Die Welt ordnet sich neu. Auch im Weltall werden die Karten neu gemischt. Die Internationale Raumstation (ISS) bricht sprichwörtlich auseinander und wird voraussichtlich nicht mehr lange betrieben werden.
Russland hat angekündigt, sich 2025 von der ISS zu verabschieden und im gleichen Jahr eine eigene Weltraumstation in Betrieb zu nehmen.
China ist gerade dabei, ihre eigene kleine Weltraumstation aufzubauen.
Russland und China haben beschlossen, gemeinsam eine Mondstation zu betreiben und laden alle Willigen ein, sich daran zu beteiligen.
In den USA hat man Elon Musk, der mit Staatsmilliarden und Hunderten NASA-Ingenieren im Gepäck beweisen wird, dass Privatunternehmen auch bei der Erschließung des Kosmos viel effektiver sind als ein träger Staatsapparat.
Was zeichnet sich also für den Weltall ab? Russland und China setzen jeweils auf eine eigene Raumstation. Das ist das, was ein großer Staat heutzutage zu leisten imstande ist. Hier sehen wir keine Einladungen. Und das ist sehr schön, denn das bedeutet, dass USA und EU werden beweisen müssen, ob sie aus eigener Kraft eine Weltraumstation betreiben können. Das haben sie nämlich noch nie getan. Die Sowjetunion hatte zwei Stationen im Weltraum, die ISS basiert in großen Teilen auf russischen Technologien und Modulen. Ich bin wirklich sehr, sehr gespannt, was USA und EU in dieser Hinsicht im Alleingang zu unternehmen wagen und wie weit sie dabei kommen werden. Meine Vermutung ist, dass sie überhaupt nicht weit kommen.
Wenn wir uns im Weltall etwas mehr vom Orbit entfernen, sehen wir russisch-chinesische Pläne für eine Erkundung des Mondes. Zwei Dinge fallen dabei auf. Erstens: Die Pläne sind noch vage, die Rede ist davon, dass eine den Mond umkreisende Weltraumstation, vielleicht aber auch eine Station direkt auf dem Mond umgesetzt werden soll – das sieht doch sehr nach früher Planungsphase aus. Zweitens: Russland und China laden ausdrücklich alle Welt ein, sich am Projekt zu beteiligen, im Gegensatz zu ihren nationalen Weltraumstation-Projekten. Das heißt, wir haben es bei der Monderkundung mit einem Schwierigkeitsgrad zu tun, der nicht von einem einzelnen Staat zu stemmen ist. Kooperation ist wirklich notwendig und erwünscht. Russland und China haben die Initiative an sich gerissen. USA, EU, Japan und Indien können als Junior-Partner auf den Zug aufspringen.
Eine Station auf dem Mond und das Sammeln aller damit verbundener Erfahrungen ist zwingend notwendig, wenn die Menschheit ihren Fuß irgendwann auf den Mars setzen will.
Blieben noch die USA als potentieller Spieler, mit ihrer NASA und Musk und Bezos und wer da sonst noch privat mitzumischen versucht. Was PR angeht, sind die USA voll auf der Höhe. Faktisch sind die USA aber nicht einmal mehr in der Lage, gute moderne Flieger und Schiffe für ihr Militär zu entwickeln. Ich zweifle an, dass sie in der Lage sein werden, eine Weltraumstation in Betrieb zu nehmen. Das Gelaber von der baldigen Mondbesiedlung richtet sich an Leute, die von Technik keine Ahnung haben.
Man kann in der technischen Entwicklung nicht zehn Schritte überspringen. Das aktuell machbare ist eine Weltraumstation. Die Erschließung des Mondes wird noch mindestens ein Jahrzehnt und einen Verbund mehrerer Staaten brauchen. Nach Ablauf dieses Jahrzehnts wird die spannende Forschungsarbeit auf dem Mond erst beginnen. Wie könnten Menschen dort leben? Wie stellt man ihre Versorgung sicher? Was kostet dieser Spaß? Wenn diese Fragen für das Leben auf dem Mond beantwortet sind, wird man erst anfangen können, ernstzunehmende Schätzungen für eine Ausweitung der Mission auf den Mars anzustellen. In der realen Welt ist das noch sehr weit entfernte Zukunftsmusik. In der virtuellen Realität des Internets und der menschlichen Phantasie kann man das auch ignorieren und sich beliebigen Träumen hingeben. In den nächsten Jahren werden wir sehen, wer in der Welt wirklich etwas auf dem Kasten hat, wenn es um die Erschließung des Weltraums geht. Die Deglobalisierung des Weltalls wird Trittbrettfahrer und PR-Genies gnadenlos aufdecken.
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