Der Herbst verspricht heiß zu werden

Die Ereignisse überschlagen sich derzeit. In Armenien wird der eingefrorene Maidan wieder aufgetaut. In Moldawien wird ein Maidanversuch gestartet. In Weissrussland stehen die Wahlen im Oktober bevor und die Maidanvorbereitungen laufen auf Hochtouren. In der Donezker Volksrepublik findet derzeit ein Putschversuch statt, bei dem die Oligarchen versuchen, unliebsame Vertreter einer Volksregierung zu verdrängen. Das Ende ist noch offen. In Kiew stehen Wahlen und wichtige Abstimmungen an, da ist es derzeit auch recht hässlich. In Tadschikistan hat gestern ein oppositioneller General Amtsgebäude in zwei Städten angreifen lassen, es gab viele Tote.

In Kasachstan wird ein Maidan vorbereitet. Aus Sicht der USA ist das Land wie eine reife Frucht, die bald fast von selbst vom Baum fällt. Der Präsident als unersetzbarer Garant der Stabilität im Land ist alt und ohne Nachfolger. Sollte ihm etwas zustoßen, fällt das Land auch ohne äußere Einflüsse in eine politische Krise. Die dauerhaft niedrigen Ölpreise setzen dem auf Ölexporte angewiesenen Land stark zu, der Währungskurs zum Dollar konnte nicht mehr auf dem gewohnten Kurs gehalten werden. Verwandte aus Kasachstan waren diesen Sommer zu Besuch und haben berichtet, wie unter Kasachen die Meinung umgeht, Ukrainer und Kasachen seien ethnische Brüdervölker. Ich vernahm aus den Gesprächen noch andere beunruhigende Marker, aber dieser eine reicht völlig aus, um zu erkennen, welcher Art Vorbereitungsmaßnahmen derzeit in Kasachstan vollendet werden.

Eine Destabilisierung ist auch in Russland geplant (auch hier stehen Wahlen an), aber hier sind die Erfolgschancen als gering zu werten. Der Nutzen wird sich darin bemessen, wie stark die russischen Ressourcen auf die destabilisierenden Maßnahmen im eigenen Land gebunden werden können. Je besser das den USA gelingt, desto weniger kann Russland seinen Nachbarn helfen, die politischen Tornados zu überstehen, die als Herbstgeschenke zu ihnen geschickt werden.

Die EU wird derzeit voll vom Flüchtlingsproblem getroffen. Mal sehen, wie viele Flüchtlinge die EU verdauen kann, bevor das große Kotzen losgeht.

Erinnern Sie sich an George Friedmans Worte, der geschrieben hat, dass die einzelnen Krisenherde in Eurasien noch nicht zu einem großen gemeinsamen Krisenschauplatz zusammengewachsen sind.

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