In Deutschland schicken alle Autobauer die Arbeiter nach Hause. Zu Tausenden. Grund ist nicht die schlechte Auftragslage, sondern das Fehlen von Microchips. Auf dem Weltmarkt herrscht gerade großer Mangel daran.
Was bedeutet das für Deutschland? Deutschland lebt von seiner Industrie. Und die deutsche Industrie besteht zur Hälfte aus der Auto-Industrie und ihren Zulieferern. Wenn also Ford einige Tausend Mitarbeiter in Kurzarbeit schickt, ist das nur die Spitze des Eisbergs. Das sind nur die, die bei Ford überhaupt eine Meldung wert sind. Dahinter stehen noch ein Vielfaches an Zeitarbeitern (moderner Begriff für Tagelöhner), die bei Ford tätig sind, ohne dort eingestellt zu sein. Die verlieren einfach von heute auf morgen die Arbeit. Und noch einen Schritt dahinter stehen die Zulieferer von Ford, die auch praktisch sofort ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit und ihre Tagelöhner in die Wüste schicken. Die heutige Just-In-Time-Produktion hat sich größerer Lagerbestände mit Stolz entledigt. Das spart Kosten, erhöht aber die Anfälligkeit für Störungen, wie die aktuelle. Für die Autobauer steht kein Lager mit Bauteilen zur Verfügung, von dem man eine Zeitlang zehren kann, wenn irgendwelche Teile plötzlich nicht auf dem Markt verfügbar sind. Für die Zulieferer steht kein Lager zur Verfügung, das man eine Zeitlang befüllen kann, wenn die Nachfrage plötzlich einbricht. Die gesamte nationale Produktionskette kommt sehr schnell zum Stillstand, wenn an einer Stelle eine Störung eintritt.
Das Beispiel mit Ford ist übrigens nur ein Beispiel. Die Bänder kommen bei allen deutschen Autobauern notgedrungen zum Stillstand.
In der Presse heißt es, dass die Autoindustrie keine Chips mehr bekommt, weil die Herstellung von Unterhaltungselektronik so sehr boomen würde, dass der Autoindustrie nichts übrig bliebe. Das klingt so bescheuert, dass ich ein paar Zeilen über die ganze Geschichte schreiben wollte!
Nun ja, schnell einen Artikel gefunden, wo die bescheuerte Behauptung gleich neben einer Interessanten Aussage steht:
Der Vorstandsvorsitzende von Huawei hingegen sieht die Schuld für die Malaise bei den Amerikanern. »Wegen der US-Sanktionen gegen Huawei haben Unternehmen weltweit, vor allem chinesische, panisch Vorräte angehäuft«, sagte Eric Xu am Montag auf dem Huawei Analyst Summit. In der Vergangenheit hätten diese Unternehmen kaum Vorräte angelegt, sich eher kurzfristig mit den nötigen Bauteilen versorgt. »Aber jetzt bauen sie Vorräte für drei oder sechs Monate auf … und das hat das ganze System durcheinandergebracht.«
Das ist Chinas diplomatische Erklärung für die Tatsache, dass sie den Chip-Hahn zugedreht haben. Die bösen Amis sind schuld, dass die Chinesen jetzt erst einmal für sich bunkern müssen. Angenehmer Nebeneffekt: Teile der westlichen Industrie geraten spürbar ins Stocken.
So viele Chip-Hersteller gibt es nicht. Und das ist nichts, was man mal eben aus dem Boden stampft. Mal sehen, wie lange die chinesische Lehrstunde anhält.
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