In der Kürze liegt die Würze (2)

In den letzten Tagen wurde in den Kommentaren vermehrt eine Glaubensrichtung beworben, deren Motto und Mantra lautet:

“Ich bin nichts. Andere entscheiden über mich. Ich kann und werde nichts daran ändern.”

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33 Kommentare zu “In der Kürze liegt die Würze (2)
  1. Stephan Colbert sagt:

    @!

    Da geht schon was!
    http://sport.orf.at/stories/2250590/2250589/

    (-:

  2. Tja ANALITIK, das passiert halt, wenn man, für mich seit langem, ganz offensichtlichen Leistungsverweigerern eine Bühne bietet, welche sie ohne Sie wohl ‘planlos’ weiter durch den ‘leuteburger Wald’ irrlichtern ließe! Noch Fragen?

  3. Bernd sagt:

    Quo Vadis Europa? Das ist die Frage.
    Man fragte unsere Großeltern wie sie das, was passierte, zulassen konnten. Werden wir eines Tages dieselben Fragen gestellt bekommen?

    „Ich bin nichts. Andere entscheiden über mich. Ich kann und werde nichts daran ändern.“

    Solange unser handeln sei es Demos oder Wahlen der derzeitigen Herrschaft dient, tolerieren sie dies. Dient es konträr der Herrschaft werden wir bekämpft. Wollen wir eine Änderung werden wir wohl oder übel nicht an der Anwendung von Gewalt vorbei kommen.
    Aber, wer ist schon bereit dazu?
    Eine Bewegung welche eine Änderung der Verhältnisse herbei führen möchte braucht eine Führung die bereit ist den entscheidenden Schritt zu gehen. Sie braucht den Rückhalt in der Wirtschaft und in der Bevölkerung. In dieser Bewegung kann Otto Normalverbraucher wie bisher anonym bleiben und trotzdem aktiv werden.

    Allerdings, stimme ich Ihnen zu das “gar nichts tun” das schlimmste ist was Otto Normalverbraucher tun kann.
    Sie sagen durch die Blume das der derzeitige politische Gegenwind zu Gunsten Europas und zu Ungunsten Amerika durch unsere Führung genutzt wird. Verstehe ich Sie da richtig? Wenn dem so ist, komme ich zu der oben genannten Frage zurück.

    • Analitik sagt:

      “Man fragte unsere Großeltern wie sie das, was passierte, zulassen konnten. Werden wir eines Tages dieselben Fragen gestellt bekommen?”

      Oh ja, das wird man uns fragen. Darauf mache ich seit vielen Jahren in verschiedenen Diskussionsrunden aufmerksam.

      „Ich bin nichts. Andere entscheiden über mich. Ich kann und werde nichts daran ändern.“

      Glauben Sie, das wirkt als Schutzschild, wenn die unangenehmen Fragen kommen?

      “Wollen wir eine Änderung werden wir wohl oder übel nicht an der Anwendung von Gewalt vorbei kommen.”

      Können Sie das begründen?

      • Bernd sagt:

        “Können Sie das begründen?”

        Jain.
        A) die Gewaltexsesse der Antifa gegen andersdenkende im politischen Feld. (Siehe Adressenleak plus Veröffentlichung selbiger von AfD Mitglieder)
        B) friedliche Protest von Pegida plus Antifa Gegendemonsrrationen inklusive Gewaltorgien. Wird die Antifa als bezahlte Staatsschlägertruppe enttarnt, greift das System somit auf das Mittel zur Anwendung von Gewalt bereits zu.

        Meine persönliche Bereitschaft wird von der Situation gesteuert werden.

        Ein anderes Beispiel zur Anwendung von Gewalt sehen wir in Syrien und im Jemen und in der Ukraine.

        • Analitik sagt:

          Wo ist da die Begründung für: „Wollen wir eine Änderung werden wir wohl oder übel nicht an der Anwendung von Gewalt vorbei kommen.“ ?

          Vielleicht habe ich Ihre Aussage falsch verstanden. Ich lese sie so: Die aktuelle Situation in Deutschland können wir nur unter Anwendung von Gewalt verändern.
          Korrekt verstanden?

          • Bernd sagt:

            Wenn keine Zugeständnisse im Sinne einer politischen Kurskorrecktur erfolgen wird es zur Anwendung von Gewalt kommen.
            Meine Beispiele mögen schlecht gewählt worden sein. Sie belegen aber das überall eine radikale Machtübernahme nicht gewaltfrei von statten ging.

            • Analitik sagt:

              “Sie belegen aber das überall eine radikale Machtübernahme nicht gewaltfrei von statten ging.”

              Das ist eine Tautologie. “In der Dunkelheit ist es dunkel.” “Im Krieg geht es kriegerisch zu.” Solche Aussagen belegen allenfalls, dass die Gedanken noch nicht gut geordnet sind.

              • Beat Mario Kurt sagt:

                @Bernd, Analitik

                Da das alles igendwie recht abstrakt bleibt.

                Wenn sich Tausende und Tausende versammeln und wirklich nachhaltig und laut fordern/demonstrieren, werden sie nicht von der Regierungsarmee oder Polizei erschossen werden (ich glaub Iran ist ein Beispiel, oder die ostdeutsche “Wende”)
                Dennoch geht hier die Gefahr eher von den Streikbrechern oder den “Agent Provocateur’s” aus – siehe Maidan. (Motto: “Wir mussten uns verteidigen”)

                Solch massive blutige Gewaltausübung gab es eher ganz selten in der Geschichte. Die Rockenfellers – um den Anfang des 20 Jh. herum – waren bekannt für ihre brutale blutige Niederschlagung von Streiks/Widerständen.

                Dennoch will keiner derjenige sein, der von Wasserwerfern (Stuttgarter Bahnhof) erblindet oder von Polizisten erknüppelt oder erschossen wird.

                Insofern stellt sich schon die Frage Bernds nach Formen des wirkungsvollen Widerstands.

                Ich meine, welche wirkungsvollen Formen** von unten gibt es denn?
                Fehlt uns da die Kreativität, siehe Ihren (Analitiks) oberen Artikel?
                Oder einfach die Zeit kreativ zu sein, da mit Arbeit und Familie und Medien eingedeckt…

                Wir können ja mal sammeln.

                **außer Post an meinen Abgeordneten – aber hilft das wirklich?; eine neue Form sind ja die eher symbolischen kaum ernst genommenen Web-Unterschriften-Sammlungen.

              • Analitik sagt:

                “Fehlt uns da die Kreativität, siehe Ihren (Analitiks) oberen Artikel?”

                Nein, es fehlt der Wille. Kreativität kommt zum Zug, wenn man sich entschieden hat, etwas zu tun. Dann überlegt man sich, wie man es tut und wird dabei möglicherweise kreativ. Aber so weit kommt es gar nicht erst.

                “außer Post an meinen Abgeordneten – aber hilft das wirklich?; eine neue Form sind ja die eher symbolischen kaum ernst genommenen Web-Unterschriften-Sammlungen.”

                In Selbsthilfekursen bringt man Menschen bei, in einer Notsituation nicht “Hilfe!” zu rufen, weil Experimente zeigen, dass potentielle Helfer sich davon nicht angesprochen fühlen (wollen) und den Hilferuf ignorieren. Man bringt den Menschen bei, jemanden konkret anzusprechen: “Sie in der blauen Jacke, helfen Sie mir!” Simpelste Psychologie.

                Vergleichen Sie das mit der Gegenüberstellung Post an Abgeordnete – Webunterschriften.

                Die Frage “hilft das wirklich?” muss man an alle Methoden richten.

              • Stephan Colbert sagt:

                @Analitik

                „Sie in der blauen Jacke, helfen Sie mir!“
                Danke!

                MbG!
                (Man ist so verpeilt)

          • Politicus sagt:

            Meine Antwort…….

            Man bekommt die ohne Gewalt nicht von den goldenen Futterdrögen weg.

            Wie bekomme ich den Besatzer weg? Mit gutem Zureden.
            Was haben sich die bei der Variusschlacht gedacht?
            Wie war das bei den Bauernkriegen?

            Ich gehe mit “Bernd`s” Betrachtungsweise voll mit.

            Diesen Qatsch von “friedlichem Regimewechsel” ist unerträglich. Der Mauerfall der DDR, der von der Politkaste als Revolutionbenchmark propagiert wird, währe ohne das Wollen der Besatzer nicht geschehen.

      • Bernd sagt:

        “Können Sie das begründen?”

        Französische Revolution?
        Oktoberrevolution?
        Sämtlicher Aufstände im römischen Reich?

        • Analitik sagt:

          Was belegen die?

          • Bernd sagt:

            Was können die belegen?

            Sorry hier endet mein Interesse an einer Diskussion.

            Sie können belegen das eine Änderung der Verhältnisse von unten nach oben nicht Gewaltfreie möglich war.
            Am Anfang stand die Idee und der Wiederstand. Das am Ende die Verhältnisse nicht anders waren wie vorher steht auf einem anderen Blatt.

            • Analitik sagt:

              Von einer Diskussion waren wir noch Meilen entfernt, da verlieren Sie bereits das Interesse. Schade.

              • Bernd sagt:

                “Nein, es fehlt der Wille. Kreativität kommt zum Zug, wenn man sich entschieden hat, etwas zu tun. Dann überlegt man sich, wie man es tut und wird dabei möglicherweise kreativ. Aber so weit kommt es gar nicht erst.”

                Nun, warum sollte kein Wille da sein?
                Kreativität? Bleibt die nicht auf der Strecke wenn legale Möglichkeiten erschöpft sind? Wobei man sicherlich gerade in der illegalen Wahl der Mittel kreativ sein muß. Paradox oder?

                “Von einer Diskussion waren wir noch Meilen entfernt, da verlieren Sie bereits das Interesse. Schade.”

                Können wir denn in der Tat diskutieren oder bin ich eher der Schüler der dem Lehrer widersprechen möchte.
                Ihre Texte sind faszinierend und möglicherweise lehrreich im erkennen von komplexen Abläufen der Handlungen in der Politik. Sind sie aber anwendbar für einer Herbeizuführung einer Systemänderung? Letztendlich bleiben oft mehr Fragen als Antworten für mich.

              • Analitik sagt:

                “Nun, warum sollte kein Wille da sein?”

                Ihr Zitat von vor einigen Tagen: “Was nützt eine Demo wenn sie ignoriert wird. Solange wie nicht in den Nachrichten die Meldung „TTIP gescheitert“ erscheint, gehe ich vom negativen aus.”
                Klingt nicht nach dem Willen, es selbst in die Hand zu nehmen. Sagen Sie es also, warum der Wille fehlt.

                “Kreativität? Bleibt die nicht auf der Strecke wenn legale Möglichkeiten erschöpft sind?”

                Auf den Vorschlag, die eigens gewählten Volksvertreter zu kontaktieren, las ich bisher entweder nichts oder aber die Meinung, dass sich der Versuch gar nicht lohnt. Und dann kommt die Behauptung, dass legale Möglichkeiten erschöpft sind.

                “Können wir denn in der Tat diskutieren oder bin ich eher der Schüler der dem Lehrer widersprechen möchte.”

                Ich bin nicht Ihr Lehrer. Daran müssen Sie selbst erst einmal glauben, bevor wir diskutieren können. Sonst nehmen Sie die Dinge persönlich – das tötet garantiert jede Diskussion.

                “Sind sie aber anwendbar für einer Herbeizuführung einer Systemänderung?”

                Lassen Sie die Kirche im Dorf… Auf der einen Seite halten Sie Demos für überflüssig, auf der anderen Seite wollen Sie einem Mikroblogger den Anspruch des Systemwandels unterjubeln.

            • Politicus sagt:

              Für mich belegen die eines , der Stärkere Siegt.

              Wenn Sie in der BRD eine Revolution gegen die Besatzer ansetzen, haben sie im selben Augenblick, 70 000 bestens ausgerüstete GI`s, ein Blutbad.

              Ich hatte oben die Variusschlacht erwähnt. Der Unterschied zur BRD, der Teutoburger Wald war nicht von den Römern besetzt.

              Ich persönlich, warum sollte ich für einen BRD-Insassen meinen Kopf hinhalten?

      • Bernd sagt:

        “„Ich bin nichts. Andere entscheiden über mich. Ich kann und werde nichts daran ändern.“

        Glauben Sie, das wirkt als Schutzschild, wenn die unangenehmen Fragen kommen?”

        Kommt drauf an wo ich stand als man kämpfte.
        Im Vorfeld kann ich diese Frage nicht beantworten da sie rein hypothetischer Natur ist.

        Gegenfrage zum “jetzt”, sind sie bereit Menschen zu töten wenn man sie danach fragt?

  4. kein Plan sagt:

    Der kreativste und sinnvollste Widerstand ist eine Arbeitsverweigerung,sprich Generalstreik.
    Ja klar,nur weil es laut Gesetz verboten ist muss man sich dran halten?
    Warum wohl ist genau eine generelle Arbeitsverweigerung verboten?
    Der ganze restliche Mist,wie Demos mit Luftballons und Imbißwagen ist der bürgerliche Ausdruck der eigenen Ohnmacht.
    Stuttgart 21 ist ein Beispiel dafür.
    Für einen Generalstreik ihr lieben,benötigt man produzierende,Gebrauchsartikle herstellende Lohnarbeiter und die hat man einfach abgeschafft!
    Die sind jetzt mit den Kapitalisten in ein Listenreiches miteinander verflochten,man nennt das Solidargemeinschaft.
    Zum erkennen was da gespielt wird,braucht es ökonomische Bildung und den Willen etwas zu ändern.Beides ist nicht vorhanden.
    Im Osten Deutschlands ist das alles noch rudimenär vorhanden,im Westen kann man getrost alles vergessen.
    70 Jahre Antikommunismus wirken eben so,das sich jeder sein eigenes Weltbild zurecht biegt,ganz im Sinne der Besitzerklasse.
    Das sind keine aus der Nase gezogenen Dinge,sondern eigen erlebtes.
    Solidarität kennt da die Mehrheit gar nicht.Von daher gibt es auch keine Gemeinsamkeiten (ganz alte Semester ausgenommen)

  5. kein Plan sagt:

    Ein Nachtrag auch wenn es langweilt.

    Um unser ökonomisches und gesellschaftliches Zusammenleben (den Kapitalismus) in Frage zu stellen,braucht es Mehrheiten die bereit sind darüber Hinaus zu Denken und zu Handeln.
    Die Mehrheit allerdings ist prokapitalistisches Kleinbürgertum,das ängstlich versucht ist seinen “Besitzstand” zu wahren.
    Kapitalismus bringt eben immer die Besten Werte des Menschen zum Ausdruck: Gier,Geiz,Rassismus,Egoismus und Konkurenzdenken.

    Kapitalismus innerhalb des Systems zu ändern,ihn zu zähmen ist eine Illusion der Sozialdemokratischen Arbeiterverräter und tief in der Bevölkerung verwurzelt.Es gab eine Zeit da war das nicht so.
    Die haben das geschickt hingekriegt und kriegen das immer noch hin.
    Hart4 Empfänger wählen CDU/FDP/CSU/SPD weil die glauben die Kommunisten würden ihnen das wenige Geld das ihnen dieses System zum überleben zuerkennt wegnehmen.
    Paradox und komplett Sinnfrei!
    Die kennen Marx nicht und werden den Zeit ihres Lebens nicht kennen lernen,weil ihnen die herrschenden erzählen Marx wäre Philosoph und hätte Dreck am Stecken und sowieso geht das nicht.
    Gelesen und verstanden sind die Schriften von Karl Marx ein Virus,eine Anleitung das System Kapitalismus zu begreifen und zu überwinden.Es liegt an uns.

  6. kein Plan sagt:

    Letzter Nachtrag!

    Marx war,als er die junge Demokratie in den USA erleben durfte der Meinung das man dem System Parlamentarisch beikommen kann.
    Mit Blick auf die Pervertierung des westl.Wahlsystems glaube ich da nicht drann.
    Ich wäre allerdings Froh mich hier getäuscht zu haben und Glücklich wenn der Olle recht gehabt hätte.
    Erspart Blut und jede Menge Leben,denn von alleine,ohne Stubser, gehen die nicht.

    Wir können also etwas bewegen,allerdings wieder nur mit der Mehrheit der Bevölkerung.Das ist auch gut so,deshalb sind Seiten wie die hier richtig wertvoll.Sie klären auf.
    Man muß schon sagen das man beim lesen der Artikel Dinge anders sieht.
    Das ändert aber alles nichts daran das Kriege und das ganze Drumherum Okonomische Gründe haben,es geht um Profit egal in welcher Art.
    Geld,Aneignung von Land,Installation von Marionettenregierungen,Aneignung der wichtigsten Industriezweige all das dient nur den 1%.Die Politkasper sind nur Figuren im Spiel und Ablenkung.

  7. Bernd sagt:

    @analitik

    Sie sagten oder schlugen

    “Auf den Vorschlag, die eigens gewählten Volksvertreter zu kontaktieren, las ich bisher entweder nichts oder aber die Meinung, dass sich der Versuch gar nicht lohnt. Und dann kommt die Behauptung, dass legale Möglichkeiten erschöpft sind.”

    vor.

    Dazu fällt mir nur Sigmar Gabriel ein, der alle welche nicht der Regierung folgen als “Pack” bezeichnet ein.
    Desweiteren kommen aus der Führungsriege nur Diffamierungen gegenüber den Protestierenden.

    Ich denke da ist es dann sinnlos sich mit den gewählten Volksvertretern in Verbindung zu setzen.

  8. ped43z sagt:

    Analitik zitiert – und zwar stellvertretend einen Kommentator für unzählige andere Menschen – nicht nur in Deutschland.
    Wer verändern möchte, muss wissen – und muss verstehen. Darum geht es bei diesem Zitat. Denn es geht – so denke ich – gar nicht darum, das Zitat zu zerreißen oder zu verteidigen. Es geht sowieso nie wirklich darum, recht zu haben. Das Recht haben, wurde uns durch die Schule eines kranken Systems eingeimpft. Wir haben es aufgenommen und leben es nun. Und es tut (leider) nicht weh. Das nenne ich die Matrix.

    Veränderung, bewusste Veränderung bedarf der Analyse. Und diese Analyse musss ehrlich sein – und sie muss ein Verstehen beinhalten, das nenne ich Empathie. Ist das gegeben, kann man die richtigen Fragen stellen. Denn darum geht es – um die Fragen.

    Wem nun darf man die Fragen stellen, z.B. die Fragen des Warum? Wie sieht es in uns selbst aus? Wir stellen aber keine Fragen, wir stellen fest. So kommen wir nicht weiter.

    Wir finden das System Grütze, profitieren aber vom System – nicht zu knapp. Das aber blenden wir aus. Wir analysieren das System wie ein nicht involvierter Zuschauer, von oben herab. Das ist übrigens die gleiche Sicht, die wir eigentlich verfluchen. Ja, genau, an uns verfluchen. Aber unser Egotismus lässt es nicht zu, die Wahrheit in uns zu suchen. Ist es nicht so bequem, auf die Eliten zu zeigen? Das, was wir am meisten an uns selbst hassen, lässt uns genau dies an anderen Menschen hassen. Also suchen wir Ausreden.

    Schlimmer noch, wir suchen sie nicht einmal, wir bekommen sie vorgesetzt und nehmen sie an – weil das bequem ist. Wir meinen, nicht Teil der Nummer zu sein. Wir glauben, das hinter der Gardine zu stehen, macht uns zu den Guten. Es gibt aber keine Guten, so wie es keine Schlechten gibt. Es gibt Menschen. Wir sind Menschen. Und wir müssen die Fragen an uns selbst richten.

    Eine der Fragen lautet: Lassen wir Veränderung in uns selbst zu? Man kann dazu auch sagen: Nehmen wir Verantwortung wahr? Oder zeigen wir auf die anderen und fordern die Veränderung von jenen? Nein, wir sind nicht aus dem Spiel raus, wir sind drin.

    Dass 1933 die Nationalsozialisten die Macht ergriffen, verdankten sie den Wissenden – die hinter der Gardine standen. Und entweder sagten: “Die wirtschaften sich selber ab.” oder “Wir können sowieso nichts tun.” Diesen Menschen werfe ich das nicht vor, ich beschuldige sie nicht dafür, so wie ich (deshalb) deren Entschuldigung nicht annehmen würde. Das nützt nichts. Aber Fakt ist, dass sie Verantwortung nicht wahr nahmen. Sie betrachteten, waren wissend und hatten genug Gründen nichts tun zu können.

    Wenn unser Verhalten sich nichts ändert, wird sich Geschichte auf die eine oder andere Weise wiederholen. Und wir sollten uns dann nicht beschweren – höchstens bei uns selbst. Verantwortung ist das Pflanzen des Apfelbaums, das Vorleben von Menschlichkeit, Empathie und die Einsicht, dass wir genauso fehlbar sind “wie die da oben”, weil wir nämlich Menschen sind.

    Und liebe Foristen hier, deren Meinungen ich allesamt hoch schätze: Wir haben, jeder von uns, jede Menge Möglichkeiten zur Veränderung. Veränderungen, die nicht reflexartig und damit wunschgemäß(!) den Kampf mit der Macht bedingen. Sondern Veränderungen bei uns, in unserer unmittelbaren Umgebung. Wir sind die Veränderung.

    Veränderung die aus uns selbst kommt, wird uns logischerweise nicht serviert. Veränderung ist immer unbequem, aber eben auch erfüllend, es ist keine Selbstgeiselung, es ist Leben, Glück und Kooperation. Und fängt klein an.

    Herzliche Grüße an alle
    ped43z

  9. Seiler sagt:

    Guten Tag Herr Analitik,

    Ich möchte lediglich meinen Dank da lassen, für Ihr Zutun zum Verständnis dieser schwierigen Zeiten, in dem Sinne machen Sie BITTE weiter 😉

    P.S. Wie ich schon öffter erwähnte, und es ist absolut ernst gemeint, ich Liebe das von Ihnen hochgeladene Musikvideo:
    https://www.youtube.com/watch?v=gcv9DcXmbT8

    Gibt es den noch mehr davon?

    Mit herzlichen Grüßen ein echter Fan (aber nur im Positiven).

  10. Heinz Göd sagt:

    @Analitik

    Ihre Idee mit der Post hat was für sich.

    Auch Global2000 ist daraufgekommen.
    Aus einem EMail von Global2000 vom 11.5.2016:
    “Schon über 50.000 Protest-E-Mails sind beim Landwirtschaftsminister eingegangen – offenbar noch zu wenige. Oder landen alle unsere E-Mails im SPAM-Ordner? Wir denken uns: Wenn E-Mails nicht mehr
    ausreichen, müssen wir wohl auf den guten alten Postweg wechseln.
    Schicken Sie deshalb jetzt gemeinsam mit uns einen Brief an den Landwirtschaftsminister! Wir haben dafür schon alles für Sie vorbereitet: Hier klicken, Protestnachricht ausdrucken, unterschreiben, falten, Briefmarke drauf und ab in den Briefkasten!”
    Für Österreicher hier im Forum:
    https://www.global2000.at/sie-haben-post-herr-minister

    • Analitik sagt:

      Die Idee von Global2000 ist nur äußerlich ähnlich zu meiner. Unter der Oberfläche ist der Unterschied enorm. Wenn 50.000 Menschen den gleichen Brief ans Ministerium schicken, ist das nicht viel anders als eine Petition. Ein Text, viele Unterschriften.

      Meine Idee sieht vor, dass jeder seine eigenen Gedanken niederlegt. Selbst wenn das nur zwei bis drei Sätze werden, wäre das viel effektiver, als ein eloquenter langer Text, den sehr viele Menschen abschicken. Lieber sehr viele kleine, aber individuelle, Botschaften.

      Reales Beispiel ist die Bewegung “Unsterbliches Regiment”, über die ich letztes Jahr geschrieben habe:
      “Eine gigantische, identitätsstiftende Bewegung. Sie hebt sich nicht nur quantitativ heraus. Sie setzt auch qualitativ ein Zeichen. Es ist eine Sache, hunderttausende Menschen auf die Straße zu bringen. Und es ist eine ganz andere Sache, hunderttausende Menschen auf die Straße zu bringen, die sich aktiv darauf vorbereitet haben.”
      http://analitik.de/2015/05/12/9-mai-russland-ende-grossen-vaterlaendischen-krieges-gefeiert-toten-gedacht-20356258/

      Beim unsterblichen Regiment haben die Menschen keine für sie vorbereiteten Plakate in die Hand genommen. Jeder hat sich individuell vorbereitet, hat eine eigene Geschichte erzählt. Da steckt echte Power drin, echtes Herzblut.

      Wenn ich Politiker wäre und ich bekomme 50.000 identische Briefe zugeschickt, sehe ich einen Hirten und 50.000 Schafe, um es brutal politisch zu formulieren. Schafe interessieren aber niemanden. Es reicht, ihren Hirten zu beseitigen/diffamieren/ersetzen (beliebiges auswählen), um die gesamte Herde in den Griff zu bekommen, egal wie groß die Herde ist. Wenn mich aber 50.000 individuelle Zuschriften erreichen würden, seien sie noch so ungeschickt formuliert, würde ich mir Gedanken machen.

      Was Global2000 macht, ist dennoch ein Schritt in die richtige Richtung. Vielleicht bekommt man über diesen Zwischenschritt die Menschen schneller dazu, bald auch die eigene Meinung zu formulieren und sich nicht nur einer vorformulierten Meinung anzuschließen. Und wenn der Zwischenschritt selbst auch schon Früchte trägt und mehr bewirkt als eine Petition, wäre es umso besser. Insofern viel Erfolg an die Organisatoren und Teilnehmer!

  11. Heinz Göd sagt:

    “Wenn 50.000 Menschen den gleichen Brief ans Ministerium schicken, ist das nicht viel anders als eine Petition.”
    Ja, eine Petition mit erheblichem Aufwand für das Ministerium.
    Kurze Überschlags-Rechnung:
    1Brief=5LagenPapier=5×0.1=0.5mm
    2000Briefe: 2000×0.5=1000mm=1m=1Postsack(geschätzt)
    10000Briefe/Tag=10000/2000=5Postsäcke/Tag,
    die von der Post der Sekretärin ins Büro gestellt werden.
    Die Sekretärin öffnet den 1.Brief, den 2.:gleicherText, den 3.:gleicher Text.
    Sie legt das dem Minister vor. Der denkt kurz nach und sagt:
    ‘Sieht nach Kampagne aus. Die Post sortiert aber nur nach Anschrift – möglichicherweise ist da doch ein wichtiger anderer Brief dabei. Also bitte alle Briefe ansehen.’.
    Die Sekretärin öffnet also alle Briefe:
    1Brief: 10s -> 1000Briefe: 10×1000=10000s=2.8Stunden
    Bei 50000 Briefen wären das 50000x10s=500000s=139Stunden.
    Aus dieser Überlegung heraus meine ich, dass Brief-Aktionen mit sehr viel Bedacht eingesetzt werden sollen.
    Was bei dieser Brief-Aktion herausgekommen ist, weiss ich nicht –
    entweder hat das Ministerium verärgert reagiert oder versprochen, auf EMail-Aktionen zu reagieren –
    – jedenfalls ist global2000 wieder auf der EMail-Schiene:
    https://www.global2000.at/

    “…Und wenn der Zwischenschritt selbst auch schon Früchte trägt und mehr bewirkt als eine Petition…”
    Ja, ich meine, dass solche Brief-Aktionen mehr bewirken als Petitionen, weil sie für die Behörden ein echtes Problem werden können: 100000 Briefe ungesichtet wegzuwerfen, birgt die Gefahr, dass da möglicherweise doch ein wichtiger dabei war.

  12. Tarantoga sagt:

    Oh oh oh, wie lief denn die Petition gegen TTIP? Keine Zeit sich damit zu beschäftigen oder sowas in der Art.