Saudi Arabien brennt – wem nützt es?

Einige Leser rätseln darum, wer für den Angriff auf Saudi-Arabiens Ölanlagen verantwortlich ist. Gut, dass sich jemand eigene Gedanken darüber macht.

Offensichtlich führt der Angriff zu einem Anstieg des Ölpreises. Eine Leser-Hypothese besagt daher, dass es eine False Flag Operation der Saudis selbst sein könnte, denn sie bräuchten einen höheren Ölpreis, um mit ihrem Haushalt klar zu kommen.

Den Gedanken muss man zu Ende denken. Viele Länder und Haushalte profitieren von einem höheren Ölpreis. Man kann genauso gut die Iraner, Russland und die USA beschuldigen. Insbesondere die USA, deren Fracking-Industrie derzeit schwer leidet und wo sich eine ganz üble Entwicklung abzeichnet.

Halten wir an dem Motiv der Preissteigerung fest. Wir sehen, es gibt viele potentielle Interessenten. Für jeden von ihnen ist ein False Flag Angriff auf sich selbst aber nicht so geil. Der Preis geht nur dann stabil hoch, wenn die Produktion stabil eingeschränkt wird. Die eigene Produktion dramatisch zu senken, um die Preise zu erhöhen, ist kein gutes Geschäft. Alle Konkurrenten profitieren davon verlustfrei, während man selbst entweder sehr viel weniger profitiert, oder sogar Verluste einfährt. Mal ehrlich, wenn wir durch einen massiven Angriff auf Ölanlagen die Produktion von Öl und Ölprodukten dramatisch senken wollen, ist es viel naheliegender, einen Konkurrenten anzugreifen, anstatt sich selbst. Saudi Arabien könnte die Vereinigten Arabischen Emirate oder einen anderen kleinen Nachbar angreifen, statt sich selbst. Die USA können Saudi Arabien angreifen, anstelle sich selbst in die Luft zu sprengen.

Kleines Zwischenfazit: Preissteigerung als Motiv klingt plausibel, eine False Flag der Saudis allerdings nicht.

Zur Abwechslung ein anderer Gedanke. In den USA haben sich viele politische Größen sehr schnell ganz fest darauf geeinigt, dass Iran für den Angriff verantwortlich ist. Hmm. Vor anderthalb Jahren hat Trump John Bolton zu seinem Sicherheitsberater gemacht. Bolton, ein Falke, Globalist und offener Iran-Feind. Bolton hat Trump mehrfach vor die Haustür geschissen, indem er auf seinen Auslandsreisen offen das Gegenteil von Trumps Politik betrieb. Nach anderthalb Jahren hat Trump etwas gegen Bolton in die Hand bekommen, um ihn zum Rücktritt zu zwingen. Kaum ist es passiert, wird Saudi-Arabien angegriffen und die Schuld den Iranern zugeschrieben. Die Möglichkeiten zu neuen Manövern in der Iran-Politik, die sich Trump gerade erst eröffneten, werden ihm gleich wieder genommen.

Wir haben somit eine weitere Hypothese für die Hintergründe des Angriffs auf Saudi-Arabien. Die Globalisten (zu denen die mächtige israelische Lobby in den USA gehört) verlieren mit Bolton einen Schlusselposten im Weißen Haus. Der Angriff auf Saudi-Arabien, der in der Matrix sofort Iran angeheftet wird, könnte sowohl Rache als auch Prävention gegen einen Wechsel in der Nahost-Politik sein.

Und damit unsere Gedanken richtig schweifen können, brauchen wir eine dritte Hypothese. Hier ist sie: Der Angriff auf Saudi-Arabien zeigt überdeutlich, dass die Luftabwehrsysteme der USA, mit denen Saudi-Arabien ausgestattet ist, einen Scheißdreck wert sind. Und diese Demonstration ist eindeutig ein Geschenk für Russland.

So viele Profiteure auf so unterschiedlichen Ebenen.

PS: Nachdem es heute aus Deutschland hieß, dass die Beschränkung der Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien aufgehoben werden sollte, weil Saudi-Arabien offensichtlich erhöhten Selbstverteidigungsbedarf hat, müssen wir die deutsche Rüstungsindustrie wohl auch als Drahtzieher des Angriffs in Betracht ziehen, hehe.

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