Gute Nachrichten von der Pridnestrowje-Front

Im Mai wurde im Ukraine-Konflikt eine zweite Front gegen Russland in Pridnestrowje eröffnet. Das schmale Stückchen Land beherbergt mehrere hunderttausend Russen. Außerdem sind dort seit 1992 russische Friedenstruppen stationiert. Nicht zu vergessen die riesigen Waffen- und Munitionslager der 14. Armee der Sowjetunion. Ein hübsches Pulverfass also, das dadurch angezündet werden sollte, dass Ukraine und Moldawien, zwischen denen Pridnestrowje eingeklemmt ist, gleichzeitig eine Blockade begannen, sowohl wirtschaftlich als auch was Nachschub und Rotation der russischen Friedenstruppen angeht. Russische Analysten stimmten einhellig darin überein, dass diese Blockade ein äußerst schweres Problem darstellte, viel schlimmer als die Wirtschaftssanktionen des Westens.

Wenige Wochen später ist der Premierminister Moldawiens über seinen gefälschten Schulabschluss gestolpert und musste zurücktreten. Per Gesetz musste die Regierung mit ihm zurücktreten. Ich habe das als Ergebnis russischer Bemühungen interpretiert, den Konflikt um Pridnestrowje nicht zu einem Krieg eskalieren zu lassen.

Wieder wenige Wochen später ist klar, dass im Hintergrund tatsächlich hart gearbeitet wurde. Mit Erfolg. Viktor Osipow, Moldawiens Vize-Premier für die Reintegration Moldawiens (Pridnestrowje hat sich von Moldawien abgespalten) gab ein Interview, das keine Fragen offen lässt. Er hat sich überdeutlich von einer Eskalation abgegrenzt. Er hat berichtet, dass derzeit keine Blockade von Pridnestrowje existiere, dass der Warenaustausch stattfinde. Er hat von seinem Treffen mit Russlands Vize-Premierminister Rogozin berichtet, mit dem er konstruktive Gespräche gehabt habe. Osipow hat schließlich direkt gesagt, dass es mit der Rotation der russischen Friedenstruppen keine Probleme geben werde. Man werde das alles regeln. Das war alles so deutlich, dass nicht einmal eine Übersetzung von Diplomatisch in Normalsprech nötig wäre.

Respekt vor den russischen Diplomaten. Still, schnell und unauffällig haben sie erstklassige Arbeit geleistet und die Wahrscheinlichkeit eines Krieges in Pridnestrowje dramatisch gesenkt.

Nachtrag, 12.07.15:

Zu Verhandlungen geht man mit Zuckerbrot und Peitsche. Russlands Zuckerbrot bei diesen Verhandlungen war die Aufhebung des Embargos auf moldawisches Obst. Ausgewählte moldawische Firmen haben eine Einfuhrerlaubnis nach Russland bereits erhalten. Das Einfuhrverbot auf moldawische Früchte und Konserven verhängte Russland im Juli letzten Jahres am gleichen Tag, als Moldawien ein Assoziierungsabkommen mit der EU unterzeichnet hatte. Es traf Moldawien hart, da es über 80% der betroffenen Produkte nach Russland exportiert.

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