Warum Guaido nicht verhaftet wird

Der selbsternannte Präsident Guaido wurde erst ins Ausland evakuiert, ist dann aber wieder nach Venezuela eingereist. Maduro hat ihn nicht verhaften lassen. Warum eigentlich nicht?

Der Kater hat es so kommentiert:

Die USA haben beschlossen, Juan in einem venezolanischen Gefängnis verrotten zu lassen, schieben ihn aktiv dahin und reiben sich die Hände: wenn Maduro ihn nur im Gefängnis verrotten lässt, dann wird Maduro ein echter Hiltler sein! Die Sache ist die, Maduro würde ihn gern verrotten lassen und das wäre das richtige Schicksal für diesen Juan, aber wenn Putin Maduro diesbezügliche Anweisungen zukommen lässt, wird alles anders verlaufen. Wie? Wie üblich – Guaido wird im freien Fall gelassen und er wird durch das Land tingeln wie ein Stück Scheiße im Wasserloch, ich meine wie ein Nawalny in Moskau, wird schreien “Wir sind die Macht!”, wird von einer Horde Idioten wie er selbst begleitet werden, zunächst einer großen Horde, die stetig kleiner werden wird und am Ende nur aus Jugendlichen bestehen wird, die nichts zu tun haben und die für ein paar Zigaretten hin und wieder mit Plakaten auf die Straße gehen und sich zur Macht im Lande erklären werden. So in etwa wird es ablaufen. Denn wenn Putin sich beratend einmischt, wird es genau so kommen. Und während Guaido lange und penetrant durch die Lande ziehen wird, wird Maduro auf Putins Ratschlag hin alle Verräter mit großem Geld oder Machtpositionen in die Gefängnisse stecken. Juan wird man draußen lassen, damit er durch das Land tingelt und die Aufmerksamkeit auf sich und von den wichtigen Prozessen weg lenkt.

Nicht ganz wörtliche, aber sehr sinngetreue Übersetzung von mir.

Das muss man sich in aller Ruhe zur Gemüte führen. Der Kater erklärt hier ein Spiel. Der Westen spielt in diesem Spiel den Bauern und greift damit den König an. Der Plan ist, dass der Bauer den König schlägt, oder aber dass der König den Bauern schlägt. Beides wäre gut für den Westen. Entweder wird der böse König gestürzt oder der böse König gibt sich der Weltöffentlichkeit als böser, böser König klar zu erkennen. Denn wer schlägt schon unschuldige kleine feindliche Bauern auf dem Schachbrett? Nur böse Könige, das ist jedem bekannt. Der Westen verleiht dem Bauern Gewicht, indem es ihn mit seiner geballten medialen Aufmerksamkeit überschüttet. Logik ist dabei Nebensache. Der Nawalny ist in einem Artikel der mächtige Herausforderer, vor dem Putin nachts erzittert, und gleich im nächsten Artikel ist Nawalny der bescheidene kleine Aktivist, der sich im aussichtslosen Kampf mutig der übermächtigen Staatsmaschinerie entgegenstellt.

Auf der anderen Seite des Spielbretts lässt sich Putin nicht auf dieses Spiel ein, sondern spielt es nach eigenen Regeln. Er entschärft den Bauern nur soweit wie nötig und lässt ihn im übrigen über das Spielbrett hoppeln und unternimmt auch nichts gegen die geballte mediale Aufmerksamkeit. Er nutzt die Zeit, um ihm Hintergrund, in aller Stille und Bescheidenheit, einen feindlichen Agenten nach dem anderen vom Brett zu nehmen. Die Fokussierung des Westens auf eine einzelne Bauernfigur nutzt Putin gezielt für sich aus. Dieser feindliche kleine Bauer ist ihm sehr teuer, Putin lässt ihm keinen Schaden zukommen, versteckt Nawalny immer wieder im Gefängnis (als der Westen ein sakrales Opfer brauchte und Nemzow erschossen wurde, befand sich Nawalny in der Sicherheit eines russischen Gefängnisses). Der Westen setzt sich mit seinem Schachzug und seiner Strategie selbst in die Falle und das soll bitte schön auch so bleiben.

Ob Putin Maduro dazu bringen wird, das Spiel nach Putins Regeln zu spielen, wird uns die Zukunft zeigen. Wir können nun sehen, welchen Nutzen das hätte. Guaido ist verbrauchtes Material und nicht umsonst haben ihn die USA in die Höhle des Löwen geschickt. Mit seiner Inhaftierung soll er noch einmal einen nützlichen Dienst erweisen, das versuchen die USA zu provozieren. Guaido hat es nicht geschafft, das venezolanische Militär auf seine Seite zu ziehen und hat auch sonst keine Erfolge vorzuweisen. Das macht ihn nutzlos für die USA und umso nützlicher für Maduro. Was kann einem besseres passieren, als ein impotenter Gegner, dem mit künstlich überfrachteter Medienpräsenz große virtuelle Bedeutung zugeschrieben wird (das auch noch auf Kosten des Feindes), so dass neben ihm kein Raum für das Auftauchen eines echten Gegners ist?

Ganz im Sinne der ausgebreiteten Betrachtungen wirft Maduro einen deutschen Agenten aus dem Land. Man muss wissen, dass der Botschafter im Ausland immer und per Definition ein Geheimdienstagent ist, an dem ein ganzes Netzwerk von Agenten und Informanten hängt. Maduro wird die feindlichen Netzwerke auch weiter ausmisten und es wird ihm vergleichsweise leicht fallen, so lange Guaido mit seinem Zirkus sämtliche Aufmerksamkeit auf sich zieht. Im Idealfall wird Maduro ganz böse Richtung Guaido schauen und ständig damit drohen, den bösen Juan einzubuchten und so tun als ob er es jetzt gleich tun werde. Es dann aber natürlich nicht tun. Sondern schauen, wer dem armen Juan helfend beigesprungen ist in der scheinbaren Notlage. Und sich Notizen machen. Und kurz darauf jemanden ins Gefängnis stecken oder des Landes verweisen. Während alle Welt nur über Guaido redet.

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