Die EU auf den Spuren der Ukraine

Was mit der Ukraine im Kleinen geschieht, geschieht im Großen mit der EU. In beiden Fällen handelt es sich um Gebiete, welche die USA unter eigener Kontrolle halten wollen. Dafür ist ihnen jedes Mittel recht und wenn es dennoch nicht klappt… kommt die Strategie der verbrannten Erde zum Einsatz: Was wir selbst nicht kontrollieren können, zerstören wir, damit es niemand sonst kontrollieren kann.

Leidgeprüfte Ukrainer haben vorhergesehen, dass die EU auch bald an die Reihe kommt. Es ist so weit.

Den USA ist es nicht gelungen, die volle Kontrolle über die Ukraine zu erlangen. Das innerlich gespaltene Land erfüllte die Befehle nicht zur vollen Zufriedenheit der Herren. Unter diesen Bedingungen ist die Zerstörung der Ukraine noch am ehesten im Interesse der USA. Der Prozess ist weit fortgeschritten.

Den USA ist es nicht gelungen, die volle Kontrolle über die EU zu erlangen. Die innerlich gespaltene EU erfüllt die Befehle nicht zur vollen Zufriedenheit der Herren. Im Propaganda-Krieg war die Geschlossenheit der transatlantischen Freunde noch hoch, aber als erkennbar wurde, dass die Europäer auf Befehl der USA ihre Wirtschaft lähmen sollen, schwand der Gehorsam der EU.

Die heiße Propaganda-Phase konnte nicht dazu genutzt werden, TTIP einzutüten. TTIP wird in der geplanten Form die Politik auf allen Ebenen der EU, auch auf nationaler Ebene, kastrieren. TTIP ist der verzweifelte Versuch, den ökonomischen Knall der USA auf Kosten der EU für ein bis zwei weitere Jahrzehnte hinaus zu zögern. Unter der Oberfläche des Ukraine-Konflikts ist das der viel größere und wichtigere Einsatz, der auf dem Spiel steht. Mit TTIP wird die EU zu einer willenlosen US-Kolonie. Ohne TTIP kann die EU versuchen, eigene Interessen wahrzunehmen.

Im Interesse der EU ist beispielsweise die Zusammenarbeit mit Russland. Das ist ein beiderseitiges Interesse. Die einzigen, denen das nicht passt, sind die USA und sie machen kein Geheimnis daraus. EU und Russland sind sehr daran interessiert, Kriege untereinander zu vermeiden. Und sie sind sehr daran interessiert, miteinander Handel zu treiben. Beide Kerninteressen greifen die USA an.

Die Ukraine hat ihre Aufgabe nicht erfüllt, einen Krieg zwischen EU und Russland zu entfachen. Was noch nicht ist, kann noch werden. Derzeit arbeiten insbesondere Polen und die baltischen Länder intensiv daran, die EU in Kriegsstimmung zu versetzen (in Deutschland gibt es mehr als genug Elemente, die dem nicht nachstehen). Die USA pumpen diese Länder, allesamt direkte Nachbarn Russlands, mit zusätzlichen schweren Waffen voll. Eine false flag Operation kann einen Krieg jederzeit entfachen.

Aber ist die EU denn so blöd, eigene Sicherheitsinteressen einfach zu ignorieren? So einfach ist es nicht, denn im Fall des Ungehorsams ist die Bedrohung seitens der USA nicht geringer als das, was im Fall des Gehorsams droht. Die große EU-Politik des letzten halben Jahres ist dadurch gekennzeichnet, den USA nach dem Mund zu reden und gleichzeitig, entgegen diesen Bekundungen, die Beziehungen zu Russland zu verbessern. Aus dieser Zerreißprobe erwächst so manches neurotische Verhalten der EU. Erschwerend kommt hinzu, dass die Kern-EU sich nach Osten um Länder erweitert hat, die den USA viel stärker die Treue halten als der EU selbst.

Die Ukraine als Transitland ist praktisch zerstört worden. Alternativen müssen bis 2019 gefunden werden. South Stream wurde von den USA offen und brutal geblockt. Als neue Alternative bietet Russland den Türkei Stream an. Das ist für die EU schlechter als South Stream, aber viel besser als andere Alternativen (z.B. extrem teures Flüssiggas aus Katar). Die Schockstarre nach der offiziellen Beendigung von South Stream ist neuer Geschäftigkeit in der EU gewichen – die Zeit ist knapp.

Auch hier tritt die USA europäische Interessen weiter mit den Füßen. Den Griechen sagen sie offen, dass diese sich auf den Türkei Stream nicht einlassen sollen. Wichtige Meinungsmacher greifen die Türkei und das gesamte Projekt offen an (der Artikel ist ein Lehrstück darüber, wie man anderen ins Gehirn scheißt, um Zwietracht unter Partnern zu sähen und die Leute glauben zu lassen, dass weiß schwarz ist). In Mazedonien, zukünftiges Transitland des Türkei Stream, wird gerade jetzt ein Staatsstreich begonnen. Exakt nach dem Muster des Maidan und anderer farbiger Revolutionen. Das sind keine subtilen Signale an die EU mehr. Über dieses Stadium ist man längst hinweg. Die USA blockieren unverholen mögliche Handelsrouten zwischen EU und Russland und zünden diese Routen bei Bedarf an. Der Wirtschaftskrieg zwischen USA und EU lässt sich kaum mehr maskieren.

Vom Maßstab abgesehen gibt es in den aktuellen Entwicklungen zwei interessante Unterschiede zwischen EU und Ukraine. Als die Ukraine am Abgrund stand, war sie politisch voll unter US-Kontrolle, wirtschaftlich aber unabhängig von den USA. Der politische Hebel hat gereicht, die Ukraine in den Selbstmord zu treiben, auch den wirtschaftlichen. Im Gegensatz dazu ist die EU politisch zwar stark indoktriniert, aber sie ist, am Abgrund stehend, nicht blind und willenlos, wie die Ukraine. Auf der anderen Seite sind Wirtschaft und Finanzsystem der EU so stark von den USA abhängig, dass letztere jederzeit den wirtschaftlichen Kollaps der EU herbeiführen können. Und bereits damit beginnen. Zerstörungen der EU-Wirtschaft sind das Mittel, mit dem die USA versuchen, die EU in den politischen Selbstmord zu treiben.

Die USA stellen die Europäer vor folgende Wahl: Sklaverei unter dem Banner des TTIP oder Zerstörung. Triff deine Wahl, Europa.

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