Braver Seehofer

Wer erinnert sich noch an den bayerischen Rebell, der bereit war, Merkel zu stürzen? Mit der Obergrenze wird er sie köpfen, jawoll! Der Mann hat Rückgrat! Schaut, wie er auf die Pauke haut!

Jetzt ist es so weit. Die Obergrenze ist nicht mehr so wichtig, sagt Seehofer. Es geht auch ohne.

Wie überraschend kommt das? Gar nicht:

Die deutsche Regierungskoalition, der man im Januar bereits den baldigen Zerfall prophezeihte, zeigte sich erstaunlich einig. Viele Beobachter haben das inszenierte Theater offenbar für bare Münze genommen. Und tun das weiterhin… Der Seehofer poltert aber auch so glaubwürdig! Dass er nach jedem Treffen mit Merkel völlig ergebnislos im Sinne seiner Polterei zurückkommt und jedes mal Einigkeit mit Merkel demonstriert, scheint nicht alle auf den Gedanken zu bringen, dass Seehofer die Hauptrolle beim Dampfablassen der Bevölkerung spielt. Beachten Sie: im Theaterspiel sind die Koalitionsparteien Partner, nicht Feinde. Und das Ziel des Theaterstücks ist nicht etwa Bruch der Koalition, sondern Ziel ist zu zeigen, dass zumindest Teile der Regierung nah dran am kritischen Volk sind. Gabriel hat seine eigene Rolle im Schauspiel und fordert mehr Geld für deutsche Hilfsbedürftige. Die Wogen des Unmuts werden professionell geglättet.

Nicht an den Worten erkennt man sie, sondern an den Taten. Die Regierung hat die Bürger professionell beruhigt und die Bürger haben das für einen regierungsinternen Kampf auf Leben und Tod gehalten. Ob sich jemand von den Bürgern noch daran erinnert und eine erkenntnisbringende kognitive Dissonanz verspürt?

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