In Gedenken an die Gefallenen

Der 9. Mai ist einer der wichtigsten Feiertage in Russland und auch in anderen Ländern der ehemaligen Sowjetunion. Millionen Soldaten und Zivilisten mussten im Zweiten Weltkrieg ihr Leben lassen. In Russland heißt der Kriegsabschnitt von 1941 bis 1945 “Großer Vaterländischer Krieg”. Er heißt so, weil nicht nur die Armee und die Militärindustrie diesen Krieg gekämpft haben, sondern das gesamte Volk. An der Front und im Hinterland mussten alle Menschen der Sowjetunion alles geben, um den Sieg gegen den Faschismus zu erringen.

Das nachfolgende Video gibt einen winzigen Einblick in das Verhältnis Russlands zum Großen Vaterländischen Krieg. Das Video zeigt eine Sandanimation von Tori Worobjowa (Тори Воробьёва) zum Lied “Ich wurde getötet bei Rschew” von Wladimir Migulja (Владимир Мигуля), nach dem gleichnamigen Gedicht von Alexander Twardowskij (Александр Твардовский) von 1946. Aus dem Gedicht wurde ein Lied und zum Lied wurde die Sandanimation gemacht – so leben der Sieg und das Gedenken in der russischen Kultur, werden immer wieder neu verarbeitet, aufgearbeitet und erzählt. Ich habe das Video untertitelt, um das Lied dem deutschen Publikum zugänglich zu machen.

Originalvideo hier.

Bei Rschew, in der Nähe von Moskau, verlief im Zweiten Weltkrieg ein strategisch wichtiger Frontabschnitt, der äußerst hart umkämpft wurde. Die Kämpfe dauerten über ein Jahr lang, die Sowjetunion verlor an diesem Frontabschnitt mehrere Hunderttausend Menschen allein an Toten, dazu eine noch größere Zahl an Verletzten, Kampfunfähigen und Gefangenen.

Veröffentlicht in Analysen Getagged mit: ,
11 Kommentare zu “In Gedenken an die Gefallenen
  1. Johanniskraut sagt:

    Bewegend und beeidruckend, dieses Lied. Danke.

  2. Thomas Roth sagt:

    Analitik
    Gefallen Ihnen eigentlich Russen, die aus welchen Gründen auch immer, ihr Heimatland im Stich gelassen haben (z.B. Juden nach dem Waffenschmidtprogramm, weil D ja geradezu Heimat der Juden ist)und dann hier große Töne spucken, wie beispielsweise W.Kaminer? Wenn die dann vom Großen Vaterländischen reden und dem ganzen Volk … Widerliche Vögel.

  3. Carsten sagt:

    Grandios!
    Vielen Dank!

  4. Carsten sagt:

    Gleichzeitig, wenn eine Traene in meinem Auge ist, bei dieser phantastischen Musik, weiss ich dass weder ich noch mein Vater; der war 10 als der Krieg vorbei war, daran schuldig sind; andersherum verstehe ich die Nachkommen dieser Verbrechen, die als Ewiggestrige schon wieder jammern, dabei mit diesem Meisterstueck meine Seele mitklingen lassen. Ohne das ich russisch kann.
    Mein Vorschlag: Kein Krieg mehr mit den Bruedern; wissend wie doof das klingen mag.

    • Analitik sagt:

      Wenn Sie den Liedtext durchgehen, stellen Sie fest, dass Schuldzuweisungen dort überhaupt keine Rolle spielen. Dabei handelt der Text von den blutigsten deutsch-sowjetischen Schlachten; der Text wurde 1946 verfasst, als die Wunden des Krieges noch klaffend offen waren. Selbst in diesem Kontext geht es nicht um Schuldzuweisung. Russland pflegt den deutschen Schuldkomplex nicht. Russland unterscheidet zwischen dem deutschen Volk und den Nazis und Faschisten, die die Macht übernahmen. Vor dem deutschen Volk an sich, seiner Kultur und seinen Werten, hat Russland großen Respekt. Russland versteht sich als Befreier des deutschen Volkes vom Faschismus. Und versteht daher umso weniger, warum es von Deutschland so angefeindet wird.

      Dabei wissen die Deutschen durchaus bescheid, was Sache ist:

      “In der Stunde des Sieges 1945 sprach Stalin nicht von Rache oder Beute, sondern: “Die Hitler kommen und gehen, das deutsche Volk aber bleibt.” Im Potsdamer Abkommen mit den Westalliierten, dem eigentlichen Siegespreis Stalins, ließ er die deutsche Staatseinheit festlegen.

      Zugleich aber handelte sich Stalin Bedingungen aus, die eine Restauration der alten Machtstrukturen im deutschen Staat, in Armee und Industrie ein für allemal verhindern sollten: “Entnazifizierung”, “Entmilitarisierung”, “Dekartellisierung”.

      Doch für die Westdeutschen bot sich die Gelegenheit, ihre in Rußland begangenen Verbrechen zu vergessen — im Zeichen des Antikommunismus: Als die Westalliierten in Frontstellung zur UdSSR gingen, nutzten sie Westdeutschland als vorgeschobenen Posten; der Kalte Krieg teilte die Deutschen. Im westdeutschen Separatstaat bezogen ehemalige Nationalsozialisten wieder Positionen bis in die Spitze der Regierung, die Bundesrepublik wurde remilitarisiert.

      Stalin selbst versuchte, das noch zu verhindern: 1952, ein Jahr vor seinem Tode, empfahl er die Wiedervereinigung durch einen Friedensvertrag, wenn Westdeutschland auf Militärbündnisse verzichte. Zur Überraschung der Russen schlugen die Westdeutschen — um ihr eigenes Sicherheitsbedürfnis zu befriedigen — das russische Angebot aus.

      Am 15. Januar 1955 boten Stalins Nachfolger noch einmal an: Wiedervereinigung durch freie gesamtdeutsche Wahlen unter internationaler Kontrolle — wenn die Bundesrepublik auf den bevorstehenden Beitritt zur Nato verzichte und die Pariser Verträge nicht unterzeichne. “Im Falle der Ratifizierung der Pariser Abkommen”, so hieß es in der Moskauer Erklärung, “übernimmt der Bundestag die schwere Verantwortung für das Fortbestehen der Spaltung Deutschlands.” Der Bundestag ratifizierte die Pariser Verträge und Adenauer holte sich in Moskau die Anerkennung seines Teilstaats.”

      http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-45861400.html

      Aber wenn auf eine solche Zusammenfassung hunderte Verteufelungen Russlands kommen, bleiben in den Gehirnen die Verteufelungen hängen.

      Die Deutschen sollten sich nicht für die Vergehen schuldig fühlen, die sie selbst nicht hätten verhindern können. Sie sollten sich für die Vergehen schuldig fühlen, die sie gerade jetzt verhindern könnten, es aber nicht versuchen. Noch konstruktiver wäre es, sich nicht schuldig zu fühlen, sondern etwas zu unternehmen gegen die Dinge, für die man sich jetzt oder später schuldig fühlen könnte.

  5. helmutn sagt:

    Unglaubliches Lied.Mußte mehrmals die Augen trocknen.Ein großartiges Volk-die Russen.

  6. Pechblende sagt:

    Wenn wir in Europa eine geschichtliche Lehre aus dem 20 Jh. gezogen haben, dann doch, dass Krieg >in keinem Fall< ein Mittel der Politik sein darf. Krieg bedeutet immer Leid, Grausamkeiten, Tod, üble Verletzungen, Verlust, Zerstörung, Trauer, lebenslang wirkende seelische Traumen, Vertreibung. Und das praktisch für alle Seiten.

    Wir ehren unsere gefallenen/verwundeten Vorfahren, indem wir uns dieses klar verdeutlichen. So bekommt ihr Opfer Sinn. Ausnahmslos alle Länder in Europa wissen darum und haben sich auch deswegen zur Zusammenarbeit und vielfach politischen Union gefunden.

    Diese Erkenntnis ist ein durch grausame Erfahrungen gewonnener Schatz, den wir Europäer uns nicht nehmen lassen werden. Dieser Schatz der Erfahrung hebt uns von anderen Ländern ab. Besonders von solchen Mächten, die den Krieg auf eigenem Boden nicht kennen, ja ggf. sogar profitiert haben. Wir werden äußerst wachsam sein müssen, aber wir werden und müssen dieser teuflischen Versuchung, die sich am Horizont abzuzeichnen beginnt, gemeinsam widerstehen.

  7. Seiler sagt:

    Grüße Sie Herr Analitik,

    darf ich als Russlanddeutscher, sie darum bitten Ihre Lieblings-Musikstücke zum Nationalfeiertag ihrer Empfehlung nach zu verlinken?

    Militär-Paraden bevorzugt 😉
    Aber besonders sind die Musikstücke zu erbeten welche den russischen Geist der Hinterbliebenen in sich tragen, im positiven Gedenken der Hinterbliebenen.
    SPabetam.

  8. kein Plan sagt:

    Schon Hammer das Video.
    Die Sandanimation ist ganz große Kunst,mir bleibt da immer das Maul vor staunen offen.
    Russlands Seele kann man nicht brechen,die Erinnerungen an den barbarischen Krieg und die Millionen Toten bleiben auf Ewig im Gedächtnis der russischen Bevölkerung.
    Das in einigen Länder,auch in Deutschland das “Unsterbliche Regiment” marschierte,läßt hoffen.

    Lasst den neuen Faschismus der im Westen sein Haupt erhebt nicht in eure Herzen und Hirne,lasst Euch nicht vergiften vom Haß derer die meinen die Welt incl.uns Menschen wären nur dazu da ihnen und ihrem Wohlstand zu dienen.
    Menschen die das ablehnen werden erst ausgegrenzt,dann sprachlich entmenscht und dann lässt man sie innerhalb der Gesellschaft verrecken.
    Schaut euch an wie dieser Schweinestaat incl.der bürgerlichen Teile der Bevölkerung hier mit Arbeitslosen(Hartz4 Empfängern) verfährt,Faschismus PUR!

    Danke für die Lieder!
    Danke für den Artikel