Lösung des Kurdenproblems nähert sich dem Höhepunkt

Teile und herrsche. Das ist einer der obersten Grundsätze der westlichen imperialen Politik. Sie wurde und wird im Nahen Osten angewandt, wie überall anders auch. Aus der neuesten Geschichte gibt es im Nahen Osten folgendes Teile-und-Herrsche-Projekt: böser böser IS entsteht aus dem Nichts heraus auf dem Gebiet von Syrien und Irak. Zur gleichen Zeit richten die guten guten Kurden ihre Köpfe auf – ebenfalls auf dem Gebiet von Syrien und Irak. Der böse IS und die guten Kurden sollten beide bis zur Staatsform reifen. Beide bezahlt und geführt von USA, Israel, Saudi-Arabien, der EU und anderen Fahnenträgern der Demokratie. Die neuen Staatsgebilde, das eine gut, das andere böse, sollten das entstandene Chaos in die Nachbarreigionen weitertragen und vermehren.

Dieser Plan wurde durchkreuzt und verhindert. Den IS (sprich NATO) hat Russland offen geplättet. Das war kein Problem, denn der IS war böse. Dem russischen Eingreifen gegen den IS konnte selbst die damals (2015) noch vor Kraft strotzende Matrix nichts entgegensetzen.

Den verbliebenen IS-Söldnern östlich des Euphrat hat man kurdische Flaggen in die Hand gedrückt. Das Problem der Kurdenbeseitigung ist deutlich komplizierter, denn die Kurden sind das Gute, nicht wahr? Das Problem wurde hier beschrieben, im Jahr 2017.

Die Lösung des Kurdenproblems begann 2018, das wurde hier beschrieben. Genau einer hat sich nämlich nie dem Narrativ von den guten Kurden angeschlossen – Erdogan. Genau ihm fiel und fällt die Aufgabe zu, den aufkeimenden Kurdenstaat notfalls militärisch zu zerschlagen. 2018 haben die Kurden ein ernstes Warnsignal bekommen, als sie in der kleinen Anklave im Nordwesten Syriens ausgeräuchert wurden. Die kurdischen Brüder im Nordosten Syriens wurden aufgefordert, es nicht auch so weit kommen zu lassen und sich auf eine friedliche Einigung einzulassen. Das haben sie abgeschlagen. Zu ihrem eigenen Leidwesen.

Jetzt haben wir 2019 und mit den Kurden im Nordosten Syriens passiert genau das, was mit ihren Brüdern westlich des Euphrat vor knapp zwei Jahren passiert ist: Die USA finden einen Grund, sich zu verduften, Erdogan veranstaltet Feuerwerk, Assad schimpft auf Erdogan, Russland mahnt zu Besonnenheit und pocht auf die territoriale Integrität Syriens. Die Kurden merken, dass sie wirklich wirklich von den USA verraten worden sind und betteln bei Assad um Hilfe. Assad schickt seine Befreiungspanzer los und Straße um Straße wird die türkische Militärpräsenz durch die syrische Militärpräsenz ersetzt. Völlig friedlich – oder kann sich jemand an einen türkisch-syrischen Krieg im Jahr 2018 erinnern? Am Ende der gesamten Operation werden kurdische Milizen durch syrische Armee ersetzt.

Manche Leute reagieren emotional. Dabei passiert nichts unerwartetes und schon gar nicht etwas völlig neues. Russland und Türkei wiederholen ein Manöver, das sich bereits bewährt hat. Am Tag vor Beginn der neuen Operation haben Erdogan und Putin noch miteinander telefoniert und von Putins Seite wurden nicht einmal Bedenken geäußert, geschweige denn irgendwelcher Protest. Putin hat Erdogans Rapport zur Kenntnis genommen und sinngemäß mit auf den Weg gegeben: “Aber sei umsichtig, denn wir sind zivilisierte Leute”.

Es ist fast überflüssig zu erwähnen, dass alles, was den Kurden im Nordosten Syriens Anfang 2018 noch angeboten wurde, jetzt obsolet ist. Sie waren gierig und haben der Matrix geglaubt, dass sie von der Matrix mehr bekommen würden als von Putin. Sie hätten als starke Kraft mit Anspruch auf weitreichende Autonomie in die syrischen Konstiutionsverhandlungen gehen können. Sie werden bald als geschlagene Hunde zu Assad kriechen und um seine Hilfe betteln müssen.

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