Schlechte Zeichen für Saudi-Arabien

Es werden Reparationszahlungen fließen – und sie fließen schon in Strömen – aber sie heißen nicht Reparationszahlungen.

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Saudi-Arabien etwa investiert seit ein paar Jahren Milliarden Dollar in Russland. Und zwar (unter anderem) in einem speziellen Fond, dessen Projekte den Saudis von vornherein gar nicht bekannt sind. Der Vertrag sieht im Kern so aus, dass für jeden Rubel, den die russische Regierung in den Fonds steckt, die Saudis ihrerseits einen Rubel (mal Faktor) dazulegen.
Katar investiert seit ein paar Jahren auch sehr fleißig in Russland. Und zwar interessanterweise (wie die Saudis) schwer in die russiche Öl- und Gas-Wirtschaft, zu denen die Scheichs in direkter Konkurrenz stehen.

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Am 14. Oktober hatte Wladimir Putin einen großen Staatsbesuch in Saudi-Arabien und am 15. Oktober einen weiteren großen Staatsbesuch in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE).

In Saudi-Arabien teilte Putin mit:

Wie ich schon gesagt habe, wächst das Handelsvolumen, und mit Ihrer Unterstützung hat Saudi-Arabiens Public Investment Fund (PIF) 10 Milliarden Dollar für gemeinsame Projekte mit dem Russischen Fond für Direktinvestitionen (RDIF – Russian Direkt Investment Fund) ausgestellt. Auch der Mechanismus automatischer Ko-Investierung funktioniert erfolgreich. Es gibt neue Vereinbarungen über weitere Initiativen mit Beteiligung des saudischen Kapitals.

Übersetzung von mir.

Die Reparationszahlungen Investitionen der Saudis belaufen sich also bereits auf eine zweistellige Milliardensumme. Weitere analoge “Initiativen” über das Abwandern saudischen Kapitals nach Russland sind bei Putins Besuch beschlossen worden.

Wenn wir noch in die Liste der unterschriebenen Dokumente reinschauen, sehen wir viele interessante Punkte, bei denen oft gar nicht versucht wird zu verschleiern, dass Saudi-Arabien sich als Geldgeber in Russlands Dienst stellt. Hier eine Auswahl:

14. Vereinbarung über die Zusammenarbeit zwischen RDIF und PIF über Investitionen im Bereich des Leasings von Flugzeugen zur Unterstützung der Entwicklung russischer Airlines.

15. Memorandum über gegenseitiges Einverständnis zwischen RDIF und PIF über gemeinsame Investitionen in “NefteTransService” (“НефтеТрансСервис”), einen der größten Betreiber von Eisenbahnlogistik in Russland.

20. Vereinbarung über die Zusammenarbeit zwischen RDIF und SALIC über die Suche und Umsetzung von gemeinsamen Investitionen in Unternehmen aus dem russischen Agrarwirtschaftskomplex.

Übersetzung und Hervorhebungen von mir.

Saudische Milliarden für die Entwicklung der russischen Wirtschaft.

Und dennoch, dennoch… Wladimir Putin ist verdammt sauer auf Saudi-Arabien. Wenn man die Protokolle von der Reise studiert (eins, zwei, drei), wirkt Putin zwar sehr höflich und freundlich und zuvorkommend, und er lobt und schmeichelt viel… aber von der saudischen Seite wird niemand in den Protokollen zitiert. Das ist absolut ungewöhnlich für den Kreml-Blog. Praktisch immer werden bei Staatsbesuchen (egal, ob in Russland oder im Gastland stattfindend) die Auftritte beider Parteien protokolliert. Das war auch beim Besuch des saudischen Königs im Kreml im Jahr 2017 noch der Fall (hier).

Irgendwo zwischen 2017 und 2019 hat sich Saudi-Arabien Putins besonderen Unmut zugezogen. Seitdem klebt ihnen das Pech an den Füßen – explodierende Öltanker, explodierende Ölanlagen, besonders blamable militärische Blamagen gegen die Huthis, Verbannung aus dem Kreml-Blog (d.h. Putin hat nicht verziehen, was auch immer es war). Hoffen wir für Saudi-Arabien, dass sich zu der bisherigen Anhäufung unglücklicher Zufälle kein Staatszerfall hinzugesellt.

Wie man es besser anstellt, haben die VAE gezeigt. Vor wenigen Jahren noch genauso gegen Russland im Krieg befindlich wie die Saudis, haben die VAE-Scheichs doch rechtzeitig genug erkannt, wohin der Wind weht, und sind zu Putin übergelaufen. Das befreit sie nicht gänzlich von Zahlungen – Putin nennt 2,3 Milliarden Dollar, die bisher aus den VAE in den RDIF geflossen sind. Aber der Thronfolger der VAE erfährt immerhin keine öffentliche Ächtung durch Verbannung von der Kreml-Seite und er beschwört bei seinen Auftritten “Freundschaft” und “strategische Partnerschaft” mit Russland. Regelmäßige Leser dieses Blogs wissen sofort bescheid.

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