Ansagen von Stratfor

Stratfor ist ein privater US-Geheimdienst. Als Privatunternehmen will es Geld verdienen. Das tut die Agency unter anderem, indem sie ihre Analysen verkauft. Und um die zu bewerben, gibt es einen kostenlosen Newsletter, wo hin und wieder interessante Häppchen umsonst angeboten werden. Das ist nicht vergleichbar mit den Lageberichten, die dem US-Sicherheitsrat auf den Tisch gelegt werden. Ein flüchtiger Blick hin und wieder lohnt aber durchaus.

Neulich gab es wieder mal Häppchen, die ich interessant fand.

How the FIFA Scandal Could Turn Deadly
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Da teilt uns Fred Burton mit, dass die Ermittlungen gegen die FIFA ihr Sicherheitssystem lähmen werden. Und das hat zur Folge, dass…

Today, the FIFA scandal is about corporate corruption, sponsorship and timeslots. But today’s articles about bribery charges could very well give way to grislier headlines if terrorist groups use the chaos and panic within the organization as an opportunity to strike. Let’s hope FIFA keeps their eye on the ball.

… dass Fußball ein gutes Ziel für Terroristen wird. Sieht es aus wie eine gutgemeinte Warnung? Oder wie eine Ankündigung? So oder so kein gutes Signal.

A Net Assessment of East Asia.
Hier teilt uns George Friedman ein paar interessante Dinge mit:

When I began this series a month ago, I pointed out that the most significant feature of the global system currently is the ongoing destabilization of the Eurasian land mass, from the Atlantic to the Pacific, from the Arctic to the Arabian Sea. One important aspect of this is that the destabilization isn’t, at this point, a single systemic crisis, but a series of relatively self-contained disorders. Thus the European, Russian and Middle Eastern systems have different dynamics, and while they touch on each other, they have not yet reached the point of having merged into a single crisis.

Das wichtigste “feature” des heutigen globalen Systems ist die fortschreitende Destabilisierung Eurasiens. Und zwar ganz Eurasiens, von ganz West bis ganz Ost und von ganz Süd bis ganz Nord. Betrifft also auch die gesamte EU, dieses feature. Aber noch haben wir es mit einzelnen, nicht zusammenhängenden Bränden zu tun, die noch nicht zu einem Flächenbrand zusammengewachsen sind. So erfahren Sie ganz ungezwungen, wohin die Reise gehen soll.

Noch ein schönes Zitat aus dem gleichen Artikel:

In spite of the U.S. rhetoric about a pivot to Asia, East Asia is not the United States’ top priority in Asia. Washington’s main concerns remain the Middle East and the borderland between Russia and the European Peninsula. Unless East Asia undergoes a fundamental redefinition, the United States has few interests that involve military intervention.

Ost-Asien ist nicht relevant genug, um sich dort militärisch einzumischen. Die wichtige Musik spielt an Russlands westlichen und südlichen Grenzregionen. Und wenn von der einen Region explizit betont wird, dass sie einen militärischen Einsatz nicht wert ist, dazu eine andere Region genannt wird, die viel wichtiger ist, dann impliziert das, zumindest in meiner Wahrnehmung, dass diese wichtigere Region einen militärischen Einsatz schon wert ist.

Friedman erklärt in diesem Artikel auch, warum Japan ein so treuer US-Vasall ist und es auch bleiben wird. Japan hat eine hochentwickelte Industrie, aber keine eigenen Rohstoffe, die die Industrie benötigt. Alle Industrierohstoffe müssen importiert werden und die Handelsrouten werden von den USA kontrolliert. So simpel kann Geopolitik sein. Deshalb wird sich Japan auch weiterhin von den USA ficken lassen und dabei brav lächeln, egal ob Japan das geil findet oder nicht so sehr.

Naja, und weil Stratfor eine US-Agency ist, die sich stark im öffentlichen Raum bewegt, darf sie nicht einfach nur analysieren, sondern muss sich auch an Gehirnwäsche beteiligen:

The United States has an elective relationship with the rest of the world. Except when a regional hegemon is trying to dominate Europe, the United States limits its global exposure.

Von hier. Sehr süß. Ich liebe dich auch, George.

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3 Kommentare zu “Ansagen von Stratfor
  1. Ich finde es immer wieder lustig, wie ernst man hierzulande amerikanische Geheimdienste nimmt, die erhahrungsgemäß nie etwas merken. Was Stratfor betrifft findest du hier eine kluge Analyse.
    http://www.tabletmag.com/jewish-news-and-politics/25811/mcstrategy

    • analitik sagt:

      Friedman lügt häufig unverdrossen und zeigt sich mitunter absolut inkompetent in den Feldern, die er analysiert (seine Russland-Analysen sind… komisch, und nach seiner Moskau-Reise hat er seine großen Irrtümer offen zugegeben).

      Aber was genau sollte uns Ihrer Meinung nach veranlassen, die US-Geheimdienste nicht ernst zu nehmen? Diese Geheimdienste organisieren alle wichtigen Kriege unseres Planeten, auch an unseren Grenzen und bei Bedarf auch vor unserer Haustür. Wenn jemand schwer bewaffnet vor Ihrem Haus herumwildert und sich bereits dadurch ausgezeichnet hat, je nach Lust und Laune auf alles und jeden zu schießen, sollten Sie diesen Jemand unbedingt ernst nehmen, auch – und insbesondere – wenn es sich um einen Idioten handelt.

      Davon abgesehen ist Friedman aber kein Idiot. Er ist ein hervorragend informierter Mann. Er schreibt hin und wieder interessante Analysen. Manchmal gewährt er sogar Einblick in die US-Strategien. Das ist viel wert. Natürlich sind seine Texte auch mit zahlreichen Propagandalügen kontaminiert, aber das ist nicht so tragisch.

      • US-Geheimdienste sind unter Kennern für ihre absolute Unfähigkeit bekannt. Das sind Lachnummern, die keiner ernst nimmt. Und Friedman ist ein typisches Produkt dieser amerikanischen Geheimdienstkultur. Da gibt es Besseres zu lesen.