Alles homo oder was?

Für Homosexualität wird in den Medien schon seit langer Zeit recht intensiv geworben. In den letzten Jahren fand eine Erweiterung und Ergänzung mit dem Begriff LGTB statt. Seit mehreren Jahren wird Russland systematisch mit diesem Thema angegriffen.

Seit einigen Wochen und Monaten habe ich das Gefühl, dass Homosexualität, bzw. nichttraditionelle sexuelle Orientierung im Allgemeinen, zum ideologischen Kern des Westens wird. Es vergeht kaum mehr ein Tag, an dem nicht zu diesem Thema berichtet wird.

Das letzte Jahrhundert war geprägt von zwei großen Ideologien, dem Kommunismus und Kapitalismus. Beide boten ein Lebens- und Wirtschaftsmodell, auf dem sich Gesellschaften aufbauen ließen. Um 1990 herum kollabierte mit der UDSSR die Ideologie des Kommunismus. Seit 2008 befindet sich der Kapitalismus in einer Dauerkrise. Der Kollaps ist nicht mehr fern. Schon heute kann die kapitalistische Ideologie die drängenden Fragen nicht beantworten, die Krisen nicht mehr lösen. Wir lassen dem Kapitalismus immer mehr Freiraum, aber die Probleme verschwinden nicht, sondern verstärken sich nur.

Es entsteht ein ideologisches Vakuum. Als ein solches Vakuum vor 25 Jahren entstand, stand eine zweite tragfähige Ideologie bereit, die das Vakuum sofort gefüllt hatte. Heute aber verflüchtigt sich die einzig verbliebene Ideologie und weit und breit ist nichts zu erkennen, was den entstehenden Leerraum füllen könnte.

China lebt derzeit einen staatlich gelenkten Kapitalismus vor. Russland entwickelt sich in die gleiche Richtung. Eine fühlbare Ideologie hat sich aus diesem Modell noch nicht entwickelt. China und Russland haben zwar die Regeln des Kapitalismus angenommen, die Ideologie aber nicht in die Herzen geschlossen. Somit sind sie prinzipiell jederzeit bereit, sich einer anderen Ideologie zuzuwenden. Aber selbst diese beiden Größen haben noch keine Alternative erarbeitet.

Die moralische Stütze ist noch nicht gebaut. Das pragmatische wirtschaftspolitische Handeln von China und Russland fungiert aber als Eisbrecher und bald wird sich eine Ideologie herausschälen (müssen!), die Antworten auf die aktuellen Fragen der Welt gibt. Zum einen ist das aus systemischer Perspektive unausweichlich, zum anderen ist mir die selbstbewusste Aussage eines hochrangigen russischen Politikers in Erinnerung, demnach es in Russland innerhalb der nächsten fünf Jahren eine starke Ideologie geben wird. Das heißt, dass hinter den Kulissen bereits daran gearbeitet wird.

Und wir im Westen? Zeigen mit dem Finger auf die anderen, kreischen dabei hysterisch und haben selbst keine Alternative anzubieten. Der Kern einer jeden Ideologie ist die Ökonomie. Und da sieht es bei uns gerade nicht gut aus. Kein Wachstum mehr und keine Idee, wie man eine Wirtschaft organisiert, die ohne Wachstum funktioniert. Die einfachen Menschen werden ausgepresst, um das System noch ein paar Jährchen am Laufen zu halten. An der Basis wird viel experimentiert, aber nichts davon hat derzeit Chancen, von der großen Politik aufgegriffen zu werden. Unten merkt man schon, dass sich was ändern muss, oben ist man dazu aber nicht bereit. Unser ideologisches Vakuum wird immer größer.

Und dieses Vakuum füllen unsere Medien mit LGTB… Die Verzweiflung ist groß. Der nahenden neuen Weltordnung hat der Westen ideologisch nicht mehr entgegenzusetzen, als die sexuelle Freiheit des Individuums. Andere Werte sind nicht mehr übrig geblieben. Symptomatisch dafür ist, dass überall von Werten die Rede ist, aber nirgends die Werte konkret benannt werden. Außer LGTB. Und weil uns im Westen sonst nichts übrig geblieben ist, reiten wir auf diesem einen Thema herum. So sieht es aus, wenn jemand in den Abgrund fällt und sich an einen Strohhalm klammert.

Schauen Sie mal hier rein. Ein Artikel darüber, wie der Euro krisenfest gemacht werden kann, wird bebildert mit einer LGTB-Flagge. In einem Wirtschaftsblatt. Soll man darüber lachen oder weinen?

Individuelle sexuelle Freiheit regelt die großen Fragen nicht. Wie organisieren wir unsere Wirtschaft? Wie schaffen wir es, dass jeder das tun kann, was er am besten kann? Wie schaffen wir es, dass die Kinder, die Alten, die Kranken gut versorgt werden? Wie schaffen wir es, dass die Last dieser Aufgaben gerecht auf die arbeitende Bevölkerung verteilt wird? Wie schaffen wir es, dass wir mit unseren nahen und fernen Nachbarn in Frieden leben? Wie schaffen wir es, unseren Kindern und Enkeln eine Welt zu überlassen, in der man weiter leben kann, nach Möglichkeit sogar gut leben kann? Wir haben keine Antworten darauf.

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Ein Kommentar zu “Alles homo oder was?
  1. Heinz Göd sagt:

    “…und keine Idee, wie man eine Wirtschaft organisiert, die ohne Wachstum funktioniert.”
    “Wie schaffen wir es, unseren Kindern und Enkeln eine Welt zu überlassen, in der man weiter leben kann, nach Möglichkeit sogar gut leben kann? Wir haben keine Antworten darauf.”

    Ideen gibt es schon, eine Sammlung ist auf
    http://members.aon.at/goedheinz/GOD_Deutsch/Zusammenarbeit/IQOAsD.html