Der Westen – klar umrissen

Noch im Jahr 2013 war „der Westen“ ein recht diffuser Begriff, den man am besten intuitiv gefasst hat. Die Welt war global und es war schwer zu sagen, wo der Westen aufhört.

2014 hat die Welt poralisiert. Der Angriff auf Russland hat überdeutlich erkennen lassen, wer zum Westen gehört:

  • USA
  • EU
  • Japan
  • Kanada
  • Australien

Habe ich jemanden vergessen?

Bei einer so scharfen Grenzziehung ist natürlich genauso erkennbar, wer nicht zum Westen gehört. Das sind fast alle anderen (bis auf ein paar Ausnahmen), darunter:

  • Russland
  • China
  • Indien
  • Der gesamte südamerikanische Kontinent
  • Der gesamte afrikanische Kontinent
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Ukraine im geopolitischen Spiel

Welche Rolle hat die Ukraine in der Geopolitik?

Aus der Sicht von Russland ist die Ukraine ein Bruderstaat mit hohem Anteil ethnischer Russen, einer stark verwandten Kultur, eng miteinander verflochtener Wirtschaft und Gesellschaft. Kiew ist die Geburtsstadt des historischen Russland (googeln Sie bei Bedarf nach “Kiewer Rus”). Aus der Sicht von Russland ist die Ukraine auch ein geographischer Puffer gegenüber Feinden aus dem Westen. Napoleons Feldzug, Zweiter Weltkrieg – Russland hat mehr als genug tragische Erfahrungen mit Westeuropa gemacht. Es gibt keine geographischen Barrieren, die man für militärischen Schutz nutzen könnte. Von Frankreich bis Russland erstreckt sich flaches Gebiet.

Solange zwischen Russland und potentiellen Feinden im Westen freundliche oder zumindest neutrale Weissrussland und Ukraine gelegen sind, existiert eine Pufferzone, die groß genug ist, um potentiellen Angreifern aus dem Westen ein militärisches Vordringen schwer genug zu machen. Dieser Puffer ist Russland wichtig.

Für die USA ist die Ukraine ein kritischer Angelpunkt auf dem geopolitischen Schachbrett. Entreißt man die Ukraine der russischen Einflusssphäre – im Klartext: macht man die Ukraine russlandfeindlich – dann ist Russland kein bedeutender geopolitischer Akteur mehr. Diese Interpretation hat eine lange Tradition, die in Großbritannien und den USA noch ins 19.(!) Jahrhundert zurückreicht und heutzutage sehr aktiv von Brzezinski vertreten wird, einem der wichtigsten politischen Akteure weltweit.

Die Ukraine in westlicher Hand schneidet Russland den Zugang zum Schwarzen Meer ab und bildet eine sehr lange Frontlinie tief “in den Unterleib” von Russland. Schauen Sie auf einer Karte, wie weit es aus dem Osten der Ukraine bis nach Moskau ist und wie lang die Grenze der beiden Staaten ist. Achten Sie auch auf die Geographie, die keinen natürlichen Schutz bietet.

Die Ukraine in westlicher Hand würde Russland militärisch sehr verwundbar machen. Und damit erpressbar. Die USA wollen keinen Krieg gegen Russland führen. Sie wollen eine Situation schaffen, in der Russland im Falle eines Krieges chancenlos wäre. Das würde genügen. Damit könnte die USA ausreichend politischen Druck aufbauen, um Russland in entscheidenden Fragen zu kontrollieren.

Das ist das Grundszenario. Die Ukraine ist für Russland wichtig, um nicht zum Spielball fremder Mächte zu werden. Und genau aus diesem Grund ist die Ukraine für die USA wichtig. Um Russland als eigenständigen Akteur zu neutralisieren und das Land zum Spielball zu machen.

Vor diesem Hintergrund ist zu verstehen, was derzeit in der Ukraine vor sich geht.

PS: Die anfangs erwähnten kulturellen Beziehungen können vor dem militärischen Hintergrund oft nur zweitrangig sein. Aber Rang zwei kommt direkt nach Rang eins und auch im aktuellen Konflikt spielt die kulturelle Verbundenheit eine große Rolle.

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Obamas Bekenntnis

Auf seine letzten Amtsjahre wird Obama richtig auskunftsfreudig.

Mr. Putin made this decision around Crimea and Ukraine – not because of some grand strategy, but essentially because he was caught off-balance by the protests in the Maidan and Yanukovych then fleeing after we had brokered a deal to transition power in Ukraine

Übersetzung: “Putin traf seine Entscheidungen rund um die Krim und die Ukraine nicht auf der Basis einer großen Strategie, sondern weil er überrascht wurde von den Maidanprotesten und Yanukowitschs Flucht, nachdem wir den Machtwechsel in der Ukraine vermittelt haben.”

Thank you Mr. President. Nicht, dass ich je an Ihrer zentralen Rolle im Maidanputsch gezweifelt habe, aber eine so offenherzige Bestätigung Ihrerseits schadet natürlich nicht.

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Poroschenko

Poroschenko, der “Schokoladenkönig”. Dieses freundliche Image haben ihm die westlichen Medien verliehen.

Poroschenko, ein Oligarch. Aber er ist ein guter Oligarch, deswegen war es nicht schlimm, dass er Präsident wird. Er hat versprochen, seine Schokoladenfabriken zu verkaufen. Ein guter Oligarch.

Das war vor etwas weniger als einem Jahr.

Heute besitzt Poroschenko weiterhin alle seine Schokoladenfabriken. Er hat keine einzige verkauft.

Sein Geld macht Poroschenko aber nicht nur mit Schokolade. Wie jeder großer ukrainischer Oligarch besitzt er einen eigenen großen Fernsehsender. Den hat er auch nicht verkauft. Auch besitzt er zahlreiche Industriewerke, die unter anderem Zulieferer der Waffenindustrie sind. Das Militärbudget ist während Poroschenkos Regierungszeit kräftig gestiegen.

Poroschenko ist politisch sehr flexibel. Er war Mitbegründer der Partei der Regionen. Er bekleidete hohe Ministerposten sowohl unter Janukowitsch als auch unter Juschtschenko. Das ist keine Besonderheit von Poroschenko. Die ukrainische Politik ist grundsätzlich so und alle ukrainischen Politiker waren gefühlt schon in mindestens fünf Parteien Mitglied, dabei alle Sprektren von links bis rechts abdeckend.

Poroschenko ist auch ein US-Agent. Mindestens seit 2006. Nicht wie James Bond. Das durchschnittliche Agentenleben ist viel profaner und unspektakulärer als es Hollywood gern hätte.

Poroschenko ist auch ein Kreml-Agent. Unsere Presse hat es nicht ausgeleuchtet, aber Poroschenko hat in seiner Regierungszeit viel dafür getan, Russlands Position in der Ukraine zu stärken. Das muss man ihm hoch anrechnen, denn er wird von Hardlinern und Nazi-Bataillonen zu einer maximal aggressiven Anti-Russland-Politik angetrieben. Poroschenko hat seine Rhetorik voll auf die Bedürfnisse der Hardliner und Nazis angepasst. Und weil man in der Politik mehr auf die Rhetorik als auf die Taten achtet, konnte er auch viel tun, was den Kriegstreibern in der Ukraine (und ihren Herren in Übersee) eigentlich gar nicht passt.

Und deshalb… nähert sich die Karriere von Poroschenko als Präsident ihrem Ende. Möglicherweise einem sehr tragischen Ende. Im Februar jährt sich der Putsch. Die Nazis (sie sind nicht die Mehrheit der ukrainischen Bevölkerung, aber sie sind dominant im Handeln) ziehen Bilanz und sind gar nicht zufrieden. Sie werden im Osten abgeschlachtet, der Siegesmarsch nach Moskau hat immer noch nicht stattgefunden, die Korruption im Land ist viel krasser als noch vor einem Jahr, ein EU-Beitritt ist nicht in Sicht und die Wirtschaft liegt am Boden. Das ist nicht die glorreiche Ukraine, die sie sich ausgemalt haben.

Die Vorbereitungen zum neuen Putsch laufen auf Hochtouren. Bereits Ende 2014 ist frisches gründes Bargeld im Westen der Ukraine eingetroffen, um das Vorhaben zu finanzieren. Der Rechte Sektor hat im Januar damit begonnen, ein neues bewaffnetes Bataillon in Kiew zu gründen (nr. 13). Hunderte Kämpfer aus Nazi-Bataillonen sind von der Front nach Kiew gereist und haben dieser Tage auf der Straße den Rücktritt Poroschenkos gefordert. Die Medien schießen sich auf Poroschenko ein und geben ihm die Schuld für alles, was schief gelaufen ist. Parallel unternehmen seine Gegner (insbesondere Jazenjuk und Turchinow) alles Mögliche, um Poroschenko zu isolieren, indem sie seine Vertrauten aus den Ämtern drängen.

Noch hat Poroschenko Verbündete im Militär. Das könnte ihn retten. Aber der Februar hat gerade erst begonnen.

Im besten Fall bleibt Poroschenko sogar an der Macht. Das wird aber sehr schwierig, denn die Kampagne gegen ihn ist sehr mächtig.
Wenn es schlecht läuft, aber untragisch, verliert Poroschenko seine Macht. Damit einhergehend vermutlich auch etwas von seinem Imperium.
Im schlimmsten Fall wird Poroschenko als “sakrales Opfer” gebraucht, was fast zwingend seinen Tod bedeutet.

Die Revolution frisst ihre Kinder auf.

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Keine russischen Truppen in der Ukraine

“Wir haben Beweise über einzelne Angehörige der russischen Streitkräfte und Bürger der Russischen Föderation, die ein Teil der illegalen bewaffneten Gruppen in Kampfaktivitäten sind. Gegenwärtig führen wir keine Kampfoperationen gegen Einheiten der regulären russischen Armee aus.”

Die Übersetzung ist von Telepolis.

Das ukrainische Original ist hier zu finden.

Wer überall Verschwörungstheorien wittert, kann nach “muzhenko” oder “муженко” in youtube suchen und den Originalton des ukrainischen Generals im ukrainischen TV begutachten.

Wir halten fest, dass der Generalstabchef der ukrainischen Armee keine russischen Truppen in der Ukraine ausmachen kann. Er muss es wissen, denn bei ihm laufen sämtliche Informationen der Armee und der ukrainischen Geheimdienste zusammen.

Das Briefing war am 29. Januar. Wir schreiben den 1. Februar und die Meldung ist den großen Medien bisher keine Meldung wert gewesen. Kanonenfutter für die Propagandaschau.

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Ukrainische Front kurz vor dem Zusammenbruch

Im Januar ist der Bürgerkrieg in der Ukraine in eine neue Kriegsphase eingetreten. Es wird wieder mit höchster Intensität gekämpft. Auf der einen Seite stehen die ukrainische Armee und eine Vielzahl freier Bataillone, von denen längst nicht alle dem ukrainischen Generalstab gehorchen. Auf der anderen Seite die Armee der Lugansker und Donezker Volksrepubliken (LDVR).

Inzwischen ist unübersehbar, dass die ukrainische Frontlinie zusammenbricht. Der Prozess beginnt gerade dieser Tage. Für den unbedarften Beobachter sieht es noch nicht so aus, dass die Front zusammenbricht, denn die ukrainische Armee hat nur ein paar Checkpoints und ein paar Dörfer verloren. Aber es knirscht schon im Gebälk und wenn der Knoten platzt, wird alles sehr schnell gehen und die ukrainische Armee wird in wenigen Tagen oder Wochen riesige Gebiete abtreten müssen.

Woran erkennt man sowas?

  • Die ukrainische Armee hat bereits die meisten ihrer Reserven aus dem Hinterland an die Front geworfen.
  • Die ukrainische Armee ist in Artilleriegefechten klar unterlegen. Die Artillerie ist das entscheidende Element dieses Krieges.
  • Die ukrainische Armee setzt Artilleriemunition aus den 60ern Jahren ein, d.h. es werden die letzten Reserven aus der Sowjetzeit aufgebraucht.
  • Die Meldungen der Frontsoldaten in den sozialen Medien verbreiten das Gegenteil von Zuversicht. Die Kampfmoral ist schwach. Mitunter herrscht einfach Panik.
  • In der ukrainischen Bevölkerung ist der Rückhalt für die Regierung und den Krieg sehr gering. Im Frühjahr glaubten die Menschen an einen schnellen Sieg. Auf den langen, blutigen, extrem verlustreichen Krieg hat niemand Lust. Mütter verhindern, dass ihre Söhne in die Armee eingezogen werden (inzwischen läuft schon die 4. Mobilisationswelle), viele Zwangsrekrutierten desertieren oder ergeben sich sehr schnell.
  • Die LDVR-Armee hat den Großteil ihrer Reserve noch in Hinterland; wenn diese zum Einsatz kommt, hat die ukrainische Armee dem nichts mehr entgegenzusetzen.
  • Die Kampfmoral der LDVR-Armee ist ungleich höher. Der Rückhalt in der Bevölkerung ebenfalls.
  • Die LDVR-Armee hat keine Versorgungsschwierigkeiten.

Wie konnte es dazu kommen?

Im Frühjahr/Sommer 2014 war die ukrainische Armee den Volksmilizen von LDVR (damals hatten die Republiken noch keine Armee) gnadenlos überlegen. Der geplante Blitzkrieg konnte nicht erfolgreich beendet werden und verwandelte sich in einen Stellungskrieg. Die Volksmilizen verwandelten sich in einem mühsamen (und teilweise blutigen) Prozess zu einer einheitlichen Armee mit einem Generalstab. Während im letzten Sommer noch einzelne Einheiten autonom agierten, gibt es in LDVR jetzt eine koordinierte Armee.

In der ukrainischen Armee vollzog sich die gegenteilige Entwicklung. Im Frühjahr 2014 bildeten sich über 40 territoriale Bataillone, die verschiedenen Strukturen unterstanden. Der ukrainische Oligarch Kolomojski bezahlt und kontrolliert einen großen Teil davon und verfügt bereits über eine bemerkenswerte Privatarmee. Die Kampfhandlungen der ukrainischen Armee und der freien Bataillone waren nicht besonders koordiniert und werden zunehmend unkoordinierter. Jarosch, der Anführer des Rechten Sektors und Kolomojskis Vasall, hat vor wenigen Tagen verkündet, dass man bereits an einem zweiten Generalstab arbeite.

Die ukrainische Armee (mehrheitlich bestehend aus normalen Soldaten und Wehrdienstleistenden) und die Nazi-Bataillone können sich nicht gut leiden. Immer wieder ist zu lesen, dass sie sich gegenseitig bekämpfen. Tatsächlich hat Kiew sogar versucht, und versucht weiterhin, die Nazi-Bataillone an die heißesten Brennpunkte der Front zu schicken, damit sie dort vernichtet werden. Die vielen Kessel, in denen ukrainische Militärs aufgerieben wurden, sind wahrscheinlich vom ukrainischen Generalstab bewusst in Kauf genommen worden. Es ist wohl kein Zufall, dass immer viele Nazis in diesen Kesseln gelandet sind. Eine weitere Strategie, um die von Kiew nicht kontrollierbaren freien Bataillone unter Kontrolle zu bekommen, bestand darin, die Verluste der regulären ukrainischen Armee mit Leuten aus den freien Bataillonen aufzufüllen.

Jedenfalls ist es Kiew nicht gelungen, ein einziges Oberkommando für die vielen Militärstrukturen durchzusetzen. Der Zusammenbruch der Front wird auch zum Bruch in der ukrainischen Militärlandschaft führen. Kolomojski wird offiziell die Kontrolle über einen großen Teil davon bekommen (faktisch hat er sie schon). Wer übernimmt die Führung über die reguläre ukrainische Armee? Sie ist sehr schwach im Vergleich zu 2014, aber sie ist immer noch stärker als Kolomojskis Privatarmee.

Aus der militärischen Zweierbeziehung Ukraine – LDVR wird mindestens eine Dreierbeziehung werden: Kolomojskis Privatarmee – reguläre Armee – LDVR-Armee. Da die geographische Position und militärische Schlagkraft der LDVR-Armee relativ klar sein werden, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Krieg zwischen Kolomojski und der regulären ukrainischen Armee entbrennen, bei dem beide Seiten ihr Kräfteverhältnis herausfinden werden und klären werden, wer welches Gebiet unter seine Kontrolle bekommt.

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Verschwörungstheorien überall…

The Golden Age of Black Ops

In diesem lesenswerten Artikel wird der Schattenkrieg der USA beschrieben, der fast unbemerkt von der Öffentlichkeit überall auf der Welt stattfindet. Es geht um die SOCOM (Special Operations Command), die heute etwa 70000 Soldaten zählt. Das sind Spezialeinheiten, die jährlich in über 100 Ländern der Welt operieren. Was genau sie machen, bleibt größtenteils im Verborgenen. Klar ist, dass sie viel töten, unter anderem auch in Ungnade gefallene US-Bürger im Ausland.

Den Link habe ich einem Freund geschickt, worauf er antwortete, dass er sowas nicht sonderlich ernst nimmt, weil er das mit Verschwörungstheorien in Zusammenhang bringt.

Der Vorwurf der Verschwörungstheorie ist inzwischen zu einem Totschlagargument kultiviert worden, mit dem jede Aufdeckung kritischer Zusammenhänge erschlagen werden kann. Man muss nur das Zauberwort “Verschwörungstheorie” aussprechen und eine sachliche Prüfung der behaupteten Fakten ist einem sofort erspart. Der Autor oder Übermittler der kritischen Fakten ist denunziert.

Wenn man nach SOCOM googelt, gelangt man beispielsweise direkt zur offiziellen Seite socom.mil
Auf den ersten Blick ist die Seite – wie erwartet – nicht sehr ergiebig. Die wenigen Inhalte bestehen aus PR-Phrasen. Aber wenn wir ein wenig herumklicken, gelangen wir zu diesem Dokument:

Eine Rede eines SOCOM-Admirals vor dem US-Kongress und gleich auf der ersten Seite steht:

As it stands today, my force is comprised of 66,000 men and women. On any given day, our SOF are deployed in over 75 countries, in many cases working side-by-side with multiple interagency and international partners.

Hoppla. 66000 Mann. Sie sind an jedem Tag in über 75 Ländern aktiv. Noch mal: US-Spezialkräfte sind jeden Tag in 75 Ländern dieser Welt militärisch aktiv. Haben Sie gewusst, dass die USA sich so breitflächig militärisch engagieren?

Lesen wir weiter:

None of this [goals] can be accomplished without resources, and we are pleased that the recent passage of the Bipartisan Budget Act (BBA) safeguards both Command readiness levels and SOF’s current capabilities; we thank you for this stability.

Geldprobleme haben Sie nicht. Der Admiral bedankt sich beim Kongress für die tolle finanzielle Unterstützung.

Sie sind bestens vernetzt:

We continue to strengthen our relationships with our interagency partners, whose collective support is absolutely essential to our operations. Special Operations are but one part of a tremendous team of interagency partners, including the Departments of State, Justice, Homeland Security, Treasury, the FBI, the Intelligence Community, and many others that are keeping our Nation safe. One of our most significant partners is the National Security Agency (NSA).

Regierung, FBI, CIA, NSA. Alle sind einbezogen.

Fünf Minuten simpelste Internet-Recherche haben uns zur Rede eines SOCOM-Befehlshabers vor dem US-Kongress geführt. Die Angaben des Admirals bestätigen die Recherchen von Nick Turse. Klarer und offizieller geht es nicht.

Was auf den ersten Blick total absurd erscheint, kann allzu wahr sein. Der Beweis ist oft nur wenige Klicks entfernt. Behalten Sie im Hinterkopf, dass heutzutage der Vorwurf der Verschwörungstheorie systematisch gegen kritische Berichterstattung gerichtet wird.

Und glauben Sie nicht jeden Mist. Es gibt auch echt verrückte Verschwörungstheorien.

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USA führen Wirtschaftskrieg gegen Russland

Schauen wir uns an, was Obama in seiner State of the Union Rede gesagt hat:
http://www.whitehouse.gov/the-press-office/2015/01/20/remarks-president-state-union-address-january-20-2015

Aus der langen Rede picken wir uns nur die Details zur Außenpolitik heraus.

My first duty as Commander-in-Chief is to defend the United States of America. In doing so, the question is not whether America leads in the world, but how.

Die Frage ist nicht, ob Amerika die Welt führt, sondern wie sie es tut. Der Präsident der USA verkündet unverhohlen die Weltherrschaftsansprüche.

I believe in a smarter kind of American leadership. We lead best when we combine military power with strong diplomacy;

Die “smarte” Strateie der Weltherrschaft besteht darin, Militärmacht und starke Diplomatie einzusetzen.

We’re upholding the principle that bigger nations can’t bully the small

Der Präsident meint, große Nationen dürfen nicht einfach kleine Nationen tyrannisieren. Mangel an Humor kann man ihm nicht vorwerfen.

Last year, as we were doing the hard work of imposing sanctions along with our allies, as we were reinforcing our presence with frontline states, Mr. Putin’s aggression it was suggested was a masterful display of strategy and strength. That’s what I heard from some folks. Well, today, it is America that stands strong and united with our allies, while Russia is isolated with its economy in tatters.

Die USA haben mit ihren Alliierten im Jahr 2014 hart daran gearbeitet, Sanktionen gegen Russland zu verhängen. Und Obama verkündet nicht ohne Stolz, dass Russland isoliert worden sei und seine Wirtschaft ruiniert sei.

Wir haben hier zwei wichtige Informationen:

1. Die USA führen einen Wirtschaftskrieg gegen Russland.

2. Der Krieg sei erfolgreich gewesen. Russland sei isoliert und wirtschaftlich zerstört.

Die erste Information ist nicht neu, aber es schadet nicht, dass sie von höchster Stelle so offenherzig kommuniziert wird.

Die zweite Information ist eine glatte Lüge. Warum lässt sich Obama dazu herab? Er ist persönlich betroffen, wie man aus dem gleichen Absatz herauslesen kann. Viel zu viele Leute überall auf der Welt, die USA eingeschlossen, halten Putin für den deutlich smarteren und cooleren Staatsmann als Obama. Das kränkt, insbesondere da Obama der selbsterklärte Weltherrscher ist. Vielleicht fühlt er sich etwas besser, wenn er der Welt erklärt, er habe Russland besiegt?

So ein Fehler darf ihm natürlich nicht passieren. Die negativen Effekte für ihn sind:

1. Die Anerkennung, die er sich selbst zuspricht, wird in Wirklichkeit noch geringer. Wer schwach wirkt und sich mit nicht vorhandenen Erfolgen brüstet, wirkt dadurch noch schwächer.

2. Russland hat Obamas Worte deutlich vernommen und fühlt sich mehr als bestätigt darin, dass es von außen angegriffen wird. Ein klarer äußerer Feind negiert innere Widersprüche. Gegen den äußeren Feind, der sich selbst mit seinem Krieg brüstet, rücken die Russen noch enger zusammen. Für die USA ist das besonders ungünstig, da ihre Strategie darin besteht, innere Zwistigkeiten in Russland aufzuschaukeln und so einen Regierungssturz hebeizuführen. Obama hat mit seinen Aussagen die Strategie seines Landes frontal torpediert.

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Politische Prognosen für 2015

Mein politisches Prognosewagnis für 2015.

Zum Ukraine-Konflikt:

– Russland wird keinen Krieg gegen die Ukraine beginnen.

– Die ukrainische Armee verliert gegen die Armee von LDVR (Lugansker und Donezker Volksrepubliken), aber letztere gehen vorerst nicht über die Grenzen der Lugansker und Donezker Regionen hinaus.

– In der Ukraine kommt es zur weiteren Spaltung des Landes, das Land geht bankrott und LDNR werden im ganzen Chaos das stabilste Element darstellen.

– Galizien geht an Polen, entweder direkt, oder über einen kurzen Umweg der Unabhängigkeit als eigenes Staatsgebiet.

– Der Südosten der Ukraine versammelt sich zu Neurussland.

– Das Zentrum der Ukraine zerfällt in mehrere Oligarchate. Eins davon ist Kolomojskis Oligarchat, natürlich mit einer schöneren Bezeichnung.

– Russland wird die sich abspaltenden Teilgebiete der ehemaligen Ukraine höflich unter den Schirm einer einheitlichen Ukraine zusammentreiben und den totalen Zerfall der Ukraine verhindern. Selbstverständlich wird das kein zentralistischer Staat mit einem allmächtigen Kiew sein, sondern eine stark föderalisierte Ukraine mit einem schwachen Kiew und sehr starken Regionen.

– Möglicherweise bekommen Rumänien und wer sonst noch im Westen angrenzt, kleine ethnische Landstücke von der Ukraine ab. Nach entsprechenden Referenden. Russland wird diesen Prozess der Abspaltung kleiner ethnischer Randgebiete nicht behindern.

Prognosen ohne direkte Beteiligung der Ukraine:

– Russland und China treiben den Prozess der Dedollarisierung voran. Das ist der Schlüssel für ALLES Weltbedeutende, was in den letzten Jahren geschah und in den kommenden Jahren geschehen wird.

– Die USA werden weiterhin überall auf der Welt die Situation zuspitzen. Viele neue Charlies. Die Krisenherde dieser Welt werden noch heißer. Die USA werden mit dieser Strategie keinen systemischen Erfolg haben, d.h. weder wird die Wirtschaft davon in Schwung kommen noch wird man Russland in die Knie zwingen können. Aber die Zuspitzung wird gut genug sein, um die EU im Jahr 2015 weiterhin in die bück-dich-Stellung zu bringen. Die EU kann vor ihren Bürgern aber nicht mehr verbergen, dass das kein Sex mehr ist, sondern Vergewaltigung. Damit verbunden geht die Radikalisierung auf Europas politischer Landkarte weiter. Die extremen Rechten und Linken und verschiedene Pegidas nehmen an Fahrt auf.

– Wer von den kleinen Spielern dieser Welt nicht bereits eng an die USA gebunden ist (also nicht über massive Erdölreserven verfügt…), fängt das auch nicht mehr an. Die peripheren Staaten orientieren sich an BRICS aus.

Das soll genügen für den Einstieg. Die Prognosen lasse ich unter der Kategorie „Humor“ laufen. Sie sind sehr ernst gemeint und sie betreffen sehr ernste Sachen. Aber Prognosen sind im Durchschnitt äußerst unzuverlässig und deshalb sollte man sie nicht zu ernst nehmen und sich auf keinen Fall viel darauf einbilden. Ich stelle sie nicht auf, um Sie zu überzeugen, dass diese Dinge geschehen werden. Ich stelle sie auf, um am Ende des Jahres zu prüfen, was davon sich erfüllt hat und was nicht. Prüfen Sie mit. Es ist ein Spiel mit hohem Zufallsfaktor. Die Abrechnung am Ende des Jahres gibt ein klares Feedback.

Wer mitspielen will, ist herzlich eingeladen.

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