Wer arbeitet eigentlich für wen?

Die westliche Presse lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass Janukowitsch ein “prorussischer” ukrainischer Präsident war. Der böse “prorussische” Janukowitsch hat die gute prowestliche Timoschenko in den Knast geworfen wegen angeblicher  Kompetenzübeschreitung bei der Unterzeichnung eines Gas-Deals mit Russland, der sich als ziemlich nachteilig für die Ukraine erwies.

Als Janukowitsch 2010 gewählt wurde, setzte Russland bei den ukrainischen Wahlen auf… Timoschenko. Das legt jedenfalls ein Forbes-Bericht nahe. Timoschenko traf sich 2009 mit Putin, kurz darauf wurden die Gasverträge abgeschlossen, für die Timoschenko später im Gefängnis landete. Kurz nach diesem Treffen wurde auch eine der größten ukrainischen Metallurgie-Holdings an russische Investoren verkauft, dabei wurden 300 Millionen Dollar für Timoschenkos Wahlkampf 2010 freigesetzt. Finanziert wurde der Deal von der russischen, angeblich regierungsnahen Wneschekonombank.

Während Russland die “prowestliche” Timoschenko finanzierte, steuerte der “prorussische” Janukowitsch zielstrebig die EU-Integration an.

Timoschenko war schon dem prowestlichen Juschtschenko ein Dorn im Auge. Beide gingen als Sieger des Maidans 2004 hervor, Juschtschenko wurde Präsident, Timoschenko Premierministerin. Leider konnten sie sich gegenseitig nicht leiden und legten einander so viele Steine in den Weg, dass die Bevölkerung schnell von ihren Maidanpolitikern enttäuscht war. Während Juschtschenkos Präsidentschaft stiegen die Exporte in die Länder der ehemaligen Sowjetunion übrigens um 2,23 mal an, während die Exporte in die EU nur um 17,5 % wuchsen.

In diesen Betrachtungen aus alternativen Blickwinkeln wollen wir nicht unerwähnt lassen, dass Janukowitsch überhaupt keinen Anklang beim Maidan-Mob fand, dafür aber freudig vom Westen akzeptiert wurde. Die Wahl 2010 wurde vom Westen als fair anerkannt und die USA unternahmen nichts, Janukowitsch mit einem Maidan abzusetzen. Wozu auch? Janukowitsch war schon Premierminister unter dem prowestlichen Präsidenten Kutschma. Unter Janukowitschs eigener Präsidentschaft stieg der Export in die Länder der ehemaligen Sowjetunion um 17,8%, der Export nach Europa um 23,4%. Wäre die EU nicht so dreist und gierig, die Ukraine umsonst haben zu wollen, hätte es auch keine Verzögerung bei den Assoziationsverträgen gegeben.

Und noch eine interessante Beobachtung: In der ukrainischen Geschichte seit der Unabhängigkeit mussten zwei Ministerpräsidenten hinter Gitter: Timoschenko und ihr Verbündeter Lasarenko. Beide haben als Premireminister gegen prowestliche Präsidenten angekämpft (Lasarenko gegen Kutschma, Timoschenko gegen Juschtschenko).

Der “prorussische” Janukowitsch, der von Russland im Februar 2014 in höchster Not gerettet wurde, hat übrigens nichts unternommen, um aus dem Exil irgendeinen prorussischen Einfluss auf sein Land zu nehmen. Seine Vermögen sind bis heute unangetastet. In der Ukraine bellen verrückte Hunde seit über einem Jahr danach, Janukowitsch sein Vermögen zu nehmen, konkrete Handlungen blieben aber aus. Die Ukraine selbst hat Janukowitsch übrigens erst 2015 auf die eigene Sanktionsliste gesetzt, als die EU sinngemäß gefragt hat: warum steht der Typ eigentlich seit einem Jahr auf unserer Sanktionsliste, aber nicht auf eurer?

Und die Moral von der Geschichte? “An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen”.

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