Gute Sanktionen – kapiert es endlich

Jede Woche fragt der Westen in Gestalt verschiedener Journalisten bei der russischen Führung über Sanktionen nach. Verherter Putin, haben Sie die Sanktionen nicht satt? Wollen Sie uns nicht endlich die Ukraine oder wenigstens Syrien abgeben, damit wir die Sanktionen aufheben? Jedes mal gibt es die gleiche Antwort: Ihr habt die Sanktionen verhängt, kümmert euch selbst drum, sie abzuschaffen.

Seit Jahren geht das so. Dabei hat Putin schon vor zwei Jahren öffentlich gesagt, dass Russland daran interessiert ist, dass die westlichen Sanktionen verlängert werden.

Am 3. Oktober wurde Putin noch deutlicher:

Wissen Sie, manchmal denke ich, dass es am besten für uns wäre, wenn diejenigen, die uns mit Sanktionen belegen wollen, alle nur denkbaren Sanktionen gegen uns einführen sollten, so schnell wie möglich.

Das würde uns die Hände freimachen, um unsere nationalen Interessen mit all denjenigen Mitteln zu schützen, die wir als die effektivsten einschätzen.

Insgesamt sind die Sanktionen sehr schädlich. Sie schaden denjenigen, die sie einführen.

Übersetzung von mir.

Was meint Putin mit “Hände freimachen”? Er meint internationale Vereinbarungen, etwa und insbesondere die Regeln der WTO, die viele Maßnahmen verbieten, die eine Regierung aus nationalen Interessen heraus gern tun würde. Aber wenn der Westen diese Vereinbarungen verletzt mit der Einführung von Sanktionen, kann er sich dann schwerlich darüber beklagen, dass Russland die Vereinbarungen ebenfalls verletzt. Das sind die Freiheiten, die Russland durch die Sanktionen bekommt. So hat Russland die Einfuhr bestimmter Produkte aus bestimmten Ländern verboten, um die entsprechenden Wirtschaftszweige im eigenen Land zu fördern. Mit großem Erfolg. Und obwohl Russland das auf höchster politischer Ebene seit Jahren offen und völlig unverhohlen kommuniziert, kommt aus dem Journalismus mit bemerkenswerter Häufigkeit und Regelmäßigkeit die gleiche dumme Frage erneut auf. Was sagt uns das über den Journalismus aus?

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