Der 9. Mai in Russland

Am 9. Mai hat Russland das Ende des Großen Vaterländischen Krieges gefeiert und der Toten gedacht. Es gab 26 Militärparaden im Land, die größte und prächtigste davon in Moskau. Der Saker hat über die symbolträchtigen Gesten der Moskauer Parade bereits geschrieben:

  • Verteidigungsminister Schoigu, ein Buddhist, bekreuzigte sich vor der Parade.
  • Die chinesische Volksbefreiungsarmee marschierte erstmals bei der Parade mit.
  • Armenische und aserbaidschanische Truppen marschierten gemeinsam bei einer Parade – bei der Feindschaft, die die beiden Länder derzeit durchleben müssen, ist so ein Ereignis wohl nur in Moskau möglich.

Was ich persönlich hervorheben möchte, was mich noch mehr beeindruckt hat als die Militärparaden, war die Aktion “Unsterbliches Regiment” (“Бессмертный полк“). Wie ein TV-Kommentator treffend bemerkt hat, ist das, was da passiert ist, mit “Aktion” nicht mehr treffend beschrieben. Es ist eine Bewegung.

Als Aktion begann es 2012 in Tomsk. Die Menschen wurden aufgerufen, Fotos ihrer im Großen Vaterländischen Krieg verstorbenen Angehörigen auszudrucken und gemeinsam einen Gedenkmarsch ihnen zu Ehren abzuhalten. Der erste Marsch versammelte sechs Tausend Menschen.

2015 waren es allein in Moskau 300 bis 500 Tausend Menschen. In Sankt Petersburg über 100 Tausend. In vielen weiteren Städten Russlands nahmen Menschen in fünfstelliger Zahl an der Bewegung teil. Selbst in Kleinstädten und Dörfern gingen die Menschen auf die Straßen. Das ist eine echte nationale Bewegung. Das ist auch eine internationale Bewegung. Neben zahlreichen Ländern der ehemaligen Sowjetunion beteiligten sich beispielsweise auch Menschen aus Deutschland.

Eine gigantische, identitätsstiftende Bewegung. Sie hebt sich nicht nur quantitativ heraus. Sie setzt auch qualitativ ein Zeichen. Es ist eine Sache, hunderttausende Menschen auf die Straße zu bringen. Und es ist eine ganz andere Sache, hunderttausende Menschen auf die Straße zu bringen, die sich aktiv darauf vorbereitet haben.

Eine andere Kleinigkeit hat mich tief berührt am 9. Mai. Eine Gedenkminute im russischen Fernsehen. Dabei wurden Ausschnitte aus dem Gedicht “Requiem” (“Реквием“) von Robert Roghdestwenskij vorgelesen. Ich habe den Text (nicht den vollständigen, sondern nur das, was im Film gesprochen wird) übersetzt. Es ist nicht einfach, von der Kultur eines Landes aufgeladene Gedichte in eine andere Sprache zu übersetzen. Ich habe mich um eine enge Übersetzung bemüht. Reime und Duktus sind dabei flöten gegangen. Ich hoffe, dass der Sinn so weit erhalten geblieben ist, dass er dem deutschen Publikum zugänglich wird.

Erinnern wir uns an alle namentlich,
Erinnern wir uns mit unserem Leid…
Nicht für die Toten ist es wichtig!
Es ist wichtig für die Lebenden!

Werden denn Kinder für den Tod geboren, Heimat?
Wolltest du etwa unseren Tod, Heimat?

Die Flammen schlugen in den Himmel!
Erinnerst du dich, Heimat?
Du hast leise gesagt:
“Steht auf und helft…”, Heimat.
Niemand hat dich um Ruhm gebeten, Heimat.
Es hatte einfach jeder die Wahl: ich oder Heimat.

Warum gehst du, rote Sonne, ohne dich zu verabschieden?
Warum, mein Sohn, kehrst du nicht vom freudlosen Krieg zurück?
Ich rette dich aus deiner Not, fliege herbei als schneller Adler…
Melde dich, mein Blut! Mein Kleiner. Einziger.

Irgendwann werden wir euch aus dem Schlaf wecken.
Tragen unsere Stimmen durch die Stille, über die Felder.
Wir haben vergessen, wie die Blumen riechen.
Wir haben vergessen, wie die Pappeln rauschen.
Selbst die Erde haben wir vergessen. Wie ist sie geworden, die Erde?
Was machen die Vögel? Singen sie, ohne uns?
Wie geht es den Kirschbäumen? Blühen sie, ohne uns?
Wie hellt sich der Fluß auf? Wie fliegen die Wolken über uns?
Ohne uns.

Vergesst nicht!
Über die Jahre und Jahrhunderte – vergesst nicht!
An die, die nie mehr zurückkehren – erinnert euch!

Weint nicht!
Haltet den Kloß im Hals zurück, den bitteren Schmerz.
Im Gedenken an die Gefallenen seid würdig!
Würdig, immer!

Menschen!
Solange die Herzen schlagen, vergesst nicht!
Zu welchem Preis das Glück errungen – bitte, vergesst nicht!

Wenn ihr euer Lied singt – erinnert euch!
An die, die nie mehr singen werden – erinnert euch!

Erzählt euren Kindern von ihnen, damit sie nicht vergessen!
Den Kindern eurer Kinder erzählt von ihnen, damit auch sie nicht vergessen!

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Die Revolution frisst ihre Kinder

Zum April hin hat sich die neue US-Strategie für die Ukraine abgezeichnet:

Die radikalen Elemente, die man nicht einmal mit professioneller PR mehr reinwaschen kann, müssen weg von der Bildfläche. Die meisten von ihnen sollen einfach untertauchen, so wie die Söldner des Rechten Sektors, die jetzt in der ukrainischen Armee aufgehen. Einige von den radikalen Elementen werden aber als Sündenböcke für alles herhalten.

Seitdem werden die Nazi-Bataillone, die noch nicht in Staatsstrukturen integriert sind, mehr oder weniger (oft weniger) friedlich rein getrieben. Details gibt es in der nächsten Game of Thrones Serie. Und jetzt scheinen ein paar der prophezeiten Sündenböcke fest zu stehen.

Früh nachts am 4. Mai wird in Kiew eine Tankstelle überfallen und dabei etwa 800 Hryvnja geraubt (umgerechnet weniger als 40 US-Dollar). Der Tankstellenmitarbeiter ruft die Polizei, es gibt eine Verfolgungsjagd. Die Täter schießen auf die Verfolger, unter anderem mit Kalaschnikows. Zwei Polizisten sterben, drei weitere werden verletzt. Im späteren Verlauf der Verfolgung werfen die Täter Granaten auf die Polizisten und es gibt erneut eine Schießerei. Zwei Täter können fliehen, einer bleibt schwer verletzt im Auto zurück und stirbt später. Im Auto findet die Polizei Kalaschnikows, Granaten und Aufnäher des Spezialbataillons “Tornado” und “UPA” (Ukrainische Aufstandsarmee, die im Zweiten Weltkrieg mit Hitler kollaboriert hat). Später werden drei Täter in einer Wohnung aufgespürt. Sie haben dort einen Haufen Waffen, unter anderem Granatwerfer. Die Männer sind 24, 20 und 17 Jahre alt. Die Festgenommenen geben  zu, ebenfalls für den Beschuss einer Polizeistation zwei Tage zuvor verantwortlich zu sein.

An die Medien wird die Information geleakt, dass die Täter aus dem Bataillon “Asow” sind. Das ist einer der übelsten Nazi-Bataillone in der Ukraine, aber bisher unantastbar in der ukrainischen Medienwelt.  Der Freibrief wird ihnen entzogen.

Dann plötzlich reden alle davon, dass diese Bande auch für den Tod von Kalaschnikow und Buzina verantwortlich sein soll. Und über den Beschuss der Polizeistation wird die junge Nazi-Kämpferin Wita Zawerucha an die Bande dran gehangen und mit rein gezogen. Sie und der Rest der Bande werden angeblich gefoltert, um den Mord an Buzina zu gestehen. In der Ukraine ist man sich auf beiden Seiten der Front einig darüber, dass der Fall zu einer Show aufgebauscht wird, bei der ein paar besonders radikale Idioten zu Sündenböcken umfunktioniert werden, denen man ein paar sehr hässliche Geschichten um den Hals hängen wird. Diese Arschlöcher haben mehr als genug eigene hässliche Geschichten am Hals, aber man wird sie für fremde Geschichten verurteilen, um wichtigere Arschlöcher aus der Schusslinie zu nehmen.

Die jungen Nazis werden aus den eigenen Reihen verraten und an den Pranger gestellt. Die Kuratoren, die diesen Jungnazis seit vielen Jahren die Richtung vorgeben, stellen plötzlich und überraschend überrascht fest, dass es sich bei den jungen Leuten um Nazis handelt.

Wita Zawerucha
Wita Zawerucha

Zawerucha ließ sich dabei filmen, wie sie ein Dorf mit einem Granatwerfer beschoss. Sie ließ sich auch dabei filmen, wie sie im Hinterland Unternehmen erpresste. Überhaupt hat sie sich viel filmen lassen und viel symbolträchtiges Material ins Netz gestellt. Jenseits der Front ist sie eine verhasste Figur. Sie ist inzwischen eine weltbekannte Figur, was sehr wichtig ist. Ein fantastischer Sündenbock. Eine fantastische Gelegenheit, um unkontrollierbare Nazis einzuschüchtern und sie stärker unter Kontrolle zu nehmen. Eine fantastische Gelegenheit, das Kiewer Regime in ein paar Dingen weiß zu waschen. Ich werde nicht überrascht sein, wenn das Reinwaschen bis in die deutschen Medien hineinreicht. Das hängt auch davon ab, wie erfolgreich die bisher sehr gut laufende Sündenbock-Operation abgeschlossen wird.

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Zeit, sich zu erinnern

Das Ende des zweiten Weltkrieges jährt sich zum 70. mal. Zeit, sich zu erinnern. Für mich auch die Zeit, auf ein Phänomen aufmerksam zu machen: die Umschreibung der Geschichte.

Der Zweite Weltkrieg begann am 1. September 1939 und endete am 2. September 1945.

In Russland unterscheidet man zwischen dem Zweiten Weltkrieg und dem Großen Vaterländischen Krieg. Der Große Vaterländische Krieg ist ein Teil des Zweiten Weltkriegs. Aus deutscher Sicht handelt es sich dabei um den Russlandfeldzug. Aus russischer Sicht war es nicht einfach ein Krieg, es war der blutige Überlebenskampf einer Nation, nicht nur ihrer Armee.

Der Große Vaterländische Krieg dauerte vom 22. Juni 1941 bis zum 9. Mai 1945. Die Kapitulation wurde am 7. Mai unterzeichnet, trat am 8. Mai in Europa und USA in Kraft. Der Vertreter der Sowjetunion bei der Kapitulationsunterzeichnung hatte noch keine Vollmachten und Anweisungen aus dem Kreml und unterzeichnete daher auf eigenes Risiko und nur unter der Bedingung, dass die Sowjetunion ein Anfechtungsrecht hat, so dass die Kapitulation erneuert werden kann.

Von diesem Recht hat die Sowjetunion Gebrauch gemacht. Es gab einige kleine Änderungen. An dieser Stelle nur ein Beispiel: laut der ersten Version sollte die englische Übersetzung die einzig gültige sein, was geändert wurde in englisch und russisch. Die überarbeitete Kapitulationserklärung wurde am 8. Mai gegen 23 Uhr in Berlin unterschrieben. In Moskau war es bereits 1 Uhr am 9. Mai.

Der Zweite Weltkrieg dauerte noch weiter an und gebar noch solch bedeutende Ereignisse wie den ersten und bisher einzigen Einsatz von Atombomben im Krieg. Dennoch war die Kapitulation der Wehrmacht das entscheidende Ereignis für Eurasien und markiert daher die Gedenkfeierlichkeiten zum Ende des Zweiten Weltkrieges und der Befreiung vom Nationalsozialismus. Aufgrund des Zeitunterschieds zwischen Berlin und Moskau wurde der 8. Mai in Europa und der 9. Mai in der Sowjetunion zum Feiertag.

In einer aktuellen Umfrage in Deutschland, Frankreich und Großbritanien wurde gefragt, wer für die Befreiung Europas vom Nationalsozialismus hauptverantwortlich war.

In Großbritanien denken 13%, dass es die UDSSR war, 16% tippen auf die USA, 46% auf Großbritanien.
In Frankreich glauben 8%, dass es die UDSSR war, 61% tippen auf die USA, 9% auf Großbritanien.
In Deutschland glauben 17%, dass es die UDSSR war, 52% tippen auf die USA, 4% auf Großbritanien.

Vom Rest der Befragten tippen 2-3% auf andere Kräfte und der Rest ist sich bei der Frage nicht sicher.

Die Briten haben ihre Selbstherrlichkeit noch nicht eingebüßt, wie man sehen kann. Und Deutschland und Frankreich wurden vorbildlich einer jahrzehntelangen Gehirnwäsche unterzogen. Kurz nach Kriegsende war man in Europa noch anderer Meinung.

75% der Nazi-Kräfte kämpften an der sowjetischen Ostfront. Es waren die besten, die Hitler aufbieten konnte. Während des Großen Vaterländischen Krieges zerstörte die Rote Armee 607 Nazi-Divisionen, von denen 507 deutsche Divisionen waren und der Rest von deutschen Alliierten. USA, Frankreich und Großbritanien vernichteten während des gesamten Krieges 176 Nazi-Divisionen.

An der Ostfront erlitten die Nazis drei Viertel ihrer Verluste an Mensch und Kriegsmaterial.

In der entscheidenden Phase des Krieges von 1941 bis 1944 war die Sowjetunion praktisch das einzige Land, das Hitler nennenswerten Widerstand leistete. Großbritanien und USA waren in Afrika und Italien unterwegs und vermieden es, Deutschlands Kerntruppen entgegenzutreten. Sie haben die Sowjetunion die blutige und verlustreiche Drecksarbeit machen lassen und eröffneten erst Mitte 1944 die Westfront, als der Krieg schon entschieden war und es darum ging, die Trophäen einzusammeln.

Die Sowjetunion verlor 27 Millionen Menschen in diesem Krieg. Die USA verloren 400 Tausend. Großbritanien und Frankreich verloren 330 bzw. 360 Tausend. Die Sowjetunion hatte mehr Tote allein in der Schlacht um Stalingrad zu beklagen, als jeder der anderen drei Allierten im gesamten Krieg.

Das alles weiss man offenbar nicht mehr in Europa. Die Wahrnehmung hier ist geprägt von “Der Soldat James Ryan” und “The War“. Es sind tolle filmische Werke, die hierzulande den Geschichtsunterricht ersetzt haben.

Das ist noch harmlos im Vergleich zu echt perfider Propagandaarbeit. Die Sowjetunion und Russland als Nachfolger sollen überhaupt nicht mehr als Befreier wahrgenommen werden, sondern als Besatzer. Jazenjuk durfte diese Position in der ARD zur Primetime unterbreiten und die deutsche Presse hat es ihm kommentarlos durchgehen lassen. Auf Nachfrage des russischen Außenministeriums antwortete die deutsche Regierung, dass Jazenjuks Äußerung unter Meinungsfreiheit fällt und man daher nicht gewillt ist, sie zu kritisieren. Deutschlands Politik und Medien lutschen ukrainische Nazischwänze.

Das ist kein Einzelfall. Die Umschreibung der Geschichte hat System und wenn Sie genau hinschauen, erkennen Sie es an vielen Stellen. Der polnische Außenminister hat im Januar auf die Nachfrage, warum Russlands Präsident nicht zur Gedenkfeier des von der Roten Armee befreiten KZs Auschwitz eingeladen wurde geantwortet, dass das KZ doch von ukrainischen Militärkräften befreit wurde. Dass es zu diesem Zeitpunkt gar keinen ukrainischen Staat gab und die Front der Roten Armee nicht nach staatlichen, sondern nach geographischen Gesichtspunkten benannt wurde… wen interessiert es?

Nach dem Zerfall der Sowjetunion haben westliche NGOs, allen voran Soros’ “Open Society” sich auf die Schul- und Geschichtsbücher im Sowjetraum gestürzt und sie umgeschrieben. In ukrainischen Schulbüchern stehen bereits seit 1994 echt abgefahrene Mythen über das ukrainische Volk. Demnach ist das eine Einheitskultur seit der Steinzeit. Die Ur-Ukrainer besiegten die Neandertaler und befreiten damit zum ersten mal Europa, wofür ihnen Europa dankbar sein sollte. Und die Geschichte des ehrwürdigen ukrainischen Volkes ist geprägt von Überfällen der bösen Russen. Die Kinder sollen lernen, wen sie zu hassen haben. Sie sollen eine verblödete Weltsicht eingetrichtert bekommen, in der es nur weiss und schwarz gibt und alles russische schwarz ist. Sie sollen einen ukrainischen Nationalismus eingetrichtert bekommen, auf dessen Basis sich Hass schüren lässt. Die Früchte dieser Arbeit haben die USA zwei Jahrzehnte später geerntet und die Ukrainer bezahlen das jetzt im Bürgerkrieg mit Blut.

In Russland haben die neoliberalen Reformen der 90er unter der Aufsicht westlicher Berater dazu geführt, dass das Bildungssystem umgekrempelt wurde. Während in der Sowjetunion wissenschaftliche Kommissionen jahrelang an einer einzigen Erneuerung eines Schulbuchs feilschten, wurden im liberalisierten Russland jährlich tausende neue Schulbücher herausgebracht. Soros hat 250 Millionen Dollar in die Erneuerung russischer Schulbücher investiert. Unter dem Banner einer kritischen Aufarbeitung bringt man russischen Kindern und Jugendlichen bei, dass die russische Geschichte eine Aneinanderreihung von Fehlern ist. Russland sei zufällig entstanden. Russland sei rückständig. Die Russen sind Säufer. Über das sprachliche und inhaltliche Niveau der Bücher werden Witze gerissen. Zum lachen ist es aber nicht, denn diese Bücher betreiben gezielte Verblödung und programmieren junge Russen gegen Russland. In einem Geographie-Lehrbuch wird die Frage gestellt, wie viele Einwohner Russland idealerweise haben sollte. Die Antwort des Buches: 67 Millionen. Da fragt sich der arme Schüler, was er mit den restlichen 80 Millionen Bürgern tun soll, um seinem Land gutes zu tun… In einem anderen Schulbuch gibt es darauf die passende Antwort: Saufen ist elementarer Teil der russischen Kultur. Kein Wort von den negativen Folgen des Alkoholkonsums.

2014 haben sich die USA hinsichtlich dieses langfristigen Projekts selbst ins Bein geschossen, als sie die Maske des Freundes fallen ließen. Das Bildungssystem und die US-Spuren darin werden in Russland aktiver denn je diskutiert und es besteht Hoffnung, dass das Soros-Gift entfernt wird.

Das Umschreiben der Geschichte ist Teil des hybriden Krieges. Das Schlachtfeld des hybriden Krieges ist überall, in allen zivilen Lebensbereichen.

Die Europäer haben vergessen, wer sie von Hitler befreit hat. Aber das reicht nicht. Sie sollen weiterdenken. Wenn Russland sie nicht befreit hat, was hat die Rote Armee dann in Europa gemacht? Na klar, sie hat Europa invasiert! Wer zu blöd zum Weiterdenken ist, für den hat es Jazenjuk ausgesprochen. Er erzählt uns auch, dass die Ukraine die EU gegen Russland verteidigt. Haben Sie den nächsten Schritt schon gedacht?

PS: Wenn meine Ausführungen Ihnen radikal erscheinen oder ein ungutes Gefühl auslösen, dann lesen Sie erst mal diesen Artikel der französischen Professorin Annie Lacroix-Riz (Artikel ist auf deutsch). Da stellen sich einem erst richtig die Nackenhaare auf.

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Hybrider Krieg an einem konkreten Beispiel

Seit der Münchner Sicherheitskonferenz rollt eine neue PR-Kampagne durch Deutschland. Russland habe den “hybriden Krieg” erfunden und bekämpfe damit die freie westliche Welt.

Was ist eigentlich “hybrider Krieg”? Ein Beispiel.

In Russland steht seit einigen Monaten eine Stadt im Brennpunkt des öffentlichen Interesses: Ekaterinburg. Ekaterinburg ist ein sehr wichtiger Verkehrsknotenpunkt in Russland. In Ekaterinburg sitzt nicht nur ein mächtiger Stadtrat, sondern auch der Gouverneur der Region. Ekaterinburg hat eine eigene US-Botschaft. Eine sehr aktive und mit dem Stadtrat eng vernetzte Botschaft. Ekaterinburg ist ein innerrussischer Stützpunkt der USA, um von innen heraus das Land zu destabilisieren. Wie macht man sowas?

Ein wenig bekannter Unternehmer verkauft derzeit in der Nähe von Ekaterinburg Grundstücke für den Häuserbau. Beworben werden die Grundstücke mit der ruhigen Wald-und-Wiesen-Lage und mit günstigen Preisen. Aber: in unmittelbarer Nähe ist 2013 der Ausbau des Schienennetzes beschlossen worden. Und der Bau einer neuen Bundesstraße ist ebenfalls schon beschlossen worden. Die zum Verkauf angebotenen Grundstücke liegen zufällig genau dort, wo die Straße verlaufen wird. Die Informationen darüber kann man sich aus offiziellen Regierungsdokumenten beziehen. Auf die kritischen Nachfragen der Journalisten gerät der Verkäufer massiv ins schlittern. Er kann nur sehr wenige Dokumente vorweisen und die sind auch noch vom sehr frühen Planungsstadium – also alles unverbindlich. Der vom Verkäufer versprochene Anschluss an das Gas- und Stromnetz etwa ist ein reines Versprechen, das durch nichts gedeckt ist. Es gibt ein Planungsdokument zum Bau der Leitungen und mit diesem Planungsdokument geht der Verkäufer hausieren, aber weder sind diese Pläne mit den Netzbetreibern abgesprochen, noch sind sie anschließend von der Verwaltung genehmigt.

Dort, wo die Grundstücke verkauft werden, ist keine neue Siedlung genehmigt, sondern verbindlich der Bau einer Straße beschlossen. Das heißt die Grundstücksbesitzer werden im Zweifelsfall umgesiedelt. Verkauft wird trotzdem. Es wird auch kräftig dafür geworben. Zum Beispiel auf der Seite des altehrwürdigen lokalen sozialen Netzwerks e1.ru. Dieses Portal hat eine enorme Reichweite in der Region. In den Foren dieses sozialen Netzwerks wurden seit der Gründung viele kritische Informationen aus allen Blickwinkeln geteilt, so dass die Plattform hohes Ansehen und Vertrauen bei den Bürgern genießt.

Die oben dargestellten Informationen über die Gefahren des Kaufs besagter Grundstücke gelangten auch nach e1.ru. Wenig später verschwinden vom Portal alle kritischen Informationen über die neue Siedlung. Die Werbung aber bleibt. Auf Nachfrage stellt sich heraus, dass die Chefmoderatorin der e1-Foren persönlich für die Löschung der Beiträge verantwortlich ist.

Der Besitzer des Portals ist seit kurzem “Hearst Shkulev Digital. Ural”. Auf Nachfrage teilt der Leiter der Justizabteilung mit, dass es der Gesellschaft aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten egal ist, ob Werbung wahrheitsgetreu ist oder nicht. Er verteidigt sich auch ein wenig damit, dass man in den Foren jedem Gelegenheit gibt, sich mitzuteilen. Wie erklärt er dann, dass die Beiträge, die auf die Probleme mit diesen Grundstücken hinwiesen, gelöscht wurden? Das werde man gar nicht erklären, war die Antwort.

Seitdem “Hearst Shkulev Digital. Ural” e1.ru übernommen hat, atmet das Portal einen neoliberalen Geist. (Neoliberal in Russland = Position der US-Regierung.) Eine Recherche über die Wurzeln der Hearst Shkulev fördert zutage, dass der US-Medienkonzern HearstCorporation (1887 gegründet, 17500 Mitarbeiter) über eine Kette von Tochterfirmen Besitzer der Hearst Shkulev ist.

Wer des russischen mächtig ist, kann sich im verlinkten Beitrag und zusätzlich hier im Detail darüber informieren, wie viele russische regionale Medien in US-Hand sind. Hunderte Print- und Online-Medien sowie hunderte populäre Foren. Und die Suche hat gerade erst begonnen.

Zurück zur Wohnsiedlung. Das Portal e1.ru schaltet Werbung für die Grundstücke. Schon jetzt ist absehbar, dass die Käufer hinters Licht geführt werden. Sie werden Kredite aufnehmen und bald feststellen, dass ihr Traum zum Alptraum wird, weil der versprochene Gasanschluss nicht da ist, die “ruhige” Lage sich genau zwischen einer Bundesstraße und einer Eisenbahnlinie befindet und das Grundstück womöglich überhaupt nicht bebaut werden darf, weil es genau auf der Strecke eben dieser Straße oder Eisenbahn liegt.

Wer verhindert gerade aktiv, dass die Menschen in der Region auf diese Probleme hingewiesen werden? e1.ru.

Und wer wird die Probleme der jetzt betrogenen Menschen maximal ausschlachten und die Regierung verantwortlich dafür machen, dass sie den Menschen deren Wohnträume zerstört? Sie ahnen es schon. e1.ru und andere US-kontrollierte Medien.

US-gelenkte Medien in Russland sind in letzter Zeit schon dadurch aufgefallen, dass sie genau dann Skandale gegen die föderalen Politiker anheizen, wenn diese Politiker versuchen, die Netzwerke der USA mit ihren russischen Verbündeten zu stören.

Über Medienkonzerne wie die HearstCorporation nehmen die USA russische Medien bis tief auf regionaler Ebene in Besitz. Am eben beschriebenen Beispiel mit den Grundstücken sieht man, wie mit tatkräftiger US-Unterstützung innenpolitische Bomben platziert und gepflegt werden. Wenn die Bombe platzt, wird die Wirkung der Explosion mit Hilfe eines inzwischen sehr breiten Mediennetzwerks maximal erhöht.

So sieht er aus, der hybride Krieg. Russland lernt gerade, sich in diesem Krieg zu behaupten. Dabei findet Russland gerade zu einer neuen Art des Journalismus: einem echten Journalismus 2.0. Online-Medien rufen die Leser auf, sich aktiv an den Recherchen zu beteiligen. Der Leser-Input wird überprüft und verarbeitet. Die Resonanz ist gewaltig und die Erfolge sind beachtenswert.

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US-Instruktoren arbeiten seit 20 Jahren in der Ukraine

Marie Harf, Pressesprecherin des US State Departments, sagte am 17. April:

The State Department and the Defense Department notified Congress last summer of the Administration’s intent to provide training to the Ukrainian National Guard, using the Global Security Contingency Fund authorities. This is a joint DOD-State initiative to strengthen Ukraine’s internal defense capabilities. We’ve been doing this with Ukraine, I think, for about the last 20 years in some form or fashion, so this isn’t new. It’s a continuation of ongoing training for Ukrainian National Guard units, for internal security and territorial defense. As I said, the training will begin next week. Approximately 290 U.S. troops will conduct the National Guard training mission at the International Peacekeeping and Security Center in western Ukraine. I think the UK and Canada have also publicly announced similar training for Ukraine. And this is in line with other training we do, such as civil-military cooperation, civil emergency planning we’ve provided to Ukraine, as I said, over the last 20 years bilaterally and as a member of NATO’s partnership for peace.

Und im gleichen Dialog betonte sie dann noch mal:

Well, it really is part of our ongoing efforts here to help sustain Ukraine’s defense and internal defense operations. Again, we did this under President Yanukovych; we’ve done this, I think, for somewhat – about 20 years at this point. Obviously, there’s the reality of the situation in eastern Ukraine. So this is part of our ongoing effort, but of course, we’re all aware of the situation there.

Was ist daran interessant?

  1. Die USA trainieren in der Ukraine ununterbrochen seit 20 Jahren Militärs.
  2. Die USA trainieren die ukrainische Nationalgarde.

Nicht die Armee. Sondern die Nationalgarde. Die Armee eines entwickelten Staates (das war die Ukraine bis vor kurzem noch) unterliegt ganz massiv verschiedenen nationalen und internationalen Regeln und Gesetzen, die einen Missbrauch erschweren. Die von der Sowjetunion geerbte ukrainische Armee hatte bereits feste Strukturen und war an Recht und Gesetz angepasst. Kein guter Nährboden für die USA.

Die ukrainische Nationalgarde wurde 1991 gegründet, 2000 aufgelöst und 2014 wieder gegründet. Etwas neu gegründetes ist immer viel flexibler und formbarer als etwas traditionsreiches. Und die USA haben geformt. Toller Nährboden!

Das professionelle Vorgehen derart ausgebildeter Militärs konnte man 2014 auf dem Maidan beobachten. In Deutschland haben die Medien eine gnadenlose Selbstzensur bezüglich dieser Ereignisse betrieben. Erst ein Jahr nach den Vorgängen ermöglichte die Doku “Kiew brennt” auf arte einen kleinen (und bei weitem unvollständigen) Einblick für das deutsche Publikum.

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Galizien wird für Heimkehr vorbereitet

Der Westen der Ukraine wird weiter für eine Abspaltung vorbereitet. Polens öffentlich diskutierte Wünsche zur Einverleibung der Westukraine habe ich bereits erwähnt. Hier ist noch einmal der polnische Vorschlag der Neuaufteilung der Ukraine:

Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren.

Aktuell ist die Ukrainisch-Polnisch-Litauische-Brigade im Gespräch, deren Gründung von den betreffenden Staaten Ende letzten Jahres beschlossen wurde. Offiziell dient die Brigade dazu, den ukrainischen Truppen den Wechsel auf NATO-Standards zu erleichtern. Aber schauen Sie sich die Zusammensetzung an: 545 ukrainische Soldaten, 3500 polnische Soldaten, 350 litauische Soldaten. Der Kommandostab ist in Polen und zählt 100 Polen, 18 Ukrainer und 5 Litauer. Wer in dieser Truppe die Hosen anhat, ist klar. Unklar ist, warum es sieben NATO-Soldaten braucht, um einen ukrainischen Soldaten auf NATO zu trimmen. Das ist ein ganz außergewöhnliches Verhältnis von Lehrern zu Schülern.

Diese Brigade wird nicht im Osten der Ukraine an den Kämpfen beteiligt sein, sondern im Westen des Landes operieren. Die ersten Übungen sollen im Herbst diesen Jahres starten. Polen legalisiert für sich die Stationierung einer beträchtlicher Truppenstärke im Westen der Ukraine. Wenn der sich abspaltet, will Polen Kontrolle über den Prozess haben.

An der Energiefront werden ebenfalls Vorbereitungen getroffen. Das Wärmekraftwerk in Burschtyn im Westen der Ukraine wird teilweise aus dem Netz des Verbands Europäischer Übertragungsnetzbetreiber genommen. Seit 2002 ist das Kraftwerk vom ukrainischen Stromnetz abgekoppelt und exportiert Strom nach Europa. Ausgerechnet jetzt, wo die Einnahmen in harter Währung (Dollar, Euro) für die Ukraine wichtiger sind denn je, wird eine solche Einnahmequelle beschnitten, um Defizite im Inland zu decken.

Defizite im Inland gibt es schon seit letztem Jahr sehr akut. Im Winter 14/15 musste wegen der Knappheit von Strom und Gas die energieintensive Wirtschaft praktisch stillgelegt werden, um die Versorgung der Haushalte mit Energie nicht völlig einbrechen zu lassen. Regelmäßige und flächendeckende Abschaltungen von Strom und Gas konnten selbst mit dieser radikalen Maßnahme nicht vermieden werden. Das Burschtyn-Kraftwerk hätte selbst im Winter gar nicht helfen können, weil das ukrainische Stromnetz schlicht keine Kapazitäten hat, um zusätzliches Strom aus dem Westen in das schlechter versorgte Zentrum des Landes zu leiten. Und jetzt im Frühling liegt noch gar keine akute Knappheit vor, wenngleich die Lage nicht rosig ist.

Wenn Burschtyn gar nicht in der Lage ist, die Situation in anderen Landesteilen zu verbessen, warum wird seine teilweise Abschaltung vom einträglichen europäischen Stromnetz geplant? Nun, wenn größeres Chaos in der Ukraine ausbrechen wird, dann kann es passieren, dass weite Teile des Landes komplett ohne Strom bleiben. Burschtyn und eine Reservelinie aus Polen können dann dafür sorgen, dass im Westen der Ukraine die Stromversorgung gesichert wird.

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Kreml-Agenten

Folgender Text erschien vor einem Jahr, ich übersetze vollständig:

Kreml-Agenten haben in der Ukraine andere Kreml-Agenten bezahlt, damit Kreml-Agenten Kreml-Agenten angreifen. Aber aus dem Nichts aufgetauchte Kreml-Agenten haben den anderen Kreml-Agenten Widerstand geleistet. Vor der Rada haben sich Kreml-Agenten versammelt, um den Rücktritt von Kreml-Agenten zu fordern, jedoch sind ihnen andere Kreml-Agenten entgegengetreten und haben den Kreml-Agenten mitgeteilt, dass man das lieber nicht tun sollte, weil es zu Putins Vorteil ist. 
 
Jetzt ist es schon so weit, dass Kreml-Agenten Kreml-Agenten töten, damit die einen Agenten des Kremls nicht über die anderen Agenten des Kreml herrschen können. In Zusammenhang mit den letzten Ereignissen bitten Kreml-Agenten die Kreml-Agenten darum, Kreml-Agenten ins Land zu bringen, um den Kreml-Agenten Widerstand leisten zu können.

Vor einem Jahr war das noch Satire. Heute spiegelt es die alltäglichen öffentlichen Diskussionen in der Ukraine fast witzfrei wieder. Inzwischen sind nicht nur alle Ukrainer (bei Poroschenko angefangen und insbesondere sämtliche Rada-Abgeordnete einschließend), sondern auch zahlreiche EU-Politiker aus der ersten Reihe als Kreml-Agenten entlarvt worden.

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Der nächste Maidan findet statt in…

Die USA reaktivieren im Februar den 78-jährigen pensionierten Richard Miles. Der erfahrene Diplomat wird als US-Botschafter nach Kirgistan geschickt. Miles war unter anderem Botschafter in Georgien von 2002 bis 2005 und organisierte dort die Rosen-Revolution, bei der Saakaschwili an die Macht kam. Saakaschwili wird inzwischen in Georgien per Haftbefehl gesucht und hat Unterschlupf in der Ukraine gefunden, wo er ein Sonderberater Poroschenkos ist.

Ebenfalls im Februar ist Victoria Nuland, die maßgeblich an der Organisation des Putsches in Kiew beteiligt war, auf einer Rundreise durch Aserbaidschan, Georgien und Armenien. Die offizielle Mitteilung macht gar keinen Hehl daraus, dass sie auch dort die für farbige Revolutionen typischen Aufgaben wahrnimmt: Treffen mit Oppositionellen, NGOs und jungen Leuten. Themen sind unter anderem Georgiens Integration in die westliche Einflusssphäre und der Karabach-Konflikt, von dem hier in Deutschland kaum jemand etwas weiss, der in der Region aber ein großes Pulverfass ist.

Washington will möglichst viel Chaos an Russlands Grenzen verursachen und damit Russlands integrative Bemühungen (OVKS , Eurasische Wirtschaftsunion) in Eurasien torpedieren. Die USA haben durch ihre Außenministerin eine destruktive Politik bezüglich der eurasischen Integration offen angekündigt, ihre Ziele sind kein Geheimnis. Die Methoden auch nicht.

In Kirgistan hat die US-Botschaft Ende März 150 Tonnen “diplomatische Ladung” in Empfang genommen, überbracht von einer ukrainischen Airline aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Diplomatische Ladung bedeutet, dass Kirgistans Grenzpolizei keinerlei Kontrollen dieser Fracht vornehmen durfte. Die US-Botschaft hat auf Nachfrage keinen Kommentar abgeben wollen, um was es sich bei dieser Ladung handelt. In die Ukraine wuden im Jahr 2013 auch Dutzende Tonnen diplomatische Fracht von der NATO reingebracht, bevor es dort los ging.

Bischkek als Empfangsort ist möglicherweise nur ein Umschlagsplatz der US-Fracht. Ein besonders aussichtsreiches Ziel für die Destabilisierungsaktivitäten der USA ist das Ferghanatal, ein bevölkerungsreicher kultureller Schmelztiegel im Länderdreieck Usbekistan, Tadschikistan und Kirgistan. Diese Region ist reich an Problemen sozialer, kultureller, ethnischer und ökologischer Natur. Idealer Nährboden für die USA. Leicht anzuzünden und wenn es dort zündet, brennen gleich alle drei anliegenden Staaten.

Sechs politisch unstabile Staaten in zwei Brennpunktregionen in Russlands Nähe werden von den USA aktuell ins Visier genommen. Erfahrene Ritter der Apokalypse wurden in die Region geschickt, die Ausrüstung kam gleich hinterher. Alles ist vorbereitet für die nächste blutige Show.

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We’re not interested in a fair fight with anyone

We’re not interested in a fair fight with anyone. We want to have overmatch in all systems.

US-General Ben Hodges.

Nun, Mr. Hodges, ich persönlich wäre nie auf die Idee gekommen, der NATO Fairness zu unterstellen. Aber falls es noch jemamden in der Welt gibt, der diese dreiste Behauptung aufstellen will, werde ich Sie gern zitieren, um das Missverständnis zu beseitigen.

Ich empfehle Ihnen die vollständige Lektüre des oben verlinkten Berichts. Direkte Zitate bedeutender Leute sind immer eine Lektüre wert, ganz unabhängig davon, ob man die Aussagen teilen will oder nicht. Für mich war es beispielsweise spannend zu lesen, wie häufig Hodges die Einigkeit der NATO betont hat. Einen besseren Hinweis auf interne Probleme kann es gar nicht geben. Und interne Probleme gibt es.

Noch ein Schenkelklopfer zum Abschluss:

I think the position of the West is that this idea of a sphere of influence is not applicable in the 21st century. In the 21st century countries have the right to decide for themselves what is right for them and what kind of country they want to be.

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Ukraine: Morde mit Ansage

Es gibt in der Ukraine eine Webseite, eine Schwarze Liste. Dort werden Informationen über angebliche Separatisten, Terroristen und sonstige Feinde der Ukraine eingetragen. Vollständiger Name, Adresse, Telefonnummer, Fotos, die Liste der Vergehen. Ein aktiver Förderer der Seite ist Anton Geraschenko, Abgeordneter und Berater des Innenministers. Er sagt, dass sich Innenministerium und SBU (ukrainischer Geheimdienst) bei der Seite bedienen.

Am 13. April hat der Nutzer “404” die Informationen über Oleg Kalaschnikow reingestellt. Kalaschnikow war Mitglied der Partei der Regionen, verfügte über viele Insiderinformationen und wenige Tage zuvor begann er anzudeuten, dass er Informationen über die Organisation des Maidan preisgeben könnte. Am 15. April wurde er vor seiner Wohnung erschossen. Der offizielle Twitterdienst der Schwarzen Liste lobte den Nutzer 404 für die erfolgreich erleigte Aufgabe und gab eine nicht näher spezifizierte Belohnung bekannt. Abgeordneter Filatow schrieb in Facebook, wie toll er es findet, dass ein weiteres Schwein erledigt wurde.

Einen Tagen später stirbt Kalaschnikows Bruder Wladimir bei einem Verkehrsunfall. Er hatte angeblich 6 Millionen Hryvnja mit sich im Auto.

Am 14. April stellte der Nutzer 404 die Daten von Oles Buzina auf die Schwarze Liste. Zwei Tage später wurde Buzina vor seiner Wohnung in Kiew erschossen. Der offizielle Twitterdienst der Schwarzen Liste lobte den Nutzer 404 für den erfolgreich absolvierten Kampfeinsatz. Buzina war Historiker, Autor von acht Büchern, Dichter, nebenberuflich Journalist. Drei Tage vor seinem Tod gab er ein Radiointerview. Buzina war ein Mann mit Charakter. Er hat sich nie einschüchtern lassen, hat die Dinge beim Namen genannt und seine Position verteidigt. Für seine Diskussionsgegner war er dadurch sehr unangenehm, dass er dank seiner Belesenheit stets eine Reihe von Argumenten und Fakten ins Feld führen konnte. Er kritisierte die ukrainische Regierung, sprach sich gegen den Bürgerkrieg aus, gab sich nicht damit zufrieden, alle Schuld Putin zuzuschreiben und forderte öffentlich auf, die Beziehungen zu Russland zu normalisieren, weil es nun mal nicht anders gehen kann mit einem Nachbarland. Von Buzina gibt es ein englisch untertiteltes langes Video-Interview zur Geschichte der Ukraine.

Interessantes Detail: Buzinas Vater ist ehemaliger hochrangiger SBU-Offizier. Normalerweise verleiht das in der Ukraine großen Schutz gegen Übergriffe und Morde. Aber die Demokratisierung der Ukraine macht vor nichts halt.

Am 15. April stellte der Nutzer 404 die Daten von Vitalij Skorohodow auf die Schwarze Liste. Skorohodow ist Arzt und nebenbei Blogger. Ein kritischer Blogger, versteht sich. Am gleichen Tag wurde seine Wohnung vom SBU gestürmt und Skorohodow mitgenommen. Während die Tür aufgebrochen wurde, schrieb er ins Netz, dass die Nazis oder der SBU ihn holen kommen.

https://psb4ukr.org/ ist eine ganz schön treffsichere Schwarze Liste. Es wurden Nachforschungen über diese Seite angestellt. Die Homepage ist in Texas registriert. Der Server-Typ ist ungewöhnlich: “NATO HPWS/2.1”. Auf dem gleichen Server laufen auch die Seiten operativ.info (auf dem Ukrainer anonym Separatisten melden sollen) und informnapalm.org, eine besonders antirussische News-Seite.

https://psb4ukr.org/ befindet sich im NATO-Netz. Schauen Sie auch, unter welcher Adresse sich Businas Foto findet: https://psb4ukr.natocdn.work/2015/04/%D0%9E%D0%BB%D0%B5%D1%81%D1%8C_%D0%91%D1%83%D0%B7%D0%B8%D0%BD%D0%B0.jpg
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Ein Haufen Zufälle? Ich zweifle nicht, dass die westliche Presse genau das behaupten wird, wenn sie es nicht schafft, diese Informationen totzuschweigen. Alternativ wird behauptet werden, dass Putin die NATO-Server gehackt hat.

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