufgehalten und wirkte auf die Zielgruppe viel authentischer.

Die anderen Parteien konnten sich der radikalen Stimmung im Land nicht entziehen und haben einen großen Schwenk nach rechts unternommen, um bei den Wahlen nicht zu viele Sitze an die Nazis abzugeben. Siehe Jazenjuks Gesetzesinitiative, die damit verbunden war, dass die Parteien aus der Mitte sich mit Nazi-Feldkommandeuren vollgepumpt haben und letztere zu ihren Einnahmen aus Unternehmer-Erpressung nun auch noch Abgeordnetengehälter beziehen und die Politik sehr unmittelbar mitgestalten. Nazis treiben die ukrainische Politik vor sich her. Selbst Poroschenko, der mit Nazi-Ideologie nichts am Hut hat, muss sie lautstark mitgröhlen, um nicht sofort weggeputscht zu werden.

Punkt 2: Sind das Nazis wie in Nazi-Deutschland? Darf man diesen Vergleich ziehen?

Hier muss man unterscheiden nach der ideologischen und der wirtschaftlichen Dimension.

Ideologisch sind die ukrainischen Nazis sehr vergleichbar mit Hitler-Nazis. Ihr nationaler Held Stephan Bandera hat mit Hitler-Deutschland kollaboriert und in der Ukraine ethnische Säuberungen durchgeführt. Auf den Fahnen des Rechten Sektors ist Hitler häufig zu finden, die typische Nazi-Symbolik ist allgegenwärtig. Sie hetzen gegen Juden und Russen. In ideologischer Hinsicht haben sie nichts neues erfunden.

In wirtschaftlicher Hinsicht sind die ukrainischen Nazis überhaupt nicht mit den deutschen vergleichbar. Hitler hat die Wirtschaft enorm angekurbelt. Für Kriegszwecke, gewiss, aber es gab keine Arbeitslosigkeit und es wurde produziert wie die Hölle. Fleiß und Disziplin, die deutschen Tugenden, auf denen deutsche Nazis aufgebaut haben, gehen den ukrainischen Nazis völlig ab. Die ukrainischen Nazis sind kurzsichtig und ohne jeglichen wirtschaftlichen Sachverstand. Unter ihrer “Führung” geht die ukrainische Wirtschaft in atemberaubendem Tempo den Bach unter. Nicht mal die Rüstungsindustrie wurde entscheidend ausgebaut, obwohl alle dafür notwendigen Grundlagen reichlich vorhanden waren.

Aus diesem Grund ist die Bedrohung, die von den ukrainischen Nazis ausgeht, nicht vergleichbar mit der Bedrohung von Hitler-Deutschland. Die ukrainischen Nazis sind gut genug, ihr eigenes Land zu terrorisieren und es zu deindustrialisieren. Für die Nachbarländer können sie zur terroristischen Bedrohung werden, denn so viele inzwischen schwer bewaffnete Verrückte kann man nicht mal eben entwaffnen. Für eine klassische militärische Bedrohung anderer Staaten sind die ukrainischen Nazis schlichtweg zu blöd; im Gegensatz zu den deutschen Nazis, die allesamt bestens ausgebildet waren und nach dem Zweiten Weltkrieg überall auf der Welt als Experten ihrer Fachbereiche geschätzt und angeworben wurden.

Die ukrainischen Nazis sind bei aller Inkompetenz anti-russisch und radikal. Diese beiden Eigenschaften sind von hohem Interesse für Russlands Feinde. Deswegen haben die ukrainischen Nazis einen mächtigen Unterstützer und werden auch noch weiter gedeihen.

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Liefern oder nicht liefern, das ist hier die Frage

Versuchen wir den EU-Aufstand einzuordnen, nachdem ein paar Tage vergangen sind.

Also, am 7. März geht es damit los, dass das Kanzleramt den US-Falken in Vertretung von Breedlove “gefährliche Propaganda” vorwirft. Auf englisch gibt es beim Spiegel einen deutlich ausführlicheren Artikel bereits am 6. März. Ich empfehle ihn zur Lektüre. Die Autoren beschreiben, dass die deutsche Politik und auch andere EU-Staaten bereits vom Beginn des Konflikts an über die Propaganda der USA informiert und darüber irritiert waren. Sie führen mehrere Beispiele dafür an. Solange diese Propaganda nicht zur Folge hatte, dass die EU selbst unter die Räder gerät, war es offenbar in Ordnung, denn weder Politiker noch Presse haben der US-Propagada etwas entgegengesetzt.

Aber als klar wird, dass die USA diesen Konflikt nicht gewinnen werden und dass die EU jetzt einenen gescheiterten 40-Millionen-Menschen-Staat mit Bürgerkrieg an der eigenen Grenze hat und die USA diesen Bürgerkrieg mit Waffenlieferungen weiter zu eskalieren drohen, wird es der EU definitiv zu heiß.

Der Propaganda-Vorwurf wird von Forderungen nach einer eigenen EU-Armee flankiert. Angeblich, um stärker gegen Russland auftreten zu können. Das Gerede über eine EU-Armee in diesen Tagen ist nichts weiter als ein diplomatisches Signal an Washington. Die Perspektiven einer EU-Armee hat Saker analysiert. Die USA schultern zwei Drittel des NATO-Budgets. Zusammen mit dem treuen Großbritanien, das sich bereits klar gegen die EU-Armee ausgesprochen hat, sind es fast drei Viertel des Budgets. Ohne die USA ist die EU in militärischer Hinsicht erbärmlich schlecht aufgestellt. Natürlich wissen das alle Verantwortlichen.

Welches Signal will die EU an die USA senden? Es lautet: keine Waffenlieferungen an die Ukraine.

Der deutsche Botschafter in den USA erinnert am 9. März an den Obama-Merkel-Deal vom Februar, der vorsieht, dass die EU den Konflikt auf diplomatischem Weg zu entschärfen versucht, während die USA sich zurückhalten.

Ebenfalls am 9. März äußert sich Obama kurz dazu, nach dem Motto: ja ja, habe ich nicht vergessen.

Ebenfalls am 9. März ist Donald Tusk bei Obama zu Besuch. Tusk ist ein US-Vasall wie aus dem Bilderbuch und er ist ein Hardliner, voll auf der anti-russischen US-Linie. Es muss ihm weh tun, Obama mitzuteilen, dass die EU derzeit nicht bereit ist, die Sanktionen gegen Russland zu verschärfen.

Ebenfalls am 9. März erinnert Merkel daran, dass Deutschland eine diplomatische Lösung will.

Und Steinmeier verkündet am 9. März, dass die Feuerpause in der Ukraine wirkt, womit er zu verstehen gibt, dass Waffenlieferungen jetzt völlig fehl am Platz sind.

Am 11. März schreibt Steinmeier in der New York Times, Überschrift: “Save Our Trans-Atlantic Order“. Am 12. März hat Steinmeier intensive Verhandlungen mit Kerry in Washington.

Die EU stemmt sich gegen US-Waffenlieferungen an die Ukraine. Mehr Waffen werden das Ruder nicht mehr herumreißen können. Sie werden die Situation nur eskalieren lassen.

Das US-Außenministerium wollte sich am 10. März nicht zur EU-Armee äußern.

Am 12. wurde verkündet, die Ukraine mit 75 Millionen Dollar für nicht-tödliche Militärausrüstung zu unterstützen. Außerdem wurden die Sanktionen gegen Russland erweitert. Das ist offenbar das Mindeste, was Obama zu seiner Gesichtswahrung tun musste. Offiziell bleibt die Frage der Lieferung tödlicher Waffen offen.

Die EU hämmert auf Obama ein und fordert, auf keinen Fall Waffen zu liefern. Deutschland hat den Ton verschärft und droht offen mit einem Zerwürfnis der transatlantischen Beziehungen (“gefährliche Propaganda”, “Save Our Trans-Atlantic Order”). Genauso stark wird auf den US-Präsidenten von der anderen Seite eingehämmert. Die Kriegspartei der USA verlangt lautstark und mit Nachdruck Waffenlieferungen an die Ukraine. Obama hat es nicht leicht.

Noch ist nichts entschieden. Die Waffenruhe in der Ukraine ist nur vorübergehend. Selbst in dieser ruhigen Phase hat die EU größte Mühe, sich gegen die US-Falken durchzusetzen. Die transatlantischen Beziehungen werden einem noch härteren Stresstest ausgesetzt, sobald der Krieg in der Ukraine wieder eskaliert.

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Terry Pratchett ist tot

Der englische Schriftsteller Terry Pratchett ist heute im Alter von 66 Jahren gestorben.

Weltberühmt ist er für seine Scheibenwelt-Romane. Unter dem Deckmantel einer humorvollen und ironischen Fantasy hat Pratchett unser Leben und uns Menschen dargestellt, hat uns den Spiegel vorgehalten. Er hat es so getan, dass man gern und mit Freude in diesen Spiegel geblickt hat.

Pratchett war ein Universalgelehrter mit enormen Kenntnissen in Physik, Mythologie, Völkerkunde, Psychologie, Soziologie und Politik. Er hat das alles in seine Romane einfließen lassen. Er ist einer der weisesten Autoren, die ich lesen durfte.

Terry Pratchett war ein großer Mensch und ein großartiger Schriftsteller. Ich verneige mich tief vor ihm. Möge er in Frieden ruhen.

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Drei Selbstmorde in zwei Wochen

Am 28. Februar beging Chechetow, ehemaliger stellvertretender Parteisekretär der Partei der Regionen, Selbstmord. Er sprang aus seiner Wohnung im 17. Stock.

Am 9. März beging Melnik, abgeordneter der Partei der Regionen, Selbstmord. Er schoss sich in den Kopf.

Am 12. März wird vermeldet, dass Pekluschenko, ehemaliger Gouverneur der Charkow-Region, ebenfalls Mitglied der Partei der Regionen, Selbstmord beging.

Einflussreiche Mitglieder der Partei der Regionen (der auch Janukowitsch angehörte, also die Bösen) begehen derzeit reihenweise Selbstmord.

Ich weiss nicht, was es bedeutet. Aber es bedeutet etwas.

Nachtrag, 15. März 2015:

Blickt man ein paar Monate zurück, sind es acht Selbstmorde von Oppositionspolitikern in der Ukraine. Pekluschenko hat den Selbstmord übrigens per Genickschuss begangen.

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Ein Deutscher in Moskau

Moskau – Ein Reisebericht

Die Erfahrungen des Autors teile ich in allen Punkten. Er hat sich Russland persönlich angeschaut und er hat aus Russland auf Deutschland geschaut. Was er in Russland gesehen hat und wie Deutschland von außen aussieht, können sie im verlinkten Beitrag lesen. Sollten Sie unbedingt lesen.

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Nur EU soll sich an Sanktionen halten

USA und EU haben seit 2014 eine ganze Reihe von Sanktionen gegen Russland eingeführt. Am 02. März hat Marie Harf, Pressesprecherin des US-Außenministeriums, bei der täglichen Pressekonferenz daran erinnert, dass jetzt nicht die Zeit sei, Geschäfte mit Russland zu machen:

But importantly, with regard to the state of ties between Cyprus and Russia, we’ve been clear this is not the time for business as usual with Russia and have stressed with our European allies and partners the importance of unity and pressing Russia to stop fueling the conflict in eastern Ukraine.

Russland hat sich prächtig darüber amüsiert, denn… das Handelsvolumen zwischen Russland und USA ist 2014 um 7% gestiegen.

Die USA haben unter anderem den Verkauf komplexer Ölfördertechnologien an Russland im Rahmen der Sanktionen verboten. Das hindert die US-Unternehmen nicht daran, diesen Handel weiter zu betreiben. Sie nutzen Tochterfirmen im Ausland und treiben ihre Geschäfte über diese Tochterfirmen weiter, weil die Sanktionen sich nicht auf im Ausland ansässige Firmen erstrecken.

Offenbar treiben US-Unternehmen nicht nur die alten Geschäfte weiter, sondern springen auch dort ein, wo EU-Firmen sanktionsbedingt das Feld räumen.

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