Schuldzuweisungen für Königsgrippe

Man überbietet sich derzeit mit Schuldzuweisungen für die Königsgrippe. Die Chinesen sind schuld! – schreit Trump. Die Amis haben es selbst bei den Militärspielen eingeschleppt! – wird dem entgegnet.

Viele Menschen wollen die Wahrheit erfahren. Kommt der Virus nun aus einem chinesischen oder aus einem US-Labor? (Beachten Sie, wie bei dieser Fragestellung die Möglichkeit, dass der Virus gar nicht aus dem Labor kommt, unter den Tisch fällt.)

Die Wahrheit ist – es spielt keine Rolle. In den USA macht Senator Lindsay Graham offen Werbung dafür, die US-Schulden gegenüber China abzuschreiben, weil China schuld am Virus sei und den USA damit schwer geschadet habe. Mehr als Tausend Milliarden Dollar Schulden will Graham einfach annulieren lassen. Das ist es, worauf es in dieser Geschichte ankommt. Man kann Schulden nicht einfach annulieren, man braucht einen guten Grund. Chinas konkrete Schuld an einer so großen Misere könnte ein guter Grund sein, also werden investigative Recherchen, Geheimdienstberichte und alles, was sonst nötig sein sollte, in beliebig großer Menge in den Raum geworfen werden, um Chinas Schuld highly likely zu machen, wenn tatsächlich die Entscheidung getroffen wird, US-Schulden an China auf die Grippe abzuschreiben.

Auf der anderen Seite hat China verständlicherweise wenig Lust, eine Billion Dollar einfach so zu verlieren. Also werden in ebenso großer Menge entgegengesetzte Recherchen, Geheimdienstberichte und highly-likely in den Raum geworfen werden.

Wenn man erkannt hat, welche Summe auf dem Spiel steht, dessen Ausgang nicht zuletzt davon abhängt, welche Laborherkunft dem Virus attestiert wird, kann man den Schamenentänzen um die Herkunftsforschung mit Vergnügen folgen.

Veröffentlicht in Analysen Getagged mit: ,