Im “The National Interest”, dem Sprachrohr von Henry Kissinger, erschien neulich ein interessanter Artikel. Der Autor schlägt vor, mit Russland einen Deal über Einflusssphären auszuhandeln.
Den Inhalt fasse ich plakativ so zusammen: Maduro hält sich nur wegen der Einmischung der Russen. Dabei gibt es doch die Monroe-Doktrin, die besagt, dass die USA ein Recht darauf haben, die westliche Hemisphäre, also die beiden amerikanischen Kontinente, nach Belieben zu kontrollieren. Das gilt auch für Kuba. Die USA sind aber auch moralisch verwerflich, sie haben Russlands Einflusssphäre in Osteuropa mit der NATO-Erweiterung schamlos verletzt. Obama hat sich ungeniert in der Ukraine eingemischt und dort ein US-Regime installiert, dessen Militär den USA untersteht. Georgien wird auch in die US-Einflusssphäre reingezogen usw. Russland rächt sich mit seiner Einmischung in Venezuela und durchkreuzt uns dort echt alle Pläne. Hey Russland, warum gehen wir uns eigentlich gegenseitig auf den Sack? Machen wir es so: Ihr überlasst uns Kuba und Venezuela und akzeptiert damit unsere Einflusssphäre. Wir akzeptieren im Gegenzug, dass Russland auch eine Einflusssphäre hat. Wir verzichten darauf, Georgien und die Ukraine in die NATO reinholen zu wollen und ziehen uns aus beiden Ländern militärisch komplett zurück. Wir ziehen unser Militär auch aus Osteuropa zurück und hören auf, dort permanent unsere Militärübungen durchzuführen. Dafür überlasst ihr uns aber Kuba und Venezuela. Und Nicaragua. So sollten wir es machen. Das ist nicht schändlich und nicht verwerflich. Große Mächte haben schon immer Einflusssphären in ihrer direkten Nachbarschaft angestrebt, das ist ganz normal. Die US-Vorgängerregierungen haben dieses Prinzip missachtet, aber Trump sollte und könnte das wieder gerade biegen.
Wenn Sie sich die Mühe machen, dem Link zu folgen, stellen Sie fest, dass der Artikel fast genauso plakativ ist wie die Zusammenfassung. Das ist ein wirklich schöner Artikel, ohne heuchlerisches Werte-Geschwafel, sehr direkt und ehrlich. Das ist auch ein seltener und unverstellter Einblick in echte Geopolitik. Genau so können Sie sich die Gespräche und die Inhalte in den Hinterzimmern vorstellen. Wenn der Deal eingetütet wurde und ein Kontinent gegen einen anderen eingetauscht wurde, heißt es auf der anschließenden Pressekonferenz, dass man sich geeinigt hat, zum Wohle der Demokratie und der heiligen Menschenrechte eng zusammenzuarbeiten, bla bla bla. Wenn der Deal nicht zustande kam, heißt es auf der Pressekonferenz, dass die Differenzen nicht überwunden werden konnten, aber man dabei verblieben ist, dass Demokratie und Dialog die einzigen Instrumente sind, die man jemals einzusetzen gedenkt, bla bla bla.
Lesen Sie den Artikel.
Also, die USA unterbreiten Russland einen Vorschlag über einen öffentlichen Kanal. Was entnehmen wir daraus? Die USA gestehen ihre Niederlage ein. Die USA sind seit dem Zerfall der Sowjetunion zum Welthegemon aufgestiegen und haben sich einfach alles genommen, was sie haben wollten. Sie mussten keine geopolitischen Deals eingehen und schon gar nicht mussten sie jemandem große Zugeständnisse anbieten. Jetzt müssen sie. Die Hegemonie ist vorbei, wir wissen das längst. Man sieht das jetzt immer mehr und immer deutlicher in der Öffentlichkeit. Die USA sind jetzt in der Verteidigungsposition und kämpfen darum, wenigstens den Einfluss in der direkten Nachbarschaft behalten zu können.
Was wird aus dem Angebot? Nichts. Vor fünf Jahren hätte man es machen sollen, dann hätte daraus etwas werden können. Aber jetzt, wo der Krieg entschieden ist und Russland gesiegt hat, wird Putin alles nehmen. Georgien, die Ukraine, Osteuropa und halb Südamerika. Und halb Afrika. Und noch viel mehr.
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